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So zwischen beiden Städten ward das alte Band zerrissen,
So eine Waffe ausgestreckt wol zwischen Kind und Mutter,
Ein Schwert das voneinander fie feindselig schied auf immer,
Die blühende holdsel'ge Maid, die jugendliche Noma
Von jener grauen runzeligen, schon dreifach überalten!

Ein Zeitgenosse von Manasses war der Grammatiker Tezes, der in 12759 politischen Versen unter dem Titel historischer Chiliaden Geschichte, Mythen und Legenden mit allerhand sonstigen gelehrten Brocken zusammenbraute. Im Versbau macht der Accent sich auf Kosten der Quantität geltend; der Grammatiker weiß das, aber er entschuldigt sich mit dem schlechten Geschmack der Zeit:

Ist doch dem Leben alles Schöne nun entflohn,

Herrscht doch bei uns unwissende Gemeinheit jetzt!

Als eine Probe byzantinischer Schweifwedelei theile ich noch eine Stelle aus dem Lobgesang an den Kaiser Andronikos Paläologos aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts mit:

Nichts ist dir zu vergleichen Herr, die Rede muß verstummen;

Unzählbar wie die Sterne find all deine Herrlichkeiten ;

Ganz bist du Licht in Fleisch gehüllt, ganz bist du Glanz und Wonne,
Ganz königlicher Herrschergeist, und aller Einsicht Sonne,
Ein Wunder, ein Entzücken und Entsetzen unter Menschen
In allem neu erscheineft du, in allem überschwenglich,
Schön über menschliches Geschlecht, über Vernunft vernünftig,
Ja täm' ein Engel heut herab und wollt' er uns sich zeigen,
Wie wär' er anders anzusehn als du, mein Herr und Kaiser?
Wer wissen will wie Adam ausgesehen vor dem Falle,

Der hebe nur die Augen auf zu dir, mein Herr und Kaiser!

Sehr aufrichtig bezeichnet indeß der Hofpoet sich und andere seines Gelichters am Schlusse der Zuneigung seines Gedichts vom Elefanten an den Kaiser:

Ich will ja ein despotentreuer Hund nur sein,

Nur nach den Brocken blicken von des Herren Tisch.

Die poetische Erzählung erhielt vom Orient aus neue Stoffe und Anregungen; die Araber übernahmen die Vermittlerrolle der indischen Sagen und Märchen mit dem Abendlande. In Byzanz war der gelehrte Theologe, der die Dogmen zu einer Dogmatik zusammenfaßte, Johannes von Damaskus, im 8. Jahrhundert auch der erste der in dieser Richtung wirkte und eine aus Indien stammende Erzählung den christlichen Verhältnissen anpaßte. So

entstand der in der Geschichte der Poesie wichtige Legendenroman Barlaam und Josaphat. Dieser lettere, ein spätgeborener indischer Königssohn, wird durch seinen Vater fern von aller Kunde des Christenthums erzogen, aber wie für dasselbe vorausbestimmt widersteht er allen Lockungen und Reizen der Sinne, die ihn an die Welt fesseln sollten, und ein Heiliger, Barlaam, findet endlich als Juwelier den Zutritt zu ihm und überzeugt ihn durch Parabeln und Räthsel von der Wahrheit des Christenthums. Josaphat bekehrt seinen Vater und dessen Räthe, entsagt der Herrschaft und zieht sich in einsame Beschaulichkeit zurück. Seine Geschichte bildet den Rahmen für die eingeschobenen kleineren Erzählungen, die alle an den Tod und das Jenseits mahnen, wofür das irdische Dasein nur eine Vorbereitung sei; seine Vergänglichkeit läßt alles Sinnliche verächtlich erscheinen; entsagend die Welt zu fliehen führt allein in den Hafen feliger Ruhe. Diese buddhistischen Gedanken entsprachen dem Zug mönchischer Askese unter den Christen, und das Buch ward daher durch das Mönchthum von Land zu Land getragen. Weltlich heiter ist Syntipas, von Michael Andreopulos ins Griechische übertragen, im Arabischen als das Buch der Veziere in Tausendundeine Nacht aufgenommen, in Deutschland als die Geschichte der sieben weisen Meister bekannt geworden; sie deutet auf ein persisches Original, dem aber das Material bereits aus Indien überliefert ist. Dagegen erscheinen die Novelle Apollonios von Thrus, die Shakspeare in seinem Perikles dramatisirte, der versificirte Roman Rhodante und Dosikles von Prodomos im 12. Jahrhundert, Drofillos und Chariklea von Niketas Eugenianos, Ismenias und Ismene von Eusthatios als Nachahmungen jener alexandrinischen Liebesgeschichten im Wechselspiel von Trennung und Wiederfinden, weichlich in der Empfindung, verziert in der Sprache. Andererseits brachten die Kreuzzüge, die Herrschaft der Venetianer Kunde von der abendländischen Romantik nach Constantinopel, und die Abenteuer des Ritterthums und der Minne fanden in Flos und Blancflos, in der schönen Magelone, in Belthandros und Chrysanza, in dem alten Ritter und ähnlichen Dichtungen ihre Nachbildung, und ließen die Wellenschläge von Arthur und der Tafelrunde bis an die Gestade des Bosporus sich verbreiten. Gelegentlich äußert sich die knechtische Gesinnung auch in solchen Erzählungen, wie wenn den Gefangenen von Prodormos auseinandergesetzt wird daß es ihnen zieme sich ohne Murren schlachten zu lassen, denn:

Ihr wißt ja, alles ist dem Herrn erlaubt;
Theils Herrscher, theils Beherrschte sind einmal
Die Menschen dem Naturgesetz gemäß;
Denn würde allen gleiches Los gewährt,
Gäb's teine Knechte, wäre jeder frei,
So wär' auch keine Regel mehr, kein Maß
Und keine Nichtschnur für das Leben da,
Ja keine Spur von Ordnung überall,

Zu Grunde ginge die verkehrte Welt!

Wir übergehen die Lehrgedichte, die ohne Poesie sind, und höchstens in rhetorisch zugespißten Antithefen einen Reiz suchen, oder im Dialog, der sie nicht zum Drama macht und uns nicht erst zu sagen braucht daß trotz aller Theologie doch das Gold angebetet wurde. Wir würden dankbarer sein wenn uns mehr von Satiren erhalten worden wäre, da die Jahrhunderte für solche wie gemacht waren und hier und da doch ein freier und muthiger Mensch vorhanden war, wie jener Christophoros, der einen poetischen Brief an den Mönch Andreas richtete, und diesem vorrechnete daß derselbe bereits 10 Hände des Märthrers Prokopios, 15 Kinnbacken des Theodoros, 8 Füße Nestor's, 4 Köpfe Sanct Georg's, und 5 Brüste der heiligen Barbara, so viele wie eine Hündin habe, gesammelt und verkauft, ein geräuchertes und mit Safran gefärbtes Schafbein für einen Knochen des heiligen Probos genommen; der Dichter verspricht ihm dazu den Daumen des seligen Henoch und das Gesäß des Elias,

Denn dauern wird der Schacher mit Reliquien

Bis einst zum jüngsten Tage die Posaune schallt.

Andere ernste Gemüther ergossen sich in Elegien über die Fäulniß im Innern und die Gefahr von außen. Aber bezeichnend genug redete selbst die in der neugriechischen Mundart gesungene Klage über Constantinopels Fall nicht vom Sturze des Reichs, von der Knechtung des Volks, sondern von der Sophienkirche, deren Glocken und Glöcklein nicht mehr läuten, und von den weinenden Bildern der Mutter Gottes. Ganz im Ton des Volksliedes heißt es von Adrianopels Eroberung:

In Wlachia klagt die Nachtigall, im Westen alle Vögel,
Sie klagen spät, sie klagen früh, klagen am hellen Mittag,
Um Adrianopel klagen fie, das jammervoll zerstörte,
Wo die drei hohen Feste nun des Jahres auch zerstört sind,
Der Weihnacht heil'ges Kerzenlicht, Palmsonntags heil'ge Palmen,
Des Ostersonntags heil'ger Gruß, das: Christus ist erstanden!

Der Islam.

Die Poesie der alten Araber.

Zwischen dem Rothen und Persischen Meere liegt die arabische Hochebene, das Grenzland Asiens und Afrikas, im Norden von der Syrischen Wüste umgeben, sonst vom Wasser umflossen, zu dem sich felsige Bergketten herabsenken und nach Süden hin liebliche Thäler und einen fruchtbaren Küstensaum bilden. Dort, im glücklichen Arabien, in Yemen, ist das Land des Weihrauchs und des Kaffeebaums, des Weizens und der Datteln, dort war schon im grauen Alterthume Ackerbau, Städtebildung und Handelsverkehr mit Aegypten und Indien; von dort zog Sabas Königin zu Salomon nach Jerusalem, dort, sagten die Griechen, lagere sich das Volk auf silbergetragenen Polstern, und die duftige Rinde des Zimmtbaumes diene zur Feuerung. Aber anders ist des Landes Kern und Mitte beschaffen, nackte Felshöhen und Wüstensand, zwischen denen das Wasser nur hier und da sich in Brunnen oder zu reichern Quellen sammelt, um welche dann an den grünenden blühenden Dasen Ansiedelungen entstehen. Die Ebene Nofud ist so groß wie Deutschland; an ihrem Rande liegen Dörfer und Städte, sie selbst aber ist mit seinem Sande bedeckt, der den Regen einsaugt, und im Winter und Frühling sich mit üppiger Weide schmückt, die nun die Beduinen mit ihren Heerden. durchziehen, während der öde Sommer sie nordwärts nach den Fluren der Ackerbauer drängt. Europäer die dort gelebt schwärmen für den Einfluß des Himmels und der Luft auf die Seelenstimmung. Sprenger, der Sohn der Alpen, fühlte dort wonneberauscht sich jeder Lebensbürde entladen; nur in Nofud, sagt Wallin, öffnet sich die Brust vollends und jeder Athemzug bringt Genuß und Freude. Man versteht Saadi's Verse:

Im Athemholen sind zweierlei Gnaden,
Die Luft einziehn, sich ihrer entladen;
Jenes belebt, dieses erquickt;

Danke dem Herrn, der dich doppelt beglückt.

In der Wüste hat sich seit Jahrtausenden die Lebensweise gleichförmig erhalten: wandernde Stämme ziehen mit ihren Rossen, Kamelen, Schafen einher, bereit um Brunnen und Weideplätze zu kämpfen oder die Waaren des Südens nach dem Norden zu führen und am Mittelmeer auszutauschen, sofern sie es nicht vorziehen Karavanen zu überfallen und zu plündern, denn in der Wüste wie auf dem Meere gilt der Raub wegen der Gefahren und Abenteuer lange weniger für ein Unrecht als für eine ritterliche Lebensweise. Nach Patriarchensitte folgt der Stamm seinem Häuptling, aber nicht der Aelteste oder Reichste, sondern der Tapferste und Weiseste ist der Führer, Muth und Begabung gewinnen Vertrauen und Ansehen, der Kampf ums Dasein gestattet keine leeren Formeln und Masken, sondern fordert die frische volle Kraft der Persönlichkeit. Die Araber sind Semiten, und ich verweise auf die allgemeine Charakteristik des Semitenthums I, 245-259, indem ich noch im besondern bemerke wie hier bei Mann und Roß dieselbe ausdauernde Stärke und behende Geschmeidigkeit, derselbe elastische Schwung in den schlanken Gliedern sich findet; das Wanderleben mit seinen Entbehrungen, Gefahren und Anstrengungen läßt weder Fett über den Muskeln noch Schäße in den Truhen sich ablagern, aber die Wüste schärft die Sinne, und der Kampf mit den Raubthieren oder die Fehde der stolzen unnachgiebigen Stämme untereinander verlangt Wachsamkeit, Muth, Entschlossenheit; der Beduine hat wenig Bedürfnisse, darum bleibt seine Seele frisch und frei, voll trozigen Gefühls der persönlichen Selbständigkeit; dies ist stark wie bei den Germanen unter den Ariern. Die Familie ersetzt den Staatsverband; ein treuer anhänglicher hülfreicher Sinn wagt Gut und Blut daran um die Seinen zu schirmen, die Geschädigten, die Getödteten zu rächen an dem Feind und seinen Genossen. Doch wer friedlich sich naht der wird gastlich empfangen und freigebig bewirthet; der Herr des Zeltes das er betritt, ge= währt ihm seinen Schutz, und freut sich mit ihm in der Kühle der Sternennacht den Preis der Thaten, der Rosse, der Stammesehre auszutauschen. Da gebietet der Führer bei unheimlicher Finsterniß:

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