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erhebt es sich von Neuem. In viel mannigfaltiger Gestalt wurde es verkündigt. Sein Inhalt aber war stets derselbe eine: der fünftige Erlöser der Menschen, Christus der Heiland. Dunkel und unbestimmt zuerst verheißen, tritt aus den allgemeinen Umrissen immer flarer und bestimmter die Gestalt dieses zukünftigen Erlösers heraus.

Ein dunkles Wort ist aus den ersten Tagen unsres Geschlechts uns überliefert vom Weibessamen und Schlangentreter: es verkündigt den Sieg der Menschheit über die finstere Macht des Bösen. Im Geschlechte Sems schaut Noah nach dem Gericht der Fluth das Heil der Zukunft wohnen, Jehova selbst in den Hütten Sems. Auf Abraham und sein Geschlecht beschränkt sich sodann die Verheißung des Heils: von hier soll der Segen ausgehen über die Erde. Unter Jakobs Söhnen ist Juda der Löwe; an ihn ist Sieg und Herrschaft geknüpft; auf schwere Kämpfe wird eine Friedenszeit folgen die alle Völker beseligen soll. Aus Judas Nachkommen wird David das Vorbild und der Träger der Zukunft. Größer als er soll sein Sohn werden und seine Herrschaft eine ewige Herrschaft. Als Ifraels Staat in Trümmer sank, da erhob sich aus dem Staube des Untergangs immer lichter das Bild der Zukunft in den Weissagungen der Propheten. Ein Fürst wird kommen aus Davids Haus, der seines Gleichen nicht hat unter allen Menschen. Gottgleicher Art wird er sein; seine Herrschaft wird sein bis an der Welt Ende; seine Feinde sollen sich beugen zu seinen Füßen; ein Stand des Friedens wird unter ihm herrschen, der auch der Natur Friede und Verklärung bringen wird. Israel wird dann getröstet werden für alles sein Leid, und die Heiden werden im Lichte wandeln das von Zion ausgeht. Aber dieser neue felige und herrliche Stand der Dinge - er wird ruhen auf der Vergebung der Sünden. Die Sünde wird gefühnt werden in schwerem Leid, im Opfertod; aber das Leid wird sich in Freude wandeln. und der Tod in Leben.

Das ist die Weissagung die aus dem Herzen Gottes stammte, ein Licht in dunkeln Zeiten, ein Trost in Trübsal, eine Hoffnung der nach Erlösung verlangenden Herzen.

Nun aber hieß es: Gelobet sei der HErr, der Gott Israels; denn er hat besucht und erlöset sein Volk. So frohlockte das Herz der Israeliten über die Erfüllung der Hoffnung.

Um dieselbe Zeit so wird uns berichtet beobachteten im fernen Lande des Ostens fromme Priester allnächtlich die Sterne des Himmels, bis ihnen ein Stern erschien, ein neuer, unbefannter, wundersamer, durch den ihnen Gott in ihrer Sprache die Fülle der Zeiten und den Anbruch des Heils das sie hofften verkündigte. Denn eine Ahnung ging damals durch die Gemüther der Menschen, daß eine neue Zeit des Friedens und Segens anbrechen und ein großer König aufstehen werde, der mit gerechtem und mildem Szepter die Völker regiere. Das ist die andere Weissagung, die aus dem Herzen des Menschen stammt und neben der Weissagung Gottes hergeht.

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Je und je haben sich Stimmen der Ahnung und Hoffnung unter den Menschen erhoben. Nie aber lauter und mächtiger als damals. Es ist der Jammer der Gegenwart, der in der Sehnsucht des Herzens zur Hoffnung der Zukunft wird. Der Jammer der Gegenwart aber ist doppelt: die Sünde und die Noth. Beide steigerten sich je mehr und mehr. Denn die sich selbst überlassene Menschheit sie mag vorwärts kommen, aber sie geht abwärts. Schon vor Jahrhunderten hatte ein edler griechischer Philosoph, indem er den Kampf der sittlichen Mächte, des Guten und des Bösen, sich im Geiste vergegenwärtigte, die merkwürdigen Worte gesprochen: wenn ein Gerechter einst komme, der nicht gerecht scheinen sondern sein werde, der werde von der Welt gefesselt, gegeißelt, gefoltert, geblendet werden und zuleßt nachdem er alles mögliche Uebel erduldet, werde er aufgeknüpft werden.* So stellte man der Sünde die Gerechtigkeit gegenüber. Und der Noth die Hoffnung des Friedens. Denn nach den unheilvollen Erschütterungen, welche das römische Reich vor Christi Geburt erfahren, hatte ein allgemeines Verlangen nach Frieden die Gemüther ergriffen, und das Verlangen wurde zur Ahnung und Weissagung eines Friedefürsten welcher ein neues Weltalter bringen werde. Aber über aller Hoffnung der Völker bleibt doch immer ein Dunkel liegen. Nur ein schwacher Schimmer des kommenden Tags erreicht ihre Augen. Ihre Weissagung ist die der schwermüthigen Ahnung.

Dieser Zug schwermüthiger Ahnung ruht auf dem ganzen geistigen Leben jener Völker. Die Werke ihrer Dichter und Künstler ergreifen uns noch heute. Aber was ist das Ergreifende daran?

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Wir sehen wie sie ringen, in dem Vergänglichen das Ewige, in dem Gemeinen das Erhabene, in dem Natürlichen das Geistige und Göttliche zu finden und zum Ausdruck zu bringen. Und aus diesem Kampf der Gegensäge klingt es wie ein Seufzer der Seele, wie eine Ahnung der Hoffnung auf eine höhere Freiheit des Geistes. Es ist etwas Klagendes und zugleich Ahnungsvolles und Weissagendes darin.

Das geht aber durch das ganze Menschenleben hindurch. Wo es uns am edelsten entgegentritt, da am meisten. Ein Ton der Klage, der Schwermuth, der Ahnung geht durch das Leben, geht durch die Lieder der Völker hindurch. Wie die Stimme eines edlen Gefangenen der nach Freiheit rust, trifft er unsre Seele.

Es spricht der Apostel von einem geheimen Seufzen der Kreatur, die sehnsüchtig harrt auf die Offenbarung der Freiheit der Kinder Gottes. Wer ein Ohr hat die verborgene Stimme der Natur zu vernehmen, der hört aus ihren mannigfaltigen Stimmen diesen Ton der Klage heraus. Die alten Völker, welche noch inniger mit ihr zusammenlebten, haben in ihren religiösen Festen mit ihr und um sie geklagt. Wie nun? Was der unvernünftigen Natur tief eingedrückt ist die Sehnsucht nach der Freiheit - das sollte nicht viel mehr im Herzen des Menschen leben, der der Dolmetsch und der Mund der übrigen Schöpfung ist? Ein tiefer Zug der Trauer ist dem geistigen Antlig des Menschen aufgeprägt. Er ist bei Allen zu finden; bei den Besten am meisten. Du findest ihn auch bei dir, wenn du dich nur recht verstehst. Ein edler Sklave in dir ist, dem du die Freiheit schuldig bist. Wie die Augen eines Gefangenen mit wehmüthigen Blicken auf den eilenden Wolken und dem Fluge der Vögel ruhn und seine Seele sich ihnen nachzuschwingen wünscht, wie seine Lieder mit wehmüthig ergreifenden Tönen von der Freiheit singen, die er entbehrt, so wendet sich das geistige Auge des Menschen von der Gegenwart weg einer bessern. Zukunft zu, und seine Seele breitet verlangend die Arme nach ihr aus. Es lebt ein Lied der Sehnsucht in Aller Herzen.

Was ist der Mensch? Eine dunkle Tiefe ist er, in welche die Blize des Gewissens leuchten. Und was sie erleuchten? Wie die Gedanken der Sünde und die Regungen des Bessern mit einander kämpfen. Und aus dem Kampfe, aus seinen vielen, vielen Niederlagen steigen die Seufzer nach Erlösung auf.

Durch dieses innere Leben und Ringen des Menschen aber gehen die Stimmen des rufenden Gottes, die Züge der Gnade Gottes hindurch. Von allen Seiten dringt sein Geist auf uns ein. Durch innere Erfahrungen, durch äußere ruft er uns. Sie sind wie Gottesboten, durch die er uns die Geburt eines Neuen ankündigen will. Und aus allem dem erheben sich dann die Ahnungen und Hoffnungen der Sehnsucht. Wie ein Heimweh nach der besseren Heimath, nach den Liebesarmen des Vaters regt sichs im Menschen. O der Mensch selbst ist eine Weissagung, eine Weissagung auf seine Erlösung.

Und diese Weissagung soll ihm zur Weisung dienen — ihn über sich selbst hinauszuweisen, zu Gott hin, daß er ihn suche, ob er ihn fühlen und finden möchte; und zwar er ist nicht ferne von einem jeglichen unter uns. Denn der der Ursprung aller Dinge und unsrer selbst ist, der muß auch das Ziel von Allem, unser Ziel sein. Er ist das große weite Meer, in dem der unruhige Strom unsres Lebens zur Ruhe kommt. Denn es muß ja doch das Leben ein Ziel haben; es muß die Geschichte der Menschheit, es muß die Geschichte des Menschen ein Ziel haben. Denn darin kann doch unser Leben, unsre Bestimmung nicht bestehen, daß sich nur eben Tag an Tag reiht, mit dem was ein jeder zufällig bringt, und mit dem lezten Tage dann das Ganze aus ist. Was wäre das für ein Leben, das nur aus einer solchen Sammlung einzelner Tage bestünde und keine Einheit in sich selbst wäre, kein Ganzes! Welches ist aber die Einheit unsres Lebens? Die Einheit jeder Sache ist das Gesez, welches dieselbe beherrscht. Das Gesez unsres Lebens aber ist, daß wir Menschen Gottes seien. Nicht eher finden wir Ruhe, als bis dieses Gesez unsres Daseins unsre Wirklichkeit geworden ist. Das ist unser Ziel. Wie kommen wir zu diesem Ziel, wie sollen wirs erreichen? Der Weg zu diesem Ziel ist das Gebet, das Gebet um Hülfe und Erlösung. Im Gebet war Zacharias, als ihm der Engel den Anbruch der neuen Zeit des Heils ankündigte. Ach daß die Hülfe aus Zion käme und Gott sein gefangen Volk erlösete! Es ist kein andrer Weg zu jenem Ziel als das Gebet. Zwar és führt uns nicht zu jenem Ziel hin, aber es bringt das Ziel uns nahe. Denn das Gebet ist die Macht, die Gott vom Himmel auf die Erde zieht und seine Gnade ins Herz herab. Und das ists was wir brauchen. Denn der Mensch kann nicht zu Gott, sondern Gott

muß zum Menschen kommen. Daß Gott zu uns komme, daß Gott uns besuche und erlöse, daß er unser Gott werde auf daß wir seine Menschen werden, das ist das Ziel unsrer Sehnsucht, das ist die Weissagung unsres Lebens. Aller jener Zwiespalt unsres Innern aber, alles jenes Kämpfen und Ringen, die Stimmen und Züge Gottes in uns, alle Bilder der Ahnung und Hoffnung - das sind alles Vorboten Gottes der da kommt, der auf dem Wege zu uns ist, uns zu besuchen und zu erlösen. Wer ihn kommen fühlt, der schweige mit Zacharias von seinem Geheimniß der Zukunft, der schweige vor den Menschen mit seiner Hoffnung, der schweige und verharre im Gebet, ringend, kämpfend im Gebet, bis er den Mund öffnen kann und sprechen mit der Wahrheit: Gelobet sei der HErr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöset sein Volk, auch mich besucht und erlöst und hat mir aufgerichtet ein Horn des Heils; gelobt sei der HErr!

2.

Die Offenbarung Gottes in Christo ist das Ziel der alten und ist der Anfang einer neuen Zeit. „Gelobet sei der HErr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöset sein Volk. Und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils, in dem Hause seines Dieners David. Als er vor Zeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten: daß er uns errettete von unsern Feinden, und von der Hand aller, die uns hassen; und die Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern, und gedächte an seinen heiligen Bund, und an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham, uns zu geben, daß wir erlöset aus der Hand unsrer Feinde ihm dieneten ohne Furcht unser Lebenlang in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist.

Ein Doppeltes nennt Zacharias, indem er von der neuen seligen Zeit spricht, die nun begonnen habe: eine Gabe und eine Aufgabe; was Gott gethan und was wir thun sollen.

Er hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils: das ist die Gabe. Denn wo der HErr einkehrt, da heißt es: heute ist diesem Hause Heil widerfahren. So ist der Welt Heil widerfahren, da der HErr zu ihr kam. So wird dem Menschen Heil widerfahren, wenn der HErr zu ihm kommt. Advent ist die Zeit des Heils für die heillose Welt, für den heillosen Menschen. O selig wer sprechen darf: er hat mir aufgerichtet ein Horn des Heils d. i. ein Heil mit dem ich

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