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uns zuerst die Fehler ausrotten und die Tugenden einfügen. Laßt uns den Stolz ausrotten und die Demut pflanzen; laßt uns den Zorn ausrotten und Geduld gründen; laßt uns den Neid ausrotten und Wohlwollen einfügen." Und dann wieder wird fortgefahren:1) „Darum, daß wir nicht ohne Frucht arbeiten, laßt uns Mühe daran segen, daß wir von Fehlern befreit werden unter Gottes Beistand, damit wir darnach mit Tugenden können geschmückt werden. Laßt uns also uns reinigen, so viel wir vermögen von einem jeden Fehler, zuerst von Stolz, von Neid, von Zorn, vom Lästern, von Ungerechtigkeit, von Arglist, Traurigkeit, eitlen Ruhm, Begehrlichkeit, Mißgunst und von aller Bitterkeit; daß wir mit Demut und Sanftmut, Gütigkeit und Freundlichkeit, Mäßigung, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Freude und Liebe beherrscht seien." Ebenso verlangt das letzte Stück der Instruktionen, welches von den acht Todsünden handelt, daß jede derselben durch ihr Gegenteil überwunden werden solle. Hierbei lehrt die Nebeneinanderstellung der verschiedenen Wege, nämlich einmal der Askese, das andere Mal der Tugendübung, daß der Prediger in der That keine einheitliche, principiell durchgebildete Anschauung selbst hatte. Aber wie verschieden auch die Wege zur Seligkeit sind, von denen er redet, sie lassen doch fast alle Christum beiseite und erwarten von des Menschen Thun, von seinem Eifer und Gebet, den gewünschten Erfolg.

Hiermit ist schon ausgesprochen, daß die meisten Predigten von Christo so gut wie gar nichts sagen. Er wird höchstens zu dem Lobpreis herangezogen, welcher herkömmlich den Schluß bildete. So fehlt Jesu Name ganz in der ersten Predigt,2) da es doch nahe gelegen hätte, den zweiten Artikel neben dem ersten zur Besprechung des dreieinigen Gottes heranzuziehen. Ebenfalls nur am Schluß wird Christus in der 2. 3. und 15. Rede er= wähnt. Die 5. 6. 7. und 8. Instruktion reden philosophisch über das Leben als einen Weg, einen Schatten, und stellen die Forderungen auf, welche an die biblische Sittenlehre erinnern, aber daß

1) ibid. p. 234 C f.

2) Auch in der VIII. Rede.

Christus den Menschen dazu helfe, daß der Glaube an ihn die Bedingung ist, diesen Segen zu erlangen, wird nirgends gesagt. Die neunte Rede thut Christi, aber nur als des Richters, Erwähnung, nicht als des Retters und Erlösers der Menschen. Dabei lehrt die sechste Instruktion eine heidnisch-mystische Weltflucht und eine philosophische Vereinigung mit Gott als das rechte Heilmittel.

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Dem gegenüber ist hervorzuheben, daß die vierte Instruktion ein besseres Verständnis für Christi Person und Werk zeigt. Der Prediger sagt dort im zweiten Teile:1) Christus ist gepeinigt, beschimpft, geschmäht worden und hat gelitten. Du willst auf Erden Ruhe haben? Siehe und erkenne, wie schwer es ist, daß diese Welt besiegt werde, da auch ein Heiliger nicht anders als durch Christi Tod von ihr befreit wird: Wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wie will der Sünder erscheinen? Höre den Herren, der da spricht zu seinen Jüngern: In der Welt habt ihr Angst! und wiederum: Ihr werdet weinen und heulen, die Welt aber wird sich freuen, ihr aber werdet traurig sein." Dies aber ist auch das einzige Mal, daß von der erlösenden Kraft und Bedeutung des Todes Christi geredet worden ist. Denn die 10.-13. Instruktion redet wohl viel von der Liebe zu Christo in mystischem Sinne, aber es tritt doch hinter dem Werte, welcher auf die Liebe des Menschen, auf sein Erflehen, Ersehnen, Verdienen der Liebe Christi gelegt wird, der Wert der erlösenden Liebesthat Christi zurück. Am nächsten kommt noch die 12. Instruktion dem rechten Verständnis des Werkes Christi. Dort heißt es:2) „Des frommen und guten Gottes unsägliche Barmherzigkeit laßt uns aus tiefstem Herzen durch Jesum Christum seinen Sohn unermüdlich erflehen und erbitten und ihn anbeten, daß er geruhe, uns seine Liebe einzuhauchen, daß er uns mit sich ewig verbinde, unzertrennbar an sich fessele, aus der Erde erhebe, mit dem Himmel vorerst unsere Sinne vereinige, so lange wir in diesem sterblichen Leibe sind; und so laßt uns seine Ankunft ohne Klage erwarten, wodurch wir, wenn er erschienen ist, mit Freude und durch großes Zutrauen der Liebe ihm gefällig, ihm entgegen1) p. 239 B. 2) p. 252 D-253 D.

gehen. Wie selig, wie glücklich sind jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet!') Selige Wache, durch die man Gott, dem Schöpfer des Alls, der alles erfüllt und alles übersteigt, entgegenwacht. Möge er auch mich, seinen, wenn auch geringen Knecht, geruhen so aus dem Schlafe der Trägheit zu erwecken und so mit jenem Feuer der göttlichen Liebe zu entzünden, durch welches heißer als die Sonne die Flamme seiner Liebe entbrennte

und möge jenes göttliche Feuer immer in mir brennen. O, daß ich jenes Holz hätte, wodurch dieses Feuer beständig erhalten, unter= halten und entzündet würde; und jene Flamme ernährt würde, welche nicht verlöscht und unaufhörlich zunimmt. O, daß ich ein solcher sei durch Verdienste, daß mein Licht immer des Nachts im Tempel meines Gottes brennte, daß es allen leuchtete, die in das Haus meines Gottes kommen.

(III.) Herr gieb mir, ich bitte dich im Namen deines Sohnes,.. jene Liebe, die nicht fallen kann; daß meine Leuchte angezündet werden und nicht verlöschen könne; daß sie mir brenne und anderen leuchte. Du, Christe, geruhe unsere Leuchten anzuzünden, unser allersüßester Heiland, daß sie beständig in deinem Tempel leuchten, und ewiges Licht von dir dem ewigen Lichte empfangen mögen, daß unsere Finsternis erleuchtet werde, die Finsternis der Welt aber von uns fliehe. Gieb, o mein Jesu, meiner Leuchte so dein Licht, vaß durch dieses Licht mir jenes Allerheiligste erscheine, welches dich in jenem deinem großen Tempel zum ewigen Hohenpriester, der unvergängliche Güter hat, der dort hineingeht, wo ich dich endlich einmal immer sehen, schauen und begehren möge; nur dich möge ich liebend sehen, wünschen, erwarten, und vor dir möge meine Leuchte immer scheinen und brennen. Auf deiner Seite sei es, o liebenswertester Erlöser, ich bitte, daß du dich uns zeigest, wenn wir anklopfen, daß wir dich erkennend, nur dich lieben, dich allein lieben, dich allein begehren, an dich allein denken Tag und Nacht, immer an dich denken; und so sehr geruhe uns deine Liebe einzuhauchen,

1) Luk. 12, 37.

wie sehr es sich schickt, daß du als Gott geliebt werdest und wert gehalten; daß deine Liebe unser ganzes Innere erfülle, und uns ganz deine Liebe besige, und alle unsere Sinne deine Liebe erfülle, daß wir außer dir nichts lieben können, der du ewig bist, damit eine so große Liebe durch viele Wasser dieser Luft, dieser Erde, und dieses Meeres nicht ausgelöscht werden könne nach jenem Spruche Hohes Lied 8, 7: Und viele Wasser können die Liebe nicht auslöschen. Möge das sich auch an uns zum Teil wenigstens erfüllen können durch deine Gnade, Jesu Christe, dem Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen." Hier wird Jesus zwar Erlöser genannt, aber der ganzen Denkweise nach ist es vielmehr die Liebe zu Jesu, welche aus dem Gerichte rettet und Erkenntnis wirkt. Und diese Liebe wird wohl als Gabe Gottes bezeichnet, aber auch als etwas von dem Menschen zu Verdienendes, jedenfalls durch das inständige Flehen zu Erwerbendes. Ja es fehlt nicht an der Sorge, welche die Mystiker charakterisiert, daß man zu viel von dem Göttlichen sich aneignen könne. Es heißt in der 13. Instruktion :) Löscht den Durst eurer Seelen durch die Fluten der göttlichen Quelle, von der wir jezt reden wollen, aber löscht ihn nicht ganz aus; trinket, aber sättiget euch nicht." — Derselbe Gedanke wiederholt sich mehrmals.2) Wenn Christi Leben und Wirken genannt wird, so wird ihm doch nur eine vorbildliche Bedeutung zugeschrieben. So ermahnt die zehnte Instruktion: 3) „Laßt uns Christi sein, nicht unser eigen! Denn wir sind nicht unser eigen, sondern um einen hohen Preis erkauft, 4) und zwar um einen wahrhaft sehr hohen Preis, weil der Herr für den Knecht, der König für den Diener, Gott für den Menschen gegeben wird. Was müssen wir vergelten, wenn der Schöpfer des Alls unverdient für uns Gottlose, die wir doch seine Geschöpfe sind, gestorben ist?" Es wird, ohne daß es des Glaubens

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bedürfte, eine durch das sittliche d. i. asketische Verhalten des Menschen herbeigeführte Vereinigung mit Gott gelehrt:1) „Wenn du ein Sieger über dich selbst bist, dann bist du dir selbst gestorben, und wirst Gott lebend erfunden." Dabei wird Jesus Christus als Geseggeber und Richter angesehen, aber nicht als der Erlöser, außer welchem kein Heil zu finden ist. Ganz bezeichnend ist es für die Art, welche das Hauptgewicht auf des Menschen Thun legt, daß der zweite Teil der zehnten Rede abschließt mit der Ermahnung: „Lebe in Christo, damit Christus in dir lebe." Es ist eben nötig, daß der Mensch „das Himmelreich mit Gewalt und Macht an sich reiße."2)

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Diese Mystik läßt nun auch die Lehre von Gott nicht unberührt. Wie schon die eben erst angeführte Stelle der zehnten Instruktion3) von dem Schöpfer des Alls aussagt, daß er für uns gestorben sei, so wirft der Eingang derselben Rede 4) die Begriffe von dem Sohn und dem Schöpfer doppelt durch einander, indem sie von unserem Herren" als dem „alles schaffenden Gott" redet und als seine Apostel und Propheten" nur alttestamentliche Schrift= steller anführt. Sehr nahe liegt es auch an Christus zu denken, wenn nach dem Hinweis auf die Forderung 5) zu vergessen, was dahinten ist, fortgefahren wird: „Wir wollen uns strecken zu dem, das vorne ist, und zu unserem Schöpfer sagen: Ziehe uns nach dir, so laufen wir."7) Die mystische Denkweise bringt es auch mit sich, daß Gottes Unerforschlichkeit besonders hervorgehoben wird. Dies geschieht nicht bloß in der ersten Predigt, die aus den Geheimnissen der Natur den Schluß auf das noch viel höhere und schwerer zu ergründende Wesen des Schöpfers zieht. Auch in der achten Rede heißt es darüber:) Aber weil Gott unsichtbar von Natur ist, so konnte die schwächere Natur seine reine Natur nicht ertragen; darum hat der fromme Gott, in welchem alles und außer dem nichts

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