Und über alle Weiber schnell, Der reißende Strom stand still dabei, Mit ihren Flossen spielten die Fischlein klein, Mit ihren Schwänzlein spielten sie, „Hör du, schön junger Knab, Und willt du bei uns bleiben, Da woll'n wir dich lehren Buch und Rune, „Ich will dich lehren binden den Bär, Sie tanzten auf und sie tanzten ab, Da saß der schöne junge Knab, „Hör du, schön junger Knab, Soll das Schwert und scharfe Messerlein Hätte Gott nicht gemacht mein Glück so gut, Das will ich jedem guten Gesell, * * E. M. Arndt berichtet in seiner „Reise durch Schweden" (II, 16 ff.) wie das Volk noch immer von den Tänzen der Elfen erzählt. Bemerkt man frühmorgens auf dem bethauten Grase der Wiesen gestreifte Stellen, so heißt's: Da haben die Elfen getanzt! Wer um Mitternacht in ihren Kreis geräth, dem werden sie sichtbar, muß sich aber auch gefallen lassen, von ihnen geneckt zu werden. Sie feßen sich auf kleine Steine, die zirkelrund ausgehöhlt sind und „Alfquarnar" (Elfenmühlen) heißen. Ihre Stimme ist leise und lind, wie ein sauftes Lüftchen. Die Kreise, welche auf Wiesen durch helleres Grün sich kenntlich machen, heißen, Alfdans" (Elfentanz). Der Glaube an solche Elfentänze, die in der Nacht des ersten Mai getanzt werden, hat sich auch lange in Deutschland erhalten. Ich erinnere an das im Westerwald gesungene sehr humoristische Volkslied der bucklige Geiger". Der lustige Fiedler wird, da er von einem Festgelage heimkehrt, auf dem Marktplatze zu Frankfurt a. M. vom Elfenvölkchen angehalten und muß ihm zum Tanz aufspielen, da Walpurgisnacht ist. Er geigt wacker darauf los, und nachdem er geendet hat, kommt eine der Elfinnen, greift ihm unter das Wamms und nimmt ihm seinen Höcker fort: " So gehe nun hin, mein schlanker Gesell, Dich nimmt nun jedwede Jungfrau zur Stell.“ Es ist aber nur gewissen Sonntagskindern gegeben, die Elfen zu sehen, und den Elfen wohnt die Macht bei, diesen Sinn zu öffnen und nach Belieben zu ertheilen. Sie sollen auch an ihre Lieblinge Elfenbücher austheilen, die ihrem Besizer die Zukunft enthüllen. Von andern Geschenken berichtet gleichfalls der Mund des Volks. So erzählt man sich in Schweden: „Eine Dienstmagd, die bei den Elfen wegen ihrer Sauberkeit beliebt war, wurde einstmals von ihnen zur Hochzeit geladen. Alles ging höchst ehrbar zu, und sie erhielt zum Geschenk einige Hobelspähne, die sie mit guter Miene annahm und aufbewahrte. Als der Brautzug vorbeikam, geschah es jedoch, daß die Braut über einen Strohhalm stolperte, worüber das Mädchen in Lachen ausbrach, da dann plötzlich Alles verschwand. Am folgenden. Tage fand sie zu ihrer Ueberraschung, daß die vermeinten Hobelspähne ebenso viele Goldstücke waren "*). Rührend ist der Zug, den das christliche Volk in die aus seiner heidnischen Vorzeit überkommene Auffassung der Elfen legte, indem es ihnen nicht nur eine tiefe Sehnsucht nach der Verbindung mit Menschen zuschrieb, sondern den Trieb, eine menschliche Seele zu gewinnen, um gleichfalls der Erlösung theilhaftig zu werden, überhaupt eine unvertilgbare Hoffnung auf Erlösung und Seligkeit. Ist Jemand so unbarmherzig, ihnen diese Hoffnung nehmen oder trüben zu wollen, dann verwandelt sich ihr lieblicher Gesang in bitteres Weinen und Klagen. Man glaubt annehmen zu können (bemerkt Afzelius a. a. C.), daß diese Vorstellung vom Höhenvolk sich aus den ersten Zeiten des Christenthums herschreiben, wo die Neubekehrten mitleidig derer gedachten, die, ohne Kenntniß des Erlösers in heidnischer Zeit in heidnische Erde eingesenkt, in dieser ihrer Verbannung den großen Tag der Erlösung mit Schmerzen herbeisehnten. Obwohl das Christenthum die alte Götter- und Geisterwelt *) Schwedische Volkslieder der Vorzeit. Aus der Sammlung von E. G. Geijer und A. A. Afzelius. Im Versmaaß des Originals übertragen von N. Warrens (Leipzig, 1857). stürzte, so blieb doch heidnischer und christlicher Glaube Jahrhunderte lang gemischt, und jener, wenn er auch kirchlicherseits als „Aberglaube" in die Acht erklärt ward, behauptete sich nichtsdestoweniger im Gemüthe des Volkes, und seine poetische Erneuerung und Wiedergeburt hatte um so größeren Reiz, als sie dem tiefen Natursinn auf ästhetische Weise Nahrung bot und auf diesem Boden von der Kirche nicht angegriffen werden konnte. Die Rede- und Sangeskundigen brauchten nur auf die alten Mythen und die im Volk lebendig umgehenden Sagen zurückzugreifen, um Balladen zu schaffen, die alsbald von Mund zu Mund gingen, vom Volke und den Bänkelsängern mannigfach ergänzt, erweitert, verändert wurden. Ein einzelnes die Gemüther erschütterndes Ereigniß mochte den Antrieb geben. So bewegen sich fast alle nordischen Elfenlieder um einen Ritter Oluf, dessen eigenthümliches Schicksal und plötzlicher Tod zur mythischen Auffassung Veranlassung gab und von der Phantasie des Volkes dichterisch verklärt ward. Wir theilen zunächst das schwedische Volkslied in drei verschiedenen Gestalten mit, zum Beleg, wie selbstthätig das Volk dergleichen Stoffe um und fortbildet, sei es in prosaisch erzählter Sage, welche in der einen Gegend so, in der anderen wieder anders erzählt wird, sei es im Liede, das gesungen und nachgesungen wird. 1. Herr Oluf und das Elfenweib.*) Herr Oluf reitet zum Burgthor, Da stehet ein Elfweib und ruhet davor. Doch der Tanz geht an, So wohl in dem Haine! *) Mohnike, Volksl. d. Schweden, S. 210. Taloy, Charakteristik der Volkslieder, S. 293 ff. „„Ach hör, Herr Oluf, was ich sage dir, Und hast du nicht Lust zu tanzen mit mir?"" Doch der Tanz geht 2c. ,,Nein, tanzen mit dir ich nicht will und mag, Denn morgen ist mein Verlobungstag.“ „„Willst du nun sieben Jahr' leiden Noth, Herr Oluf wirft herum den Traber sein, Herr Oluf, er ritt zu seiner Mutter Thor, „Liebe Mutter, das Bette mir mache und lauf, Wohl nimmer steh' ich wieder vom Bette auf!" Und die Braut, sie wartet der Tage zween Und die Braut, sie wartet der Tage vier, " Guten Tag, guten Tag, liebe Schwiegermutter mein, Wo mag doch Herr Oluf, mein Bräutigam, sein?“ Herrn Oluf hab' ich seit gestern nicht geseh'n, Er jaget im Walde nach Hirschen und Reh'n. |