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Gemäldeausstellung von 1831.

(Geschrieben im September und Oktober 1831.)

Der Salon ist jetzt geschlossen, nachdem die Gemälde desselben seit Anfang Mai ausgestellt wor den. Man hat sie im Allgemeinen nur mit flüchtigen Augen betrachtet; die Gemüther waren anderwärts beschäftigt und mit ängstlicher Politik erfüllt. Was mich betrifft, der ich in dieser Zeit zum ersten Male die Hauptstadt besuchte und von unzählig neuen Eindrücken befangen war, ich habe noch viel weniger, als Andere, mit der erforderlichen Geistesruhe die Säle des Louvres durchwandeln können. Da stan= den sie neben einander, an die dreitausend, die hübschen Bilder, die armen Kinder der Kunst, denen die geschäftige Menge nur das Almosen eines gleichgültigen Blicks zuwarf. Mit stummen Schmerzen

bettelten sie um ein bisschen Mitempfindung oder um Aufnahme in einem Winkelchen des Herzens. Vergebens! die Herzen waren von der Familie der eigenen Gefühle ganz angefüllt und hatten weder Raum noch Futter für jene Fremdlinge. Aber Das war es eben, die Ausstellung glich einem Waisenhause, einer Sammlung zusammengeraffter Kinder, die sich selbst überlassen gewesen und wovon keins mit dem anderen verwandt war. Sie bewegte unsere Seele, wie der Anblick unmündiger Hilflosigkeit und jugendlicher Zerrissenheit.

Welch verschiedenes Gefühl ergreift uns dagegen schon beim Eintritt in eine Galerie jener italiänischen Gemälde, die nicht als Findelfinder ausgesetzt worden in die kalte Welt, sondern an den Brüsten einer großen, gemeinsamen Mutter ihre Nahrung eingesogen und als eine große Familie, befriedet und einig, zwar nicht immer dieselben Worte, aber doch dieselbe Sprache sprechen.`

Die katholische Kirche, die einst auch den übrigen Künsten eine solche Mutter war, ist jetzt verarmt und selber hilflos. Jeder Maler malt jezt auf eigene Hand und für eigene Rechnung; die Tageslaune, die Grille der Geldreichen oder des eigenen müßigen Herzens giebt ihm den Stoff, die Palette giebt ihm die glänzendsten Farben, und die Lein

wand ist geduldig. Dazu kommt noch, dass jezt bei den französischen Malern die missverstandene Romantik grassiert, und nach ihrem Hauptprincip Seder sich bestrebt, ganz anders als die Andern zu malen, oder, wie die kursierende Redensart heißt, seine Eigenthümlichkeit hervortreten zu lassen. Welche Bilder hiedurch manchmal zum Vorschein kommen, lässt sich leicht errathen.

Da die Franzosen jedenfalls viel gesunde Vernunft besigen, so haben sie das Verfehlte immer richtig beurtheilt, das wahrhaft Eigenthümliche leicht erkannt, und aus einem bunten Meer von Gemälden die wahrhaften Perlen leicht herausgefunden. Die Maler, deren Werke man am meisten besprach und als das Vorzüglichste pries, waren A. Scheffer, H. Vernet, Delacroix, Decamps, Lessore, Schnetz, Delaroche und Robert. Ich darf mich also darauf beschränken, die öffentliche Meinung zu referieren. Sie ist von der meinigen nicht sehr abweichend. Beurtheilung technischer Vorzüge oder Mängel will ich so viel als möglich vermeiden. Auch ist Dergleichen von wenig Nuzen bei Gemälden, die nicht in öffentlichen Galerien der Betrachtung ausgestellt bleiben, und noch weniger nüßt es dem deutschen Berichtempfänger, der sie gar nicht gesehen. Nur Winke über das Stoffartige und die Bedeutung der

Gemälde mögen Letterem willkommen sein. Als gewissenhafter Referent erwähne ich zuerst die Gemälde von

A. Scheffer.

Haben doch der Faust und das Gretchen diejes Malers im ersten Monat der Ausstellung die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da die besten Werke von Delaroche und Robert erst späterhin aufgestellt wurden. Überdies, wer nie Etwas von Scheffer gesehen, wird gleich frappiert von seiner Manier, die sich besonders in der Farbengebung ausspricht. Seine Feinde sagen ihm nach, er male nur mit Schnupftaback und grüner Seife. Ich weiß nicht, wie weit sie ihm Unrecht thun. Seine braunen Schatten sind nicht selten sehr affektiert und verfehlen den in Rembrandt'scher Weise beabsichtigten Lichteffekt. Seine Gesichter haben meistens jene fatale Kouleur, die uns manchmal das eigene Gesicht verleiden konnte, wenn wir es, überwacht und verdrießlich, in jenen grünen Spiegeln erblickten, die man in alten Wirthshäusern, wo der Postwagen des Morgens stille hält, zu finden pflegt. Betrachtet man aber Scheffer's Bilder etwas näher und länger, so befreundet man sich mit seiner Weise, man findet die Behandlung des Ganzen sehr poe

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