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fangen. Der Saal der italiänischen Oper schien der Vorhof des Himmels; dort schluchzten heilige Nachtigallen und flossen die fashionabelsten Thränen. Auch die France musicale" gab in ihren Koncerten. den größten Theil des Stabat, und, wie sich von selbst versteht, mit ungeheurem Beifall. In diesen Koncerten hörten wir auch den Paulus des Herrn Felix Mendelssohn-Bartholdy, der durch diese Nachbarschaft eben unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nahm und die Vergleichung mit Rossini von selber hervorrief. Bei dem großen Publikum gereichte diese Vergleichung keineswegs zum Vortheil unseres jungen Landsmannes; es ist auch, als vergliche man die Apenninen Staliens mit dem Templower Berg bei Berlin. Aber der Templower Berg hat darum nicht weniger Verdienste, und den Respekt der großen Menge erwirbt er sich schon dadurch, dass er ein Kreuz auf seinem Gipfel trägt. „Unter diesem Zeichen wirst du siegen.“ Freilich nicht in Frankreich, dem Lande der Ungläubigkeit, wo Herr Mendelssohn immer Fiasko gemacht hat. Er war das geopferte Lamm der Saison, während Rossini der musikalische Löwe war, dessen süßes Gebrüll noch immer forttönt. Es heißt hier, Herr Felix Mendelssohn werde dieser Tage persönlich nach Paris kommen. So Viel ist gewiss, durch hohe Verwendung und diplo

matische Bemühungen ist Herr Leon Pillet dahin gebracht worden, ein Libretto von Herrn Scribe anfertigen zu lassen, das Herr Mendelssohn für die große Oper komponieren soll. Wird unser junger Landsmann sich diesem Geschäft mit Glück unterziehen? Ich weiß nicht. Seine künstlerische Begabnis ist gross; doch hat sie sehr bedenkliche Grenzen und Lücken. Ich finde in talentlicher Beziehung eine große Ähnlichkeit zwischen Herrn Felix Mendelssohn und der Mademoiselle Rachel Felix, der tragischen Künstlerin. Eigenthümlich ist Beiden ein großer, strenger, sehr ernsthafter Ernst, ein entschiedenes, beinahe zudringliches Anlehnen an klassische Muster, die feinste, geistreichste Berechnung, Verstandesschärfe, und endlich der gänzliche Mangel an Naivetät. Giebt es aber in der Kunst eine geniale Ursprünglichkeit ohne Naivetät? Bis jetzt ist dieser Fall noch nicht vorgekommen.

Musikalische Saison von 1843.

Erster Bericht.

Paris, den 20. März 1843.

Die Langeweile, welche die klassische Tragödie der Franzosen ausdünstet, hat Niemand besser begriffen, als jene gute Bürgersfrau unter Ludwig XV., die zu ihren Kindern sagte: „Beneidet nicht den Adel und verzeiht ihm seinen Hochmuth, er muss ja doch als Strafe des Himmels jeden Abend im Theâtre français sich zu Tode langweilen." Das alte Regime hat aufgehört, und das Scepter ist in die Hände der Bourgeoisie gerathen; aber diese neuen Herrscher müssen ebenfalls sehr viele Sünden abzubüßen haben, und der Unmuth der Götter trifft sie noch unleidlicher als ihre Vorgänger im Reiche; denn nicht bloß, dass ihnen Mademoiselle Rachel die moderige Hefe des antiken Schlaftrunks jeden

Abend kredenzt, müssen sie jetzt sogar den Abhub unsrer romantischen Küche, versificiertes Sauerkraut, die „Burggrafen“ von Victor Hugo, verschlucken! Ich will kein Wort verlieren über den Werth dieses unverdaulichen Machwerks, das mit allen möglicher Prätensionen auftritt, namentlich mit historischen, obgleich alles Wissen Victor Hugo's über Zeit und Ort, wo sein Stück spielt, lediglich aus der französischen Übersetzung von Schreiber's „Handbuch für Rheinreisende" geschöpft ist. Hat der Mann, der vor einem Jahre in öffentlicher Akademie zu sagen wagte, dass es mit dem deutschen Genius ein Ende habe (la pensée allemande est rentrée dans l'ombre), hat dieser größte Adler der Dichtkunst diesmal wirklich die Zeitgenossenschaft so allmächtig überflügelt? Wahrlich keineswegs. Sein Werk zeugt weder von poetischer Fülle noch Harmonie, weder von Begeisterung noch Geistesfreiheit, es enthält keinen Funken Genialität, sondern Nichts als gespreizte Unnatur und bunte Deklamation. Eckige Holzfiguren, überladen mit geschmacklosem Flitterstaat, bewegt durch sichtbare Drähte, ein unheimliches Puppenspiel, eine grasse, krampfhafte Nachäffung des Lebens; durch und durch erlogene Leidenschaft. Nichts ist mir fataler als diese Hugo'sche Leidenschaft, die sich so glühend gebärdet, äußer

lich so prächtig auflodert, und doch inwendig fo armselig nüchtern und frostig ist. Diese kalte Passsion, die uns in so flammenden Redensarten aufgetischt wird, erinnert mich immer an das gebratene Eis, das die Chinesen so künstlich zu bereiten wissen, indem sie kleine Stückchen Gefrorenes, eingewickelt in einen dünnen Teig, einige Minuten übers Feuer halten; ein antithetischer Leckerbissen, den man schnell verschlucken muss, und wobei man Lippe und Zunge [an der heißen Rinde] verbrennt, den Magen aber erfältet.

Aber die herrschende Bourgeoisie muss ihrer Sünden wegen nicht bloß alte klassische Tragödien und Trilogien, die nicht klassisch sind, ausstehen, sondern die himmlischen Mächte haben ihr einen noch schauderhaftern Kunstgenuss beschert, nämlich jenes Pianoforte, dem man jest nirgends mehr ausweichen kann, das man in allen Häusern erklingen hört, in jeder Gesellschaft, Tag und Nacht. Ja, Pianoforte heißt das Marterinstrument, womit die jezige vornehme Gesellschaft noch ganz besonders torquiert und gezüchtigt wird für alle ihre Usurpationen. Wenn nur nicht der Unschuldige mit leiden müsste! Diese ewige Klavierspielerei ist nicht mehr zu ertragen! (Ach! meine Wandnachbarinnen, junge Töchter Albion's, spielen in diesem Augenblick ein

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