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süßlich zerquetschten Lächeln, nun freilich, liebes Kind, mit der Reinheit der Lilien hat sie Nichts zu schaffen. Es ist die Freiheitsgöttin.“

„Papa, sie hat auch nicht einmal ein Hemd an." „Eine wahre Freiheitsgöttin, liebes Kind, hat gewöhnlich kein Hemd, und ist daher sehr erbittert auf alle Leute, die weiße Wäsche tragen.“

Bei diesen Worten zupfte der Mann seine Manschetten etwas tiefer über die langen müßigen Hände, und sagte zu seinem Nachbar: „Eminenz! wenn es den Republikanern heut an der Pforte Saint-Denis gelingt, dass eine alte Frau von den Nationalgarden todtgeschossen wird, dann tragen sie die heilige Leiche auf den Boulevards herum, und das Volk wird rasend, und wir haben dann eine neue Revolution."-Tant mieux!" flüsterte die Eminenz, ein hagerer, zugeknöpfter Mensch, der sich in weltliche Tracht vermummt, wie jezt von allen Priestern in Paris geschieht, aus Furcht vor öffentlicher Verhöhnung, vielleicht auch des bösen Gewissens halber; tant mieux, Marquis! wenn nur recht viele Greuel geschehen, damit das Maß wieder voll wird! Die Revolution verschluckt dann wieder ihre eignen Anstifter, besonders jene eitlen Bankiers, die sich, Gottlob! jezt schon ruiniert haben."

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"Ja, Eminenz, sie wollten uns à tout prix

Heine's Werke. Bd. XI.

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vernichten, weil wir sie nicht in unsere Salons aufgenommen; Das ist das Geheimnis der Julirevolution, und da wurde Geld vertheilt an die Vorstädter, und die Arbeiter wurden von den Fabrikherrn entlassen, und Weinwirthe wurden bezahlt, die umsonst Wein schenkten und noch Pulver hineinmischten, um den Pöbel zu erhißcn, et du reste, c'était le soleil!"

Der Marquis hat vielleicht Recht: es war die Sonne. Zumal im Monat Juli hat die Sonne immer am gewaltigsten mit ihren Strahlen die Herzen der Pariser entflammt, wenn die Freiheit bedroht war, und sonnentrunken erhob sich dann das Volk von Paris gegen die morschen Bastillen und Ordonnanzen der Knechtschaft. Sonne und Stadt verstehen sich wunderbar, und sie lieben sich. Ehe die Sonne des Abends ins Meer hinabsteigt, verweilt ihr Blick noch lange mit Wohlgefallen auf der schönen Stadt Paris, und mit ihren lezten Strahlen küsst sie die dreifarbigen Fahnen auf den Thürmen der schönen Stadt Paris. Mit Recht hatte ein französischer Dichter*) den Vorschlag ge= macht, das Sulifest durch eine symbolische Vermäh

„Mit Recht hatte Barthelemy, einer der tapfersten Dichter Frankreichs" 2c. steht in dem ältesten Abdruck. Der Herausgeber.

lung zu feiern, und wie einst der Doge von Venedig jährlich den goldenen Bucentauro bestiegen, um die herrschende Venezia mit dem adriatischen Meere zu vermählen, so solle alljährlich auf dem Bastillenplaze die Stadt Paris sich vermählen mit der Sonne, dem großen, flammenden Glücksstern ihrer Freiheit. Casimir Perier hat diesen Vorschlag nicht goutiert, er fürchtet den Polterabend einer solchen Hochzeit, er fürchtet die allzustarke Hize einer solchen Ehe, und er bewilligt der Stadt Paris höchstens eine morganatische Verbindung mit der Sonne.

Doch ich vergesse, dass ich nur Berichterstatter einer Ausstellung bin. Als Solcher gelange ich jetzt zur Erwähnung eines Malers, der, indem er die allgemeine Aufmerksamkeit erregte, zu gleicher Zeit mich selber so sehr ansprach, dass seine Bilder mir nur wie ein buntes Echo der eignen Herzensstimme erschienen, oder vielmehr, dass die wahlverwandten Farbentöne in meinem Herzen wunderbar wiederflangen.

Decamps

heißt der Maler, der solchen Zauber auf mich ausübte. Leider habe ich eins seiner besten Werke, das Hundehospital, gar nicht gesehen. Es war schon fortgenommen, als ich die Ausstellung besuchte.

Einige andere gute Stücke von ihm entgingen mir, weil ich sie aus der großen Menge nicht herausfinden konnte, che sie ebenfalls fortgenommen wurden. Ich erkannte aber gleich von selbst, dass Decamps ein großer Maler sei, als ich zuerst ein kleines Bild von ihm sah, dessen Kolorit und Einfachheit mich seltsam frappierten. Es stellte nur ein türkisches Gebäude vor, weiß und hochgebaut, hie und da eine kleine Fensterluke, wo ein Türkengesicht hervorlauscht, unten ein stilles Wasser, worin sich die Kreidewände mit ihren röthlichen Schatten abspiegeln, wunderbar ruhig. Nachher erfuhr ich, dass Decamps selbst in der Türkei gewesen, und dass es nicht bloß sein originelles Kolorit war, was mich so sehr frappiert, sondern auch die Wahrheit, die sich mit getreuen und bescheidenen Farben in seinen Bildern des Orients ausspricht. Dieses ge= schicht ganz besonders in seiner „Patrouille." In diesem Gemälde erblicken wir den großen HadjiBei, Oberhaupt der Polizei zu Smyrna, der mit seinen Myrmidonen durch diese Stadt die Runde macht. Er sitt schwammbauchig hoch zu Ross, in aller Majestät seiner Insolenz, ein beleidigend arrogantes, unwissend stockfinsteres Gesicht, das von einem weißen Turban überschildet wird; in den Händen hält er das Scepter des absoluten Basto='

nadenthums, und neben ihm, zu Fuß, laufen neun getreue Vollstrecker seines Willens quand même, hastige Kreaturen mit kurzen magern Beinen und fast thierischen Gesichtern, kaßenhaft, ziegenböcklich, äffisch, ja, eins derselben bildet eine Mosaik von Hundeschnauze, Schweinsaugen, Eselsohren, Kalbslächeln und Hasenangst. In den Händen tragen sie nachlässig Waffen, Piken, Flinten, die Kolben nach oben, auch Werkzeuge der Gerechtigkeitspflege, nämlich einen Spieß und ein Bündel Bambusstöckc. Da die Häuser, an denen der Zug vorbeikommt, kalkweiß sind und der Boden lehmig gelb ist, so macht es fast den Effekt eines chinesischen Schattenspiels, wenn man die dunkeln pußigen Figuren längs dem hellen Hintergrund und über einen hellen Vorgrund dahineilen sieht. Es ist lichte Abenddämmerung, und die seltsamen Schatten der magern Menschen- und Pferdebeine verstärken die barock magische Wirkung. Auch rennen die Kerls mit so drolligen Kapriolen, mit so unerhörten Sprüngen, auch das Pferd wirft die Beine so närrisch geschwinde, dass es halb auf dem Bauch zu kriechen und halb zu fliegen scheint - und das Alles haben einige hiesige Kritiker am meisten getadelt und als Unnatürlichkeit und Karikatur verworfen.

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