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daß er komme, viele Ausweichungen über die Gränzen der Wohlanständigkeit verhindern können.

Drittens, er würde hier, wo die Menschen am natürlichsten sich zeigen und die Gemüther am offensten find, eine reiche Gelegenheit finden, sein erstes und nothwendigstes Bedürfniß, Menschenkenntniß überhaupt und Kenntniß seis ner Leute zu sammeln, und die schon gesame melte zu benuşen, und ein Wort zu seiner Zeit ist nicht selten so viel werth, als cine ganze Predigt zu der ihrigen.

Biertens, mancher brave Prediger, dem es nicht gegeben ist, so ganz geistlich zu seyn, würde vor dem Kampf gegen die Versuchungen zum heimlichen Spielen und andern Dingen bewahrt bleiben, die dem Segen des Amtes gefährlicher werden könnten, als gesellschaftliche Spiele und Beluftigungen. Andere Nebenvortheile nicht zu erwähnen.

Aber freilich steht dem Ausspruch des freudigen Resultats von dem allen noch ein's im Wege, was bisher unberührt geblieben ist, daß wir nicht bloß Prediger einer menschlichen Moral, sondern auch Organe einer für göttlich und positiv gehaltenen Religionslehre seyn sollen.

Denn wenn es einmal mit der Reinigung ders selben ein Ende hat, wenn wir Lehrer einer rein

vernünftigen, demonstrativen Religion geworden find, wird es freilich einerlei seyn, in welchem Rocke und mit welcherlei Knöpfen darauf der Pres diger auf die Kanzel tritt, auch wie er den gestris 'gen Abend zugebracht hat. Die Wahrheit muß überzeugen, nicht des Pfarrherrn Rock und Tagesweise. Und wenn die Sakramente einmal blose Gebräuche ohne Kraft und Segen geworden sind, wird's wieder einerlei seyn, ob der Diener des Altars mit dem uneins größten Propheten fastet, oder mit dem größten, sey es auch unter Zöllnern und Sündern, ist und trinkt. Ja sogar ein unwürdiges und zweimal hinkendes Simile, das einst in der Polemik bei einer ähnlichen Controvers an gebracht wurde, daß doch auch ein Schuhmacher unchristlich leben und gleichwohl ein guter Schuhmacher seyn könne, wird alsdann wenigstens auf Einem Bein gerade stehn.

So lange aber noch die. Menschheit einer Religion bedarf oder zu bedürfen glaubt, die als ge= offenbart und positiv auf die Gemüther wirkt, fo lange die christliche, die wir lehren, als eine solche anerkannt wird, so lange ein großer Theil des Volks dem Prediger glauben muß, den es sieht, wenn es Gott glauben soll, den es nicht sieht, so lange scheint es nothwendig, daß der Prediger, als das Organ der Religion, mit einer gewissen Autorität müsse sprechen und handeln können. Und da er weder sich für einen göttlichen Gesandten ausgeben

darf, noch wie Moses Wasser aus den Felsen schlagen, oder wie Christus in Wein verwandeln kann, so muß er sich mit einer andern, von dem Volke willig anerkannten Autorität und Gewähr feiner Weihung begnügen, und sie zu behaupten * wissen. Nämlich er muß wirklich inwendig heiliger, und auswendig ehrwürdiger scheinen, als andere Menschen, und um kein Heuchler zu seyn, muß er sich bemühen, jenes zu werden. Die höhere Heiligkeit aber drückt sich, wenigstens nach der Meinung, in der möglichsten Enthaltung ́nicht nur von der Sünde selbst, sondern auch von allem demjenigen aus, was von ferneher zu ihr führen kann, obgleich die wahre Heiligkeit sich eigentlich am besten in der Nähe der Sünde bewährt, wie die Gemahlin des Seneschalls von Aquileia ihren heiligen Schlafgenoffen aus dem Walde zu belehren wußte. Die äußere Ehrwürdigkeit aber besteht in dem, was man in jedem Zeitalter dafür hålt, wären es auch nur aufgeschlagene Hüte zum schwarzen Gewand.

Nun ist aber, was die gesellschaftlichen Spiele und andere Belustigungen betrifft, nicht zu läugnen,

erstlich, daß viele derselben, und gerade die unschuldigsten, etwas haben, das nicht ehrwürdig aussieht, und einen tiefern Grad von Vertraulichkeit unter den Theilnehmenden voraussest, oder nothwendig nachzieht, als sich mit der Würde des geistlichen Amtes verträgt, 3. B. Blindemaus, Plumpsack, u. a.

3weis

Zweitens, nur selten in größern Gesellschaften, und in gemischten wohl nie ist der Pfarrer aller Mitglieder derselben so versichert, daß er gewiß seyn kann, daß die sittlich begons nene Belustigung nicht in Uebermaß ausschweifen, oder ein Einzelner wenigstens im frohen Muth sich etwas unschickliches erlauben werde zu sagen oder zu thun, wo alsdann der Pfar= rer, wenn er nicht durch Aufbruch beleidigen will, leicht in Verlegenheit kommen kann, entweder durch Stillschweigen die Unfitte scheinbar zu billigen, oder die Ermahnung des Apostels unnöthiger Weise in Anwendung zu bringen: ,,Predige das Wort, es sey zu rechter Zeit oder zur Unzeit."

Drittens, nicht einmal jeder Prediger ist sein selbst genug versichert, um gewiß zu seyn, daß er nicht bei den besten Vorsägen, mit de nen er in die fröhlichen Kreise tritt, etwas zu viel sagen oder thun werde, und daß nicht aus der anfänglich seltenen Theilnahme Ges wohnheit, und endlich ein Hang entstehen werde, der den Segen des Amtes vielfach einschränken könnte. Und gerade wer in diesem Punkt am wenigsten Herr über sich selbst ist, würde die evangelische Freiheit lustig zu seyn, und allerlei Gelegenheit sie in Ausübung zu bringen, am ersten und dftersten benugen. Liturg. Beiträge zc. Bd. VII.

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Nun sagt der Klosterbruder Bonafides:

wenn an das Gute,

das ich zu thun vermeine, gar zu nah gar etwas böses grånzt, so thu ich lieber das Gute nicht.

Und wenn er auch damit den Grundsaß einer zu ångstlichen Casuistik sollte ausgedrückt haben, fo erhellt doch unabhängig von ihm aus dem bisher Gesagten, wie sehr die moralische Feigheit des Predigers angesellschaftlichen Spielen und andern Be= lustigungen Theil zu nehmen durch die Klugheit des Pfarrers wieder müsse eingeschränkt werden, und es scheinen mir wenigstens diejenigen Geistlichen große Achtung zu verdienen, die Jedem seine unschuldigen Freuden gönnend und segnend, aber einverstanden mit dem Apostel: ich habe deß al les Macht, nur frommet nicht alles," aus eigener Achtung für die Heiligkeit ihres Amtes und aus Hingebung für die gute Sache desselben an gesellschaftlichen Spielen und andern Belustigungen so felten als möglich, und nur mit großer Vorsicht und Besonnenheit Antheil nehmen.

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