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meisten Malern sehr nahe ist, wegen ihres Aufenthaltes in Rom, wo sie jene idealische Natur und jene uredle Menschenformen und malerische Kostüme finden, wonach ihr Künstlerherz sich sehnt.

Robert, Franzose von Geburt, in seiner Jugend Kupferstecher, hat späterhin eine Reihe Jahre in Rom gelebt, und zu der eben erwähnten Gattung, zu Darstellungen aus dem italiänischen Volksleben, gehören die Gemälde, die er dem diesjährigen Salon geliefert. Er ist also ein Genremaler, höre ich die Zunftmeister aussprechen, und ich kenne eine Frau Historienmalerin, die jezt über ihn die Nase rümpft. Ich kann aber jene Benennung nicht zu= geben, weil es im alten Sinne keine Historienmalerei mehr giebt. Es wäre gar zu vag, wenn man diesen Namen für alle Gemälde, die einen tiefen Gedanken aussprechen, in Anspruch nehmen wollte und sich dann bei jedem Gemälde herumstritte, ob cin Gedanke darin ist; ein Streit, wobei am Endè Nichts gewonnen wird, als ein Wort. Vielleicht, wenn es in seiner natürlichsten Bedeutung, nämlich für Darstellungen aus der Weltgeschichte, gebraucht würde, wäre dieses Wort, Historienmalerei, ganz bezeichnend für eine Gattung, die jetzt so üppig emporwächst und deren Blüthe schon erkennbar ist in den Meisterwerken von Delaroche.

Doch ehe ich Letteren besonders bespreche, erlaube ich mir noch einige flüchtige Worte über die Robert'schen Gemälde. Es sind, wie ich schon angedeutet, lauter Darstellungen aus Italien, Darstellungen, die uns die Holdseligkeit dieses Landes aufs wunderbarste zur Anschauung bringen. Die Kunst, lange Zeit die Zierde von Italien, wird jezt der Cicerone seiner Herrlichkeit, die sprechenden Farben des Malers offenbaren uns seine geheimsten Reize, ein alter Zauber wird wieder mächtig, und das Land, das uns einst durch seine Waffen und später durch seine Worte unterjochte, unterjocht uns jezt durch seine Schönheit. Ja, Italien wird uns immer beherrschen, und Maler, wie Robert, fesseln uns wieder an Rom.

Wenn ich nicht irre, kennt man schon durch Lithographie die Pifferari von Robert, die jezt zur Ausstellung gekommen sind und jene Pfeifer aus den albanischen Gebirgen vorstellen, welche um Weihnachtzeit nach Rom kommen, vor den Marienbildern musicieren und gleichsam der Muttergottes ein heiliges Ständchen bringen. Dieses Stück ist besser gezeichnet, als gemalt, es hat etwas Schroffes, Trübes, Bolognesisches, wie etwa ein folo. rierter Kupferstich. Doch bewegt es die Seele, als

hörte man die naiv fromme Musik, die eben von jenen albanischen Gebirgshirten gepfiffen wird.

Minder einfach, aber vielleicht noch tiefsinniger ist ein anderes Bild von Robert, worauf man eine Leiche sieht, die unbedeckt nach italiänischer Sitte von der barmherzigen Brüderschaft zu Grabe ge= tragen wird. Lettere, ganz schwarz vermummt, in der schwarzen Kappe nur zwei Löcher für die Augen, die unheimlich herauslugen, schreitet dahin wie ein Gespensterzug. Auf einer Bank im Vordergrunde, dem Beschauer entgegen, sitzt der Vater, die Mutter und der junge Bruder des Verstorbenen. Ärmlich gekleidet, tiefbekümmert, gesenkten Hauptes. und mit gefalteten Händen sißt der alte Mann in der Mitte zwischen dem Weibe und dem Knaben. Er schweigt; denn es giebt keinen größeren Schmerz in dieser Welt, als den Schmerz eines Vaters, wenn er, gegen die Sitte der Natur, sein Kind überlebt. Die gelb bleiche Mutter scheint verzweiflungsvoll zu jammern. Der Knabe, ein armer Tölpel, hat ein Brot in den Händen, er will davon essen, aber kein Bissen will ihm munden ob des unbewussten Mitfummers, und um so trauriger ist seine Miene. Der Verstorbene scheint der älteste Sohn zu sein, die Stütze und Zierde der Familie, korinthische Säule des Hauses, und jugendlich blühend, anmuthig und

fast lächelnd liegt er auf der Bahrc, so dass im diesem Gemälde das Leben trüb, hässlich und traurig, der Tod aber unendlich schön erscheint, ja anmuthig und fast lächelnd.

Der Maler, der so schön den Tod verklärt, hat jedoch das Leben noch weit herrlicher darzustellen gewusst; sein großes Meisterwerk: „Die Schnitter," ist gleichsam die Apotheose des Lebens ; beim Anblick desselben vergisst man, dass es ein Schattenreich giebt, und man zweifelt, ob es irgendwo herrlicher und lichter sei, als auf dieser Erde. „Die Erde ist der Himmel, und die Menschen sind heilig, durchgöttert,“ Das ist die große Offenbarung, die mit seligen Farben aus diesem Bilde leuchtet *). Das Pariser Publikum hat dieses gemalte Evangelium besser aufgenommen, als wenn der heilige Lukas es geliefert hätte. Die Pariser haben jetzt gegen Lettern sogar ein allzu ungünstiges Vorurtheil.

Eine öde Gegend der Romagna im italiänisch blühendsten Abendlichte erblicken wir auf dem Robert'schen Gemälde. Der Mittelpunkt desselben ist ein Bauerwagen, der von zwei großen, mit schwe

*) Der Schluß dieses Absatzes fehlt in den französischen Ausgaben. Der Herausgeber. ́

ren Ketten geschirrten Büffeln gezogen wird und mit einer Familie von Landleuten beladen ist, die eben Halt machen will. Rechts sizen Schnitterinnen neben ihren Garben und ruhen aus von der Arbeit, während ein Dudelsackpfeifer musiciert und ein lustiger Gesell zu diesen Tönen tanzt, seelenvergnügt, und es ist, als hörte man die Melodie und die Worte:

Damigella, tutta bella,

Versa, versa il bel vino!

Links kommen ebenfalls Weiber mit Fruchtgarben jung und schön, Blumen, belastet mit Ähren; auch kommen von derselben Seite zwei junge Schnitter, wovon der Eine etwas wollüstig schmachtend mit zu Boden gesenktem Blick einherschwankt, der Andere aber, mit aufgehobener Sichel, in die Höhe jubelt. Zwischen den beiden Büffeln des Wagens steht ein stämmiger, braunbrustiger Bursche, der nur der Knecht zu sein scheint und stehend Sieste hält. Oben auf dem Wagen, an der einen Seite, liegt weich) gebettet der Großvater, ein milder, erschöpfter Greis, der aber vielleicht geistig den Familienwagen lenkt; an der anderen Seite erblickt man dessen Sohn, einen kühn ruhigen, männlichen Mann, der mit unter

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