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heuerlichsten Vegetationen und Thiergattungen Hindostans oder Afrikas zum Vorschein kommen; man meint, jetzt müssten auch Riesenpalmen, umrankt von tausendblumigen Lianen, emporschießen; - und man würde sich nicht wundern, wenn plöglich ein Leopard, oder eine Giraffe, oder sogar ein Rudel Elephantenkälber über die Scene liefen. Wir hören mit großem Vergnügen, dass diese Sängerin wieder auf dem Wege nach Paris ist.

Während die Académie de musique aufs jammervollste darniederlag, und die Italiäner sich ebenfalls betrübsam hinschleppten, erhob sich die dritte lyrische Scene, die Opera-comique, zu ihrer fröhlichsten Höhe. Hier überflügelte ein Erfolg den andern, und die Kasse hatte immer einen guten Klang. Ja, es wurde noch mehr Geld als Lorberen eingeerntet, was gewiss für die Direktion kein Unglück gewesen. Die Texte der neuen Opern, die sie gab, waren immer von Scribe, dem Manne, der einst das große Wort aussprach: „Das Gold ist eine Chimäre!" und der dennoch dieser Chimäre beständig nachläuft. Er ist der Mann des Geldes, des klingenden Realismus, der sich nie versteigt in die Romantik einer unfruchtbaren Wolkenwelt, und sich festklammert an der irdischen Wirklichkeit der Vernunftheirath, des industriellen Bürgerthums und

der Tantième. Einen ungeheuren Beifall findet Scribe's neue Oper: „Die Sirene," wozu Auber die Musik geschrieben. Autor und Komponist passen ganz für einander; sie haben den raffiniertesten Sinn für das Interessante, sie wissen uns angenehm zu unterhalten, sie entzücken und blenden uns sogar durch die glänzenden Facetten ihres Esprits, sie besitzen ein gewisses Filigrantalent der Verknüpfung allerliebster Kleinigkeiten, und man vergisst bei ihnen, dass es eine Poesic giebt. Sie sind eine Art Kunstloretten, welche alle Gespenstergeschichten der Vergangenheit aus unserer Erinnerung fortlächeln, und mit ihrem koketten Getändel wie mit Pfauenfächern die sumsenden Zukunftgedanken, die unsichtbaren Mücken, von uns abwedeln. Zu dieser harmlos buhlerischen Gattung gehört auch Adam, der mit seinem „Cagliostro" ebenfalls in der Operacomique sehr leichtfertige Lorberen eingeerntet. Adam ist eine liebenswürdig erfreuliche Erscheinung und ein Talent, welches noch großer Entwicklung fähig ist. Eine rühmliche Erwähnung verdient auch Thomas, dessen Operette „Mina“ viel Glück gemacht.

Alle diese Triumphe übertraf jedoch die Vogue des „Deserteurs,“ einer alten Oper von Monsigny, welche die Opera-comique aus den Kartons der Vergessenheit hervorzog. Hier ist echt französische

Musik, die heiterste Grazie, eine harmlose Süße, eine Frische wie der Duft von Waldblumen, Naturwahrheit, sogar Pocsie. Ja, leytere fehlt nicht, aber es ist eine Poesie ohne Schauer der Unendlichkeit, ohne geheimnisvollen Zauber, ohne Wehmuth, ohne Ironie, ohne Morbidezza, ich möchte fast sagen: eine elegant bäurische Poesie der Gesundheit. Die Oper von Monsignh mahnte mich unmittelbar an seinen Zeitgenossen, den Maler Greuze; ich sah hier wie leibhaftig die ländlichen Scenen, die Dieser gemalt, und ich glaubte gleichsam die Musikstücke zu vernehmen, die dazu gehörten. Bei der Anhörung jener Oper ward es mir ganz deutlich, wie die bildenden und die recitierenden Künste derselben Periode immer einen und denselben Geist athmen, und ihre Meisterwerke die intimste Wahlverwandtschaft beurkunden.

Ich kann diesen Bericht nicht schließen, ohne zu bemerken, dass die musikalische Saison noch nicht zu Ende ist und dieses Jahr gegen alle Gewohn heit bis in den Mai fortklingt. Die bedeutendsten Bälle und Koncerte werden in diesem Augenblick gegeben, und die Polka wetteifert noch mit dem Piano. Ohren und Füße sind müde, aber können sich doch nicht zur Ruhe begeben. Der Lenz, der sich diesmal so früh eingestellt, macht Fiasko, man

bemerkt kaum das grüne Laub und die Sonnenlichter. Die Ärzte, vielleicht ganz besonders die Irrenärzte, werden bald viel Beschäftigung gewinnen. In diesem bunten Taumel, in dieser Genusswuth, in diesem singenden, springenden Strudel lauert Tod und Wahnsinn. Die Hämmer der Pianoforte wirken fürchterlich auf unsre Nerven, und die große Drehkrankheit, die Polka, giebt uns den Gnadenstoß.

[Was ist die Polka? Zur Beantwortung dieser Zeitfrage hätte ich wenigstens sechs Spalten nöthig. Doch sobald wichtigere Themata mir Muße gönnen, werde ich darauf zurückkommen.]

Spätere Notiz.

Den vorstehenden Mittheilungen füge ich aus melancholischer Grille die folgenden Blätter hinzu, die dem Sommer 1847 angehören, und meine letzte musikalische Berichterstattung bilden. Für mich hat alle Musik seitdem aufgehört, und ich ahnte nicht, als ich das Leidensbild Donizetti's crayonnierte, dass eine ähnliche und weit schmerzlichere Heimsuchung mir nahete. Die kurze Kunstnotiz lautet, wie folgt: Seit Gustav Adolf, glorreichen Andenkens, hat keine schwedische Reputation so viel Lärm in der

Welt gemacht, wie Senny Lind. Die Nachrichten, die uns darüber aus England zukommen, grenzen ans Unglaubliche. In den Zeitungen klingen nur Posaunenstöße, Fanfaren des Triumphes; wir hören nur Pindar'sche Lobgesänge. Ein Freund erzählte mir von einer englischen Stadt, wo alle Glocken geläutet wurden, als die schwedische Nachtigall dort ihren Einzug hielt; der dortige Bischof feierte dieses Ereignis durch eine merkwürdige Predigt. In seinem anglikanischen Episkopalkostüme, welches der Leichenbittertracht eines Chef des pompes funèbres nicht unähnlich, bestieg er die Kanzel der Hauptkirche, und begrüßte die Neuangekommene als einen Heiland in Weibskleidern, als eine Frau Erlöserin, die vom Himmel herabgestiegen, um unsre Seelen durch ihren Gesang von der Sünde zu befreien, während die andern Kantatricen eben so viele Teufelinnen seien, die uns hineintrillern in den Rachen des Satanas. Die Italiänerinnen Grisi und Persiani müssen vor Neid und Ärger jezt gelb werden wie Kanarienvögel, während unsre Jenny, die schwedische Nachtigall, von einem Triumph zum andern flattert. Ich sage unsre Senny, denn im Grunde repräsentiert die schwedische Nachtigall nicht exklusive das kleine Schweden, sondern sie repräsentiert die ganze germanische Stammesgenossenschaft,

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