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I.

Ideen zur Gebetstheorie. *)

1. Wir haben unsere Gebete und Predigten von

der alten Dogmatik gereiniget, reinige Gott auch unsern Stil von allem Schlendrian des Ausdrucks, von allem Hinůberdrehen ins Homiletische und Geistliche und Biblisch - Paulinische. Tausche der liebe Gott uns gegen diese fremde Zunftsprache un fere natürliche Sprache wieder ein, die wir verloren haben, damit wir beten können, wie die lieben Kinder zu ihrem lieben Vater, nicht wie steife Handwerksgenossen und Alt-Gesellen im geschwore. nen Gruß.

2. daß ich um reinen lebendigen Sinn und Trost in die Seele des gemeinen Christen hinein. beten zu können, zuerst aus ihr heraus zu beten. wüßte! Wie kann ich jenes ohne dieses?

*) Diesen Auffae Hebels glauben wir hier gleichfam als Einleitung seinen liturgischen Beiträgen vors anstellen zu müssen,

3. Dem gemeinen Christen muß, wenn überall, dann vorzüglich im Gebet, das mehr durch Anempfindung als durch Andacht, Werth und Kraft erhält, das Unsichtbare an das Sichtbare, das Zukünftige an das Gegenwärtige geknüpft, und gleich= sam` als auf seine Basis dufgetragen werden, und auch dem Gebildeten thuts wohl. Es ist uns allen natürlicher und gedeihlicher auf der Erde zu bleiben und nach dem Himmel hinauf zu schauen, als uns dem Himmel entgegen zu schrauben und ohne ihn zu erreichen, in der leeren kalten, wenn auch noch so reinen Luft zu schweben. Wir sind Pflanzen, die, - wir mögens uns gerne gestehen oder nicht, -mit den Wurzeln aus der Erde steigen müssen, um im Aether blühen und Früchte tragen zu können.

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4. Die Form der Fragen im Gebet, z. B. „Wie reich ist die Natur an Freuden für uns ?",,Wie viel Gutes empfangen wir von Menschen ?",,Wie viel können wir durch Anwendung unserer Kråfte uns selber seyn und geben ?" fordern Behutsamkeit. Bloß um der Abwechslung willen in der Construc= tion sollte es wohl nie geschehen, besonders in långern Reihen. An sich ists etwas sonderbares Gott Fragen vorzulegen, wenn wir nicht gestehen wollen, daß wir uns selber fragen, und also statt mit Gott wirklich mit uns selber reden, und also nicht mehr eigentlich beten, d. h. unsere Gedanken ic, an Gott richten, sondern an uns.

Wohl ist diese Form: halb Ausrufung, halb

Frage, die natürliche, um stärkere Gefühle, nicht alle, sondern vornåmlich Reue, Klage und freudiges Staunen kurz auszudrücken. Hieraus die Regeln:

a) Es werde kein Stoff in diese Form gedrückt, der nicht hinein taugt, am wenigsten kalte Reflexionen.

b) Sie werde nicht angebracht, auch wenn man den Stoff dazu hat, wenn der Compositeur nicht darauf rechnen kann, daß durch das Vorhergegangene schon die Zuhörer gerührt, und dasjenige schon dunkler oder heller in ihrer Seele vorhanden und gefühlt sey, wes durch die fragende Ausrufung laut wird, also nie. fogleich im Anfang des Gebets, sonst wird's ein tenendes Erz.

c) Nie viel fragende Ausrufungen hinter einan= der! Es ist pathologisch richtig, der Mensch, der wahre Empfindung ausdrückt, ist in dieser Form nie wortreich; in Büchern ist's Kunst.

3. B. es sey vorher in rührender Sprache von der Bestimmung des Menschen die Rede gewesen, und dann aus der freudig - schüchternen Brust die ausrufende Frage:,,Aber du Heiliger in deinem hohen Himmel, wie ferne 'find wir noch von diesem Ziel? Wie ferne aus eigener Schuld?" und dann ohne das halbe Duhend voll zu machen, unmittelbar

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wieder Gebet, und Gelübde ihm näher zu kommen und es zu erreichen; — so wird's gut seyn.

5. Eine kahle Hererzählung oder Wiedervor= zählung z. B. des Guten, was uns Gott schon gethan hat:,,du hast zc., du hast 2c., du hast zc." taugt eben so wenig. Diese Erinnerung gehört in die Anreden des Predigers an die Gemeine. Im Gebet wozu ?

6. Beten heißt eine unsichtbare Person als gegenwärtig denken, und im Vertrauen, daß fie's höre und theilnehmend darauf achte, mit ihr reden. Mehr nicht, aber dies alles gehört zum Gebet und macht also den Begriff davon aus. Gebet an Genien, Heilige, Verstorbene ist daher gedenkbar keine Sünde, aber Thorheit; Gebet an gegenwärtige Menschen ist undenkbar, eben weil sie sichtbar und gegenwärtig sind; Gebet an abwesende Menschen ist ebenfalls keine Sünde, aber Unfinn. Der aufgeklärte Christ kann nur zu Gott beten, denn Gott ist das einzige unsichtbare Wesen, das er gegenwärtig denken und im Vertrauen, daß es ihn höre ic. mit ihm reden kann.

Was darf man also beten? Der Einzelne alles, was er nach seiner Individualitåt mit einem Freund, Vater, Wohlthäter 2c. im Charakter der Gottheit gedacht reden kann. Der Beter für Viele, nur das, woran Alle Theil nehmen können.

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