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sobald er ans Ende der Leinwand anlangt, ist auch das Gemälde fertig. Welche Menge von kolossalen Schlachtstücken hat er in der jüngsten Zeit für Versailles geliefert! In der That, mit Ausnahme von Österreich und Preußen, besißt wohl kein deutscher Fürst so viele Soldaten, wie deren Horace Vernet schon gemalt hat! Wenn die fromme Sage wahr ist, dass am Tage der Auferstehung jeden Menschen auch seine Werke nach der Stätte des Gerichtes begleiten, so wird gewiss Horace Vernet am jüngsten Tage in Begleitung von einigen hunderttausend Mann Fußvolk und Kavallerie im Thale Josaphat anlangen. Wie furchtbar auch die Richter sein mögen, die dorten sizen werden, um die Lebenden und Todten zu richten, so glaube ich doch nicht, dass sie den Horace Vernet ob der Ungebührlichkeit, womit er Juda und Thamar behandelte, zum ewigen Feuer verdammen werden. Ich glaube es nicht. Denn erstens, das Gemälde ist so vortrefflich gemalt, dass man schon desshalb den Beklagten freisprechen müsste. Zweitens ist der Horace Vernet ein Genie, und dem Genie sind Dinge erlaubt, die den gewöhnlichen Sündern verboten sind. Und endlich, wer an der Spitze von einigen hunderttausend Soldaten anmarschiert kömmt, Dem wird ebenfalls Viel verziehen, selbst wenn er zufälligerweise kein Genie wäre.

Über die französische Bühne.

Vertraute Briefe an August Lewald.

(Geschrieben im Mai 1837, auf einem Dorfe bei Paris.)

Heine's Werke. Bd. X I.

9

Erster Brief.

Endlich, endlich erlaubte es die Witterung, Paris und den warmen Kamin zu verlassen, und die ersten Stunden, die ich auf dem Lande zubringe, sollen wieder dem geliebten Freunde gewidmet sein. Wie hübsch scheint mir die Sonne aufs Papier und vergoldet die Buchstaben, die Ihnen meine heitersten Grüße überbringen! Ja, der Winter flüchtet sich über die Berge, und hinter ihm drein flattern die neckischen Frühlingslüfte, gleich einer Schar leichtfertiger Grisetten, die einen verliebten Greis mit Spottgelächter, oder wohl gar mit Birkenreisern, verfolgen. Wie er keucht und ächzt, der weißhaarige Geck! Wie ihn die jungen Mädchen unerbittlich vor sich hintreiben! Wie die bunten Busenbänder knistern und glänzen! Hie und da fällt eine Schleife ins Gras! Die Veilchen schauen neugierig hervor, und mit ängstlicher Wonne betrachten sie die heitere

Hetjagd. Der Alte ist endlich ganz in die Flucht geschlagen, und die Nachtigallen singen ein Triumphlied. Sie singen so schön und so frisch! Endlich können wir die große Oper mitsammt Meyerbeer und Duprez entbehren. Nourrit entbehren wir schon längst. Jeder in dieser Welt ist am Ende entbehrlich, ausgenommen etwa die Sonne und ich. Denn ohne diese Beiden kann ich mir keinen Frühling denken, und auch keine Frühlingslüfte und keine Grijetten und keine deutsche Literatur!... Die ganze Welt wäre ein gähnendes Nichts, der Schatten einer Null, der Traum eines Flohs, ein Gedicht von Karl Streckfuß!

Ja, es ist Frühling und ich kann endlich die Unterjacke ausziehn. Die kleinen Jungen haben so= gar ihre Röckchen ausgezogen und springen in Hemdärmeln um den großen Baum, der neben der kleinen Dorfkirche steht und als Glockenthurm dient. Sezt ist der Baum ganz mit Blüthen bedeckt, und sieht aus wie ein alter gepuderter Großvater, der ruhig und lächelnd in der Mitte der blonden Enkel steht, die lustig um ihn herumtanzen. Manchmal überschüttet er sie neckend mit seinen weißen Flocken. Aber dann jauchzen die Knaben um so brausender. Streng ist es untersagt, bei Prügelstrafe untersagt, an dem Glockenstrang zu ziehen. Doch der große

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