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Zum Nachtstück „Erlkönig“ haben wir im „Fischer“ ein Tag= bild, ein kostbares Seitenstück, das unter den Göthe'schen Balladen jenem am Range zunächst steht. Auch in dieser Ballade tritt der Naturgeist an das empfängliche Menschenherz heran, weiß den schwachen Punkt desselben zu treffen, um den Sinn zu bethören und das Bewußtsein zu umstricken mit unwiderstehlicher Macht; der seinem dämonischen Zuge sich Hingebende wird auch hier um seine Seele gebracht. Aber Scene, Personen, Entwickelung der Katastrophe sind gerade entgegengesetzt. Nicht ein zum freien Bewußtsein erst heranreifendes, im Phantasieleben befangenes Kind, sondern ein zum Manne gereifter Jüngling, der das Menschenleben mit seiner Lust

und seinem Leide, seinen Scheingrößen und Täuschungen schon kennen gelernt hat, ist die menschliche Persönlichkeit, welche uns der Dichter in diesem Gedichte vorführt. Und auf diese Persönlichkeit wirkt eine Wassernire mit der Macht des weiblichen Reizes, die nicht Gewalt zu üben braucht wie Erlkönig, sondern in schmeichelndem sanften Zuge ihr Opfer gewinnt. Im Erlkönig ist die ganze Handlung stürmische Hast, der Vater mit dem Kinde im Arm reitet immer schneller, um dem sein Opfer verfolgenden Dämon zu entfliehen. Der Fischer hingegen sigt bereits ruhig am Wasser, einer Beschäftigung sich hingebend, die schon als solche zu stiller Beschaulichkeit, zum träumenden Sich-Versenken ins Naturleben einladet, das ihn mit heiterer, friedlicher Stille umfängt. Dort die windige, kalte, neblige Herbstnacht, hier der heißsonnige Sommertag, der klare freundliche Wasserspiegel, den fein Lüftlein trübt, und aus welchem der blaue Himmel mit der blizenden Sonne sein Bild nur noch schöner zurückstrahlt. In dieser Tageshelle kann kein Schauer der Phantasie aufkommen. Wenn im Erlkönig der Knabe von den ebenso beängstigenden als verlockenden Naturstimmen immer wieder an's Vaterherz zurückgeworfen wird, um da Ruhe zu finden: so strebt der Fischer gerade umgekehrt aus dem beängstigenden Drange des Menschenlebens mit seinen heißen Kämpfen und unversöhnten Gegensätzen hinweg an den Busen der Natur, um in ihrer Umarmung die Ruhe und den Frieden zu finden, den ihm das Leben nicht zu geben vermochte. Der Jüngling ist selber in das Gebiet der Wassergöttin gegangen, und was sie dann zu ihm spricht, ist nur der ebenso schöne als energische Ausdruck seiner eigenen Stimmung, seiner sehnsüchtigen Wünsche. Der Knabe im „Erlkönig" ringt mit dem Elf, denn so lieblich lockend auch dessen Einladr klingen, so kann und mag er doch nicht vom Vater lassen, u wird ihm heiß in fieberhafter Aufregung der Phantasie. Der Fi aber hat sich schon vom erhitzenden Spiel des Lebens abgewandt,

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schwedischen und schottischen, keineswegs an Liedern von den Meerfrauen und ihrem ebenso verführerischen als verderblichen Liebreiz. Wie im Erlkönig" die Liebe der Elfen zu den Kindern die Handlung trägt, so ist im Fischer die Liebe der Nixen zu den Männern und Jünglingen der springende Punkt.

Als Wassergeister hießen die Elben Nire. Wie sehr leicht beide in der Phantasie des Volkes verschmolzen, sehen wir an unserer deutschen Frau Holle, von der auch erzählt wurde, daß sie Mittags als schöne weiße Frau in der Fluth badete, daß Sterbliche durch den Brunnen in ihre Wohnung gelangten*) u. s. w. Der schwedische Nix ist stets männlich und heißt Nek. Er erscheint entweder als ein alter häßlicher Mann, sizt dann auf einer Klippe, namentlich zur Mittagszeit, um sich zu sonnen, und er ringt dann seinen nassen grünen Bart aus; oder er ruht auf dem Wasserspiegel als ein schöner Jüngling mit gelocktem Haar und einer rothen Müße auf dem Kopf. Eine fernere Personifikation der Nire ist der Meermann (Haffs= mann) und die Meerfrau (Haffsfrau, Haffstroll). Sie kommen in den nordischen Liedern oft vor; die Erscheinung des Nirenweibes bedeutet den Schiffern Sturm und Unglück, wie das Erscheinen der Waldfrau den Jägern Unglück bringt. Die Fischer wollen sie oft gesehen haben, wie sie im Sonnenschein, wenn dünne Nebelschichten auf dem Meere liegen, auf dem Wasser sißt und ihr langes goldenes Haar auskämmt. Wie die Elfen des Festlandes lieben auch die Wassernire leidenschaftlich die Musik und den Tanz, und sie gehen. gern ans Land, um an den Tänzen der Menschen Theil zu nehmen. Es lebt auch in ihnen eine unauslöschliche Sehnsucht nach dem Umgange mit Menschen. Unter dem Wasser haben sie eine prächtige Wohnung, und sie locken durch Gesang und Saitenspiel gern die

*) Vgl. J. Grimm, Deutsche Mythol. I. 246.

Menschen in die Tiefe hinab. Der Nix ist besonders den Mädchen gefährlich, die Meermaid oder das Meerweib den Jünglingen, gleich den Bergtrollen oder Berggeistern des Festlandes. Daß auch in der Phantasie des Nordländers Elfen und Nixe verschmelzen, kann man daraus ersehen, daß derselbe Balladenstoff, der in Dänemark und England von einem Meermann berichtet, in Schweden von einem Bergkönig handelt.

Wie die in der ersten Vorlesung mitgetheilten Elfenlieder des nordischen Volksliedes den Ritter Oluf zum Mittelpunkt haben, so hat die schwedische Volkssage das Abenteuer mit der Meerfrau auf die Person des jüngsten Sohnes des Gustav Wasa, welcher Herzog Magnus hieß und im Wahnsinn starb, übertragen, indem sie erzählt, daß er aus seinem Schlosse in Ostgothland die Meerfrau erblickt habe, wie sie ihm aus dem Wasser winkte und mit ihrer Schönheit ihn so bezauberte, daß er sich kopfüber in die Fluth stürzte. Doch ward er wieder gerettet und zurückgebracht.

Wir theilen eins von den schwedischen Volksliedern mit (aus der Sammlung von Geijer und Afzelius von Warrens).

Herzog Magnus und die Meerfrau.

Herzog Magnus stand am Fenster im Schloß,

Er schaute die Wogen, die blauen ;

Und sieh! auf den blauen Wogen saß

Ein Weib, gar herrlich zu schauen.

,,Herzog Magnus, Herzog Magnus, verlobt Euch mit mir!
Ich bitt' Euch um Alles auf Erden,

Sagt nicht Nein

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Ich geb' Euch ein Schifflein, behend und gewandt,

Kein bess'res ein Ritter mocht' schauen,

Es geht auf dem Meer, es geht auf dem Land,

Es geht durch Felder und Auen.

Herzog Magnus, Herzog Magnus 2c.

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