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Da war er wieder in dem Berg,
Darinnen sollt er nun bleiben,
So lang bis an den jüngsten Tag,
Wo ihn Gott will hinweisen.

Das Lied schließt:

"

Das soll nimmer ein Priester thun,
Dem Menschen Mißtrost geben,

Will er denn Buß und Reu empfahn,

Die Sünde sei ihm vergeben.

Die schweizerische Auffassung der Frau Frene (Frau Venus der Berg Fähnern" im Kanton Appenzell soll aus dem mons Veneris den Namen gebildet haben) nähert sich noch mehr der nordischen. In dem Tanhäuserliede, welches im Jahre 1830 durch Balder von Auffeß aufgezeichnet wurde und zu Escholdsmatt des Kantones Luzern noch im Munde des Volkes lebt, führt die Frau Frene mit ihren Jungfrauen einen Tanz auf; „fie fingen an einen langen Tanz“, heißt es da,,,ein Jahr war ihnen wie eine Stunde".

Geibel hat seinen Tanhäuser ganz ins Allgemeinmenschliche übergeleitet und von den Zügen des Volksliedes nur den Zwerg und das Trinken aus dem Zauberbecher aufgenommen. Die Berghöhle ist zum Schloß geworden mit blühendem Park und heimlichen Lauben.

Alles oberweltlich und modern, schöne Marmorbilder, breite Treppen, Pagen, reiche Balltoiletten, Frau Venus die Ballkönigin, welche ihren Liebling in den Garten entführt. Ein feiner poetischer Zug ist, wie der Mond sich hinter Wolken birgt, und von hoher Wirkung der Refrain, der an das bessere Selbst des Verirrten schlagende Ruf der Nachtigall, deren warnendes „Zurück“ sich endlich in ein klagendes Zu spät“ verwandelt. Die Schilderung des Parkes und der monderhellten Maiennacht athmet schon ganz den Zauber, der des Jünglings Seele gefangen hält. Während in dem schwedischen

Volksliede der gedächtnißtilgende Trank ganz äußerlich als Zaubertrank hingestellt wird, ist hier die Wirkung desselben psychologisch, aus dem Gemüthe des von seiner Leidenschaft schon Berauschten motivirt, ganz so, wie Göthe im Erlkönig und Fischer die äußerlich von den Elfen geübte Macht zugleich als ein inneres Geschehen dargestellt und so unserem modernen Bewußtsein vermittelt hat. Dennoch haben die Volkslieder bei allem Mangel an Abrundung und pathologischer Schilderung doch wieder einen tiefinnerlichen Zug, einen echten Balladenzug vor der Geibel'schen und auch vor der Göthe’schen Ballade voraus, daß sie den in die Macht der Elfen gefallenen Menschen kämpfend darstellen. Die Jungfrau in der schwedischen Ballade kann ihre Mutter und Familie nicht vergessen; die Schlußzeile, die als Kehrreim durch das ganze Gedicht geht, lautet: „Denn fie fühlt herzliche Reu", sie muß wieder ins elterliche Haus, und mit Gewalt vom Alp in die Bergeshöhle zurückgeführt, sezt sie sich gramerfüllt auf den goldenen Stuhl; nur durch den Zaubertrank wird ihr schließlich die Erinnerung an die Menschenwelt geraubt. Im Tanhäuser arbeitet und kämpft das christliche Gewissen heftig mit dem heidnischen Sinn; Liebe und Haß zugleich brechen in die Worte aus: „Edle Jungfrau zart, ihr seid eine Teufelinne!" Obwohl die Naturgöttin endlich siegt, geschieht es doch nur nach einem langen. schweren Kampfe. Bei Geibel's Tanhäuser ist aber wie bei Göthe's Fischer der Sieg schon von vornherein zu Gunsten der Naturmacht entschieden; beide Balladen haben es nur mit dem natürlichen Menschen zu thun, in welchem das christliche Bewußtsein erloschen ist. Der Tanhäuser Geibels stürmt blindlings in den Garten und das Schloß der Frau Venus, und erst der Zwerg sagt uns, das sei der Venusberg; das Volkslied hingegen motivirt gerade hier auf feine Weise, indem es beginnt, der Ritter habe wollen „groß Wunder schauen“, darum sei er in den Berg gezogen.

Grube, Aesthet. Vorträge. I..

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Indem der Geibel'sche Tanhäuser und die Frau Venus schon sehr ins Allegorische hinüberspielen, haben sie mit der nationalen Färbung auch die Wucht der Volkssage verloren. Jener mythische Duft des Volksglaubens, der uns bei der Göthe'schen Wassernixe troß ihrer Vergeistigung doch noch anheimelt, ist zum Parfüm einer Balldame geworden. Daher mag es kommen, daß diese Ballade Geibel's viel weniger als Göthe's Fischer in weiteren Kreisen bekannt und beliebt geworden ist, obwohl sie ihrer hohen Formvollendung willen zu den Zierden unserer neueren epischen Lyrik gehört. Man vergleiche sie und das Göthe'sche Gedicht nur mit der „Wasserfee“ von H. Heine, worin gleichfalls die Liebe der Wasserfrauen zu den Männern der Menschenwelt dargestellt ist, um die Zartheit und das edle Maaß zu bewundern, mit welchem jene Lyriker den Gegenstand behandelt haben gegenüber der Heine'schen Wasserfee, in der lediglich die Sinnlichkeit schwelgt.

Doch hat Heine mit bestem Takt die Klippe des Allegorisirens und Symbolisirens in seinen Balladen zu vermeiden gewußt, eine Klippe, der selbst Göthe nicht immer entgangen ist. Er hat in der Behandlung der Volksmythen die reine Balladenform nicht mehr so vollendet gewonnen wie im Erlkönig und Fischer. Die Rede der Wasserfrau besteht troß ihrem mystischen Kolorit doch aus lauter Bildern, welche für die Anschauung vollkommenste Helle haben, das Gefühl des Waffers plastisch hervorarbeiten, so klar und durchsichtig sind wie das Wasser selber, dessen Wesen sie offenbaren sie ist durchaus nicht lehrhaft (didaktisch), obwohl sie den Fischer über sein eigenes Gefühl aufklärt. In Göthe's „Schaßgräber“ hingegen ist der schöne Knabe, welcher, eine gefüllte Schaale in der Hand, plößlich erscheint, man weiß nicht wie und woher? nur eine lehrhafte Figur, die ganz idyllisch auf genügsame Selbstbeschränkung des arbeitsamen Lebens verweist und zu diesem Zwecke ganz vortreffliche

Regeln gibt, wie der Mensch seiner Disharmonie Herr werden, aus dem kranken Herzen ein gesundes frohes zufriedenes machen könne :

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Trinke Muth des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst mit ängstlicher Beschwörung
Nicht zurück an diesen Ort!

Grabe hier nicht mehr vergebens !
Tages Arbeit, Abends Gäste,
Saure Wochen, frohe Feste!

Sei dein künftig Zauberwort.

Diese, Belehrung", welche der Schatzgräber empfängt, ist aber doch nicht im Stande, den Mangel der Plastik in der Erscheinung des belehrenden Knaben“ zu verdecken. Wir haben für seine Gestalt keinen Anhalt im Volksglauben, wie denn auch Göthe die Form seines Gedichtes dem Spanischen entlehnt und so ein romanisches Element zu dem germanisch volksthümlichen Spuk beim Schaßgraben herangebracht hat, das sich nicht recht zu einem kompakten Ganzen verschmelzen will. Der Schaßgräber muß es uns sagen, daß er ,,krank am Herzen" sei oder vielmehr gewesen sei; darum erzählt er selber sein Abenteuer; dies braucht der Fischer nicht, denn der Dichter weiß uns in die Stimmung des Anglers so gut einzuführen, daß wir sie mitempfinden und die Macht des Zaubers auf eine solche Stimmung erfahren, ohne daß der Fischer auch nur ein Wort zu sprechen nöthig hat. Dennoch müssen wir auch hier die Kunst des Dichters bewundern, der das Vergangene so lebendig darstellt, daß es wieder zur Gegenwart wird und der erzählende Schaßgräber zum grabenden und von der Wundererscheinung überraschten sich umsetzt. Das Mysteriöse des von Engelsglanz umflossenen Knaben hat dennoch) großen poetischen Reiz und kommt der Ballade sehr zu Statten. Daß

der Schatzgräber aus der Schaale den Gesundheitstrank getrunken habe, dürfen wir wohl annehmen, obschon das Gedicht nur von der Aufforderung zum Trinken erzählt und daran gleich die,, Belehrung " knüpft, in welcher allerdings der Schwerpunkt desselben liegt.

So geht auch das heitere Kindermährchen,, der treue Eckardt" auf Lehren hinaus, welche den lieben Kindern ertheilt werden:

Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Gesicht

Ein Vater, ein Lehrer, ein Aldermann spricht,
So horchet und folget ihm pünktlich!

Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut
Verplaudern ist schädlich, verschweigen ist gut;
Dann füllt sich das Bier in den Krügen!

Diese belehrende Strophe schließt sich wiederum ganz natürlich an die ganz volksthümliche Erscheinung des getreuen Eckart an, der ja von Haus aus ein Warner, Berather und gutgesinnter Kinderfreund war. Das Vorüberrauschen der Unholde und im Gegensatz zu diesem wüthigen Heere der alsbald besänftigend und helfend erscheinende Alte geben eine bewegte vortrefflich dargestellte Scene. Ein ähnliches liebliches Kindermährchen ist, die wandelnde Glocke", das ohne alle didaktische Zuthat so gegenständlich und dramatisch spannend gehalten ist wie die besten Balladen und aufs Glänzendste die hohe Kunst des Dichters offenbart, das Wunderlichste und Wunderbarste wie lebendige Gegenwart und Wirklichkeit uns empfinden zu lassen. Die Schallnachahmung, für welche unsere Sprache Naturlaute in Fülle hat, hilft dazu aufs Beste. Desgleichen die Wiederholung desselben Wortes

Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr;

Die Mutter hat gefackelt.

Doch welch ein Schrecken hinterher!
Die Glocke kommt gewackelt

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