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Flugs, je mehr wir von der gewaltigen Kraft seiner Flügel überzeugt sind, und vertrauungsvoll schwingt sich unsere Seele mit ihm hinauf in die reinste Sonnenhöhe der Kunst. Ganz anders ist uns zu Muthe bei jenen Theatergenien, wo wir die Bindfäden erblicken, woran sie hinaufgezogen werden, so dass wir, jeden Augenblick den Sturz befürchtend, ihre Erhabenheit nur mit zitterndem Unbehagen betrachten. Ich will nicht entscheiden, ob die Bindfäden, woran Schnetz schwebt, zu dünn sind, oder ob sein Genie zu schwer ist, nur so Viel kann ich versichern, dass er meine Seele nicht erhoben hat, sondern herabgedrückt.

Ähnlichkeit in den Studien und in der Wahl der Stoffe hat Schnet mit einem Maler, der oft desshalb mit ihm zusammen genannt wird, der aber in der diesjährigen Ausstellung nicht bloß ihn, sondern auch, mit wenigen Ausnahmen, alle seine Kunstgenossen überflügelt und auch, als Beurkundung. der öffentlichen Anerkenntnis, bei der Preisvertheilung das Officierskreuz der Ehrenlegion erhalten hat.

L. Robert

heißt dieser Maler. „Ist er ein Historienmaler oder ein Genremaler?" höre ich die deutschen Zunftmeister fragen. Leider kann ich hier diese Frage

nicht umgehen, ich muss mich über jehe unverständigen Ausdrücke etwas verständigen, um den größten Missverständnissen ein für alle Mal vorzubeugen. Sene Unterscheidung von Historie und Genre ist so sinnverwirrend, dass man glauben sollte, sie sei eine Erfindung der Künstler, die am babylonischen Thurme gearbeitet haben. Indessen ist sie von späterem Datum. In den ersten Perioden der Kunst gab es nur Historienmalerei, nämlich Darstellungen aus der heiligen Historie. Nachher hat man die Gemälde, deren Stoffe nicht bloß der Bibel, der Legende, sondern auch der profanen Zeitgeschichte und der heidnischen Götterfabel entnommen wurden, ganz ausdrücklich mit dem Namen Historienmalerei bezeichnet, und zwar im Gegensaße zu jenen Darstellungen aus dem gewöhnlichen Leben, die namentlich in den Niederlanden aufkamen, wo der protestantische Geist die katholischen und mythologischen Stoffe ablehnte, wo für lettere vielleicht weder Modelle, noch Sinn jemals vorhanden waren, und wo doch so viele ausgebildete Maler lebten, die Beschäftigung wünschten, und so viele Freunde der Malerei, die gerne Gemälde kauften. Die verschiedenen Manifestationen des gewöhn lichen Lebens wurden alsdann verschiedene „Genres.“

Sehr viele Maler haben den Humor des bürgerlichen Kleinlebens bedeutsam dargestellt, doch die Heine's Werke. Bd. XI.

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technische Meisterschaft wurde leider die Hauptsache. Alle diese Bilder gewinnen aber für uns ein histo= risches Interesse; denn wenn wir die hübschen Gemälde des Mieris, des Netscher, des Jan Steen, des Van Dow, des Van der Werff u. s. w. betrachten, offenbart sich uns wunderbar der Geist ihrer Zeit, wir sehen, so zu sagen, dem sechzehnten Jahrhundert in die Fenster und erlauschen damalige Beschäftigungen und Kostüme. In Hinsicht der leztern waren die niederländischen Maler ziemlich be= günstigt, die Bauerntracht war nicht unmalerisch, und die Kleidung des Bürgerstandes war bei den Männern eine allerliebste Verbindung von niederländischer Behaglichkeit und spanischer Grandezza, bei den Frauen eine Mischung von bunten Allerweltsgrillen und einheimischem Phlegma. Z. B. Mynheer mit dem burgundischen Sammtmantel und dem bunten Ritterbarett hatte eine irdene Pfeife im Munde; Myfrow trug schwere schillernde Schlep= penkleider von venezianischem Atlas, brüsseler Kanten, afrikanische Straußfedern, russisches Pelzwerk, westöstliche Pantoffeln, und hielt im Arm eine andalusische Mandoline oder ein braunzottiges Hondchen von saardamer Race; der aufwartende Mohrenknabe, der türkische Teppich, die bunten Papageien, die fremdländischen Blumen, die großen

Silber- und Goldgeschirre mit getriebenen Arabesken, Dergleichen warf auf das holländische Käseleben sogar einen orientalischen Märchenschimmer.

Als die Kunst, nachdem sie lange geschlafen, in unserer Zeit wieder erwachte, waren die Künstler in nicht geringer Verlegenheit ob der darzustellenden Stoffe. Die Sympathie für Gegenstände der heiligen Historie und der Mythologie war in den meisten Ländern Europa's gänzlich erloschen, sogar in katholischen Ländern, und doch schien das Kostüm der Zeitgenossen gar zu unmalerisch, um Darstellungen aus der Zeitgeschichte und aus dem gewöhnlichen Leben zu begünstigen. Unser moderner Frack hat wirklich so etwas Grundprosaisches, dass er nur parodistisch in einem Gemälde zu gebrauchen wäre *).

*) Hier folgt in dem ältesten Abdruck die Stelle: „Noch unlängst stritt ich desshalb mit einem Philosophen aus Berlin, einer Stadt in Preußen, welcher mir die mystische Bedeutsamkeit des Fracks und die naturhistorische Poesie seiner Form erklären wollte. Er erzählte mir folgenden Mythos: Der erste Mensch sei nicht unanständig kleidlos, sondern ganz eingenäht in einen Schlafrock erschaffen worden, und als nachher aus seiner Rippe das Weib entstand, sei auch vorn aus seinem Schlafrock ein großes Stück geschnitten worden, welches dem Weibe als Schürze dienen musste, so dass der Schlafrock durch jenen Ausschnitt ein Frack wurde und dieser in der weiblichen Schürze seine natürliche Ergänzung fand.

Die Maler, die ebenfalls dieser Meinung sind, ha= ben sich daher nach malerischeren Kostümen umgesehen. Die Vorliebe für ältere geschichtliche Stoffe mag hiedurch besonders befördert worden sein, und wir finden in Deutschland eine ganze Schule, der es freilich nicht an Talenten gebricht, die aber unablässig bemüht ist, die heutigsten Menschen mit den heutigsten Gefühlen in die Garderobe des katholischen und feudalistischen Mittelalters, in Kutten und Harnische, einzukleiden. Andere Maler haben ein anderes Auskunftsmittel versucht; zu ihren Darstellungen wählten sie Volksstämme, denen die herandrängende Civilisation noch nicht ihre Originalität und ihre Nationaltracht abgestreift. Daher die Scenen aus dem Tyroler Gebirge, die wir auf den Gemälden der Münchener Maler so oft sehen. Dieses Gebirge liegt ihnen so nahe, und das Kostüm seiner Bewohner ist malerischer, als das unserer Dandies. Daher auch jene freudigen Darstellungen aus dem italiänischen Volksleben, das ebenfalls den

Trotz dieser schönen Entstehung des Fracks und seiner poetischen Bedeutung einer Ergänzung der Geschlechter, kann ich mich doch nicht mit seiner Form befreunden; auch die Maler theilen mit mir diese Abneigung, und sie haben sich nach malerischeren Kostümen umgesehen."

Der Herausgeber.

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