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und die Wonne des Morgenlandes ist, und gewiss als der wahre Schöpfer von Robert-le-Diable und den Hugenotten betrachtet und bewundert werden muss! Nein, so etwas Herrliches hat kein Gouin komponiert! Bei aller Verehrung für den hohen Genius, wollen freilich zuweilen bedenkliche Zweifel in mir aufsteigen in Betreff der Unsterblichkeit dieser Meisterwerke nach dem Ableben des Meisters, aber in meiner Unterredung mit Spontini gab ich mir doch die Miene, als sei ich überzeugt von ihrer Fortdauer nach dem Tode, und um den boshaften Italiäner zu ärgern, machte ich ihm im Vertrauen eine Mittheilung, woraus er ersehen konnte, wie weitsichtig Meyerbeer für das Gedeihen seiner Geisteskinder bis über das Grab hinaus gesorgt hat. Diese Fürsorge, sagte ich, ist ein psychologischer Beweis, dass nicht Herr Gouin, sondern der große Giacomo der wirkliche Vater sei. Derselbe hat nämlich in seinem Testament zu Gunsten seiner musikalischen Geisteskinder gleichsam ein Fideikommiss gestiftet, indem er jedem ein Kapital vermachte, dessen Zinsen dazu bestimmt sind, die Zukunft der armen Waisen zu sichern, so dass auch nach dem Hinscheiden des Herrn Vaters die gehörigen Popularitätsausgaben, der eventuelle Aufwand von Flitterstaat, Klaque, Zeitungslob u. s. w., bestritten

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werden können. Selbst für das noch ungeborne Prophetchen soll der zärtliche Erzeuger die Summe von 150,000 Thaler Preußisch Kourant ausgesetzt ha= ben. Wahrlich, noch nie ist ein Prophet mit einem so großen Vermögen zur Welt gekommen; der Zimmermannssohn von Bethlehem und der Kameltreiber von Mekka waren nicht so begütert. Robert-leDiable und die Hugenotten sollen minder reichlich dotiert sein; sie können vielleicht auch einige Zeit vom eignen Fette zehren, so lange für Dekorationspracht und üppige Ballettbeine gesorgt ist; später werden sie Zulage bedürfen. Für den Crociato" dürfte die Dotation nicht so glänzend ausfallen; mit Recht zeigt sich hier der Vater ein bisschen knickerig, und er klagt, der lockere Fant habe ihm einst in Italien zu Biel gekostet; er sei ein Verschwender. Desto großmüthiger bedenkt Meyerbeer seine unglückliche durchgefallene Tochter Emma de Rosburgo;" sie soll jährlich in der Presse wieder aufgeboten werden, sie soll eine neue Ausstattung bekommen, und erscheint in einer Prachtausgabe von Satin-Velin; für verkrüppelte Wechselbälge schlägt immer am treuesten das liebende Herz der Eltern. Solcherweise sind alle Meyerbeer'schen Geisteskinder gut versorgt, ihre Zukunft ist verassekuriert für alle Zeiten.

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Der Hass verblendet selbst die Klügsten, und es ist kein Wunder, dass ein leidenschaftlicher Narr, wie Spontini, meine Worte nicht ganz bezweifelte.

Er rief aus: „O! er ist Alles fähig! Unglückliche Zeit! Unglückliche Welt!"

Ich schließe hier, da ich ohnehin heute sehr tragisch gestimmt bin und trübe Todesgedanken über meinen Geist ihre Schatten werfen. Heute hat man meinen armen Sakoski begraben, den berühmten Lederkünstler

denn die Benennung Schuster ist zu gering für einen Sakoski. Alle Marchands bottiers und Fabricants de chaussures von Paris folgten seiner Leiche. Er ward achtundachtzig Jahre alt, und starb an einer Indigestion. Er lebte weise und glücklich. Wenig bekümmerte er sich um die Köpfe, aber desto mehr um die Füße seiner Zeitgenossen. Möge die Erde dich eben so wenig drücken, wie mich deine Stiefel!

Musikalische Saison von 1841.

Paris, den 20. April 1841.

Der diesjährige Salon offenbarte nur eine buntgefärbte Ohnmacht. Fast sollte man meinen, mit dem Wiederaufblühen der bildenden Künfte habe es bei uns ein Ende; es war kein neuer Frühling, sondern ein leidiger Alteweibersommer. Einen freudigen Aufschwung nahm die Malerei und die Skulptur, sogar die Architektur, bald nach der Suliusrevolution; aber die Schwingen waren nur äußerlich angeheftet, und auf den forcierten Flug folgte der kläglichste Sturz. Nur die junge Schwesterkunft, die Musik, hatte sich mit ursprünglicher, eigenthümlicher Kraft erhoben. Hat sie schon ihren Lichtgipfel erreicht? Wird sie sich lange darauf behaupten? Oder wird sie schnell wieder herabsinken? Das sind Fragen, die nur ein späteres Geschlecht beantworten

kann. Jedenfalls hat es aber den Anschein, als ob in den Annalen der Kunst unsre heutige Gegenwart vorzugsweise als das Zeitalter der Musik eingezeichnet werden dürfte. Mit der allmählichen Vergeistigung des Menschengeschlechts halten auch die Künste ebenmäßig Schritt. In der frühesten Periode musste nothwendigerweise die Architektur alleinig hervortreten, die unbewusste rohe Größe massenhaft verherrlichend, wie wir's z. B. sehen bei den Ägyptern. Späterhin erblicken wir bei den Griechen die Blüthezeit der Bildhauerkunst, und diese bekundet schon eine äußere Bewältigung der Materie; der Geist meißelte eine ahnende Sinnigkeit in den Stein. Aber der Geist fand dennoch den Stein viel zu hart für seine steigenden Offenbarungsbedürfnisse, und er wählte die Farbe, den bunten Schatten, um eine verklärte und dämmernde Welt des Liebens und Leidens darzustellen. Da entstand die große Periode der Malerei, die am Ende des Mittelalters sich glänzend entfaltete. Mit der Ausbildung des Bewusstseinlebens schwindet bei den Menschen alle plastische Begabnis, am Ende erlischt sogar der Farbensinn, der doch immer an bestimmte Zeichnung gebunden ist, und die gesteigerte Spiritualität, das abstrakte Gedankenthum, greift nach Klängen und Tönen, um eine lallende überschwänglichkeit auszu

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