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Aus dem Helm des Eisenhutes
Mit dem dunkelgrünen Laube
Tritt ein Ritter kecken Muthes,

Schwert erglänzt und Pickelhaube.

Weil hier das Gebilde der dichterischen Phantasie eine reale natürliche Grundlage hat, fehlt ihm auch nicht die poetische Wahrheit, troßdem, daß Freiligrath sein Gedicht ganz nüchtern schließt: „Blumenduft hat sie getödtet!"

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In Uhland's Harald" ist zwar der ,,wilde Wald" und die Mondscheinnacht der natürliche Schauplatz für das Hervorbrechen der Elfen, aber doch nur der Schauplaß. Sie brechen aus Baum und Busch, aus dem Fluß und sogar aus den Wolken hervor, werfen mit Blumen um sich, schwingen sich auf die Rosse; aber das Element, dem sie entsteigen, hat sie nicht geformt, und wir bekommen keine zu Gesicht.

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In Göthe's Fischer" hingegen ruht die Gestalt des feuchten Wasserweibes ganz auf dem Element, aus dem sie sich emporhebt, wie im „Erlkönig“ die Figur des Elfen auf dem Herbstnebel, aus welchem er hervorbricht. In der Realität der Wirkung dieser Naturerscheinung auf die Phantasie des Kindes und in der Realität der Wirkung des Wasserspiegels auf Sinn und Gemüth des Jünglings hat auch das ideale Gebilde des Dichters seine Wahrheit und Wirklichkeit.

IV.

Schiller's Romanzen in ihrem Gegensaße zu Göthe's Balladen.

s war im Jahre 1797, da Schiller den anmuthig gelegenen Schmidt'schen Garten nebst Gartenhaus in Jena erworben hatte und am 2. Mai hinausgezogen war, glücklich in seinem Familienkreise und froh der schönen Natur, die ihn umgab. Die Sonne lachte freundlich durch das knospende Grün der Bäume, die Nachtigallen schlugen im Wettgesang, und der Dichter war voll Schöpferlust. Sein Geist hatte den Höhenpunkt der Bildung gewonnen. Nachdem er sich von Schlacken und Schaum seiner mächtig aufbrausenden. jugendlichen Naturpoesie gereinigt und im Studium der Griechen sowie durch die Einwirkung seines formvollendeten Freundes Göthe das schöne Ebenmaaß der Kunstpoesie gewonnen, begann er sein größtes gewaltigstes Meisterwerk, den Wallenstein. Und zugleich dichtete er in diesem Jahre den größern Theil seiner „Balladen“, und zwar im Wetteifer mit Göthe, denn es galt, für den neuen Schillerschen Musenalmanach, der im nächsten Jahre erscheinen sollte, tüchtigen Inhalt zu bekommen.

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Sein Erstling war der Taucher"; ihm folgte bald „der Handschuh“, „der Ring des Polykrates“, „der Ritter Toggenburg“, „die Kraniche des Jbykus“, „der Gang nach dem Eisenhammer.“ Er konnte dieses Jahr mit Recht das Balladenjahr nennen. Doch brachte der nächste Sommer noch den Kampf mit dem Drachen" und gleich hinterdrein „die Bürgschaft“. Nach einer längeren Pause als eine köstliche Frucht der Studien zum Wilhelm Tell erschien im Jahre 1803, der Graf von Habsburg", der die Reihe dieser Balladen schloß, die wir ebenso in einen Kranz gebunden uns vorzustellen gewöhnt haben, wie Göthe's: Erlkönig, Fischer, Braut von Korinth, Schatzgräber, Zauberlehrling und die Mährchen: der getreue Eckart, die wandelnde Glocke und das Hochzeitlied.

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Freilich ist wie im Götheschen Cyklus auch jedes einzelne Gedicht wieder höchst eigenthümlich in seiner Art, jedes hat seinen besonderen dem Inhalte entsprechenden Bau und Ton. Ganz lyrisch im Ton, obwohl in vollster epischer Klarheit und Anschaulichkeit komponirt ist „Ritter Toggenburg", eine zarte duftige Romanze, die in ihrer rein ausklingenden Empfindung ganz die sentimentale Stimmung des Helden abspiegelt. Der Gang nach dem Eisen= hammer" nähert sich am meisten der einfachen Erzählung, trägt ganz den treuherzig naiven Ton des Fridolin. „Der Ring des Polykrates“, in welchem eigentlich der vom Glück seines Freundes erschreckte Amasis der Held ist, dessen religiöses Gefühl einen schweren Kampf besteht mit der Anschauung, die es Lügen strafen will, hat die Erzählung dramatisch zusammengefaßt und wie eine Federzeichnung in wenig kühne aber charakteristische Striche hingeworfen. Das Gedicht bricht ab, wie der Gastfreund sich abwendet, und läßt uns das Weitere bloß ahnen, denn es will uns nur das im eigensinnig sich häufenden Glücke drohend heranziehende, im Wiedererscheinen des Riuges aber deutlich sich ankündigende Unglück vorstellig machen.

Der Taucher", „Handschuh“, „Kampf mit dem Drachen“, „die Kraniche des Jbykus“, „die Bürgschaft", der „Graf von Habsburg" sind alle im grandiosen Styl dramatischer Epik und prachtvollster Schilderung gehalten, aber auch hier ist wieder jede einzelne Romanze eine eigene Gattung. Welche Verschiedenheit schon zwischen Taucher und Handschuh!

Und doch haben sie alle einen gemeinsamen Grundzug. Wovon fingen sie? sie singen nicht von „seliger goldner Zeit" als einer verlorenen, mit dem Zauber romantischer Phantasie künstlich zur Gegenwart gemachten, sondern von dem aus energischem Streben nach dem Ideal immer neu erblühenden, dem sittlichen Menschengeiste in seiner alle Naturschranken durchbrechenden, alle Hemmnisse überwindenden, alle Erdengüter in den Schatten stellenden, ewig gegenwärtigen Seligkeit; sie singen von Freiheit, Männerwürde, von Treu und Heiligkeit", vom Adel des sittlich gehobenen, von der Schwere der Sinnlichkeit befreieten Gefühls, vom Gott in der Menschenbrust. Die Liebe in ihrer sittlichen Reinheit und Schönheit ist es, wie sie im Bund mit der Ehre zu den allerkühnsten Thaten begeistert oder auch so sehr das Herz eines edeln Ritters erfüllt, daß sie, nachdem ihr der Gegenstand versagt ist, doch noch in Form der Sehnsucht das Leben zu erheitern vermag; die Ehre als sittliches Wesen der thatkräftigen Mannesseele, die Freundestreue, die sich bis zum Tode bewährt und in ihrer unbedingten Opferwilligkeit selbst des Tyrannen menschenverachtenden Egoismus und Hochmuth überwindet; die Heiligkeit des Sängers, wie sie am rohen Frevler sich als rächende Nemesis erweist und andererseits der höchsten weltlichen Macht erst die rechte ideale Weihe gibt, indem diese ihr unbedingt huldigt; die Treue und Frömmigkeit des Dieners, die für die Arglist des bösen Dieners zum Verhängniß wird; die sich selbst verleugnende christliche Demuth, welche den tapfersten Helden erst zum würdigsten

macht - das Alles sind lauter ethische und religiöse Ideale, von denen der idealistische“ Dichter auch als Mensch begeistert ist, die er als poetischen Gehalt in überlieferten Stoffen der Geschichte und Sage zu erkennen und mit seinem herrlichen Dichtergenius zu den schönsten und reichsten Bildern zu gestalten vermochte.

Balladen wie Göthe's Erlkönig und Fischer, wo die Menschenseele in den Schauern des Phantasielebens oder im Reiz der Naturmacht versinkt, lagen ganz außer Schiller's Sphäre, und noch weniger mochte er das Thema Geschlechtsliebe in allen möglichen. Variationen behandeln, oder mit Gespenstern spielen und Mährchen dichten. Er hat auch ein Auge und Ohr für das Naturleben und weiß es ganz besonders in diesen Romanzen so wahr, treu und lebendig zu schildern, daß wir auch darin seine Dichtergröße bewundern müssen. Aber er schildert es uns nicht in seiner verlockenden, sinnbethörenden Macht, auch nicht als Lyriker, wie es im Herzen der Menschen singt und klingt, sondern als Dramatiker, wie es (im Taucher und Handschuh) in seiner furchtbaren Macht und Größe den Heldenmuth und die Heldenkraft auf die stärkste Probe seßt, oder wie es (im Kampf mit dem Drachen) den größten Muth, die größte Besonnenheit und Beharrlichkeit zugleich in die Schranken fordert, oder wie es in seiner Gewalt und Widerwärtigkeit sich verschworen zu haben scheint, die Eile des Wanderers zu hemmen (Bürgschaft). So furchtbar und übermächtig aber auch die Natur dem Menschen ent= gegentreten mag, sie wird von einer noch stärkeren Macht überwunden, von der Idealität des Menschenherzens, das auch da noch Triumphe feiert, wo der Held (wie im Taucher und in den Kranichen des Jbykus, wo die Mörder die kalte geist- und herzlose Naturgewalt repräsentiren), mit seiner leiblichen Schwachheit unterliegt.

Man hat mit Recht den männlichen Ton der Schiller'schen Romanzen hervorgehoben; er berührt uns, wenn wir uns längere

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