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drium zu verdrängen wusste, indem er ihnen Fragen vorlegte, welche sie von ihrem Schriftprincip aus nicht beantworten konnten. Sie geriethen dadurch so sehr in Verlegenheit, dass einer nach dem andern aus dem Synedrium ausschied 1). Ein weiterer Sieg war es, dass der sadducäische Strafcodex, welchen die Pharisäer für gesetzwidrig erklärten, abgeschafft wurde 2). Auch eine Reihe pharisäischer Cultusvorschriften kamen wahrscheinlich jetzt zu allgemeiner Geltung; so z. B. dass das tägliche Opfer aus dem Tempelschatz bestritten werden solle, dass das Pfingstfest auf jeden beliebigen Tag treffen könne, dass das Mehlopfer nicht von den Priestern verzehrt werden dürfe, sondern auf dem Altar verbrannt werden müsse. So oft die Pharisäer mit einer dieser Ansichten durchgedrungen waren, setzten sie zum Andenken dafür einen Gedächtnisstag fest 3).

Nicht alle Siege der Pharisäer waren aber von so harmloser Art, wie die zuletzt genannten. Vielmehr machten sie zuweilen von ihrer Gewalt einen sehr blutigen Gebrauch. So liess einst Simon ben Schetach zu Askalon (?) 80 Weiber, die man der Zauberei beschuldigte, erhängen 4). Ja die Pharisäer gingen im Bewusstsein ihrer Machtfülle so weit, dass sie die ehemaligen Rathgeber des Königs Alexander (welche diesem zur Ermordung der 800 Aufständischen gerathen hatten) hinrichten liessen. Dieses despotische Gebahren liess sich denn doch der Adel von Jerusalem nicht gefallen. Eine Gesandtschaft desselben, darunter der eigene Sohn der Alexandra, Aristobul, begab sich zur Königin und bat sie, dem Treiben der Pharisäer Einhalt zu thun; und die Königin musste sich wohl oder übel dazu verstehen 5).

Politische Ereignisse nach aussen sind aus der Regierungszeit Alexandra's so gut wie keine zu verzeichnen, wenigstens keine von Bedeutung. Das syrische Reich war damals in den Händen des armenischen Königs Tigranes. Dieser nahm allerdings gegen Ende der Regierung Alexandra's eine bedrohliche Haltung an. Der

1) Grätz III, 423. Derenbourg p. 102.

2) Grätz III, 424. Der enbourg p. 103.

3) Megillath Taanith §. §. 1. 2. 19. Grätz III, 424-425. Derenbourg p. 103. 444 f.

4) M. Sanhedrin VI, 4.

Derenbourg bezicht dies p. 69 auf Simon den Makkaber, dann aber im Widerspruch hiermit p. 106 doch auf Simon ben Schetach. Vgl. auch Jost, Gesch. des Judenthums I, 242. Grätz, Gesch. der Juden III, 126. Die Nachricht ist freilich schon darum verdächtig, weil Askalon überhaupt nicht zum jüdischen Reiche gehörte. S. oben S. 127.

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5) Antt. XIII, 16, 2-3. Bell. Jud. 5, 3.

gefürchtete Einfall in Judäa unterblieb jedoch, theils weil Alexandra durch reiche Geschenke seine Gunst sich erkaufte, theils und noch mehr, weil eben damals die Römer unter Lucullus in das Reich des Tigranes einfielen, wodurch dieser genöthigt wurde, seine Pläne auf Judäa aufzugeben 1).

Im Ganzen wurde Alexandra's Regierung vom Volke als eine Zeit des Glückes empfunden. Wie nach aussen, so war auch im Innern Ruhe. Die Pharisäer waren zufriedengestellt; und da sie das Volk in der Hand hatten, so war auch dieses der gottesfürchtigen Königin günstig gestimmt. In der pharisäischen Tradition werden selbstverständlich die Tage Alexandra's als ein goldenes Zeitalter gepriesen, in welchem selbst der Boden des Landes wie um die Frömmigkeit der Königin zu belohnen - von einer wahrhaft wunderbaren Fruchtbarkeit war. ,,Unter Simon ben Schetach und der Königin Salome fiel der Regen an den Sabbath-Vorabenden, so dass die Weizenkörner so gross wurden wie Nieren, die Gerstenkörner wie Olivenkerne und die Linsen wie Golddenare; die Schriftgelehrten sammelten solche Körner und bewahrten Proben davon auf, um den künftigen Geschlechtern zu zeigen, wohin die Sünde führt 2).

Die letzten Tage Alexandra's wurden getrübt durch eine Empörung ihres eigenen Sohnes A ristobul. Er wollte sich der Herrschaft bemächtigen und brachte zu diesem Zwecke zunächst die Festungen des Landes in seine Gewalt. Als die Zahl seiner Anhänger rasch wuchs, geriethen die Aeltesten des Volkes 3) und Hyrkan in grosse Besorgniss und machten der Königin Vorstellungen, wie nöthig es sei, Maassregeln gegen ihn zu ergreifen. Die Königin gab die nöthigen Vollmachten hiezu, starb aber noch ehe es zum Kampfe kam, im J. 69 v. Chr. 4).

§. 12. Aristobul II (69-63).

Quellen: Joseph, Antt. XIV, 1-4. Bell, Jud. I, 6—7.

Rabbinische Traditionen bei Derenbourg p. 112-118. Literatur: Ewald, Geschichte des Volkes Israel IV, 515-524. Grätz, Geschichte der Juden III, 130-142.

1) Antt. XIII, 16, 4. Bell. Jud. I, 5, 3.

2) Taanith 23a bei Derenbourg p. 111.

3) τῶν Ἰουδαίων οἱ πρεσβύτεροι.

4) Antt. XIII, 16, 5-6. Bell, Jud. I, 5, 4. Der Tod Alexandra's fällt in die erste Hälfte des Jahres 69. Vgl. oben S. 92.

Hitzig, Geschichte des Volkes Israel II, 490-500.

Menke's Bibelatlas, Bl. IV, Specialkarte über „Judäa und Phönice nach den Einrichtungen des Pompejus und Gabinius".

Der Stern der Hasmonäer neigte sich seinem Untergange zu. Nach Alexandra's Tode begann sofort ein Bruderkrieg zwischen ihren Söhnen Aristobul II und Hyrkan II, der schon nach wenigen Jahren damit endete, dass die Freiheit, welche man gegen die Syrer erkämpft hatte, an die Römer verloren ging. Alexandra war eben in dem kritischen Momente gestorben, als ihr Sohn Aristobul eine Heeresmacht sammelte, um sich mit Gewalt der Herrschaft zu bemächtigen. Ihr rechtmässiger Nachfolger war ihr ältester 1) Sohn Hyrkan, der schon während der Regierung seiner Mutter die hohepriesterliche Würde bekleidet hatte. Er trat auch die Regierung an. Allein sein Bruder Aristobul war keineswegs gewillt, die Herrschaft, die er seiner Mutter hatte entreissen wollen, nun seinem Bruder zu überlassen. Er rückte mit einem Heere gegen ihn heran. Bei Jericho kam es zur Schlacht, in welcher viele von Hyrkan's Kriegern zu Aristobul übergingen und dadurch dem letztern den Sieg verschafften. Hyrkan floh auf die Burg von Jerusalem, musste sich aber hier dem Aristobul ergeben. Nun kam es zwischen beiden Brüdern zu einem Friedensschluss, nach welchem Hyrkan, der ohnehin ein schwacher und unthätiger Charakter war, auf die königliche und hohepriesterliche Würde verzichtete und beide seinem Bruder Aristobul abtrat. Dafür wurde er von diesem im ungestörten Genuss seiner Einkünfte gelassen 2).

Damit war indess die Sache keineswegs erledigt. Denn nun mischte sich der Idumäer Antipater oder Antipas 3) in's Spiel.

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Wenn

1) Antt. XIII, 16, 2. XIV, 1, 3. 3, 2. 2) Antt. XIV, 1, 2. Bell. Jud. I, 6, 1. Nach Antt. XV, 6, 4 hatte Hyrkan's Herrschaft drei Monate gewährt. Unrichtig ist es, Grätz I, 132, Holtzmann, Gesch. des V. Isr. II, 212 und Derenbourg p. 113 annehmen, Hyrkan habe die hohepriesterliche Würde behalten. Dass dies nicht der Fall war, geht schon aus Antt. XIV, 1, 2 hervor (avtòv dè Siv άngayuóvos); und ist Antt. XV, 3, 1, XX, 10 ausdrücklich gesagt.

3) Ueber die Herkunft der Familie existiren die widersprechendsten Nachrichten. Nach Nicolaus Damascenus (bei Josephus Antt. XIV, 1, 3) soll Antipater ein Nachkomme der ersten aus Babylon zurückgekehrten Juden gewesen sein. Nach dem christlichen Chronisten Afrikanus dagegen (bei Eusebius Hist. eccl. I, 6 Afrikanus war nach Euseb. VI, 31 ein Zeitgenosse des Origenes) wäre er der Sohn eines gewissen Herodes, eines Tempelsklaven (iɛpódovλoc) des Apollo aus Askalon gewesen (Afrikanus macht

Dessen Vater, der ebenfalls Antipas hiess, war von Alexander Jannäus als Statthalter (67oarnyós) von Idumäa eingesetzt worden; und sein Sohn war ihm nun, wie es scheint, in dieser Stellung gefolgt. Dieser aber sah wohl, dass er sich bei der Regierung des schwachen und unmännlichen Hyrkan viel besser stehen würde, als unter dem kriegerischen und thatkräftigen Aristobul. Er setzte also alle Hebel in Bewegung, um Aristobul zu stürzen und dem Hyrkan wieder zur Herrschaft zu verhelfen. Zuerst wusste er sich unter den angesehensten Juden selbst einen Anhang zu verschaffen, indem er ihnen vorstellte, dass doch Aristobul gegen alles Recht den Thron einnehme, während Hyrkan der rechtmässige Herrscher sei. Dann machte er sich an Hyrkan, spiegelte ihm vor, dass sein Leben in Gefahr sei, so lange Aristobul die Herrschaft habe und dass er schon um deswillen ihn wieder stürzen müsse. Der träge und gleichgültige Hyrkan schenkte ihm Anfangs kein Gehör. Endlich aber hatten Antipater's Umtriebe doch Erfolg. Er hatte nämlich auch den arabischen Fürsten Aretas mit in's Bündniss gezogen und diesem das Versprechen abgenommen, den Hyrkan, falls er zu ihm flüchte, als Freund aufzunehmen. Nun endlich entschloss sich Hyrkan, den Vorstellungen Antipater's nachzugeben. In Begleitung desselben floh er bei Nacht aus Jerusalem und begab sich nach Petra 1), der Hauptstadt des Aretas. Diesem versprach er, er wolle ihm nach Wiedererlangung der Herrschaft zwölf Städte, welche Alexander Jannäus den Arabern abgenommen hatte, wieder

übrigens aus den beiden Antipatern nur einen). Aber ersteres behauptet der Hofhistoriograph des Herodes sicher nur deshalb, um den Makel der idumäischen Herkunft von seinem Herrn wegzunehmen (χαριζόμενος Ηρώδη, wie schon Josephus a. a. O. bemerkt). Letzteres hingegen ist jedenfalls böswillige Erfindung der zahlreichen Feinde des Hauses (doch hält Stark, Gaza und die philist. Küste S. 535 f. die Nachricht für geschichtlich). Die Annahme askalonitischer Abkunft ist allerdings ziemlich alt, da schon Justinus Martyr (Dialog. c. Tryph. c. 52) als Behauptung der Juden anführt: Ἡρώδην Ασκαλωνίτην γεγονέναι. Und zu ihren Gunsten spricht, dass nach Josephus Antt. XIV, 1, 3 Antipater's Vater in enger Beziehung stand mit,,den Arabern und Gazäern und Askaloniten". Auch ist nicht dagegen, wenn Josephus den Antipater als „Idumäer" bezeichnet (Antt. XIV, 1, 3), denn dieser Begriff ist ziemlich dehnbar. Aber jedenfalls waren seine Vorfahren nicht Tempelsklaven. Vielmehr war er nach Joseph. B. J. I, 6, 2 προγόνων τε ἕνεκα καὶ πλούτου καὶ τῆς ἄλλης ἰσχύος πρωτεύων tov dvovs“. Vgl. überhaupt Ewald IV, 519. Keim in Schenkel's Bibellex. III, 27.

1) Ueber diese berühmte Festung und Handelsstadt südlich vom todten Meere s. Robinson, Pal. III, 128-137. Ritter, Erdkunde XIV, 1103–1141. Raumer, Pal. S. 276 278.

zurückgeben, wogegen Aretas ihm seine Unterstützung zur Wiedererlangung des Thrones zusagte 1).

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Demgemäss zog also Aretas mit einem Heere gegen Aristobul und besiegte ihn in einer Schlacht. Infolge des Sieges ging ein grosser Theil von Aristobul's Truppen zu Hyrkan über; ja das ganze Volk schloss sich an letzteren an. Nur wenige blieben dem Aristobul treu, so dass dieser sich auf den Tempelberg zurückziehen musste, wo er von Aretas und Hyrkan belagert wurde. Aus der Zeit dieser Belagerung erzählt Josephus einige Episoden, welche für die damalige jüdische Frömmigkeit höchst charakteristisch sind. Auf Seite Hyrkan's befand sich nämlich ein gewisser Onias, der dadurch grosse Berühmtheit erlangt hatte, dass er einst, als er bei grosser Dürre Gott um Regen gebeten hatte, sofort erhört worden war. Diesen, oder vielmehr die unwiderstehliche Macht seines Gebetes, wollte man dazu benutzen, um die Belagerten zu verderben. Man führte ihn in's Lager und forderte ihn auf, über Aristobul und dessen Anhänger feierlich den Fluch Gottes zu erflehen. Statt aber dies zu thun, trat Onias in die Mitte und sprach: O Gott, du König aller Dinge, da die jetzt um mich Stehenden dein Volk sind, die Belagerten aber deine Priester, so bitte ich dich, du wollest weder jene gegen diese erhören, noch ausführen, was diese gegen jene erflehen". Das Volk aber war mit dieser brüderlichen Gesinnung des Onias so wenig einverstanden, dass es ihn sofort steinigte 2). Im Anschluss hieran berichtet Josephus noch ein anderes Ereigniss, das ebenfalls auf die Belagerer nicht gerade ein günstiges Licht wirft. Es kam nämlich das Passafest heran 3), an welchem die Priester, die sich in Aristobul's Umgebung befanden, um jeden Preis die gesetzlichen Opfer darbringen wollten. Es gebrach ihnen aber an Opferthieren und sie wussten auf keine andere Weise sich welche zu verschaffen, als dadurch, dass sie die Leute Hyrkan's gegen Bezahlung um welche bitten liessen. Diese verlangten 1000 Drachmen für das Stück. Der Preis war zwar unerhört. Aber trotzdem gingen die Belagerten darauf ein und liessen das Geld durch eine Maueröffnung nieder. Die Belagerer jedoch nahmen das Geld zwar in Empfang, behielten aber die Thiere für sich. Für diese Bosheit traf sie denn auch, wie Josephus meint, bald die verdiente

1) Antt. XIV, 1, 3-4. Bell. Jud. I, 6, 2.

2) Antt. XIV, 2, 1.

renbourg p. 112 sq.

Ueber die Gebetsmacht des Onias vgl. auch De

3) Es muss das Passafest des Jahres 65 v. Chr. gewesen sein. Denn unmittelbar darnach kam Scaurus nach Judäa.

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