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ansiehet ihrer zu begehren hat die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen. Das Gesetz, die äußere Ordnung soll nicht aufgelöst, sondern erfüllt, mit der Weihe der Gesinnung durchdrungen werden; die Liebe thut den andern was man von ihnen begehrt, sie versöhnt den Feind und überwindet das Böse dadurch daß sie es mit Gutem vergilt. Aber wie Jesus die Mühseligen und Beladenen beruft daß er sie erquicke, so ist er auch gekommen ein Feuer der Läuterung anzuzünden auf Erden, so bringt er das Schwert gegen die Welt der Lüge und der Sünde, so hat er auch harte Worte gegen die Schriftgelehrten die das Gewissen der Menschen unter das Joch des Buchstabens beugen, gegen die Pharisäer, die im scheinheiligen Tugendstolz mit einer äußerlichen Gesetzlichkeit ihrer Werke prunken, übertünchten Gräbern gleich; gerechtfertigter als sie geht der Zöllner nach Haus, der an seine Brust schlägt und spricht: Gott sei mir Sünder gnädig!

Gott ist unser Vater, wir alle sind seine Kinder, sind Brüder untereinander ohne Unterschied des Geschlechts, des Standes, der Nationalität; jeder ist unser Nächster wer unser bedarf. Das Reich Gottes kommt durch die Erkenntniß der Wahrheit, durch den Willen der Liebe, aber nicht mit äußern Geberden; nicht was in den Mund eingeht verunreinigt den Menschen, sondern was von dem Mund ausgeht; Ceremonien, Fasten, Speiseverordnungen sind nichts gegen die Heiligung des Gemüths. Des Menschen Sohn ist der Herr des Sabbaths; das Gesetz ist um des Menschen willen, nicht der Mensch um des Gesetzes willen. Den Tempel zu Jerusalem, der mit Händen gemacht ist, will der Heiland abbrechen und eine neue Gottesverehrung begründen, denn Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten die sollen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Diese Moral des Evangeliums nennt auch Renan die höchste Schöpfung des menschlichen Bewußtseins, das schönste Gesetzbuch des vollendeten Lebens; und fügt hinzu: Ein ganz neuer Gedanke, der Gedanke eines Gottesdienstes gegründet auf die Reinheit des Herzens und die Brüderlichkeit der Menschen, hielt seinen Einzug in die Welt, ein so erhabener Gedanke daß bis auf unsere Tage nur wenig Seelen fähig sind sich ihm zu weihen.

Das Himmelreich schildert Jesus in Gleichnißreden, indem er das Geistige, Göttliche im Spiegel der Natur und des Menschenlebens zeigt; die sichtbare Schöpfung wird ihm zum Symbole des unsichtbaren Gottesreichs, des neuen gottinnigen Lebens der

Liebe und des Lichtes, welches die Herzen und die Welt gestalten soll. Denn es ist gleich dem Sauerteige der das ganze Mehl in Gärung bringt, daß alles Weltliche geistdurchdrungen und christlich werde; es ist gleich dem unscheinbaren Senfkorn, welches aber aufkeimt und sich entfaltet, daß die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen unter seinen Zweigen, so in der Welt, wo die Lehre Jesu sich ausbreitet zur Religion der Menschheit, so in der einzelnen Seele, wo aus kleinen und kaum merklichen Anfängen die Wiedergeburt des ganzen Menschen erfolgt. Doch wie still und allmählich das Gottesreich sich entwickelt, es ist ein neuer Geist in neuen Formen, junger Wein in frischen Schläuchen. Gott selbst ist der Vater der dem verlorenen Sohn, sobald derselbe nur sich wieder nach der Heimat sehnt und zur Umkehr sich anschickt, verzeihend um den Hals fällt, liebend ihn füßt; Gott ist der Herr der nicht will daß wir unser Pfund vergraben, unser Licht unter den Scheffel stellen, vielmehr lohnt er alles was in seinem Dienste geschieht, sein Ruf ergeht immerdar an die Menschheit, und auch in der elften Stunde noch ergießt er das ganze Maß seiner Gnade über die welche ihm folgen. Das Reich Gottes beginnt schon hier, schon hienieden können wir die Perle finden deren Werth über alle Preise geht; es leidet Gewalt und die ihm Gewalt thun die reißen es an sich: es will mit der Energie der Vegeisterung ergriffen sein, und wer mit freiem Muthe sich zu seinem Bürger bestimmt der hat das Bürgerthum errungen. Die Weltgeschichte selber ist der Weinberg des Herrn, darinnen wir arbeiten um das Freudenmahl zu verdienen das uns bereitet ist, zu dem wir uns sehen sollen nicht im Werktagskleide der Gemeinheit, sondern im hochzeitlichen Gewande liebevoller Gesinnung und freien Geistes. Hier sind wir nicht Knechte, sondern Freunde, hier sind wir alle Glieder eines Leibes, Reben eines Weinstocks, und indem wir nicht außer Gott sein wollen und einer den andern liebt wie sich selbst, wird der Bater erkannt als das was er ist, Alles in Allem. Diese Vollendung des Gottesreichs gehört der Zukunft an. Die Erde ist wol die Geburtstätte des Geistes, aber er wächst hinüber in ein ewiges Leben, wo jegliches nach seinem Wesen offenbar wird, die Widersprüche des Innern und Aeußern mit ihren Schmerzen sich lösen, jegliches von den Schlacken geläutert nach seiner Eigenthümlichkeit sich vollendet und alles in feliger Harmonie besteht. Wir sagen mit Weiße: Diese große Anschauung ist das Werk

eines gewaltigen Lichtblicks, und wie ein Blitz, der vom Aufgang bis zum Niedergang leuchtet, hat dieser Lichtblick göttlicher Offenbarung das gesammte Bewußtsein des menschlichen Geschlechts durchzuckt und die Pole des innern Magneten umgekehrt, sodaß die Spize des geistigen Kompasses, die zuvor nach dem Diesseits gerichtet war, jest nach dem Jenseits weist.

Es wird selbstverständlich scheinen daß die gottinnige heitere Milde des Gemüths, der reine Wille und die Geisteshoheit Jesu auf gebrochene und verstörte Seelen beruhigend und veredelnd wirkte, daß der Reuige getröstet von dannen ging, dem er die Vergebung der Sünden verkündigte, daß auf sein Machtwort das zerrissene und entzweite Bewußtsein, das sich von bösen Dämonen besessen wähnte, wieder zu sich selbst kam und von der fremden Gewalt sich befreit fühlte. Wenn es nun auch körperlich Gebrechlichen und Leidenden in seiner Nähe wohl ward, wenn sie unter der Berührung seiner Hände genasen, so gab er selbst dem blutflüssigen Weibe die rechte Erklärung: Dein Glaube hat dir geholfen. Wie dort bei den Besessenen die Phantasie wieder zu Einheit und Frieden in sich selbst kam, so wirkte sie, in der wir ja die leibgestaltende Lebenskraft der Seele erkannt haben, hier auf den Körper günstig ein, und das Vertrauen oder die Freude des Geistes kam der leiblichen Schwäche zu Hülfe. Und sehen wir in den Evangelien wie sich die Leidenden zu Jesu drängten und die alterthümliche Verbindung des Priesters, Sehers und Arztes in ihm vorhanden war, sehen wir wie er auch leiblich zum Wohl der Menschen wirkte und oft von da aus Einfluß auf die sittliche Herstellung gewann, so werden wir aus dem naturgesetzlich Möglichen auch dann noch nicht heraustreten, wenn wir den klaren Frieden des Selbstbewußtseins von einer so gesunden und zusammenstimmenden Leiblichkeit begleitet annehmen, daß sie die eigene Stimmung auf andere harmonisirend fortpflanzen und heilvoll wirken konnte. Im Munde des Volks ward freilich dann das Thatsächliche erweitert und umgebildet, zerstreute Züge wurden. zu einzelnen typischen Geschichten gesammelt, und andere vom mythenbildenden Geiste zum Ausdruck von Ideen und zur Erfüllung gewisser messianischer Erwartungen gestaltet. Als Johannes Jesum fragen läßt: Bist du der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? da deutet er auf die geistig Blinden hin, denen er die Augen aufthat, daß sie das Licht der Wahrheit schauten, auf die gelähmten Willenskräfte, die auf seinen Ruf

nun frei sich bewegten, auf die erstorbenen Herzen, die er zu einem Leben erweckte das allererst diesen Namen verdient, weil es das Gute, das Ewige mitten in der Zeitlichkeit ergreift und verwirklicht, auf die Armen, denen das Evangelium, die Freuden= botschaft vom Reich Gottes gepredigt und offenbart wurde was den Weisen der alten Welt noch ein Geheimniß gewesen. Als die wundersüchtige Menge ein Zeichen verlangte da verwies er sie auf den Propheten Jonas: wie sich die Niniviten auf dessen Mahnung bekehrt, wie die Königin von Saba gekommen um Salomo's Weisheit zu hören, so wird die Lehre und das Beispiel Jesu die Menschheit erleuchten und bessern; es ist das Zeugniß der Weltgeschichte daß der geräuschlos am See Genezareth Wirkende und dann in Jerusalem unter den Missethätern Gekreuzigte der Erlöser ist.

Das rechte Geisteswunder ist die Offenbarung Gottes in Jesu, ist die Einigung des alldurchwaltenden göttlichen Geistes mit dem menschlichen, der seine Selbstsucht bricht und damit im Allgemeinen und Ewigen lebendig wird. Offenbarung ist das Mächtigwerden und sich Bezeugen des allgemeinen Geistes im Einzelnen; Gott ist der einwohnende Grund aller Dinge, wir sind durch ihn und in ihm, darum können uns seine Gedanken im Innersten des Gemüths aufgehen, und das ist immer der Fall wo etwas Neues und Großes das Bewußtsein der Menschheit erweitert und erhöht. Im Irrthum, in der Sünde trennt fich der individuelle Geist von der allgemeinen Vernunft und ihrer Ordnung; dann aber greift auch das göttliche Denken und Wollen herrschend über die endliche Seele, hält in ihr Gericht, beseligt sie mit seinem Frieden, läßt seine Ideen in ihr aufleuchten. Wie wir unsere Vorstellungen walten lassen und an ihrem Spiel uns ergößen, dann aber auch uns in eine derselben vertiefen, unser Wesen in sie hineinlegen und dadurch der Entwickelung des Ganzen eine bestimmte Richtung geben, so auch Gott in Bezug auf die in ihm webende Geisterwelt. Ich verweise auf die ausführliche Darlegung in der Aesthetik, I, 386-404.

Das Bewußtsein der Gottinnigkeit, die Gewißheit auf innerlichem Wege zum Frieden mit Gott zu gelangen, war das Erste in Jesus; von da aus konnte er erst gewahren daß darin sich auf die ideale Weise die Hoffnung des Volks nach den Weissagungen der Propheten von einem Retter und Versöhner, vom Messias erfülle; denn hier ist das Gesetz in das Herz statt auf steinerne

Tafeln geschrieben, hier ist der Geist des Herrn ausgegossen über die Seinen, hier der Liebesbund der Gottheit und Menschheit geschlossen. Jesus hatte erlebt wie Judas der Gaulonite vergebens gesucht hatte die Juden durch eine Empörung von Roms Oberherrschaft zu befreien; durch innere Umkehr und sittliche Erhebung strebte er die Menschheit zum Heile zu führen. Als die Stimme eines Predigers in der Wüste, Johannes, die Juden zur Buße und zur Besserung berief und die Taufe im Jordan das Zeichen. für die Reinigung der Seele war, da ging auch Jesus dorthin, wiewol er von der harten Strenge des Täufers sich durch freundliche Milde unterschied und nicht Entsagung, sondern ethische Weihe der Lebensfreude verlangte; wenn Marcus berichtet daß bei der Taufe der Geist Gottes auf ihn herabgekommen, der Himmel sich ihm aufgethan, und ihm die Verkündigung geworden daß er der liebe Sohn des Vaters sei, so ist es möglich, daß er in der erhöhten Stimmung jenes Augenblicks sich als den Messias erkannte, aber er war weit entfernt sich sofort als solchen zu verkündigen, vielmehr lebte er sein vorbildliches Leben und trug in finnschweren Sprüchen und in Parabeln seine Lehre vor, und wie diese den Hörer zum Nachdenken reizten und im Gemüth gehegt und bedacht sein wollten, so wartete er ruhig ab bis man allmählich aus seinen Worten und Werken in ihm den Heiland, den Messias erkenne. Darum nannte er sich des Menschen Sohn, der gekommen sei nicht daß er ihm dienen lasse, sondern daß er diene, dem nichts Menschliches fremd bleibe. Was ist der Mensch daß du seiner gedenkest, und des Menschen Sohn daß du dich sein so annimmst? fragt ein Psalm, und bezeichnet damit durch des Menschen Sohn den Menschen überhaupt; das Wort gewinnt im Munde Jesu die Nebendeutung des Menschheitlichen im Unterschiede der Nationalitäten, aber es weist zugleich auf den Wiedergeborenen, auf den neuen Adam hin, und knüpft an eine Stelle in der Weissagung Daniel's an, wo nachdem die völkersymbolifirenden Thiere untergegangen, einer wie eines Menschen Sohn auf den Wolken des Himmels vor den Thron Gottes kommt und mit der ewigen Herrschaft belehnt wird. Den Juden lag es nahe den Messias als Sohn David's zu begrüßen; Jesus lehnte dies anfangs ab. Sohn Gottes heißt Israel selbst und sein Erretter; diesen Namen legte Jesus sich nicht bei, als aber der Hohepriester ihn darauf befragte, da bekannte er offen daß er sich als Sohn Gottes wisse. Wenn die Jünger ihm berichten daß einige aus

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