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Geschichte

des

Appenzellischen Volkes.

Neu bearbeitet

von

Johann Caspar Bellweger,

Mitglied der schweizerischen und Ehrenmitglied der
bündnerischen geschichtforschenden Gesellschaft.

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Vorrede.

Sobald ein Volk Fortschritte in seinem geistigen Leben macht, vervielfältigen sich auch seine Verhältnisse. Es entwickeln sich Bedürfnisse, die früher unbekannt waren. In seiner Denkungsart, in seiner Lebensweise und in seinen Erwerbsquellen entsteht unter dem nämlichen Volke eine Verschiedenheit, deren Einfluß nothwendig auch, besonders in einer Demokratie, auf die Regierung übergehen und ein Schwanken hervor. bringen muß, das bald Fortschritte, bald Rückschritte zur Folge hat. Für den Geschichtschreiber wird es daher immer schwerer, ein treues Bild des geistigen Lebens einer solchen Zeit aufzustellen; besonders aber mehren sich die Schwierigkeiten für ihn, weil den geistigen Fortschritten kein Ziel ges steckt ist, das dieselben nicht überschreiten könnten; wie schwer wird es demnach für ihn, den Grad dieser Fortbildung zu bestimmen!

Wenn in dem Zeitraume, den diese Geschichte bisher be schrieben hat, unser ganzes Volk ungefähr auf der nåmlichen Bildungsstufe sich befand; wenn nur wenige von der Natur und den Umstånden vorzüglich begünstigte Månner sich auszeichneten, die Masse des Volkes aber sich auf die Viehzucht beschränkte und außer derselben keine einträglichere Erwerbsquelle kannte, als den Krieg; wenn die Sittlichkeit desselben weniger auf klarer Erkenntniß, als auf Regeln beruhte, die man ihm einprägte; wenn selbst seine Vaterlandsliebe zunächst aus dem Wunsche hervorging, dem eigenen Willen nach allen Richtungen freien Lauf zu lassen: so konnte es

nicht schwer sein, die Bildungsstufe eines solchen Volkes dem Leser klar zu machen.

Nun aber wird unsere Aufgabe verwickelter. Die Ent deckung einer neuen Welt und der Wechsel religiöser Begriffe führen Fortschritte herbei, die wir unsern Lesern zu bezeich nen haben. Aus beiden Ursachen entwickelten sich ganz neue Verhältnisse zwischen den verschiedenen Völkern. Der Handel mit America, wenn er auch nur von Spanien aus betrieben wurde, nåherte dieselben einander, und ihre engere Verbin dung blieb auch auf das Appenzellerland nicht ohne Einfluß; seine Leinwand wurde mehr gesucht, und dieser Erwerbszweig gewann bedeutende Erweiterung.

Die Reformation vermittelte ein anderes Band. Sie vereinigte die gleichgesinnten Völker gegen diejenigen, die einem andern Glauben huldigten. So brachte sie Massen von Mens schen von allen europäischen Nationen einander nahe, welche ihre Lage weit von einander entfernt hatte, und auch auf die Schweiz überhaupt, wie auf unser Land insbesondere, äußerten die entferntesten Siege, oder Niederlagen der bei den Parteien ihren Einfluß.

Diese veränderten Umstånde brachten auch in die Behand= lung dieser Geschichte in dem vorliegenden Theile eine Verschiedenheit, über die wir uns noch zu rechtfertigen haben.

Die Reformation war ein europäisches Ereigniß. Nach allen Seiten hin bewirkte sie ein Aufleben der geistigen Kråfte. Die Verfechter der alten Lehre, wie die Bekämpfer derselben, sahen sich genöthigt, in erweiterten Kenntnissen ihre Waffen zu suchen. Der Streit wurde überdieß mit einer Oeffentlich. keit geführt, die eine allgemeine Aufmerksamkeit aufregte und alle denkenden Menschen für Streitfragen, von denen ihr ewiges Heil ihnen abzuhangen schien, in Anspruch nahm. Wir konnten daher die Reformationsgeschichte nicht verein

zelt auffassen; unser Blick mußte sich auf die Umgebungen erweitern, da sich hier ein gegenseitiger Zusammenhang der Entwickelung darbietet, den wir nicht aus dem Auge vers lieren durften. Erst indem wir manches aus der Reformationsgeschichte der Schweiz und selbst des Auslandes erwähn, ten, konnten die Erscheinungen auf dem Boden unserer Geschichte klar werden; erst dadurch konnte das Gewebe aller mitwirkenden Ursachen und das ganze Spiel der gegenseitig einander bekämpfenden Kräfte für den Leser einige Deutlich feit gewinnen. Wir besorgen also keine Vorwürfe über diese Ausdehnung überhaupt, die wir unserer Darstellung gegeben haben; ob dabei stets das rechte Maß von uns getroffen worden, darüber wird der Leser entscheiden, jedenfalls aber nicht verkennen, daß wir wenigstens gesucht haben, dasselbe zu finden.

Die Geschichte der Reformation ist schon von sehr verschiedenen Gesichtspuncten aus bearbeitet worden. Die Einen traten als Gegner derselben auf; Andere schrieben zu ihrem Lobe, und noch Andere sagen so wenig darüber, daß man kaum bemerkt, wie man die Geschichte des Zeitraumes einer Reformation liest. Wir waren daher anfangs unschlüssig, wie wir diese Geschichte behandeln sollen, fanden aber bald, wir haben uns nur an die Grundsäge zu halten, die wir schon in den frühern Abtheilungen des Werks befolgt, indem wir stets die Geschichte der Thatsachen von derjenigen der Begriffe getrennt hatten.

Auch in Lucern haben wir, soweit unser Plan es føderte, sorgfältige Nachforschungen angestellt, um dadurch in den Stand gesezt zu werden, manche Thatsachen schon deßwegen unparteiischer darzustellen, weil wir die Handlungsart beider Parteien und oft auch die Beweggründe derselben kennen lernten. Die Unparteilichkeit suchten wir in der Wahrheit

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