VII. Der Kampf mit dem Drachen. 1. Wa as rennt das Volk, was wälzt sich dort 2. Und tausend Stimmen werden laut: Das ist der Lindwurm, kommt und schaut, Doch keinen sah man wiederkehren; Den kühnen Ritter soll man ehren!“ Und nach dem Kloster geht der Zug, Wo Sankt Johann's des Täufers Orden, Die Ritter des Spitals, im Flug Zu Rathe sind versammelt worden. 3. Und vor den edlen Meister tritt Der Jüngling mit bescheid'nem Schrift; Nach drängt das Volk mit wildem Rufen, Erfüllend des Geländers Stufen. Und jener nimmt das Wort und spricht: „Ich hab' erfüllt die Ritterpflicht: Der Drache, der das Land verödet, Er liegt von meiner Hand getödtet. Frei ist dem Wanderer der Weg, Der Hirte treibe in's Gefilde; Froh walle auf dem Felsensteg Der Pilger zu dem Gnadenbilde." 4. Doch strenge blickt der Fürst ihn an, Und spricht: „Du hast als Held gethan; ད Der Muth ist's, der den Ritter ehret, Doch er, mit edlem Anstand, spricht: Die ihn des Schmuckes würdig zeiget." 5. „Und diese Pflicht, mein Sohn,“ verseßt Durch List und kluggewandten Sinn Des kühnen Muthes Opfer worden: 7. Und zu mir selber sprach ich dann: Was schmückt den Jüngling, ehrt den Mann, Von denen uns die Lieder melden? Sie reinigten von Ungeheuern Und ließen sich das Blut nicht dauren. 8. Ift nur der Sarazen' es werth, Daß ihn bekämpft des Chriften Schwert? Bekriegt er nur die falschen Götter? Gesandt ist er der Welt zum Retter! Von jeder Noth und jedem Harm Befreien muß sein starker Arm; Doch seinen Muth muß Weisheit leiten, Und Lift muß mit der Stärke streiten. So sprach ich oft und zog allein, Des Raubthiers Fährte zu erkunden. Da flößte mir der Geist es ein; Froh rief ich aus: ich hab's gefunden! 9. Und trat zu dir und sprach das Wort: Mich zieht es nach der Heimath fort. Du, Herr, willfahrteft meinen Bitten, Und glücklich ward das Meer durchschritten. Kaum stieg ich aus am heim'schen Strand, Gleich ließ ich durch des Künstlers Hand, Getreu den wohlbemerkten Zügen, Ein Brachenbild zusammenfügen. Auf kurzen Füßen wird die Laft Des langen Leibes aufgethürmet; Ein schuppig Panzerhemd umfaßt Den Rücken, den es furchtbar schirmet. 10. Lang ftreckte sich der Hals hervor, Als schnappt' er gierig nach der Beute, Die Zunge gleicht des Schwertes Spiße, Des Rückens ungeheure Länge, Rollt um sich selber fürchterlich, Daß es um Mann und Roß sich schlänge. 11. Und Alles bild' ich nach genau Und kleid' es in ein scheußlich Grau; Halb Wurm erschien's, halb Molch und Drache, Und lenke sie mit meiner Stimme. 12. Und wo des Bauches weiches Vließ Den scharfen Biffen Blöße ließ, Da reiz' ich sie, den Wurm zu packen, Ich selbst, bewaffnet mit Geschoß, |