ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

lichen Gewißheit geworden. Ich bin die Auferstehung und das Leben, läßt Johannes den Heiland sagen. Die Erkenntniß aber daß sein Tod der Eingang in ein höheres Leben gewesen, daß der Verklärte ihnen gegenwärtig sei, gestaltete sich nicht auf dem Wege der ruhigen Ueberlegung und verständigen Betrachtung, sondern stieg wie ein Blitz der Erleuchtung in der Tiefe des bewegten Gemüths empor, und war damit ein Werk des alldurchwaltenden Geistes, Gottes, der Christus in ihnen offenbarte und auferweckte. Das Geisteswunder der Auferstehung bleibt bestehen, ob die Erscheinung nun durch den Willen dessen in dem wir leben weben und sind, in der Seele der Jünger emporstieg, und ihr Bewußtsein überzeugte daß Jesus lebe und daß der Himmel und Erde eher vergehen werden als sein Wort und Werk, oder ob es eine gottgewollte Berührung ihrer Seelen durch die Seele des Abgeschiedenen war, die dann ihre Phantasie zu seinem sichtbaren Bild gestaltete. Die Frage nach solchen persönlichen Einwirkungen ist noch eine offene, und indem sie sie dafür erklärten, haben Kant, Lessing, W. von Humboldt gerade die Freiheit ihres Geistes vor den Vorurtheilen der Zeit bewährt. Kant sagt tiefsinnig und ganz maßgebend: ,,Abgeschiedene Seelen und reine Geister können zwar niemals unsern äußern Sinnen. gegenwärtig sein, noch sonst mit der Materie in Gemeinschaft stehen, aber wol auf den Geist des Menschen, der mit ihnen zu einer großen Republik gehört, wirken, sodaß die Vorstellungen die sie in ihm erwecken sich nach dem Gesetze seiner Phantasie in verwandte Bilder einkleiden und die Apparenz der ihnen gemäßen Gegenstände als außer ihm erregen." Kant nimmt mit uns die äußere sichtbare Erscheinung für ein Erzeugniß unserer Einbildungskraft und Sinnesnerven, doch so „daß die Ursache davon ein wahrhafter geistiger Einfluß ist“.

Die Auferstehung Jesu ist zugleich sein Eingang zum Vater, seine Himmelfahrt, mit der wie mit einem sinnlichen Ereignisse Lukas abschließt, während der Verklärte bei Matthäus den Jüngern verheißt bei ihnen zu sein bis ans Ende der Tage, und sie nach Lukas am Pfingstfeste seines Geistes inne werden. Und der Geist der Wahrheit und der Kraft der mit der Auferstehung Jesu über die Jünger gekommen, gab sich ihnen nun in freudiger Begeisterung kund: das Heil war da, nach welchem die Welt sich gesehnt hatte, ihr Meister war erhöht zur Rechten Gottes, wie Daniel vom Menschensohn gesagt hatte; daß er die Welt

richte und überwinde, die Menschheit zu Gott zurückführe, das stand ihnen fest, aber diese erhabene Wahrheit versinnlichte sich nach jenem Gesichte Daniel's ihnen in der Hoffnung, daß er bald von den himmlischen Heerscharen geleitet in den Wolken erscheinen und sein Reich aufrichten werde; sie erwarteten von einer plößlichen Einzelthat was sich allmählich im Processe der Weltgeschichte vollzieht, und nur so sich vollziehen kann, weil der freie Wille des Menschen dazu erforderlich ist, und Gott, der die Freiheit wollte, darum selber des verlorenen Sohnes harren muß bis der nach der Heimat verlangt, bis Schmerz und Liebe ihn erzogen haben. Und wie Tertullian von Gott sagt, sein Ruhm ist herrlicher wenn er gearbeitet hat, so dürfen wir hinzufügen daß der Heerführer in diesem Kampfe zur Rettung und Versöhnung der Welt Jesus ist und bleibt, daß sein Wort, sein Bild die Gemüther zu ihm emporzieht und zu seinem Dienste weiht, und daß darum auch der endliche Sieg und Triumph sein Werk sein wird. Das Heil und die Hoffnung die ihnen geworden gaben die Jünger durch ein entzücktes Stammeln in ekstatischen Reden kund, in einer Geistestrunkenheit, die dann selbst der auslegenden Predigt bedurfte. In herzlicher Liebe erfaßten die Glieder der neuen Gemeinde einander wie Kinder eines Vaters, wie Brüder und Schwestern; auch die Frauen waren vollberechtigt im Reiche Gottes, und Maria Magdalena hatte den Auferstandenen zuerst gesehen. Sie boten einander Hülfleistung mit ihrer Habe. Sie priesen Gott und den Heiland in Psalmengesängen, sie feierten den Sonntag als den Tag der Erhöhung des Herrn, sie vereinigten sich zum Liebesmahl seines Gedächtnisses, der Reine, der sich ohne Schuld für die Menschheit dahingegeben, ward das lezte und vollgenügende Opfer Gott und Welt zu versöhnen, und die Taufe ward die Weihe zum Eintritt in den neuen Bund. Aber noch hielten sie auch am alten Bund und seinem Gesetze fest, betrachteten sich als die rechten Israeliten, und verbreiteten sich innerhalb der Synagogen bis nach Rom hin, zunächst wie eine Sekte von solchen die da glaubten daß der Messias bereits erschienen sei, die aber mit den andern auf seine Zukunft hofften. Aber es ließ sich nicht bergen daß der neue Geist die alten Formen sprengen werde, und ein hellenisch gebildeter Mann, Stephanos, starb als der erste Blutzeuge für sein offenes Wort daß Gott nicht wohne in Tempeln die von Menschenhänden gebaut worden, daß auch der salomonische Tempel sein rechtes Haus

nicht sei, sondern daß er im Herzen der Seinen leben wolle, wie Christus offenbart habe.

Unter seinen Gegnern war ein junger pharisäischer Eiferer, ein Zeltwirker aus Tarsos, dort in der Schule der Griechen erzogen und später in Jerusalem durch Gamaliel im Gesetz unterwiesen; der wollte die Neuerung, die ihm unheilvoll dünkte, mit den Waffen des Geistes niederkämpfen oder die Lästerer mit dem Schwerte vertilgen. Da er es nun ernst und ehrlich meinte, so hatten die Lehren seiner Gegner wie ihr freudiger Todesmuth einen Stachel in seiner Seele zurückgelassen, und wie er auf dem Wege nach Damaskus in seinem aufgeregten Gemüthe dagegen ankämpfte, da ward es plötzlich Licht in seinem Geist, und er sah den Heiland selbst, der ihn, den Verfolger, zum auserwählten Rüstzeug, zum Apostel der Heiden berief. Paulus war es der den Geist Christi geistvoll frei erfaßte, und klar zum Bewußtsein brachte daß das Princip des geistigen Gottes und der Liebe die Menschheit über alle Nationalitätsschranken hinaushebe, daß die Versöhnung durch die gläubige Hingabe des Herzens an den Ewigen erworben werde, daß die Innerlichkeit der Gesinnung zum Heil führe, welches damit für alle ohne Ausnahme geboten und gewonnen sei, daß also die jüdischen Satzungen und Gebräuche nicht nöthig seien um in das Reich Gottes einzugehen. Diese Losreißung des Christenthums vom Judenthum, dieser weltgeschichtliche Fortschritt vollzog' sich nicht ohne langen und heftigen Streit mit den ältern Aposteln, vornehmlich den drei Säulen der Gemeinde zu Jerusalem, Petrus, Jakobus und Johannes. Man vertrug sich zunächst dahin, daß Paulus den Heiden das Evangelium predige ohne sie der Beschneidung und dem Gesetz Mosis zu unterwerfen, denn auf Reinheit des Herzens kommt es an und die sittliche Weltordnung bezeugt sich im Gewissen der Menschen. In Kleinasien, in Griechenland ging er feine Heldenbahn, machte er seinen großen Eroberungszug gegen Wahn und Sünde und Fleischlichkeit, und kam bis nach Rom hin, wo er glaubwürdiger Ueberlieferung zufolge durch die neronische Christenverfolgung den Tod fand. Dem Umstande daß die judaisirende Richtung sich hinter seinem Rücken in den von ihm gestifteten Gemeinden der Galater und Korinther geltend und ihm in Rom den Boden streitig machen wollte, verdanken wir seine herrlichen Briefe dorthin, in welchen die Bilderfülle des Orients und die dialektische Klarheit des Hellenenthums sich

in der Begeisterung für die Wahrheit mit überzeugender Kraft durchdringen. Es ist der ganze Mensch mit Kopf und Herz zugleich der hier mit seiner Totalität in jedem Worte spricht und dadurch auch den ganzen Menschen ergreift und erbaut, zugleich den Verstand überzeugt, das Gemüth erschüttert und erwärmt, den Willen veredelt.

Paulus ward der Schöpfer einer Philosophie der Geschichte, die ihr Centrum im Kreuze Christi hat. Er sah die Verderbniß und allgemeine Sündhaftigkeit des menschlichen Geschlechts, das dadurch sich Gott entfremdet, das Bewußtsein der Kindschaft verloren hatte; im ersten Buch Mosis wird dies so dargestellt daß bereits der Urvater, Adam, Gottes Gebot übertreten hat und ge= fallen ist; so kam durch ihn das Böse und als dessen Strafe der Tod in die Welt, bis Jesus das gottinnige Leben wiederbrachte, und durch die völlige Hingabe seines reinen Willens an Gott ihn in sich und sich in ihm erkannte; das Gesetz war ein Zuchtmeister auf Christus, mit diesem beginnt das Gottesreich, wenn wir ihn aufnehmen in unser Herz, wenn sein Geist in uns waltet, wenn wir sein Leben leben; das ist der Glaube durch den wir gerecht werden, nicht durch des Gesetzes Werk, das ist die Heiligung der Seele, die einen neuen Menschen anzieht, das ist die Wiedergeburt, durch die wir die Kindschaft empfangen, durch die wir von aller Aeußerlichkeit erlöst und frei in der Liebe werden. Auf den Geist kommt es an, nicht auf das Natürliche und Fleischliche; wie Christus durch den Kreuzestod der Versöhner ward und in die Herrlichkeit einging, so sollen auch wir dem Irdischen absterben und auferstehen mit ihm. Wie Paulus selbst körperlich schwach und geistig stark war, so gilt jetzt nicht mehr das Aeußere, sondern das Innere. An die Stelle des Naturideals der alten Heidenwelt, die in sinnlichen Ausschweifungen versunken war, tritt jezt die sittliche Selbstüberwindung, die das Fleisch mit seinen Begierden kreuzigt, an die Stelle des Gleichgewichts von Geist und Materie, an die Stelle des Aeußeren das in seiner Schönheit und Macht das Innere unmittelbar verwirklicht und veranschaulicht wie im Griechen- und Römerthum, tritt das Ideal des in sich versöhnten und beseligten Gemüths; das Innerliche ist das wahre Sein, das Heil das durch die sitt= liche Gesinnung erworben wird ist der Zweck des Lebens, die Klugheit der Welt ist Thorheit vor Gott, Gott ist in den Schwachen mächtig; wie Christus schon die Leidtragenden und

Armen selig gepriesen, so sagt Paulus: Bewähren wir uns als die Diener Gottes durch das Wort der Wahrheit und die Waffe der Gerechtigkeit, als die Sterbenden und siehe wir leben, als die Traurigen aber allezeit fröhlich, als die Armen die doch viele reich machen, als die nichts besigen und doch alles haben. Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Wir wissen daß denen die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen.

Durch den Glauben seid ihr alle Gottes Kinder, schreibt Paulus an die Galater, hier ist kein Jude noch Grieche, kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib, denn ihr seid allzumal Einer in Christo; weil ihr Kinder seid, hat Gott euch den Geist seines Sohnes in die Herzen gegeben daß ihr zu ihm sprecht: Abba, lieber Vater. So laßt euch nicht wieder unter das knechtische Joch fangen, sondern haltet fest an der Freiheit. Vor Christus gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube der in der Liebe thätig ist. Des Fleisches Werk sind die Sünden der Unmäßigkeit, der unreinen Sinnenlust, der Zwietracht und des Neides, die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Friede, Freude, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth, Keuschheit.

Er schreibt an die Korinther vom gekreuzigten Christus daß er den Juden ein Aergerniß und den Heiden eine Thorheit sei, und dennoch ist in ihm das Heil zu finden, dennoch ist göttliche Kraft und Weisheit in ihm offenbar geworden. Er bricht die Speiseverbote durch das Wort: Die Erde ist des Herrn mit allem was darinnen ist. Aber er mahnt zur Reinheit von unsittlicher Sinnenlust durch die Frage: Wisset ihr nicht daß euer Leib ein Tempel Gottes ist und der Geist Gottes in euch wohnet? Er lehrt die Menschheit als einen einigen Organismus betrachten: wir sind alle eines Leibes Glieder, leidet eines, so leiden alle mit, wird eines herrlich gehalten, so freuen sich alle; es sind mancherlei Gaben, aber es ist Ein Geist, es sind mancherlei Kräfte, aber es ist Ein Gott der da wirket alles in allen. Gott war in Christo und versöhnet die Welt mit ihm selber, Christus ist für alle gestorben, auf daß alle nun ihm leben, in ihm wiedergeboren werden, denn das Alte ist vergangen und alles neu worden. Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg? ruft er in der Freudigkeit seines gottinnigen Selbstbewußtseins, und in der Ueberzeugung daß die Liebe das Princip der christlichen Ethik sei, feiert er sie

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »