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Die Campagne in Frankreich.

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Kabinettstücke seiner Kunst, die sich getrost den Werken seiner besten Zeit an die Seite stellen können.

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Freilich hat eine zu geringe Sorgfalt der Redaktion und die wahrscheinlich vom Verleger geforderte größere Ausdehnung der Schrift der künstlerischen Gestaltung sehr geschadet und dazu geführt, daß eine Reihe Personen. und Ereignisse in der Campagne in Frankreich" zu finden sind, die nur wenig mit dem Feldzuge zu thun haben. Dahin gehört der durch eine "Zwischenrede" leise angefügte Besuch bei Jakobi in Pempelfort und der Gräfin Gallizin in Münster und der Aufenthalt bei Plessing in Duisburg. Läßt sich das noch wenigstens für die erste Ausgabe, die sich noch nicht „Campagne in Frankreich" nannte, rechtfertigen, so wird doch für die ausführlichen Darlegungen über Goethes Wertherzeit, die Reise in den Harz und das Gedicht „Harzreise im Winter“, für die Erörterungen über seine Theaterdirektion, seine Revolutionsdramen, für die katalogartige Aufzählung der bedeutendsten Steine der Galliginschen Sammlung u. a., die innere Berechtigung sich kaum erweisen lassen.

Noch mehr vermißt man eine straffe Redaktion in der an die Campagne sich unmittelbar anschließenden Belagerung von Mainz 1793, in der die Tagebuchnotizen meist unvermittelt stehen geblieben sind. Hier wird so wenig der Versuch gemacht, die Lücken auszufüllen, daß ein Abschnitt eigens als solche betitelt wird. Erst in der zweiten Hälfte gewinnt die Darstellung wieder eine behagliche Fülle und eine künstlerische Form.

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Wenn wir uns jezt zu Goethes äußerem Leben in der Zeit nach den Jahren der Fremdherrschaft wenden, so haben wir zuerst der angenehmen häuslichen Verhältnisse die ihm Christianens Treue und Sorgfalt schuf, zu gedenken. Obgleich eine volle Anerkennung Christianens in den vornehmen Kreisen nicht zu erreichen war, so waltete sie doch in ihrem Hause und bei allen Besuchen als Hausfrau und Gattin Goethes. Seine entschiedene Absicht, ihr dieses Recht zu wahren, gab Goethe öfters nachdrücklich fund. So mußte Bettina, die als eben angetraute Frau Achim von Arnims 1811 in Weimar war und Christiane ungebührlich behandelte, erfahren, daß Goethe hierin keinen Spaß verstand. Zum Erstaunen von ganz Weimar wurde Bettinens Freundschaft der Gattin zu Liebe preisgegeben. Nicht einmal eine Unterredung konnte die Verkünderin seines Ruhmes von ihrem angebeteten.

Ideal erreichen. Auch nahm Goethe Christianen mehrmals zum Aerger der Weimarer Damen mit sich auf seine Badereisen, um auch nicht den geringsten Zweifel über ihre Stellung aufkommen zu lassen. Dafür dankte sie ihm durch treue Sorgfalt, wirtschaftliche Tüchtigkeit und erfreute ihn durch ihren stets gleich bleibenden Humor und ihre herzerquickende Heiterkeit, in der ihre Gesellschafterin, eine hübsche Waise, Karoline Ulrich, mit ihr wett= eiferte. Auch die Ernennung Augusts zum Assessor im Jahre 1812 und sein Eintritt in den Weimarschen Dienst trug dazu bei, die Stimmung im Goethehause behaglich und freundlich zu gestalten, wenn auch das Mißverhältnis zwischen Vater und Sohn sich schon damals hin und wieder geltend machte.

Einen Einblick in die Goethische Häuslichkeit (im Jahre 1810) gewährt uns das Buch der Malerin Luise Seidler. „Es ging bei dem Dichterfürsten meist ganz patriarchalisch zu, besonders wenn Goethe mit seiner Frau und Fräulein Ulrich, die Gesellschafterin der Frau vom Hause, an stillen Abenden eine Partie „Whist mit Strohmann“ spielte, wobei ein Gläschen Punsch nicht fehlen durfte. Beim Mittagessen war Goethe mit Riemer, Meyer und anderen Gästen, deren Zahl jedoch niemals acht überstieg, sehr heiter. Man speiste in einem kleinen Zimmer, dessen Wände mit Handzeichnungen berühmter alter Meister geschmückt waren; das Mahl war stets von ge= diegener Einfachheit, das Getränk trefflicher Burgunder. Beim Dessert entfernten sich die Damen des Hauses, „die lustigen Weiber von Weimar,“ wie Goethe sie scherzend nannte, um spazieren zu fahren. Auch August, sein schöner, nun erwachsener Sohn, wiewohl bei Tisch am Gespräch teilnehmend, zog sich still zurück und ging anderen Geschäften nach. Die Herren (denn nur sehr selten wurden Damen zu Mittag geladen) blieben dann sißen. Auch ich hatte ein für allemal die Erlaubnis zum Dableiben. Sobald wir allein waren, nahm Goethe jederzeit irgend einen bestimmten Gegenstand vor, an welchem er seine scharfsinnigen Bemerkungen reihte; z. B. einen bronzenen Moses von Michelangelo in kleinen Dimensionen; die Werke des Canova; Abbildungen der im Besize des Herrn von Quandt befindlichen Kunstwerke; die Zeichnungen zum „Faust" von Cornelius und anderes. Unter diesen interessanten Gesprächen kam unmerklich der Abend herbei, der neue Genüsse brachte, da man gewöhnlich in das Theater fuhr. Riemer und Meyer pflegten Goethe zu begleiten; bisweilen schlossen sich auch die Damen. an. Der Dichter hatte damals eine geschlossene Parterreloge, unterhalb der herrschaftlichen. In den Zwischenakten wurde kalte Küche präsentiert; auch der Burgunder fehlte nicht. Goethes Kritik der Aufführungen war bis auf

An Alexander

An Travertagan

Humboldt.

Gelangte mir dein herrlich Heft! ( * )

Es schien zu sagen:

Ermanne dich zu fröhlichem Geschaft!
Die Welt, in allen Zonen grünt and blüht,
Nach ewigen, bewegleiden Gesetzen;

Das wusstest du
Erheitre vo, durit

sonst zu schätzen, dein schiver bedrengt

to mich, dein sihver

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die geringsten Kleinigkeiten eingehend. War er mit einer Darstellung zufrieden, so ertönte sein Beifall durch dreimaliges lautes Händeklatschen, deutlich vernehmbar für Zuschauer und Schauspieler."

Ein jäher Riß zerstörte diese heitere, friedliche Häuslichkeit am 6. Juni Ende Mai dieses Jahres wurde die erst 52 jährige Hausfrau von einer tötlichen Krankheit befallen. Was uns ihr Bruder Vulpius, Riemer und Frau Schopenhauer über die leßten fünf Tage Christianens mitteilen, erhöht unser Mitleid für die Unglückliche. Die Schmerzen, die mit den Blutkrämpfen verbunden waren, erreichten einen solchen Grad, daß die Kranke sich die Zunge durchbiß. Goethe selbst wurde am 4. Juni krank und konnte der Gattin nicht beistehen. „Mein Sohn," so lesen wir im Tagebuch vom 5. Juni, „Helfer, Ratgeber, ja einziger, haltbarer Punkt in dieser Verwirrung." Den Tag darauf: „Nahes Ende meiner Frau. Leßter fürchterlicher Kampf ihrer Natur. Sie verschied gegen Mittag. Leere und Totenstille in und außer mir." Wie es seine Art war, zog er sich in Zeiten großen Leides zurück, um den Schmerz allein zu bewältigen. Selbst an den Freund Zelter schreibt er am Begräbnistage (8. Juni) nur die wenigen Worte: „Wenn ich Dir, derber, geprüfter Erdensohn, vermelde, daß meine liebe, kleine Frau uns in diesen Tagen verlassen, so weißt Du, was es heißen will.“ „Ob er gleich,“ schreibt Riemer, gefaßt erscheint und von allem anderen spricht, so überfällt ihn doch mitten unter anderen der Schmerz, dessen Thränen er umsonst_zurückzudrängen strebt." In diesen Tagen sandte ihm Alexander von Humboldt seine Schrift: „Ueber Verteilung der Pflanzengestalten auf dem Erdboden“. Goethe übermittelte ihm am 12. Juni den Dank mit dem Gedicht, dessen Facsimile wir anbei bringen. Der Gattin selbst stiftete er ein Denkmal in dem Gedicht:

Du versuchst, o Sonne, vergebens,
Durch die düstern Wolken zu scheinen!
Der ganze Gewinn meines Lebens
Ist, ihren Verlust zu beweinen.

Ersatz für die gestörte Häuslichkeit schien sich schon im nächsten Jahre durch Augusts Verheiratung mit Ottilie von Pogwisch, der Tochter einer verwitweten Majorin und Hofdame der Großherzogin, zu bieten. Beide liebten sich schon längere Zeit; aber erst nach dem Tode Christianens gab die Großmutter Ottiliens, die Oberhofmeisterin der Erbgroßherzogin, Gräfin Henckel von Donnersmarck, ihre Einwilligung. Goethe war mit dieser Heirat einverstanden, weil ihm das liebenswürdige, geistreiche Wesen Ottiliens sympathisch war und weil er von einer Heirat und dem Einfluß Ottiliens viel

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