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Es ist ein Widerspruch von Gott zu sagen, daß er uns die Sünden nicht zurechne: denn Gott ist allwissend, folgs lich kann er nicht denken, daß der Sünder, der Sünde bes gangen hat, die Sünde nicht begangen hätte. Kann man sich ein seichteres Urtheil vorstellen? Dies hieß ja, den ganzen Standpunkt verrücken, und den åltern Theolo gen etwas aufbürden, woran fie mit keiner Sylbe gedacht. hatten.

Eine andere Belege sen diese. Es gab einige uns wiffende, des Lebens überdrüssige Menschen, die Selbsts mörder würden, und sich dabei aus der Lehre von der Vers föhnung Chrifti trösten wollten. Wie schloffen nun die Vers faffer der Allgemeinen deutschen Bibliothek und mancher andern Zeitschriften? Weil einige wahnwißige und hypochondrische Menschen die Lehre von der Versöhnung gemis, braucht haben, so kann sie nicht wahr seyn, so muß man fie aus dem Unterrichte weglassen !! Welche Erbarms lichkeit des Urtheils! » Also, weil einige Menschen in eis nem Flusse sich das Leben genommen haben, so sind die Flüsse höchst schädlich, und man muß die Flüsse von der Erde zu vertilgen suchen! Welchen würde man, wenn er im gemeinen Leben so urtheilte, ertragen? Und bei Relis gionslehren will man so urtheilen? Eben so unstatthaft ist es, wenn man die Lehre von der Versöhnung in den Verdacht bringen will, als ob sie der moralischen Besse: rung nachtheilig sey. Es dürfte sich hier wohl umgekehrt

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verhalten. Die Lehre, daß der eingeborne Sohn Gottes für eine fündigende Welt sterben mußte, ist für die moras lische Bildung der Menschen von den wichtigsten Folgen. Denn durch keine andere Lehre wird so, als durch sie, die Verdammlichkeit und Strafwürdigkeit der Sünde abges schildert. Sie schildert den Ernst Gottes in Bestrafung der Sünde, und erweicht zugleich durch die Abbildung der göttlichen Gnade das Herz des Gefallenen zur Empfindung der kindlichen Dankbarkeit gegen Gott. Man siehet auch, daß die Apostel aus dem Tode Chrifti ihre Ermahnungen schårften, mit welchen sie den Chriften zuriefen, allen Sünden abzusterben.

Daher habe ich kein Bedenken getragen, die Lehren unfrer Religion, so wie sie im Landeskatechismus stehen, zu erklären, zu zergliedern und zu beweifen. Unabhängig von den Schrecknissen, welche Mode und Zeitgeist für manchen haben mögen, sage ich es laut, daß mir die Ges nugthuung Christi in dem wohlthätigsten Lichte erscheint. Du mußt nur nicht, wie so manche Bestreiter dieser Lehre gethan haben, erst Finsternisse und Widersprüche in fie hineintragen, um dann in ihr Widersprüche zu finden, und Schädlichkeiten in ihren Gefolge zu sehen. Exegetisch betrachtet, stehet sie gewiß in der Bibel; philofophifd, bes urtheilt, stimmt sie mit den Principien, von denen eine ge funde Theorie der Strafen ausgehen muß, genau übereinz und moralisch - betrachtet, hat sie nicht wenig dazu beige: tragen, daß unter den Chriften das Gefühl der Schuld,

und die innere Beschåmung über die Abweichungen von göttlichen Gesehen würksamer sich ankündigt, als es wohl bei andern Religionen der Fall seyn möchte. Ein sterbens der Weltheiland, der die Strafen einer sündigenden Welt trågt, ist eine Begebenheit, welche die Verdammlichkeit und Fluchwürdigkeit der Sünde auf das deutlichste abschils dert, und dadurch das moralische Gefühl weckt und schårs fet. Wegen der besondern Zeitumstände, nach wels chen diesen und ähnlichen Lehren Unrecht geschiehet, habe ich es mir angelegen seyn laffen, diese oft misverstandenen Lehren in ihrer wahren eigentlichen Gestalt, und in ihrer innern Tendenz zur Beförderung der Moralität bei den Katechumenen darzustellen. Da wo es die Zeitbedürfnisse forderten, z. B. bei der Lehre von der Erbsünde, und von der Versöhnung, habe ich mich bemühet, die Begriffe ges nauer zu entwickeln, die Pråmissen sorgfältiger zu erklären, und in den Untersuchungen jeden einzelnen Punkt Schritt vor Schritt zu betrachten, damit die Katechumenen desto mehr in den Stand geseßt würden, mit eigenem Nachdens ten, und mit einem deutlichen Bewußtseyn dessen, was eigentlich bestimmt werden soll, das Resultat aus den Vorderfäßen abzuleiten. Bei diesem Gange war es nas türlich, daß die Katechisationen eine größere Länge erhiels ten. Inzwischen ist ja niemand an diese Abtheilungen ges bunden, und ich habe in den längern Unterredungen selbst einige Ruhepunkte bemerklich gemacht, wo die mündliche Unterredung einen Stillstand wählen kann.

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Da ich bei der Ausarbeitung dieser Katechisationen nach meinem Gewissen gehandelt habe, so kann ich um desto ruhiger meine Arbeit dem katechetischen Publikum übergeben. Sobald es meine Umtsgefschåfte mir erlauben, werde ich die Katechisationen über die folgenden Abschnitte des Katechismus nach folgen lassen.

Göttingen den 21. Jun. 1802.

D. J. F. Chr. Gräffe.

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Inhalt

des zweiten Theils.

Ratechisation. Von der Schöpfung

1) Erklärung des Begriffs.

2) Was von Gott erschaffen seyn ?

3) Wie wir die Weisheit, Macht und Güte. Gottes bei der Betrachtung der Welt zu bes merken haben.

IL. Katechisation. Von der Vorsehung

1) Erklärung des Begriffs.

III. Katechisation. Von der Vorsehung. Forts

feßung.

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2) Wer sich der Fürsorge Gottes vorzüglich zu erfreuen babe?

3) Pflichten, zu welchen uns diese Lehre leitet.

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IV. Rat.

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