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diesen Mangel viel weniger als wir und die vornehme, echt künstlerische Ausstattung der Zimmer läßt auch uns bald darüber hinwegsehen. Dank der Munificenz der Frau Großherzogin Sophie und der Sorgfalt des Direktors des Goethemuseums sieht der heutige Besucher die Zimmer in derselben Gestalt, wie der Besucher Goethes. Wie der Grundriß zeigt, ist das „gelbe

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Das blaue Zimmer im Goethehause zu Weimar.

Zimmer", in dem Goethe zu speisen pflegte, das erste für den Eintretenden. Ein Abguß des Zeus von Dtricoli, des Antinouskopfes und der Pallas Albani fällt uns zuerst ins Auge. Von den Wänden grüßt das unvollendete Bild Goethes von Angelika und das von Kraus (1775), Christiane mit dem fleinen August, von Meyer, August und Ottilie und die drei Enkel, Marianne Willemer und ihr Gatte. Linker Hand liegt das eigentliche Gesellschaftsoder das blaue Zimmer, auch Junozimmer, nach seinem größten Schatze ge

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nannt, dem Abguß der kolossalen Juno Ludovisi, den Staatsrat Schulz Goethen 1823 schenkte. Neben der Meyerschen Kopie der von Goethe besonders geschäßten Aldobrandinischen Hochzeit hängt an der Wand Stielers wundervolles Goetheporträt vom Jahre 1829 oder vielmehr die Dürcksche Kopie des in München befindlichen Originals. Daneben fesseln unsere Aufmerksamkeit zwei prächtige Kreidezeichnungen von Burh: Goethe und Christiane,

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die unsern Lesern bekannt sind, und das berühmte Begassche Porträt Zelters (von 1827).

Das Urbinozimmer, das seinen Namen nach dem lebensgroßen Bilde des Herzogs von Urbino hat, enthält die eigentliche Gemäldesammlung, das sog. Deckenzimmer die Sammlung von Handzeichnungen und u. a. einen Abguß der Medusa Rondanini, ein Geschenk des Königs von Bayern; auch die anderen Zimmer bergen große Kunstsammlungen, das Büstenzimmer eine Sammlung von Büsten großer Männer und Frauen der Gegenwart und der vergangenen Jahrhunderte.

Ganz im Gegensatz zu diesen künstlerisch ausgestatteten vornehmen Gesellschaftsräumen sind die hinteren Zimmer, die eigentlichen Wohnzimmer Goethes, überaus bescheiden eingerichtet. Das zweifenstrige, nach dem Garten zu gelegene Arbeitszimmer, das sehr klein und an allen Seiten mit Bücherbrettern und Kasten umstellt ist, enthält einen Tisch und ein paar hölzerne Stühle mit harter Lehne. An diesem Tisch saß der Sekretär, während Goethe den Tisch umwandelnd diktierte. Alle Arten von Bequemlichkeit,"

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so sprach sich einmal Goethe aus, sind eigentlich ganz gegen meine Natur. Sie sehen in meinem Zimmer kein Sofa; ich size immer in meinem alten hölzernen Stuhl und habe erst seit einigen Wochen eine Art von Lehne für den Kopf anbringen lassen. Eine Umgebung von bequemen, geschmackvollen Möbeln hebt mein Denken auf und versezt mich in einen behaglichen, pasfiven Zustand." Einen noch einfacheren, ja fast ärmlichen Eindruck macht die angrenzende Schlafkammer. Ein Bett, ein Lehnstuhl, in dem Goethe entschlafen ist, und ein Nachttischchen ist das gesamte Mobiliar. Nicht ohne Rührung wird der Besucher dieses Heiligtum des Hauses verlassen.

Eindruck der Persönlichkeit Goethes.

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Der gewaltige Eindruck, den Goethes Gestalt bei den Besuchern hinterließ, ist in zahlreichen Berichten geschildert worden. Wir wählen den des polnischen Dichters Odyniec, der mit seinem Landsmann Adam Mickiewicz am 18. August 1829 bei Goethe Audienz hatte: „Wir warteten, halblaut sprechend, beinahe eine Viertelstunde. Adam fragte, ob mir das Herz poche. In der That war das eine Erwartung, wie die einer übernatürlichen Erscheinung. Er selber erinnerte daran, wie er vordem die Frau Szymanowska darum beneidet hatte, daß sie Goethe gesehen und mit ihm gesprochen. Da hörten wir oben Schritte. Adam citierte mit Nachdruck den Vers aus Zgierskis »Kißka«: Man hört ein Gehen und ein hohes Schreiten - und kaum, daß wir dieses im Augenblicke passendsten Citates uns erkühnten, öffnete sich die Thüre und hereintrat Jupiter! Mir wurde heiß. Und ohne Uebertreibung: es ist etwas Jupiterhaftes in ihm. Der Wuchs hoch, die Gestalt kolossal, das Antlig würdig, imponierend und die Stirne gerade dort ist die Jupiterhaftigkeit. Ohne Diadem strahlt sie von Majestät. Das Haar, noch wenig weiß, ist nur über der Stirn etwas grauer. Die Augenbrauen flar, lebhaft, zeichnen sich noch durch eine Eigentümlichkeit aus, nämlich durch eine lichtgraue, wie emaillierte Linie, welche die Iris beider Augen am äußeren Rande rings umfaßt. Adam verglich sie mit dem Saturnusringe; wir sahen bisher bei niemand etwas ähnliches. Er trug einen dunkelbraunen, von oben bis herab zugeknöpften Ueberrock; auf dem Halse ein weißes Tuch, das durch eine goldene Nadel kreuzweise zusammengehalten wurde, keinen Kragen. Wie ein Sonnenstrahl aus Gewölke verklärte ein wunderbar liebliches, wohlwollendes Lächeln die Strenge dieser Physiognomie, als er schon beim Eintritt uns mit Verbeugung und Händedruck begrüßte."

Seitdem wir die höchst verdienstliche Sammlung „Goethes Gespräche" besigen, können wir uns eine Vorstellung von der gewaltigen Wirkung machen, die Goethe außer durch seine Werke und seine fast ins Unendliche fort= gesponnene Korrespondenz durch das gesprochene Wort auf seine Zeitgenossen ausgeübt hat. Die hauptsächlichsten der Besucher in dem lezten Jahrzehnt, deren Aufzeichnungen wir jene Gespräche verdanken, mögen an uns vorüberziehen.

Außer dem Besuch des alten Freundes Zelter, der Goethe fast alljähr= lich besuchte, Wilhelm von Humboldts und der Marienbader Freundinnen Szymanowska und Wolowska ist im Jahre 1823 besonders zu erwähnen die Anwesenheit des Staatsrats Christoph Ludwig Friedrich Schulz aus Berlin und des französischen Diplomaten Grafen Karl Friedrich Reinhard. Beide Männer, die Anfang Oktober 1823 in Weimar weilten, waren alte, wegen Heinemann, Goethe. II.

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gemeinsamer wissenschaftlicher Interessen besonders wertgeschäßte Freunde, mit denen Goethe ausführlich und eingehend bis an seinen Tod in regem Ver

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tehr gestanden hat. Staatsrat Schulz, ein hochstehender preußischer Beamter, ein feinsinniger Musiker, tüchtiger Philolog und Kenner der Naturwissenschaften, war durch Zelter mit Goethe 1814 in Berührung gekommen;

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