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sorgfältige Toilette und sein geschniegeltes Wesen. In der That, sein Äußeres war immer schmuck und blank, wie das Beil einer Guillotine; aber auch sein Inneres, sein Herz, war uneigennüßig, unbestechbar und konsequent, wie das Beil einer Guillotine. Diese unerbittliche Strenge war jedoch nicht Gefühllosigkeit, sondern Tugend, gleich der Tugend des Junius Brutus, die unser Herz verdammt und die unsere Vernunft mit Entseßen bewundert. Robespierre hatte sogar eine besondere Vorliebe für Desmoulins, seinen Schulkameraden, den er hinrichten ließ, als dieser Fanfaron de la liberté eine unzeitige Mäßigung predigte und staatsgefährliche Schwächen beförderte. Während Camille's Blut auf der Grève floss, flossen vielleicht in einsamer Kammer die Thränen des Maximilian. Dies soll keine banale Redensart sein. Unlängst sagte mir ein Freund, dass ihm Bourdon de Loïse erzählt habe, er sei einst in das Arbeitszimmer des Comité du Salut public gekommen, als dort Robespierre ganz allein, in sich selbst versunken, über seinen Akten saß und bitterlich weinte.

Ich übergehe die übrigen, noch minder bedeutenden Gemälde von Horace Vernet, dem vielseitigen Maler, der Alles malt, Heiligenbilder, Schlachten,

Still-Leben, Bestien, Landschaften, Porträte, Alles flüchtig, fast pamphletartig. Ich wende mich zu

Delacroix,

der ein Bild geliefert, vor welchem ich immer einen großen Volkshaufen stehen sah, und das ich also zu denjenigen Gemälden zähle, denen die meiste Aufmerksamkeit zu Theil worden. Die Heiligkeit des Sujets erlaubt keine strenge Kritik des Kolorits, welche vielleicht misslich ausfallen könnte. Aber troz etwaniger Kunstmängel athmet in dem Bilde ein großer Gedanke, der uns wunderbar entgegenweht. Eine Volksgruppe während den Juliustagen ist dar gestellt, und in der Mitte, beinahe wie eine allegorische Figur, ragt hervor ein jugendliches Weib, mit einer rothen phrygischen Müße auf dem Haupte, eine Flinte in der einen Hand, und in der andern eine dreifarbige Fahne. Sie schreitet dahin über Leichen, zum Kampfe auffordernd, entblößt bis zur Hüfte, ein schöner, ungestümer Leib, das Gesicht ein kühnes Profil, frecher Schmerz in den Zügen, eine seltsame Mischung von Phryne, Poissarde und Freiheitsgöttin. Dass sie eigentlich Lettere bedeuten solle, ist nicht ganz bestimmt ausgedrückt, diese Figur scheint vielmehr die wilde Volkskraft, die eine fatale

Bürde abwirft, darzustellen. Ich kann nicht umhin zu gestehen, diese Figur erinnert mich an jene peripatetischen Philosophinnen, an jene Schnell-Läuferinnen der Liebe oder Schnell-Liebende, die des Abends auf den Boulevards umherschwärmen; ich gestehe, dass der kleine Schornsteincupido, der, mit einer Pistole in jeder Hand, neben dieser Gaffen-Venus steht, vielleicht nicht allein von Russ beschmugt ist; dass der Pantheonskandidat, der todt am Boden liegt, vielleicht den Abend vorher mit Kontremarken des Theaters gehandelt; dass der Held, der mit seinem Schießgewehr hinstürmt, in seinem Gesichte die Galere und in seinem hässlichen Rock gewiss noch den Duft des Assisenhofes trägt; — aber Das ist es eben, ein großer Gedanke hat diese gemeinen Leute, diese crapule, geadelt und geheiligt und die entschlafene Würde in ihrer Seele wieder aufgeweckt.

Heilige Julitage von Paris! ihr werdet ewig Zeugnis geben von dem Uradel der Menschen, dernie ganz zerstört werden kann. Wer euch erlebt hat, Der jammert nicht mehr auf den alten Gräbern, sondern freudig glaubt er jetzt an die Auferstehung der Völker. Heilige Julitage! wie schön war die Sonne und wie groß war das Volk von Paris! Die Götter im Himmel, die dem großen Kampfe zusahen, jauchzten vor Bewunderung, und sie wärent

gerne aufgestanden von ihren goldenen Stühlen und wären gerne zur Erde herabgestiegen, um Bürger zu werden von Paris!*) Aber neidisch, ängstlich, wie sie sind, fürchteten sie am Ende, dass die Menschen zu hoch und zu herrlich emporblühen möchten, und durch ihre willigen Priester suchten sie „das Glänzende zu schwärzen und das Erhabne in den Staub zu ziehn,“ und sie stifteten die belgische Rebellion, das de Potter'sche Viehstück. Es ist dafür gesorgt, dass die Freiheitsbäume nicht in den Himmel hineinwachsen.

Auf keinem von allen Gemälden des Salons ist so sehr die Farbe eingeschlagen, wie auf Delacroix' Julirevolution. Indessen, eben diese Abwesenheit von Firnis und Schimmer, dabei der Pulverdampf und Staub, der die Figuren wie graues Spinnweb bedeckt, das sonnengetrocknete Kolorit, das gleichsam nach einem Wassertropfen lechzt, alles Dieses giebt dem Bilde eine Wahrheit, eine Wesenheit, eine Ursprünglichkeit, und man ahnt darin die wirkliche Physiognomie der Julitage**).

*) Der Schluss dieses Absatzes fehlt in der neuesten französischen Ausgabe. Der Herausgeber.

**) Die nachfolgenden Abfäße bis zu der Überschrift „Decamps" fehlen in den französischen Ausgaben.

Der Herausgeber.

Unter den Beschauern waren so Manche, die damals entweder mitgestritten oder doch wenigstens zugesehen hatten, und Diese konnten das Bild nicht genug rühmen. Matin," rief ein Epicier, „diese Gamins haben sich wie Riesen geschlagen!" Eine junge Dame meinte, auf dem Bilde fehle der polytechnische Schüler, wie man ihn sehe auf allen andern Darstellungen der Julirevolution, deren sehr viele, über vierzig Gemälde, ausgestellt waren. [Ein elsassischer Korporal sprach auf Deutsch zu seinem Kameraden: „Was ist doch die Malerei eine große Künstlichkeit! Wie treu ist das Alles abgebildet! Wie natürlich gemalt ist der Todte, der dort auf der Erde liegt! Man sollte drauf schwören, er lebt!"]

„Papa!" rief eine kleine Karlistin, „wer ist die schmutzige Frau mit der rothen Müze ?" *) Nun freilich,“ spöttelte der noble Papa mit einem

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*) Der Anfang dieses Absatzes lautet in der ältesten Fassung: „Papa!" rief eine kleine Karlistin, „wer ist die hässliche Frau mit der rothen Mütze?“ „Nun, so gar hässlich ist sie nicht," spöttelte der noble Papa mit einem süßlich zerquetschten Lächeln; „sie sieht aus wie die schönste von den sieben Todsünden.“ Und sie ist so schmutzig," bemerkte die Kleine. „Nun freilich, liebes Kind, zc.“ Der Herausgeber.

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