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Jene allgemeinen Bitten find durch falsche Unwendung einiger biblischen Gebetsvorschriften, und durch die Meinung, daß sie etwas nühen, d. i. daß sie auf die Determination des göttlichen Willens Einfluß haben, eingeführt worden.

Das beffere Zeitalter muß andere Gründe für fie haben, wenn sie sollen gerechtfertigt werden. Sie können aber fast einzig den Zweck haben, in dem Gemüthe des Betenden Intereffe für allgemei= nes Menschenwohl zu wecken und zu stårken.

Sey nun dieses Interesse für allgemeines Menschenwohl so wichtig als es will, so ist es doch nur ein Zweig unserer vielåstigen Moral, und fehlerhaft einen unverhältnißmäßig großen Theil des Ge bets demselben zu widmen.

Allein dies Interesse scheint mir nicht einmal sehr wichtig für den gemeinen Christen zu seyn. Liebe deinen Nächsten, als dich selbst. Sey dir und denen, mit welchen du in Verbindung lebst, und welche dir die Vorsehung aus der großen Menschheit entgegenführt, was du dir und ihnen seyn sollst, und bitte Gott, daß er dich zu einem guten Menschen machen, und deinen Ange= hörigen, Mitbürgern 2c. wohl thun, den Unglücklichen helfen möge 2c., und fühle im Gebet, daß Gott durch dich selbst deine Bitte erhören will, sobald er dich, in den Stand seht, gutes unter deinen Nebenmenschen zu wirken.

Das Interesse für die übrige große Menschheit kann uns, fast zu keiner andern Wirksamkeit be stimmen, als eben wieder für sie zu beten. Dies ist aber ein moralischer Zirkel. Ich bete für sie, um Intereffe für sie zu bekommen. Das Interesse. für sie determinirt mich für sie zu beten. Ohnehin ist diese ganze christliche Weltbürgerliebe, so sehr sie durch ihre Erhabenheit das Gemüth eines sehr ges bildeten und moralischen Menschen afficirt, für den gemeinen Menschen, für den Bauern auf seiner Scholle Ackers, auf der er von der ganzen Menschheit gleichsam abgeschnitten ist, etwas leeres, eben weil sie ihm zu erhaben ist.

Ein anderer moralischer Zweck der allgemeinen Bitten könnte zwar der seyn, dem Betenden den Werth der Güter und Gaben selber im höchsten Grade fühlbar und wichtig zu machen, indem er mit dem Pfarrer beten muß, daß Gott sie allen Menschen wolle zu Theil werden laffen. Allein dies scheint mir etwas winkelzügig und verkehrt. Soll die Behandlung des Zuhörers zweckmäßig und vernünftig, und das Benehmen des Predigers gegen ihn aufrichtig, und das Gebet wahres Gebet, nicht didaktischer Handwerksvortheil seyn, so müßte der Lehrer den Zuhörer zuerst im Vortrag über die Wohlthätigkeit der Religion, über den Werth der Tugend, des Friedens c. unterrichten und überzeu= gen, und erst alsdann, wenn er's zweckmäßig und nöthig findet, mit ihm beten, daß Gott diese ers

kannten Wohlthaten allen Menschen wolle zu Theil werden lassen.

Ich halte es daher für zweckmäßiger, mit dem Zuhörer immer in seiner Sphäre, die er selber übersicht, im Kreis feiner Familie, feines Gewerb verkehrs, seiner Gemeine, feines Vaterlandes zu bleiben, und nur seltener Blicke darüber hinaus zu thun. Gewiß mehr Wirkung selbst ins Allgemeine und Große wåre zu erwarten, wenn jede Christengemeine für sich beten, und dadurch den moralischen Segen des Gebets sich zuwenden wollte, als wenn alle für alle beten, und alle in ihrem Kreis unthåtiger bleiben, als sie seyn sollten.

II.

Gebete nach nach den Wochenpredigten, oder auch nach den Predigten an Sonntagen Nachmittags

1.

Gott, wir erscheinen vor dir, deine Kinder in deiner

väterlichen Nähe, und danken dir für die Liebe, mit der du dich unser aller erbarmest, für die Freu den, die du dem Glücklichen schenkest, für den Trost, womit du den Kummer der Leidenden besänftigest, danken dir für das theure werthe Wort, womit dein Sohn von dir gesendet die Verirrten und Gefallenen zurückruft, und ihrer Reue Vergebung, ihrer neuen Liebe neue Gnade zusichert. Ach, daß fie alle zu dir umkehren und in der Aussöhnung mit dir den Frieden wieder finden mögen, den ihre

Seele vermißt. Sende uns allen deinen guten Geist, daß er uns leite in deiner Wahrheit. Er heilige und erhalte uns in deiner Liebe; er befestige uns in dem Vertrauen auf dich, wenn Zweifel von Innen und Anfechtung von Aussen uns drohen, und wenn unerwartete Schicksale des Lebens unferm Herzen wehe thun. Am Ende begleite er uns mit seinem Trost ans Grab, mit dem siegenden Troste, daß wir durch den Tod ins Leben dringen, und ewig dein sind. Amen. 2. u. V.

2.

Gütiger, erbarmender Vater, unser ganzes Leben ist reich an Beweisen deiner Gåte; deine Führungen, auch wo unser kurzer Blick sie nicht mehr zu verfolgen im Stande ist, sind doch allemal väterlich und weise, und das Ziel, zu welchem du uns berufen hast, und leiten willst, ist groß und herrlich, unsers innigsten Dankes, unsers freudigften Hoffens, eines unermüdeten Ringens werth.

bewahre uns, daß unser Herz nie durch Undank, nie durch Verachtung oder Mißbrauch deiner Güte entweihet werde, sondern ein zufriedener, kindlicher, frommer Sinn dich für deine Wohlthaten ehre. Und wenn wir es gleichwohl oft mit Schmerzen fühlen, daß wir noch ferne von unserm Ziel, Pilger im Lande der Vergänglichkeit sind, wenn unvers meidliche Leiden unsere Stirne trüben, und wenn wir unter Widerwärtigkeiten seufzen, die unserer eigenen

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