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in ihren Händen während die Geretteten das Loblied Mosis singen, der die Seinen aus Aegypten geführt. Ein Engel gießt seine Schale auf die Erde, und es kommt Pest über die Gözendiener, ein zweiter gießt sie ins Meer und es wird Blut, ein dritter in die Brunnen und sie werden Blut, denn die sollen es trinken die es vergossen haben; ein vierter gießt seine Schale in die Sonne und sie wird verzehrend Feuer, ein fünfter auf den Stuhl des Thiers, da wird es finster über ihm und es krümmt sich in Schmerzen, aber lästert Gott; der sechste gießt seine Schale in den Euphrat, und er vertrocknet, damit die fernen Reiterscharen herverbrechen können; böse Geister gehen aus dem Munde des Thiers und seines falschen Propheten um die Völker zu verführen. Nun gießt der siebente Engel seine Schale in die Luft, Hagel fällt herab, die Erde bebt und zerreißt unter Rom,. und der Seher erblickt nun die prächtig geschmückte babylonische Buhlerin, trunken vom Blute der Heiligen und der Bekenner Jesu; der Engel deutet sie auf die Weltstadt Rom; die sieben Häupter des Thieres auf dem sie sitt, sind sieben Berge und sieben Könige. Das eine Haupt, das war und nicht ist und sein wird, Nero, der Widerchrist, der Gegner deß der da war und ist und sein wird, fällt mit den zehn Hörnern, den Statthaltern der Provinzen, über die Buhlerin her, entblößt, zerfleischt und verbrennt sie. So ist sie denn gestürzt und vernichtet die da wähnte immer zu herrschen, und der Becher der Qual, den sie den Völkern credenzt, wird ihr zwiefach eingeschenkt; in Einer Stunde ist sie gerichtet, zu Ende ist ihr Reichthum und ihre Pracht, ein starker Engel hebt einen Stein auf und schleudert ihn ins Meer: so wird mit einem Sturm verworfen die große Stadt und nicht mehr erfunden werden; kein Licht wird mehr in ihr leuchten, keine Stimme des Bräutigams und der Braut ferner in ihr gehört werden.

Nun feiern die himmlischen Heerscharen die gerechten Gerichte Gottes. Gekommen ist die Hochzeit des Lammes, und sein Weib hat sich bereitet, und selig sind die zu seinem Mahl Berufenen. Gekrönten Hauptes auf weißem Roß reitet Christus, der König der Könige, zum Streit mit dem Widersacher. Das Gevögel des Himmels ist losgelassen auf die Leichname seiner gefallenen Streiter, und er selbst, Nero, wird sammt seinem falschen Propheten gebunden in den Höllenpfuhl geworfen. Ein Engel fesselt den Satansdrachen im Abgrund auf tausend Jahre,

und alle die um Jesu willen getödtet worden nebst denen die das Thier nicht angebetet, sondern Jesu treu gedient, leben nun mit ihm in Wonne. Dann wird Satanas wieder losgebunden, macht sich auf zu verführen die Heiligen und heßt die fernen Heidenvölker zum Sturm auf die Gemeinde; aber die Andringenden werden vom Feuer verzehrt und sammt dem Drachen stürzen sie in den Schwefelpfuhl zu ewiger Pein. Die Erde, das Meer, die Hölle geben ihre Todten wieder, und alle werden gerichtet, die Sündigen gehen in die Verdammniß, die Gerechten in das neue Reich des Geistes ein. Es wird ein neuer Himmel und eine neue Erde, und gleich einer geschmückten Braut steigt die Gottesstadt, das neue Jerusalem hernieder; Gott ist nun der Herr allein. Er trocknet alle Thränen, es wird kein Schmerz und Tod mehr sein. Gott spricht: Ich bin der Anfang und das Ende; ich gebe den Durstigen vom Brunn des lebendigen Wafsers; wer überwindet, der wird alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er soll mein Sohn sein. Von Gold und Edelstein ist die Gottesstadt, Perlen sind ihre Thore, aber es ist kein Tempel darin, Gott und Christus sind ihr Heiligthum und erleuchten sie statt der Sonne. Die Könige bringen ihre Schätze dar, und Ströme lebendigen Wassers ergießen sich vom Stuhl Gottes und des Lammes. Dort wächst der Baum des Lebens und ist erfüllt das Wort des Heilandes: Selig die reines Herzens sind, denn sie schauen Gott. Der Seher schließt mit Worten der Mahnung, denn Christus komme bald.

Jerusalem war zerstört samint dem Tempel, dessen Schonung Johannes erwartet hatte, aus dem Orient war nicht Nero zur Verwüstung, sondern Vespasian zur Herstellung und Erhaltung Roms gekommen, die Stadt steht noch und heute noch wird dort die Stimme des Sängers und der Sängerin, des Bräutigams und der Braut gehört. Aber das Christenthum hat über die alte Welt gesiegt, Christus hält das Gericht im Gewissen der Menschheit und das Ziel der Geschichte ist das Gottesreich.

Je mehr sich die sinnlich sichtbare Wiederkunft Christi vertagte, desto nothwendiger ward es sich in sein geistiges Wesen zu vertiefen, zu erkennen, daß er das Reich Gottes schon gestiftet habe, daß er, daß sein Geist den Seinen fortwährend gegenwärtig sei. Man zeichnete nun die Erinnerungen an sein Leben und seine Worte auf, und wie man die Erfüllung der alttestamentlichen Weissagungen in ihm erblickte, so sah man vornehmlich in

den größten Gestalten des alten Bundes, in Moses und Elias, Vorläufer und Vorbilder die auf ihn hinwiesen, und veranschaulicht sich dies durch die Uebertragung von bedeutungsvollen Zügen, von wunderbaren Thaten und Geschicken beider auf ihn. Im Munde des Volks, in der Ueberlieferung des Geschlechts ward vieles wörtlich genommen was ursprünglich bildlich gesagt war.

Der Messias war den Juden der Davidsohn, und so stellte einer ein Geschlechtsregister Joseph's auf und Bethlehem ward als Geburtsort angenommen; er war der Sohn Gottes, und so ließ der eine bei der Johannistaufe den Himmel sich aufthun und Gottes heiligen Geist auf ihn herabkommen, während der andere vielmehr im Anschluß an die Göttersöhne des Heidenthums, vornehmlich Griechenlands, das sinnliche Element abschied und die Jungfrau Maria vom Heiligen Geist überschattet darstellte. Von Platon und Alexander, von Scipio und Augustus ward auch eine unmittelbar göttliche Abkunft geglaubt. Die Wahrheit bleibt der tiefe Gedanke der Vereinigung göttlicher und menschlicher Natur, den Christus in sittlicher Bewußtseinsthat verwirklicht hatte, bleibt die Einsicht, daß die neue Menschenseele nicht blos das Erzeugniß ihrer Aeltern, sondern eine originale Geburt aus Gott ist. Da= bei erinnerten sich die Christen eines Spruchs den sie im Jesaias gelesen, der in der griechischen Uebersetzung von dem Sohn einer Jungfrau redet. Die neuere Kritik hat in der Urschrift eine junge Frau gefunden und die Stelle auf eine Zeitgenossin des Propheten bezogen; aber die Ueberzeugung des Alterthums wird dadurch nicht aufgehoben, daß Maria jungfräulich rein den Herrn geboren. Die Griechen dichteten schon von einem Borne der Jungfräulichkeit, in welchem Here, die Göttin der Ehe und feusche Gattin des Zeus, nach den Umarmungen des Gemahls sich badete; wir wissen daß das Weib in reiner ehelicher Liebe nicht befleckt wird, daß diese ein Segen Gottes ist; das Christenthum hat das weibliche Geschlecht in seine Rechte eingesetzt, und uns in Maria gelehrt daß nur das Jungfräuliche im Menschen, nur das unbefangene reine gottergebene Gemüth zur Aufnahme alles Hohen und Göttlichen und seiner Gestaltung im Stoffe der Welt befähigt ist. Daß der errettende Volksheld schon in der Kindheit von feindlichen Mächten verfolgt wird, ist ein uralterthümlicher Gedanke, in mannichfacher Sagenform schon bei Moses, Kyros, Romulus ausgeprägt; er ward damals auf den Welterlöser Jesus und auf den Weltregenten Augustus übertragen; auch

vor der Geburt Octavian's sollte durch Vorzeichen angedeutet worden sein daß die Natur mit einem Könige für Rom schwanger gehe, und der Senat sollte beschlossen haben alle Knaben des Jahres zu tödten, ähnlich wie Herodes seinen Mordbefehl gegen die Kinder in Bethlehem ergehen läßt, wovon die Geschichte nichts weiß. Aber wir haben nicht blos einen Niederschlag alter Sagen und Weissagungen, überhaupt keine blos mechanische und reflectirte Uebertragung derselben, vielmehr wird der gläubige Sinn getrieben sich selbst seine Ahnungen und Vorstellungen phantasievoll klar zu machen, und konnte er sich die Bedeutung Jesu für die Geschichte der Welt wie der einzelnen Seele schöner veranschaulichen, als daß durch die geweihte Nacht seiner Geburt von Engelslippen das holde Lied erklingt: Ehre sei Gott in der Höhe, Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen? Ich habe bereits in den,,Religiösen Reden" gesagt: In der Krippe liegt der Neugeborene zum Zeichen daß sein Reich nicht von dieser Welt ist. Hirten sind es, die ihn zuerst begrüßen, denn den Armen wird er das Evangelium predigen, und das einfach schlichte Gemüth wird ihn zuerst verstehen. Aber auch die Weisen des Morgenlandes ziehen heran, der Heiland ist ja der Ersehnte der Völker, und sie haben in ihrer Naturreligion den Stern der auf Christus hinweist und dort stille steht wo er, der wahre Stern des Heils, aufleuchtet. Die weltliche Thrannenmacht des Herodes überfällt ein Grauen vor dem König der Freiheit und Liebe, und sie möchte ihn gerne erwürgen; aber nichts vermag die Gewalt gegen eine Idee und gegen denjenigen welchen Gott zu ihrem Herold erkoren hat. Vielmehr wird Jesus im Tempel zu Jerusalem dargebracht, und durch Simeon und Hanna die Weissagung des Judenthums unmittelbar an die Erfüllung angeknüpft. Man braucht die Widersprüche nicht zu leugnen welche die historische Kritik bei diesen von verschiedenen Verfassern nach vielstimmiger Ueberlieferung aufgezeichneten Erzählungen gefunden hat; sie thun der Ueberzeugung keinen Abbruch daß sich in ihnen doch das Wesen Christi in seinem Verhältniß zur Welt ebenso sinnvoll wie anmuthig ausprägt und für das Volksgemüth nicht schöner dargestellt werden kann; und so hat ihre ideale Wahrheit in dem Gewande das die Phantasie gewoben auch für die Kunst sich fruchtbar erwiesen bis auf die Gegenwart.

Wie bei dem Tode von Cäsar und Augustus heißt es daß die Sonne sich verfinstert habe da Christus am Kreuze hing; die

Carriere. III. 1.

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Natur trauert und leidet mit dem Menschen, der Zusammenhang der sittlichen und natürlichen Weltordnung wird so durch die Einbildungskraft ousgesprochen; Gott ist jetzt offenbar geworden, darum heißt es daß der Vorhang vor dem Allerheiligsten des Tempels zerrissen sei. Ein bildlich gedachtes Wort hielt der Hörer fest als ob es ganz eigentlich und factisch gemeint sei. Um die Jünger vom Abgestandenen und Veralteten abzumahnen hatte Jesus gesagt sie sollten sich vor dem Sauerteige der Pharisäer hüten; da sie dies wörtlich nahmen, verwies er sie auf die Speisung der Tausende in der Wüste, und dies gibt uns den Schlüssel zu deren Verständniß: eine Parabel ist zur Geschichtserzählung geworden; in der geistigen Speisung sättigt Einer Tausende mit seiner Seelennahrung, und wenn man dann Umfrage hält, siehe so ist mehr vorhanden als er ausgegeben hat, denn jede empfängliche Seele hat den mitgetheilten Gedanken aufgenommen, mit ihren Gedanken verwoben und dadurch weiter entwickelt, sodaß die ursprünglichen zwei Brote jezt sieben Körbe füllen. Der selbst die Auferstehung und das Leben ist, der Erwecker zum wahren Leben erhält nun auch Macht über den leiblichen Tod, und der dem Geiste das Licht bringt öffnet Blindgeborenen die Augen. Thatsächlich steht fest daß die Jünger den Auferstandenen gesehen, daß Jesus verstörte Gemüther beschwichtigt und daß Kranke bei ihm Genesung oder Linderung gefunden. Daneben sehen wir durch Strauß erwiesen daß vielfach alttesta= mentliche Typen auf Christus übertragen, prophetische Erwartungen als buchstäblich erfüllt geschildert wurden; aber wir sehen auch den mythenbildenden Trieb der Menschheit wie bei allen großen Männern der Vorzeit schon um die Wiege des Heilandes neuschöpferisch geschäftig um in einer poetischen Philosophie der Geschichte sich zu veranschaulichen was er für die Welt ist; wir nehmen auch mit Weiße Parabeln und metaphorische Ausdrücke für die Quelle mancher Wundererzählungen, und wollen nur nicht, daß man eine oder die andere Auffassungsart auf alle Fälle übertrage, statt dem Mannichfaltigen Raum zu gönnen, ja wir wollen auch dem denkenden Geist gestatten daß er sich eine Idee in bewußt erfundener Erzählung versinnliche ohne des Betrugs oder der Lüge geziehen zu werden. Denn wir glauben an die Idee und freuen uns der lieblichen Hülle, in welche sie durch die Einbildungskraft gekleidet ist. Und so schließen wir diese Betrachtung mit einer vortrefflichen Stelle aus Weiße's Dogmatik:

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