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Ballade seiner frühesten - nämlich im „König von Thule" ge= troffen. Die Volksballade hat scharfe Ecken und Kanten, gibt meist nur lose und lockere fragmentarische aber für den Grundton und die Scene höchst charakteristische Züge, welche nicht bloß der Anschauung, sondern auch dem Gefühl feste Handhaben bieten und die Ergänzung durch Gesang und musikalische Begleitung fordern. Wie sich Göthe's Fischer nicht wohl malen läßt, weil er ganz Stimmung ist, und wie die Wassergöttin, indem sie psychologisch aufgelöst, vergeistigt wird, die kompakte Gegenständlichkeit verliert, welche der Volksglaube ihr gibt: so läßt sich diese Ballade auch schwer in Musik seßen, weil sie schon das vollste Maß von Musik in sich selber hat, nicht bloß auf das Gefühl wirkt, sondern zugleich auf die Empfindung. Uhland hat es in seinen Balladen meisterhaft verstanden, die sparsame, knappe, mitunter nüchterne, stets aber scharf markirte Art des Volksliedes wiederzugeben, die gerade deshalb scharf geprägte Melodieen zuläßt, welche in's Volk dringen. Der Fischer ist aber schon so weich und voll schmelzenden Wohllautes in der Rede, daß dem Komponisten fast nichts mehr übrig bleibt und er in Gefahr geräth, den Eindruck des Dichterwortes zu schwächen. Trotz seines liedesmäßigen Strophenbaues wird der Fischer schwerlich eine populäre Melodie gewinnen, oder eine solche, die wie die Schubert'sche Komposition des „Erlkönig“ in allen gebildeteren musikalischen Kreisen beliebt würde. Gut vorgetragen, sei es frei, sei es lesend, ist jedoch die Lyrik dieser Ballade so eindringlich, rein und voll, daß sie sich selber musikalisch begleitet. Göthe hat in ihr dem aus alter Zeit stammenden Volksglauben diejenige poetische Form verliehen, in welcher derselbe auch von unserer Zeit geglaubt werden kann und lebendig auf unser Gemüth zu wirken vermag, weil er in seiner psychologischen Tiefe und Wahrheit zugleich erkannt und empfunden wird.

III.

Vergleiche mit deutschen Elfenliedern.

Wir müssen Göthen für sein herrliches Balladenpaar um so dankbarer sein, als wir in unserer älteren Poesie wenig Elfenlieder haben, und keines, das den Zauber, welchen der Wasserspiegel auf das menschliche Gemüth ausübt, so eindringlich feierte, wie wir es in den oben angeführten nordischen Balladen gesehen. Unser Volk ist sehr reich an Sagen und Mährchen von Zwergen und Elben, von Geistern in Fluß, Berg und Wald, auf dem Felde und im Hause, aber es hat sie nicht so häufig zu romantischen Balladen verarbeitet, wie der Norden. Die hochpoetische Sage von der Vermählung eines Ritters mit der Wassernire, die Fouqué zu seiner schönen tiefempfundenen Undine gestaltet hat, war gewiß über ganz Deutschland verbreitet, aber erst zu Anfang des 16. Jahrhunderts treffen wir eine ziemlich breite Erzählung in Reimen, welche diesen reizenden. Stoff behandelt; sie ist in des Knaben Wunderhorn in Romanzenform bearbeitet.

Um so reger ist die neuere Kunstdichtung gewesen, Elfenmährchen, Elfenlieder und Geisterballaden zu schaffen, als hätten die Geister der Sage, da sie vor der Aufklärung des Volkes das Feld räumen. mußten, in der Poesie eine Freistatt gefunden.

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Es ist von hohem Interesse, mit den Göthe'schen Balladen einige verwandte der neueren Kunstpoesie zu vergleichen. Wir gedenken zunächst des „Fischer - Knaben" von Schiller im Eingang seines Wilhem Tell. Mit bestem Takte hat es der Dichter vermieden, größere Balladen mit frappanten Abenteuern, die für sich die Aufmerksamkeit in Anspruch genommen und von dem Hauptgegenstande abgelenkt hätten, in die Vorhalle seines großen Dramas einzufügen. Es kam ihm nur darauf an, jene Töne anzuschlagen, wie sie das Naturleben schildern des Sennen, Jägers, Fischers in einem idealen Mittelpunkte poetischen Reizes koncentrirt; zu zeigen, wie die wunderherrliche Alpennatur tief in's Herz dringt, wenn auch unbewußt, und dieses Herz frisch und gesund erhält, um tapfer sich wider alle Unbotmäßigkeit und Unterdrückung zu wehren. Das Volk hängt an seinen Bergen, Wiesen und Seen, es ist mit ihnen verwachsen, kennt daher keine sentimentale Sehnsucht nach dem Naturleben, wie der hochkultivirte Städter, und noch weniger eine Naturvergötterung. Schiller's Fischerknabe hat sich gleich dem Göthe'schen. auch am heißen Tage an das Wasser begeben, das ihm entgegenlacht und zum Bade ihn einlädt; doch wachend und auf kontemplative Weise würde die Wassernixe ihn, das Naturkind, nicht gewinnen, es schlummert ein und sinkt vom steilen Ufer hinab zur Tiefe; diesen Augenblick benutzt die Seemaid. Er hatte schön geträumt und in der Weise des in christlicher Sitte und Frömmigkeit fest begründeten Volkes in den lieblichen Tönen, die an sein Ohr schlugen, die Stimmmen der Engel vernommen. Da, als er erwacht und die Waffer ihm schon um die Brust spielen, verwandeln sich die Stimmen. von oben in den dämonischen Ruf von unten. Die Verse sind wie hingehaucht, voll zarten Duftes, und auch das Schicksal des Jünglings ist noch wie in den Sonnenglanz getaucht, der vom Wasserspiegel zurückstrahlt:

Es lächelt der See, er ladet zum Bade,
Der Knabe schlief ein am grünen Gestade;
da hört er ein Klingen

wie Flöten so süß,

wie Stimmen der Engel

im Paradies.

Und wie er erwachet in seliger Lust

Da spülen die Wasser ihm um die Brust,

und es ruft aus den Tiefen:

Lieb Knabe, bist mein!

ich locke den Schläfer,

ich zieh' ihn hinein!

Das sind poetische Klänge, wie sie nur die Meisterhand der Leier entlockt. Welch ein Abstand zeigt sich in dem schon in seiner Ueberschrift,,Knabentod" die Prosa verrathenden Gedicht von Hebbel, das er Romanze nennt! Der Dichter meint, des Wunderbaren und der Wassernixen entbehren zu können, aber ein in Verse gebrachter Bericht vom Tode eines Knaben ist noch keine Poesie. Das kleine Gedicht lautet:

Knabentod.

Der junge Knab'

Er zieht hinab

In heißen Sommertagen ;

Im kühlen Wald,

Da macht er Halt

Mit innigem Behagen.

Den wilden Bach,

Er hört ihn jach

Am Berg hernieder brausen;

Ihn dürftet sehr

Nun noch viel mehr,

Hin zieht ihn süßes Grausen.

Er sieht die Fluth,
O, in der Gluth

Was kann so lieblich blinken!

Er schöpft und trinkt,

Sinkt und versinkt

Und trinkt noch im Versinken!

Um die Prosa vollständig zu machen, hätte noch die Lehre an= gehängt werden sollen, bei Erhizung nicht zu trinken. Diese Romanze steht auf gleicher Stufe der Kinderfabel: Ein junges Lämmlein, weiß wie Schnee ging einst mit auf die Weide zc. Die letzten Verszeilen sind obendrein bloße Reminiscenz von Göthe's: „Es war ein König in Thule", wo es am Schluß von dem Becher heißt: „Er sah ihn stürzen, trinken und sinken tief in's Meer". Viel sinniger, spannender und lebendiger ist eine zweite „Romanze" (sc. Ballade) desselben Dichters angelegt: „Das Kind am Brunnen“. Das Kind ist vom Schlafe erwacht, die Mutter merkt es nicht; es läuft an den Brunnen, schaut hinein, spielt mit seinem Spiegelbilde:

Das Kindlein winkt, der Schatten geschwind

Winkt aus der Tiefe ihm wieder.
Herauf! Herauf! so meint's das Kind;

Der Schatten: Hernieder, hiernieder.

doch wir

Schon beugt es sich über den Brunnenrand" fommen mit dem Schrecken davon, das Kind läßt Blumen in das Wasser fallen, diese trüben den Spiegel und nun durchschauert's das Kind fremd und kalt — „und schnell enteilt es der Stelle". Dieser Schluß täuscht aber des Lesers und Hörers Erwartung und erkältet ihn, so daß der an sich sehr poetische Gedanke der Wasserspiegel bewahrt nur so lange den Zauber der Anziehungskraft, als er Spiegel ist und das Bild des Oberen zurückstrahlt — seine Wirkung verliert.

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