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und die Namen Deveria, Steuben und Johannot verdienen hier die ausgezeichnetste Erwähnung. [Auch in den Schwesterkünsten herrscht eine solche Neigung, zumal in der poetischen Literatur der Franzosen, wo Victor Hugo ihr am glänzendsten huldigt. Die neuesten Fortschritte der Franzosen in der Wissenschaft der Geschichte und ihre großen Leistungen in der wirklichen Geschichtschreibung sind daher keine isolierten Erscheinungen.]

Delaroche, der große Historienmaler, hat vier Stücke zur diesjährigen Ausstellung geliefert. Zwei derselben beziehen sich auf die französische, die zwei andern auf die englische Geschichte. Die beiden ersten sind gleich kleinen Umfangs, fast wie sogenannte Kabinettstücke, und sehr figurenreich und pittoresk. Das eine stellt den Kardinal Richelieu vor, der sterbekrank von Tarascon die Rhone hinauffährt und selbst, in einem Kahne, der hinter seinem eigenen Kahne befestigt ist, den Cinq-Mars und den de Thou nach Lyon führt, um sie dort köpfen zu lassen." Zwei Kähne, die hintereinander fahren, sind zwar eine unkünstlerische Konception, doch ist sie hier mit vielem Geschick behandelt. Die Farbengebung ist glänzend, ja blendend, und die Gestalten schwimmen fast im strahlenden Abendgold. Dieses kontrastiert um so wehmüthiger mit dem Geschick, dem die drei

Hauptfiguren entgegenfahren. Die zwei blühenden Jünglinge werden zur Hinrichtung geschleppt, und zwar von einem sterbenden Greise. Wie buntgeschmückt auch diese Kähne sind, so schiffen sie doch hinab ins Schattenreich des Todes. Die herrlichen Goldstrahlen der Sonne sind nur Scheidegrüße, es ist Abendzeit, und sie muss ebenfalls untergehen; sie wird nur noch einen blutrothen Lichtstreif über die Erde werfen, und dann ist Alles Nacht.

Eben so farbenglänzend und in seiner Bedeutung eben so tragisch ist das historische Seitenstück, das ebenfalls einen sterbenden Kardinal-Minister, den Mazarin, darstellt. Er liegt in einem bunten Prachtbette, in der buntesten Umgebung von lustigen Hofleuten und Dienerschaft, die mit einander schwazzen und Karten spielen und umherspazieren, lauter farbenschillernde, überflüssige Personen, am überflüssigsten für einen Mann, der auf dem Todbette liegt. Hübsche Kostüme aus der Zeit der Fronde, noch nicht überladen mit Goldtroddeln, Stickereien, Bändern und Spizen, wie in Ludwig's XIV. späterer Prachtzeit, wo die lezten Ritter sich in hoffähige Kavaliere verwandelten, ganz in der Weise, wie auch das Schlachtschwert sich allmählich verfeinerte, bis es endlich ein alberner Galanteriedegen wurde. Die Trachten auf dem Gemälde, wovon ich spreche,

sind noch einfach, Rock und Koller erinnern noch an das ursprüngliche Kriegshandwerk des Adels, auch die Federn auf dem Hute sind noch keck und bewegen sich noch nicht ganz nach dem Hofwind. Die Haare der Männer wallen noch in natürlichen Locken über die Schulter, und die Damen tragen. die wißige Frisur à la Sevigné. Die Kleider der Damen melden indess schon einen Übergang in die langschleppende, weitaufgebauschte Abgeschmacktheit der späteren Periode. Die Korsetts sind aber noch naiv zierlich, und die weißen Reize quellen daraus hervor, wie Blumen aus einem Füllhorn. Es sind lauter hübsche Damen auf dem Bilde, lauter hübsche Hofmasken; auf den Gesichtern lächelnde Liebe, und vielleicht grauer Trübsinn im Herzen, die Lippen unschuldig, wie Blumen, und dahinter ein böses Zünglein, wie die kluge Schlange. Tändelnd und zischelnd sizen drei dieser Damen, neben ihnen ein feinöhriger, spißäugiger Priester mit lauschender Nase, vor der linken Seite des Krankenbettes. Vor der rechten Seite sizen drei Chevaliers und eine Dame, die Karten spielen, wahrscheinlich Landsknecht, ein sehr gutes Spiel, das ich selbst in Göttingen gespielt und worin ich einmal sechs Thaler gewonnen. Ein edler Hofmann in einem dunkelvioletten, rothbekreuzten Sammetmantel steht in der

Heine's Werte. Bd. XI.

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Mitte des Zimmers und macht die kragfüßigste Verbeugung. Am rechten Ende des Gemäldes ergehen sich zwei Hofdamen und ein Abbé, welcher der Einen ein Papier zu lesen giebt, vielleicht ein Sonett von eigner Fabrik, während er nach der Andern schielt. Diese spielt hastig mit ihrem Fächer, dem luftigen Telegraphen der Liebe. Beide Damen sind allerliebste Geschöpfe, die Eine morgenröthlich blühend wie eine Rose, die Andere etwas dämmerungssüchtig, wie ein schmachtender Stern. Im Hintergrund des Gemäldes sitt ebenfalls schwazzendes Hofgesinde und erzählt einander vielleicht allerlei Staatsunterrocks geheimnisse oder wettet vielleicht, dass der Mazarin in einer Stunde todt sei. Mit Diesem scheint es wirklich zu Ende zu gehen; sein Gesicht ist leichenblass, sein Auge gebrochen, seine Nase bedenklich spit, in seiner Seele erlischt allmählich jene schmerzliche Flamme, die wir Leben nennen, in ihm wird es dunkel und kalt, der Flügelschlag des nächtlichen Engels berührt schon seine Stirne; in diesem Augenblick wendet sich zu ihm die spielende Dame und zeigt ihm ihre Karten und scheint ihn zu fragen, ob sie mit ihrem Koeur trumpfen soll?

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Die zwei andern Gemälde von Delaroche geben Gestalten aus der englischen Geschichte. Sie sind

in Lebensgröße und einfacher gemalt. Das eine zeigt die beiden Prinzen im Tower, die Richard III. ermorden lässt. Der junge König und sein jüngerer Bruder sigen auf einem alterthümlichen Ruhebette, und gegen die Thüre des Gefängnisses läuft ihr kleines Hündchen, das durch Bellen die Ankunft der Mörder zu verrathen scheint. Der junge König, noch halb Knabe und schon halb Jüngling, ist eine überaus rührende Gestalt. Ein gefangener König, wie Sterne so richtig fühlt, ist schon an und für sich ein wehmüthiger Gedanke; und hier ist der gefangene König noch beinahe ein unschuldiger Knabe, und hilflos preisgegeben einem tückischen Mörder. Troß seines zarten Alters, scheint er schon Viel gelitten zu haben; in seinem bleichen, kranken Antlig liegt schon tragische Hoheit, und seine Füße, die mit ihren langen, blausammtnen Schnabelschuhen vom Lager herabhängen und doch nicht den Boden berühren, geben ihm gar ein gebrochen Ansehen, wie das einer geknickten Blume. Alles Das ist, wie gesagt, sehr einfach, und wirkt desto mächtiger *). Ach! es hat mich noch um so mehr bewegt, da ich in dem Antlig des unglücklichen Prinzen die lieben Freundesaugen entdeckte, die mir so oft zugelächelt, und mit noch

*) Der Schluß dieses Absatzes fehlt in den franzöfischen Ausgaben. Der Herausgeber.

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