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sondern Kraft des Gefühls und Maß des Gedankens. Die besonnene Begrenzung und die Wahrheit der Empfindung, die nur dem Selbsterlebten eigen sind, nennt Sachs den ihn auszeichnenden Zug. Daß Gott im Innern des Menschen wohne und in der Seele der Quell des Lebens und der Weisheit sei, daß die Sehnsucht der Seele nach Gott die Bürgschaft sei daß er sich ihrem Herzensdrang gewähre, daß sie eine Welle in seines Geistes Meer sei, dies geht durch seine religiöse Dichtung wie ein rother Faden, und darum fordert er die Seele nach ihren verschiedenen Eigenschaften zu seinem Preise auf, weil er in ihnen das Siegel der Ebenbildlichkeit nach dem ewigen Wesen erkennt. In gleicher Art hat sein religiöses philosophisches Buch Kusar das Judenthum nach seinem sittlichen Wahrheitskerne, nach seiner Uebereinstimmung mit den Forderungen des Gewissens und Bedürfnissen des Gemüths dargestellt. Israel heißt ihm das religiöse Herz der Menschheit. Jehuda will nur Einem dienstbar sein, seinem Gott, aber sich nicht von den Großen der Welt wie ein Vogel am Faden von Knabenhand gängeln lassen. Er fährt fort:

Ich trage willig was mein Volk verschuldet,
Mit an dem Joch das seine Schulter duldet,
Zu keinem andern breit' ich meine Arme.
Wer außer Gott ist's der sich mein erbarme?
Und muß den Tod ich um den Glauben leiden,
Ich werde nie von Recht und Wahrheit scheiden.

Wenn auf solchem Grund ein Lied von Wein, von Liebe hervorblüht, so ist seine Anmuth doppelt erquicklich. Und er weiß von der Freude des Lebens zu singen und kennt den füßen Seufzer des sehnenden Verlangens wie die Wonne des Kusses. Dann wieder ruft er mahnend sich selber zu:

Wie lang im Schos der Kindheit schläfft du noch?
Vedenk, die Jugend ist wie Spreu entflogen!
Währt ewig wol des Lebens Lenz? Steh auf,
Das Alter, sieh, kommt mahnend angezogen.
O schüttle ab die Welt, gleichwie das Vöglein
Den Nachtthau, den sein Fittich eingesogen!
Entfleuch', Befreiung suche dir von Schuld,
Von Erdentand, deß Fluten dich umwogen.
Zich hin zu Gott in frommer Seelen Schar,
Der seinen Gnadenstrom er gönnt gewogen.

Schon in Spanien erklingt die Sehnsucht nach Jerusalem in seinen Liedern.

Stadt der Welt, du schön in holdem Prangen,
Aus fernem Westen sieh nach dir mich bangen.
Es wogt der Liebe Strom, denk' ich der Vorzeit,
Des Tempels wüst, der Pracht, die nun vergangen.
hätt' ich Adlersflug, zu dir entflög' ich,

Bis deinen Staub' ich nett' mit feuchten Wangen.
Mich zieht's zu dir, ob auch dein König fort,
Ob auch — wo Balsam troff, jezt nisten Schlangen.
O könnt' ich küssen deinen Staub, die Scholle,
Wie Honig süß dem liebenden Verlangen!

Er macht sich auf die Reise, und durch seine Wanderlieder begleiten wir ihn zu Land und Meer, hören wie er Abmahnenden antwortet und die zurückgelassenen Lieben tröstet; mag der Sturm die Wasserwüste empören, er treibt das Schiff doch dem Morgenlande zu; mögen Hänen und Löwen brüllen, ihre Stimme ist ein Gruß daß die Stätte seiner Wünsche nun nicht mehr ferne sei. In allen Wechselfällen der Reise wie des Lebens traut er auf Gott, was der thut ist wohlgethan, ihn braucht man nicht in der Ferne zu suchen, er wohnt in uns. Aber kein Gesang aus Jerusalem selbst wird uns gespendet; als der Dichter eben beim Eintritt in die Stadt seinem Schmerz Worte gegeben, soll ihn die Lanze eines Arabers durchbohrt haben. In seinem Zionlieo schwebt er wie die Eule klagend über den Trümmern, tröstet sich aber dann im Gedanken daß das ideale Jerusalem unzerstört besteht.

Noch strahlst du, Zion, doch in Schöne,
Noch sind mit dir verknüpft die Söhne;
In deinem Heil sind sie beglückt,

In deinem Webe tief bedrückt.

Wenn sie zu Gott Gebete senden,

Sie schaun nach dir aus Kerkerwänden;
Wenn auch zerstreut auf Berg und Thal,
Sie denken dein in Bann und Qual.

Drum Heil dem Mann der harrt in Treue,
Bis einst dein Glanz erstrahlt aufs neue;
Dem Manne Heil der mitgenießt

Wann Jugend wieder dir entsprießt.

Bei spätern Dichtern beginnt bereits der virtuosenhafte Künstler der Form, wie wenn es in einem Sündenbekenntniß heißt:

Zu dir schau ich, wenn schaurig mich Leiden umklammern;
Meine Trauer, du Treuer, o wende mein Jammern!

Ansprechender singt Joab:

Er ruft die Stern' im Lichtglanz zu erglühn,
Daß auf sie sprießen wie die Blumen blühn,
Wie Sangesvögel über Wiesen fliehn,
Unftete Wandrer, die von hinnen ziehn

Gescheucht so wie des Tages Glanz erschien.

In Mose ben Rahman ertönte noch einmal die mit der Wissenschaft verbundene Religiosität mit feierlichem Ernste. Juda ben Salomon al Charisi dagegen ließ mit sprudelnder Einbildungskraft und erstaunlicher Redegewandtheit ein Feuerwerk des Humore und Witzes aufsteigen, als er es unternahm den Hariri nicht blos ins Hebräische zu übersehen, sondern auch in ähnlichen Makamen durch jüdische Lebensbilder mit ihm zu wetteifern. Er ist ohne dichterische Idealität, aber in der Mannichfaltigkeit der Gestaltungen und in der wechselvollen Ueppigkeit des Stils thut er es dem Vorgänger gleich. Eigen ist ihm die Verwerthung biblischer Worte, Redewendungen, Sprüche für die Schilderung von Gegenständen ganz anderer, entlegener Art, was oft einen überraschend komischen Eindruck macht, oft aber auch durch Uebertreibung und Seltsamkeit unerquicklich wird. Er lebte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Von da an finden wir die Juden vornehmlich in der Sprache der Völker, unter denen sie wohnten, literarisch thätig, und werden ihrer gelegentlich zu gedenken haben.

Damals in Spanien waren die Juden die Vermittler der Araber mit den Europäern; sie trieben einen erfolgreichen Handel mit geistigen Gütern, sie übersetzten die arabischen Schriften oder Uebersehungen der griechischen Denker ins Hebräische, ins Spanische, oder standen den Gelehrten zur Seite die solche ins Lateinische übertrugen und dem Abendlande dadurch erschlossen. Ohne die selbständige Entwickelung einer originalen Philosophie oder Naturforschung huldigten sie einem verständigen Eklekticismus, indem fie an den Grundlehren des Alten Testaments, der Persönlichkeit Gottes, dem Sittengesetz und der Willensfreiheit festhielten und

Carriere. III. 1.

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damit die hellenischen und arabischen Lehren zusammenbrachten, Zusagendes auswählten, Widersprechendes bestritten. Gabirol beschäftigte sich vornehmlich mit der Frage nach Stoff und Form; erst durch die Form, das Geistige, gewinnt die Materie Bestimmtheit, wird die Materie etwas; die Formen werden aber aus ihr hervorgezogen, der göttliche Geist ist der Beweger und Bildner. Der berühmteste jüdische Denker, der auch auf die Scholastiker Einfluß übte, war Moses ibn Maimon oder Maimonides in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Sein Wegweiser der Verirrten betrachtet Erkenntniß und Liebe Gottes als den Zweck unsers Lebens, und will die Zweifelnden auf dem Wege der Wissenschaft dahin führen; er huldigt einem besonnenen Rationalismus, die religiöse Wahrheit mit der griechischen Philosophie zu vermitteln bestrebt. Die Vernunft ist ihm das Band zwischen Gott und Menschheit; es lockert sich wenn wir Herz und Sinn andern Gegenständen zuwenden, es erstarkt wo wir uns seiner bedienen.

Die neupersische Dichtung.

A. Das Epos Firdusi's. Die Liebesgeschichten.

Die schönste und vollendetste Kunstblüte der muhammedanischen Welt entfaltete sich durch das Zusammenwirken des arischen und semitischen Geistes in Persien. Hier fand nun die alte Heldensage ihren künstlerischen Abschluß, hier erhielten die romantischen Liebeserzählungen der Sassanidenzeit ihre dichterische Form, und zu dem Epos gesellte sich eine Lyrik die nicht blos über das Sinnliche sich in das Ewige emporschwingt, sondern auch in der Erscheinungsfülle des Lebens mit Lust und Liebe verweilt, das Dasein heiter genießt, sinnig betrachtet und im Endlichen das Unendliche spiegelt. Die ursprüngliche Idee der Iranier vom Gegensatze des Lichtes und der Finsterniß in der Natur, vom Kampf des Guten und Bösen in der Seele, vom Beruf des Menschen zum Heldenthum der Wahrheit im Dienste des guten Geistes war Muhammed's besten Gedanken wahlverwandt, und so konnte sich innerhalb der neuern Religion das Alterthümliche

fortbilden und vollenden. Die Perser waren von Haus aus maßvoller als die Indier, ihre Phantasie war objectiver, ruhiger als die der Araber; unter den Anregungen beider Nationen lernten sie die Fülle des Stoffes ordnen, die Formen aufnehmen und ausprägen wie sie dem Wesen der eigenen Sprache gemäß waren und in die rastlos bewegte Bilderfülle dadurch Klarheit und Bestimmtheit bringen daß eines dem andern entsprechen mußte. Sind Locken Wolken, so glänzt die Stirn wie der Mond aus ihrem beschattenden Dunkel; bricht der Tag wie ein Mergenlöwe hervor, so flieht die schüchterne Gazelle der Nacht vor ihm, hat das Sonnenschwert die Finsterniß überwunden, so gießt es im Morgenroth ihr Blut aus; die Wimpern sind ein Pfeil auf dem Bogen der Augenbrauen um das Herz des Geliebten zu treffen; ist die Geliebte die Rose, so singt ihr der Dichter ein Lied der Nachtigall, und wie der Schmetterling in das Licht so stürzt sich die Seele in den Abgrund der göttlichen Liebe, in den Quell der Wahrheit. Die Lilie und Cypresse sind Symbole der Freiheit, jene weil sie weiß und rein von aller Befleckung ist, diese weil sie fest in sich geschlossen dasteht und keinen ihrer Zweige zu Boden senkt, sondern alle himmelan kehrt; und die Blume wie der Baum werden auf Gräber gepflanzt. Ich habe im ersten Bande die Lichtreligion Zarathustra's und die iranische Heldensage dargestellt, auf die historische Poesie zur Zeit des Kyros hingewiesen und die Bauten und Bilderwerke von Persepolis ge= schildert, Alexander's des Großen und der Verschmelzung orien= talischer und occidentalischer Cultur nach ihm und im Römerreiche gedacht, und die ritterliche Sassanidenzeit mit ihren romantischen Abenteuern und ihren Denkmalen betrachtet. Wie damals byzantinische und zu den Tagen des Darius und Xerxes ägyptische, assyrische, griechische Einflüsse und auch wol Werkmeister die Stimmungen und Gedanken des Perserthums in den Formen der bildenden Kunst ausprägen halfen, so finden nun die Erinnerungen der Vorzeit und das eigene Gemüth dichterisch abschließenden und vollendeten Ausdruck nach der Aufnahme der muhammedanischen Religion in das eigene Leben und der arabischen Weisen in die eigene Poesie. Der persische Geist ist auf sittlichen Gehalt gestellt wie der deutsche, der ja auch in Bezug auf die Form von Griechen und Römern lernen mußte. Das Epos, die Lyrik der Empfindung und Betrachtung erreichen eine bewundernswerthe Höhe, nur das Drama hat sich noch nicht entwickelt, es zeigte

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