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ander in der Vorstellung des Kindes sich zusammenseßen; der Lehrer muß seinen Zuhörer nun auch reißen, das Eins zelne zu verallgemeinern, und von einem höhern Stands punkte aus die einzelnen Bemerkurgen, Anschauungen und Erklärungen mit einem festen Blicke zu überschauen. Dies Ziel zu erreichen, auch nur einigermaßen zu erreis chen, und alle diese Forderungen mit einem geringern Aufwande von Zeit zu erfüllen, will in der That viel sagen. Beide Schwierigkeiten zu überwinden, habe ich mir anges. legen seyn lassen.

Einen beträchtlichen Raum dieser Katechisationen nehmen die Sprüche ein, die besonders bei dem vierten Abschnitt in größerer Zahl vorkommen, und deren Erldus terungen nicht übergangen werden durften. Unsere Relia gion ist nun einmal an die schriftliche Urkunde der Bibel gewiesen, und es ist aus mehreren Ursachen ein Glück, daß es sich so mit uns verhält. Die Katechumenen müssen in die Bibel geführt werden, um das, was sie als Chris sten anzunehmen haben, in den heiligen Denkmåhlern bes stätigt zu finden. Man erinnere sich nur an die åltern Zeiten, in welchen die Bibel dem Gebrauche des gemeinen Mannes verschlossen war. Welche Barbarei, welche Roheit, welche Finsterniß des Aberglaubens characterisirt die Zeiten des Mittelalters! Mit Bedauern und mit Entjeßen wendet man seinen Blick von den empörenden Scenen dieser Jahrhunderte, Und was war es, das die

Es

Feffeln des Aberglaubens zerbrach, den Entehrungen ber Barbarei wehrte, die Ueberlegung des Verstandes weckte, und die Finsternisse des Schreckens durch ein wohlthätiges Licht zerstreuete? Die Bibel, und ihr freierer Gebrauch war es, wodurch die spåtern Jahrhunderte eine ganz ans dere Richtung nahmen. Seit der Zeit, als jedermann die Bibel lesen konnte und lesen durfte, ist an die Stelle der Wildheit Menschlichkeit, und an die Stelle der Dumm heit und Unwissenheit hellere Erkenntniß eingetreten. Den Gebrauch der Bibel müssen wir daher auf jede Weise bes fördern und begunstigen, weil sonst zu befürchten stehet, daß wir in die alte Barbarei wieder zurückfinken. leidet daher gar keinen Zweifel, daß die Lesung und die Bekanntschaft mit der Bibel befördert, empfohlen, und geftiffentlich erleichtert werden müsse. Wie kann dieser Zweck aber erreicht werden, wenn man nicht die Schuljus gend so anleitet, daß sie nachher in den spåtern Jahren mit Leichtigkeit von den biblischen Schriftstellern sich beleh ren laffen kann? In dieser Rücksicht habe ich es mir zum Gefeß gemacht, die Beweissprüche der Bibel, die unser Landeskatechismus enthält, so weit es die Ursache ihrer Anführung vorschrieb, zu erklären, zu zergliedern, und ihre Beweiskraft sichtbar zu machen. Die Katechumenen müssen einsehen lernen, was ein Spruch beweisen foll, was er beweist, und mit welchen Worten er es beweist. Sie müssen den Spruch mit den Ausdrücken des Katechis: mus vergleichen, ihre Uebereinstimmung bemerken; und

dann den Spruch in andere Worte überfeßen. Und wels ches wird der Vortheil einer solchen Behandlung seyn ? der größte, den man sich denken kann! Auf diesem Wege wird das Reflexionsvermögen der Katechumenen geschårft; durch die Vergleichungen des einen Sprachgebrauchs mit dem andern lernen sie den Gedanken von seinem Kleide zu unterscheiden; sie versehen sich in die Sitten und Vorstels lungsarten des von uns so sehr verschiedenen Alterthums, und verschaffen sich dadurch die Gewandheit, für alle Fors men und Modificationen des Urtheilens und Denkens empfänglich zu seyn. Die Beweiskraft eines Spruchs bes merken, und mit Bestimmtheit auffaffen zu laffen, ist wohl unstreitig eine der beßten und wohlthätigsten Uebungen des Scharfsinns für die Katechumenen. Ich verwerfe daher ganz die Meinung derer, welche hin und wieder geäußert haben, daß sie es für eine Kleinigkeit halten, wenn die Kinder in der Bibel mit Fertigkeit aufschlagen, und den Sinn und den Zusammenhang vieler Sprüche wiffen. Solche Beurtheiler übersehen die Wohlthätigkeit eines der beßten Bildungsmittel, welche uns die Vorsehung zur Schärfung des jugendlichen Nachdenkens in die Hände iges geben hat. Sollen aber die Sprüche bei dem Reichs thume, mit welchem sie da stehen, erklärt, verglichen, und in ihrer Beweiskraft vorgelegt werden, so konnte das nicht so obenhin, mit wenigen abfertigenden Worten ges fchehen, sondern verlangte oft eine genauere Zergliederung `ihres Inhalts.

Nach dem Tone, der nun schon einige Zeit in Deutschs Land geherrscht hat, sehe ich, voraus, daß manche meine Schrift zu orthodox finden werden, weil darin die Lehre von der Ebfünde, von der göttlichen Natur Chrifti, von der Genugthuung u. f. f. vorgetragen worden ist. So wie die Neologie einst ein Schreckenswort war, so ist nuns mehr die Orthodoxie diesem Schicksale bei einigen unters worfen. Thoren über Thoren, die sich in wissenschafts lichen Gegenständen oder in Religionsentscheidungen durch die Mode gångeln laffen; die etwas blos deswegen vers · werfen, weil es neu, oder weil es alt ist! Siehe, die liebe Sonne scheint nun schon nach unsern Berechnungen auf uns fere Erde beinahe sechstausend Jahre, und sie hat folglich ein hohes Alter von sechzig Jahrhunderten! Aber ist dir die Sonne nicht erfreulich, wenn sie nach dem Froste des Winters dem Frühlinge ihre Kraft leiht, oder nach einem trüben Tage wieder durch die Wolken hervor tritt? Nach der Beurtheilungsart, welche Manche angenommen haben, müßte man den Schein der Sonne verwerfen, weil sie nun schon so lange geleuchtet hat! Die Allgemeine deutsche Bibliothek machte in ihren theologischen Artikeln zuerst den Anfang, die sogenannte Orthodoxie in einen übeln Ruf zu bringen. Jeder Schriftsteller hieß ihr ein denkender, ein aufgeklärter Kopf, nach dem Grade, wie er von dem åltern Lehrgebäude abwich. Dies ist doch wohl eine große Thorheit zu nennen! Jeder prüfe, was ihm die Stimme der Wahrheit sagt, und richte sich nach ihren ehrwürdigen Beleh

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Belehrungen! Das Neue benuße er dankbar, wenn es gut ist, und das Alte ehre er um desto mehr, je långer es zum Vortheile der Welt gewürkt hat. Das Alte blo deswegen verwerfen, weil es alt ist, ist Thorheit, Schanz de und Unvernunft. Inzwischen herrscht doch hin und wie: der diese höchst verwerfliche Denkungsart, in Religionss lehren durch Mode und Zeitgeist sich bestimmen zu lassen. Man hat allerhand Floskeln, durch die man sich den Schein der Aufklärung geben will. So ist eine von den Methoden, die die Allgemeine deutsche Bibliothek von je ́ her gebraucht hat, diese, jede åltere Lehre mit dem Vors -wurfe der dogmatischen Spißfindigkeiten in ein nachtheili» ges Licht zu stellen. Dabei scheuete man sich nicht, vieler würklich ungereimten Verdrehungen sich schuldig zu mas chen. Diesen meinen Tadel muß ich wohl durch einige Beweise unterstüßen. In der Bibel steht z. B., Gott rechnet uns unsre Sünde nicht zu: dies heißt, wie jeder leicht aus dem Zusammenhange sehen kann, Gott vérgieht uns unsre Sünden, er geht mit uns als ein Vater um, er macht es wie ein Vater, der sein reuvolles Kind eben so behandelt, als ob es ihn vorher nicht beleidigt hätte. Der Ausdruck, nicht zurechnen, wird also im richterlichen oder im elterlichen Sinne genommen. Der Vater weiß es recht gut, daß sein Kind diesen oder jenen Fehler begieng; aber wegen wichtiger Ursachen schenkt er dem Kinde seine väterliche Erweisung einer gütigen Behandlung. Wie urs theilte man nun in der Allgemeinen deutschen Bibliothek?

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