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die Reden Bernhards immer dem Volk in die Landessprache sind übersetzt worden. Man wird vielmehr auch hier noch an die Wirkung einer mächtigen Persönlichkeit zu denken haben. Schon daß gepredigt wurde, machte einen Eindruck, ohne daß man noch wußte, was der Inhalt der Rede war. - So faßt es auch Hüffer auf: 1) „Gewiß der Boden war für jede Kreuzpredigt überaus empfänglich.2)

Die eigentliche Hochflut religiöser Begeisterung aber, welche jezt durch das Abendland wogte, ist ohne Frage das Werk des heiligen Bernhard. Sein Wort und noch mehr seine That haben vor allem das deutsche Volk zum 2. Kreuzzug hingeriffen.") Er vermochte durch seine Rede den deutschen Kaiser Konrad III. am Weihnachtsfeste 1146 in Speier zur Teilnahme am Kreuzzug zu bewegen. Als den großen Prediger aber die Vorwürfe über den unglücklichen Ausgang des Unternehmens trafen, wies er wohl auf den gottlosen Wandel der christlichen Fürsten und der Kreuzfahrer hin, die dieses Unglück verschuldet, aber er erklärte auch, daß er in den verborgenen Ratschluß Gottes sich still füge, da Gott selbst ihn durch den Mund feines Stellvertreters beauftragt habe, und alle Schmach gern auf sich nehmen wolle.

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Gleichzeitig mit Bernhards 1) Auftreten ist die von dem Bischof zu Oporto 5) 1147 vor nordischen Pilgern gehaltene Predigt, aber auch geistig verwandt mit den Ausführungen des Abtes von Clairvaux. Da es nämlich galt, die Kreuzfahrer für die Befreiung Lissabons von den Mauren zu gewinnen, hielt er ihnen vor, nicht in Jerusalem gewesen zu sein, sondern fromm gelebt zu haben, sei Lobenswert. Und nach des Ambrosius Ausspruch sei jeder, der seinen Freund oder Bruder nicht gegen Unrecht schüße, ebenso strafwürdig wie der, welcher das Unrecht thue.

1) p. 74.

2) Vgl. hierzu Neumann, Bernhard von Clairvaux und die Anfänge des 2. Kreuzzugs. Heidelberg 1882. p. 26 f. p. 35 f.

3) Jaffé 284. Wibald an Manegold über B.'8 Beredsamkeit.
4) 3. f. g. VI, p. 556.
5) Beiträge II, 81 f.

Je unglücklicher der Verlauf der Kreuzzüge1) selbst, desto ernster war der Bußruf der Kreuzprediger. So bezeugt es uns der Kardinal Heinrich von Albano, der Frankreich und Deutschland predigend bereiste. Von ihm haben wir zwei Briefe und einen Traktat de peregrinante civitate Dei. Daraus geht hervor, daß er ermahnt hat, das Kreuz nicht bloß äußerlich, sondern auch im Herzen zu tragen und allen hoffärtigen Kleiderpomp abzuthun. Er weist wiederholt darauf hin, daß die Zeit des Gerichtes herbeigekommen scheine.

Andrerseits tritt auch in den Kreuzpredigten des 13. Jahrhunderts infolge der schlimmen Erfahrungen die Siegesgewißheit zurück, mit der man Kämpfer zu werben sucht. Es wird dem Einzelnen Schuß im Kampfe verheißen, 2) wenn er als ein Christ darein zieht, und ewiger Segen, im Falle des Todes, aber es hüten sich die Prediger, die Erreichung des erstrebten irdischen Zieles, die Überwindung des Feindes und die Eroberung des heiligen Landes zuversichtlich zu verheißen. Statt dessen wird es den Christen um so eindringlicher als die Pflicht der Dankbarkeit und Wiedervergeltung vorgehalten, daß sie für Christum, der sich für sie hingegeben hat in den Tod, leiden, kämpfen, fallen.

Hierfür ist die Rede des Bischofs Heinrich von Straßburg ein Beispiel, mit welcher er im Jahre 1187 auf einem in seiner Stadt gehaltenen Reichstag die Begeisterung zum Kreuzzug entfachte. Schon hatten des Papstes Gesandte, so erzählt der alte Geschichtschreiber,3) ihre überzeugende und gewinnende Rede beinahe erfolglos hören lassen, denn aus vielen Tausenden trat nur ein Krieger hervor, der das Kreuz nahm, da begann Heinrich seine als ciceronianisch ge= priesene Rede:,, wunderbare Sache, o berühmte Krieger, denen Mut und Adel angeboren ist, die der Waffen Übung ruhmvoll gemacht, und vor anderen Völkern ausgezeichnet hat: wir wundern uns am meisten, und es ist der Verwunderung wert, daß bei einem

1) Röhricht, 3. f. Kg. VI, p. 557.

2) 3. f. g. VI, p. 572. IV. Predigt Jakobs v. Vitry.

3) Canisii lect. antiqu. II Friderici I expeditio asiatica p. 502 f.

solchen Notstande eure Demut Gott gegenüber so schmählich kalt und fühllos bleibt; daß ihr der gewohnten Tapferkeit vergessen habt, als wäret ihr Entartete und Feiglinge. Euer Gehör würde gewiß ein Schauspieler, oder ein Theaterstück, das euch gefiele, fesseln, und die Worte Gottes finden keinen Anklang bei euch, die ihr so schwer und harthörig aufnehmt. O, wehe, die Liebe ist in dem Herzen aller erfaltet! Schmach, alle sind sie abgewichen, allesamt sind sie untüchtig, da ist keiner, der Gutes thue,1) keiner, den seines Heilands Beleidigung bewöge, daß er wieder sagen könnte: Ich trete die Kelter allein, und ist niemand unter den Völkern mit mir.“2) Und wenn einer von euch sähe, daß seinem irdischen Herrn das Unrecht der Vertreibung oder Enterbung widerführe, nennt ihr es gewiß schimpflich und schändlich, wenn er die Waffen für ihn nicht ergreifen wollte. Wieviel mehr danken wir nicht alle, die wir eines Hauptes Glieder sind, nämlich Christi, ihm alles, was wir haben und sind, und daß wir leben. „Und aus seiner Fülle haben wir alle genommen." 3) Aber dem Baume entsprechen nicht die Zweige, die Reben nehmen die Wohlthat des Weinstockes nicht an. Der Frömmigkeit kommt es zu, mit den Weinenden zu weinen; und euch bewegt nicht einmal der Schmerz und die Verzweiflung des heiligen Landes zu Thränen, daß man von ihm jüngst gehört hat, wie es jeder gläubigen Seele den bitteren Kelch der Trauer zuvor getrunken. Die Not prüft den Freund. Und siehe, wiederum prüft Christus in seinem Leiden die Seinen und 4) erprobt sie; zu seiner Hilfe ladet er euch ein, der für eure Erlösung Mensch ge= worden und an das Marterholz des Kreuzes geschlagen worden ist, er hat in der Mitte der Erde euer Heil gewirkt. Dieses Land ist das Erbe des Herrn, da seine Füße standen u. s. w.“ die Pflicht der Dankbarkeit gegen das heilige Land den Hörern noch ans Herz, schildert das Verderben der Ausbreitung des Heidentums, welches der ganzen Christenheit droht, wenn Jerusalem nicht gerettet

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wird, und schließt mit einem Aufruf an das Ehrgefühl der Krieger, sowie einer Erinnerung an den zu erwartenden Lohn. In dem= selben Werke wird dann eine Ermahnung noch erwähnt, welche der Bischof von Würzburg, Gottfried, Mitte August 1189 unter= wegs hielt, die Kreuzfahrer vom Plündern abzuhalten. Er ging dabei aus von dem Wort, das der Herr wegen Achans Diebstahl sprach: 1) Es ist ein Bann unter dir, Israel, darum kannst du nicht stehen vor deinen Feinden, bis daß ihr den Bann von euch thut!") Endlich wird uns noch 3) die Pfingstpredigt mitgeteilt, durch welche derselbe Prediger 1190 vor der Eroberung von Ikonium den Mut der Kreuzfahrer angefacht hat. In ihr wird die Ausgießung des heiligen Geistes als die Grundlegung zu dem mutigen Leiden der Apostel und Märtyrer dargestellt; wodurch die christliche Kirche ist ausgebreitet worden. Die Kreuzfahrer werden gewarnt um der Leiden willen nicht zu murren. Ihnen wird verheißen, daß ihre Leiden neben dem Segen, welchen sie jedem einzelnen bringen mit dem ewigen Leben, der ganzen Christenheit Namen erhöhen und ausbreiten helfen werden. Sie werden zur Buße aufgefordert, zur Geduld ermahnt, damit sie sich Gott zu einem wohlgefälligen Opfer darbringen. Die Hilfe des heiligen Geistes wird ihnen verheißen und ihr Vertrauen zu Gott gestärkt. —

Im ganzen ähnliche Gedanken bietet die vom Abt Martin von Päris (bei Kolmar) 1201 in Basel gehaltene Predigt. Hier nimmt der Prediger auch göttliche Autorität mit besonderem Nachdruck für sich in Anspruch:4),,Ich habe eine Rede an euch, meine Herren und Brüder," so hebt diese Predigt an, „eine Rede habe ich an euch; dennoch ist sie durchaus nicht mein, sondern Christi. Christus ist selbst der Urheber der Worte, ich das gebrechliche Werk

1) Josua 7, 13.

2) 1. c. p. 509.

3) ibid. p. 521.

4) Migne 122, p. 227 A: Die Ausgabe der Guntheri Historia captae a Latinis Constantinopoleos sub Balduino circa annum 1204 von Riant 1886 habe ich leider nicht erlangen können.

zeug. Christus redet euch heute durch meinen Mund mit seinen Worten an, flagt euch das Unrecht, welches ihm geschieht." Die Predigt behandelt 1. die Not Christi: Sein Land ist verloren. 2. Die Pflicht der Christen, ihm zu helfen. 3. Den Gewinn, den die Kämpfer haben sollen. Und hier wird die Aussicht auf größeren Wohlstand neben der auf himmlische Glückseligkeit sehr in den Vordergrund gestellt. Es heißt nämlich:1) „Wenn ihr aber fragt, was ihr als gewissen Sold von Gott für solch eine große Arbeit erhoffen dürft, so verspreche ich euch ganz gewiß, daß, wer das Zeichen des Kreuzes angenommen und reine Beichte gethan hat, von aller Sünde ganz und gar gereinigt werden wird, und an welchem Orte und zu welcher Zeit und unter welchen Umständen er das gegenwärtige Leben verlassen wird, soll er das ewige empfangen. Ich schweige jezt davon, daß jenes Land, darein ihr zieht, ein viel reicheres und fruchtbareres ist, als das hiesige; und leicht kann es geschehen, daß viele unter euch auch in irdischen Gütern ein günstigeres Geschick dort finden, als sie hier erfahren zu haben sich erinnern. Nun schauet, Brüder, wie groß die Gefahrlosigkeit bei dieser Wanderung ist, da auf ihr die Verheißung des Himmelreichs gewiß ist, und die Hoffnung auf irdischen Gewinn reicher!"

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Eine merkwürdige Eigentümlichkeit dieser Predigt ist auch der Blick auf die Geschichte früherer Kreuzzüge, wodurch der Mut der Kreuzfahrer angefacht werden sollte. In dem 2. Teile 2) ruft der Prediger aus: Euch übertrage ich heute Christi Sache, euch gebe ich, sozusagen, ihn selbst in die Hände, daß ihr ihn in sein Erbe, daraus er grausam geworfen ward, wieder einzusehen trachtet!" Alsdann fährt er fort: Und damit euch das nicht schrecke, daß in dieser Zeit die Wut der Heiden über die Unseren so mächtig geworden ist, will ich, daß ihr an die früheren Ge= schichten erinnert werdet. Zu der Zeit, als jener berühmte Kreuzzug unter dem edlen Herzog Gottfried und den übrigen fränkischen 1) Migne 122, p. 228 A u. B.

2) Migne 1. c. p. 227 D u. 228 A.

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