ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Ueber den „Taucher“ äußerte Göthe seine vollste Zufriedenheit, und als er bald nachher auf seiner Schweizerreise an den Rheinfall von Schaffhausen kam, schrieb er dem Freunde nach Jena, wie trefflich sich die Schilderung des Meerstrudels auch da bewährt habe. Zwei Jahre später, in einem Briefe aus Weimar, unterläßt er nicht, zu bemerken: „Ich habe bei dieser Gelegenheit (dem Zusammenschreiben der Göthe'schen Gedichte) Ihren Taucher wieder gelesen, der mir wieder außerordentlich wohl und, wie mich sogar dünft, besser als jemals gefallen hat."

Körner, dem Schiller seine Gedichte immer zuerst mittheilte er bildete nebst Göthe und W. Humboldt das kritische Dreikleeblatt der ästhetischen Kunstrichter im Freundeskreise schrieb am 9. Juli

[ocr errors]

1797 an Schiller: „Ich habe wieder großen Genuß an Deinen Balladen gehabt; besonders ist der Taucher köstlich" — „bei einem einzigen Beiwort: die purpurne Finsterniß, habe ich gestußt und dies auch an Andern bemerkt. Ich weiß, daß die Alten einen solchen Ausdruck gebrauchten, aber hier trägt er, dünkt mich, nichts zur Darstellung bei und erweckt störende Neben - Ideen." „Minna (Körner's Frau) erklärt sich für die purpurne Finsterniß. Sie hat bei Anfällen von Schwindel oft das Gefühl gehabt, daß ihr dunkle Gegenstände violett erschienen sind. Auch gefällt ihr die Pracht in dem Ausdrucke.“ Schiller antwortet am 21. Juli: „Wegen der purpurnen Finsterniß brauchst Du Dir keine Sorge zu machen. Ob ich gleich der Minna dafür danke, daß sie mir ihre Schwindelerfahrung zum Succurs schickte, so komme ich und mein Taucher doch ohne das aus; das Beiwort ist gar nicht müßig: der Taucher sieht wirklich unter der Glasglocke die Lichter grün und die Schatten purpurfarben. Eben darum laß ich ihn wieder umgekehrt, wenn er aus der Tiefe heraus ist, das Licht rosicht nennen, weil diese Erscheinung nach einem vorher gegangenen grünlichen Scheine so erfolgt."

Grube, Aesthet. Vorträge. I.

9

Aber Schillers Taucher fuhr ja unter keiner Glasglocke ins Meer, und die Erfahrungen unserer neueren Taucher bestätigen auch nicht die „purpurne“ Finsterniß, sie berichten nur von einem blauen Reflex, den das klare durchsichtige Meerwasser in der dunkeln Tiefe annimmt. Doch liegt in dem Beiwort darum so viel Poetisches, weil es uns eine Perspektive in die unendliche Tiefe eröffnet*). Sie sehen aus diesem einen Beispiele, wie sorgsam und bewußt Schiller bei der Wahl eines bezeichnenden Wortes zu Werke ging. Und namentlich in dieser seiner Wahl charakteristischer oder schmückender Beiwörter ist er ausgezeichnet. Er führt uns den Edelknecht vor als ,,sanft und keck", und wie hat er mit diesen zwei Eigenschaften den edlen Jüngling in seinem hochherzigen Muthe gezeichnet, der weit entfernt ist von wilder Tollkühnheit. Das sanfte bescheidene Wesen bekommt durch das Kecke die rechte Hebung, und die Kühnheit durch das Sanfte die ideale Grundlage. So bringt der Dichter mit diesen beiden kurzen Bezeichnungen den Helden uns menschlich nahe und gewinnt ihm unsere ganze Theilnahme. Und wie schön weiß er auf

*) Oersted hat versucht, die verschiedene Färbung von Meeresthieren, welche verschiedene Tiefen der See bewohnen, von dem Reflex des Lichtes abzuleiten, das die betreffende Wasserschicht gewährt. Nach seiner Hypothese wird zuerst das violette und blaue Licht zurückgeworfen, daher die auf der Oberfläche lebenden Seethiere vorherrschend violette und blaue Färbung zeigen (die Pteropoden, Salpen) die erdfarbigen und bunten Thiere trifft man auch an der Oberfläche, oder an den Küsten. Die grünen Thiere trifft man in ruhigen Buchten, wenige Fuß unter dem Mittelstand des Wassers, zwischen Algen entwickelt, die gelben und braunen Thiere 10 bis 50 Fuß unter dem Wasser, besonders Korallen. Die rothe Farbe herrscht vor in der Tiefe von 59–600 Fuß. Noch tiefer erscheinen die Seethiere weiß.

dieser Grundlage weiter zu bauen, wenn da, als der Jüngling sein Gewand abgeworfen hat, es heißt:

Und alle die Männer umher und die Frauen

Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen.

Da haben wir den vollendeten Körperbau, die ideale äußere Erscheinung lebendig vor uns in diesem einen Beiwort „herrlich“, in welchem zugleich schon die Seelenschönheit, das hochherzig" an= gedeutet ist, das das Volk dem sich Hinabstürzenden nachruft. Oder was könnte malerischer und zugleich energischer in der Schilderung sein, als der Kontrast des schwarz aus dem weißen Schaum des Strudels hinunter klaffenden Spaltes?

Und schwarz aus dem weißen Schaum
Klafft hinunter ein gähnender Spalt -

es ist, als gähnte, öffnete sich der Spalt vor unseren Augen, als wäre es selbst ein lebendes Wesen, das uns hinunterreißen will. Dieses Beiwort,,gähnend" hätte nicht besser gewählt werden können; es ist nicht bloß schmückend, es ist naturgemäß und zugleich affektvoll. Schiller hat meist Participial- Beiwörter, welche zugleich die Thätigkeit und die Eigenschaft ausdrücken, der Knappen zagender Chor; finster fluthender Schooß, glänzender Nacken, reißender Quell, jubelnde Schaar- und was selbst nur Eigenschaft ist, wie „Tiefe," oder Organ, wie,,Brust," wird durch diese thätigen Adjektiva zum lebendigen Einzelwesen: die heulende Tiefe, - die fühlende Brust.

Und auch was bloß schmückendes Beiwort zu sein scheint, wie die lebende glückliche Seele" - denn der Begriff einer Seele bringt es ja mit sich, daß sie als eine lebendige gedacht werden muß

steht doch keineswegs müßig oder überflüssig da, denn es ist das glückliche Leben des Menschen in der vom Sonnenlicht erhellten Sphäre, welche ihm der Schöpfer zu seiner Thätigkeit angewiesen hat, in Gegensatz gestellt zu der das Menschenglück zerstörenden, der Menschenseele das Leben abfordernden Tiefe, die sich rächt, wenn der Mensch ihren Schleier lüften will.

VI.

Der Handschuh

Vor

or feinem Löwengarten,

Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß Rönig Franz.

Und um ihn die Großen der Krone,

Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.

Und wie er winkt mit dem Finger,
Auf thut sich der weite Zwinger,
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt

Und sieht sich stumm
Ringsum

Mit langem Gähnen

Und schüttelt die Mähnen

Und streckt die Glieder

Und legt sich nieder.

Und der König winkt wieder

Da öffnet sich behend

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »