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es nun, weil sie von Wein und Weibern ermattet war, oder sei es auch, weil sie ihre Mitwirkung für fruchtlos hielt, genug, sie hat sich bis zum letzten Augenblick dahingeschleppt zwischen ihren Rosen, Moschusdüften und Schäferspielen. Vien und einige Andere fühlten wohl, dass man sie zu jedem Preis daraus emporziehen müsse, aber sie wussten nicht, was man alsdann damit anfangen sollte. Lesueur, den der Lehrer David's sehr hochachtete, konnte keine neue Schule hervorbringen. Er musste Dessen wohl eingeständig sein. In eine Zeit geschleudert, wo auch alles geistige Königthum in die Gewalt eines Marat und eines Robespierre gerathen, war David in derselben Verlegenheit, wie jene Künstler. Wissen wir doch, dass er nach Rom ging, und dass er eben so Vanlooisch heimkehrte, wie er abgereist war. Erst später, als das griechisch-römische Alterthum gepredigt wurde, als Públicisten und Philosophen auf den Gedanken geriethen, man müsse zu den literarischen, socialen und politischen Formen der Alten zurückkehren, erst alsdann entfaltete sich sein Geist in all seiner angeborenen Kühnheit, und mit gewaltiger Hand zog er die Kunst aus der tändelnden, parfümierten Schäferei, worin sie versunken, und er erhob sie in die ernsten Regionen des antiken Heldenthums. Die Reaktion war unbarmherzig,

wie jede Reaktion, und David betrieb sie bis zum Äußersten. Es begann durch ihn ein Terrorismus auch in der Malerei."

Über David's Schaffen und Wirken ist Deutschland hinlänglich unterrichtet. Unsere französischen Gäste haben uns während der Kaiserzeit oft genug. von dem großen David unterhalten. Ebenfalls von seinen Schülern, die ihn, jeder in seiner Weise, fortgesetzt, von Gerard, Gros, Girodet und Guerin, haben wir vielfach reden hören. Weniger weiß man bei uns von einem andern Manne, dessen Name ebenfalls mit einem G anfängt, und welcher, wenn auch nicht der Stifter, doch der Eröffner einer neuen Malerschule in Frankreich. Das ist Gericault.

Von dieser neuen Malerschule habe ich in den vorstehenden Blättern unmittelbar Kunde gegeben. Indem ich die besten Stücke des Salon von 1831 beschrieben, lieferte ich auch zu gleicher Zeit eine Charakteristik der neuen Meister. Sener Salon war nach dem allgemeinen Urtheil der außerordentlichste, den Frankreich je geliefert, und er bleibt denkwürdig in den Annalen der Kunst. Die Gemälde, die ich einer Beschreibung würdigte, werden sich Jahrhunderte erhalten, und mein Wort ist vielleicht ein nüßlicher Beitrag zur Geschichte der Malerei.

Von jener unermesslichen Bedeutung des Salon von 1831 habe ich mich dieses Jahr vollauf überzeugen können, als die Säle des Louvre, welche während zwei Monat geschlossen waren, sich den ersten April wieder öffneten, und uns die neuesten Produkte der französischen Kunst entgegen grüßten. Wie gewöhnlich, hatte man die alten Gemälde, welche die Nationalgalerie bilden, durch spanische Wände verdeckt, und an letteren hingen die neuen Bilder, so dass zuweilen hinter den gothischen Abgeschmacktheiten eines neuromantischen Malers gar lieblich die mythologischen alt-italiänischen Meisterwerke hervorlauschten. Die ganze Ausstellung glich einem Codex palimpsestus, wo man sich über den neubarbarischen Text um so mehr ärgerte, wenn man wusste, welche griechische Götterpoesie damit übersudelt worden.

Wohl gegen viertehalbtausend Gemälde waren. ausgestellt, und es befand sich darunter fast kein einziges Meisterstück. War Das die Folge einer allzu großen Ermüdung nach einer allzu großen Aufregung? Beurkundete sich in der Kunst der National-Kazenjammer, den wir jet, nachdem der übertolle Freiheitsrausch verdampft, auch im politischen Leben der Franzosen bemerken? War die diesjährige Ausstellung nur ein buntes Gähnen, nur ein

farbiges Echo der diesjährigen Kammer? Wenn der Salon von 1831 noch von der Sonne des Julius durchglüht war, so tröpferte in dem Salon 1833 noch der trübe Regen des Junius. Die beiden gefeierten Helden des vorigen Salon, Delaroche und Robert, traten diesmal gar nicht in die Schranken, und die übrigen Maler, die ich früher gerühmt, gaben dies Jahr nichts Vorzügliches. Mit Ausnahme eines Bildes von Tony Johannot, einem Deutschen, hat kein einziges Gemälde dieses Salons mich gemüthlich angesprochen. Herr Scheffer gab wieder eine Margarethe, die von großen Fortschritten im Technischen zeugte, aber doch nicht Viel bedeutete. Es war dieselbe Idee, glühender gemalt und frostiger gedacht. Auch Horace Vernet gab wieder ein großes Bild, worauf jedoch nur schöne Einzelheiten. Decamps hat sich wohl über den Salon und sich selber lustig machen wollen, und er gab meistens Affenstücke; darunter ein ganz vortrefflicher Affe, der ein Historienbild malt. Das deutschchristlich lang herabhängende Haar desselben mahnte mich ergötzlich an überrheinische Freunde.

Am meisten besprochen und durch Lob und Widerspruch gefeiert wurde dieses Jahr Herr Ingres. Er gab zwei Stücke; das eine war das Porträt einer jungen Italiänerin, das andere war das

Porträt des Herrn Bertin l'ainé, eines alten Franzosen.

Wie Ludwig Philipp im Reiche der Politik, so war Herr Ingres dieses Jahr König im Reiche der Kunst. Wie Sener in den Tuilerien, so herrschte Dieser im Louvre. Der Charakter des Herrn Ingres ist ebenfalls Bustemilieu, er ist nämlich ein Sustemilien zwischen Mieris und Michelangelo. In seinen Gemälden findet man die heroische Kühnheit des Mieris und die feine Farbengebung des Michelangelo.

In demselben Maße, wie die Malerei in der diesjährigen Ausstellung wenig Begeisterung zu erregen vermochte, hat die Skulptur sich um so glänzender gezeigt, und sie lieferte Werke, worunter viele zu den höchsten Hoffnungen berechtigten und eins sogar mit den besten Erzeugnissen dieser Kunst wetteifern konnte. Es ist der Kain des Herrn Eter. Es ist eine Gruppe von symmetrischer, ja monumentaler Schönheit, voll antediluvianischem Charakter, und doch zugleich voller Zeitbedeutung. Kain mit Weib und Kind, schicksalergeben, gedankenlos brütend, eine Versteinerung trostloser Ruhe. Dieser Mann hat seinen Bruder getödtet in Folge eines Opferzwistes, eines Religionstreits. Ja, die Reli

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