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,,Das wirkliche Object des evangelischen Wunderglaubens ist das geistige Thun und Geschehen, welches vielgestaltig von Christus ausgeht und in ihm zu demjenigen Bewußtsein seiner selbst sich emporhebt wodurch es für den Glauben erst die völlige Bedeutung einer Thatsache gewinnt, welche an Realität keiner andern nachsteht. Christus hat wirklich sein Lebensbrot unter die Tausende vertheilt, welche von der scheinbar nur in spärlicher Gestalt ihnen dargebotenen Geistesnahrung genossen und dieselbe im Verzehren wachsen sahen, sodaß sie die Abfälle noch in Körbe sammeln konnten; er hat wirklich am Schlusse des hochzeitlichen Mahls, das er mit den Seinen feierte, das klare Himmelswasser seiner Lehre in begeisternden Wein verwandelt; das eine wie das andere indem er durch jene bildlichen Ausdrücke von ewiger typischer Gültigkeit dem in den Seelen der Gläubigen sich wiederholenden Geschehen eine individuell faßbare und anschauliche Gestalt ertheilte, worin der des lebendigen Schauens bedürftige Glauben Fleisch von seinem Fleisch, Bein von seinem Bein erkennen konnte. Desgleichen ist er wirklich vor dem geistigen Auge seiner Jünger über den aufgeregten Meereswogen menschlicher Leidenschaften und Affecte einhergewandelt, hat ihren Sturmt beschwichtigt und den Jüngern die rettende Hand gereicht. Er ist wirklich umgeben von den hehren Gestalten des Gesetzgebers und Propheten durch das über sie und im Zusammenhange mit ihnen über sich selbst dem Bewußtsein der Jünger eröffnete Verständniß im Geiste vor ihnen verklärt und verherrlicht worden. Er hat wirklich durch seinen Zuruf in die Ferne Heiden und Heidenkinder von ihrem Verderben geheilt und zu sich herangezogen, und hat wirklich geistig und sittlich Todte, schon Verwesende zu neuem Leben erweckt. Das alles nicht durch eine innere sittliche That allein, sondern auch durch die Worte, welche die That begleiteten und ihr Wesen als die wahre Wirklichkeit alles höheren Geschehens denen die solches Geschehen an sich selbst oder an andern erlebt oder erfahren hatten, zum Bewußtsein brachten. überall ist diese Wirklichkeit freilich nicht die äußere vor dem leiblichen Auge unmittelbarer Zeugen vorgehende Thatsache; es ist eine solche für die der Sinn erst erschlossen werden mußte in denen die zwar Augen hatten zu sehen, aber doch nicht sahen, zwar Ohren hatten um zu hören, aber doch nicht hörten. Aber die Umwandlung welche im Gedächtnisse, in der Vorstellung dieser Thatsachen bereits sich ereignet hatte als die zusammenhängenden

Da

Erzählungen niedergeschrieben wurden, ist eine ebenso innerlich nothwendige, ebenso in der psychologischen Gesetzmäßigkeit des natürlichen, zum Glauben sich aufschwingenden Menschengeistes begründete wie in der Vorzeit des Heidenthums und wie auch damals noch im ausdrücklichen Anschluß an die große Offenbarungsthatsache, welche aller Mythologie ein Ende machen sollte, der Glaube an die mythologischen Gebilde der religiösen Phantasie."

Die Mysterien der Heidenwelt hatten schon die Schöpfung als ein Opfer Gottes aufgefaßt, der aus seinem reinen einigen Wesen in die Endlichkeit eingeht, sich an die Vielheit dahingibt, zerrissen und zertheilt wird, aber dann sich wieder in seine eigene lebendige Wesenheit herstellt. Bei Aegyptern, Semiten und Ariern war der Untergang der Sonne, das Ersterben der Natur im Winter oder unter dem verdorrenden Wehen sommerlicher Glutwinde wie ein Tod der in ihr waltenden Gottesmacht aufgefaßt, und Osiris, Adonis, Dionysos wurden mit lauter Wehklage wie Gestorbene betrauert zwei Tage lang, am dritten aber erscholl der Jubelruf daß der Gott lebt. Was dort Naturmhthus war, ist in Christus ethisch gewandt, hat in seinem Tod und seiner Auferstehung eine sittliche und persönliche Erfüllung gefunden; wie alles Leben ein Ausgang und Wiedereingang von Gott zu Gott ist, ward in seiner Geschichte angeschaut. Wir werden uns nicht wundern wenn nun das Geschichtliche zum Träger der lieb gewordenen Sinnbilder und Gebräuche ward und die Ideen der Mysterien an seinen Tod sich anknüpften. Dies geschah von heidnischer Seite. Im Judenthum hatte der Hohepriester alljährlich ein großes Versöhnungsopfer gebracht. Nun war Christus der rechte Hohepriester, der Reine der selbst keines Opfers bedurfte, vielmehr sich zum Opfer brachte; durch ihn ist der Liebesbund der Menschheit mit Gott geschlossen, sein Blut das Blut des Bundesopfers, das fühnend über die Menschheit ausgesprengt wird, das Gewissen reinigend von todten Werken zu einem lebendigen Gottesdienst. Der Brief an die Hebräer hat dies ausgeführt. Der alexandrinische Brief des Barnabas suchte überall im Alten Testament einen tiefern Sinn, den bas Judenthum in seiner Aeußerlichkeit nicht gefunden habe; in allem will er einen Thpus für Christus und die Gemeinde erkennen, z. B. in der ehernen Schlange, die Moses in der Wüste aufrichten ließ zur Errettung vom leiblichen Tod, ein Vorbild des Kreuzes auf

Golgatha, das erhöhet worden um alle vom geistigen Tod zu erlösen.

Im Hebräerbrief wird Christus der Sohn Gottes, der Glanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens genannt. Als der Mittelpunkt der Geschichte ward er von Gott ersehen da der Grund der Welt gelegt ward, dachte Paulus, und diese ideale Bräeristenz ward bald und leicht zur realen. Hatte Johannes in der Apokalypse ihn den Sprecher oder das Wort Gottes im Sinne des Verkündigers und Vollstreckers des göttlichen Gerichts genannt, so zog man aus dem alten Testamente den Begriff der göttlichen Weisheit, aus der griechischen Philosophie den des Logos oder den der ewigen Vernunft heran. Die Weisheit Gottes, die in der hebräischen Poesie so vielfach gepriesene, war in Salomo's Sprüchen personificirt und als die künstlerische Bildnerin der Welt geschildert, die vor Gott spielt, die Natur durchdringt und am Menschen ihre Freude hat. Diese Weisheit ist in Christus offenbar geworden, und dadurch wird er der Erstgeborene der Schöpfung, durch den alles andere gemacht ist, der uns zu Lieb Fleisch und Blut angenommen. Von dem Logos, der schöpferischen weltdurchwaltenden Vernunft, hatten nach dem Vorgange Heraklit's und Platon's vornehmlich die Stoiker ge= redet. Logos heißt Vernunft und Sprache zugleich, weil im Worte der Gedanke sich formt und äußert, durch Gottes Wort according to ist laut der Psalmen Himmel und Erde geschaffen. Das Wort und die Weisheit Gottes, diese hebräischen Ausdrücke brachten nun alexandrinische Philosophen, vornehmlich Philon, mit der göttlichen Vernunft in der griechischen Philosophie zusammen, und so wurde der Logos das göttliche Selbstbewußtsein als Quell und Träger der Ideenwelt; in ihr spiegelt sich das ewige Wesen, und ihr Abbild ist wieder das 3rdische und Sichtbare; so ist der Logos das vermittelnde Princip zwischen der Sinnenwelt und Gott, der innerste Grund und Zweck der Schöpfung, in dem sie deshalb ihre Vollendung und Erlösung findet. Der Begriff des Logos von Seiten der Griechen, die Persönlichkeit des Messias von Seiten der Juden begegnen und ergänzen einander. In Christus war das göttliche Ebenbild erschienen, er war dadurch der Mittler zwischen Gott und uns geworden, und seine Natur, seine Persönlichkeit konnte der denkende Geist sich nicht besser klar machen als wenn er in ihm die Offenbarurg der ethischen Wesen= heit Gottes, die Verkörperung des ewigen Wortes erkannte.

So haben wir also einmal die Ueberlieferung von Jesu Sprüchen und Parabeln und von seinem Leben, Leiden und Tod. Wir haben dann die Thätigkeit der Volksphantasie, die das Geschichtliche mit den messianischen Erwartungen verschmilzt, alt= testamentliche Erinnerungen und Vorstellungen auf Jesus überträgt, den Eindruck seiner Persönlichkeit und seines Geschickes sich in sinnvollen Bildern klar macht, und den historischen Kern mit einem Sagengewinde schmückt, das keineswegs,,dem Baum schmarozerhaft die Säfte ausgesogen, Zweige und Aeste verkümmert hat", sondern aus dem Safte des Kernes selber hervorgesproßt ist; die ideale und geschichtliche Wahrheit spiegelt sich vielfarbig im Bewußtsein der Menschen wie das Licht der Sonne im Regenbogen. Drittens haben wir die Arbeit des Gedankens Christus im Zusammenhange der Weltgeschichte und in seiner Beziehung zu Gott als Sohn, Mittler und Versöhner zu begreifen. Dies zusammen bildet das Material aus welchem am Wendepunkt des ersten und zweiten Jahrhunderts die Evangelien hergestellt wurden, die vorzüglichsten aller Religionsbücher, ideal und geschichtlich zugleich, indem die Lehre Jesu in seinen Sprüchen und Parabeln vorgetragen und in seinem Leben bewährt wird; seine Persönlichkeit ist der Quell seiner Worte voll unerschöpflichen Gehalts und doch dem kindlichen Gemüthe so zusagend; die Gedanken offenbaren sich in Thatsachen und die Begebenheiten sind vom Geiste durchleuchtet zum Ausdrucke der Wahrheit; wer auch Bild und Sinn unterscheidet fühlt sich durch den Sinn befriedigt und erhoben, durch das Bild erfreut. Es sind zwei Gruppen. Die drei ersten Evangelien gehen von den Thatsachen aus, folgen der Ueberlieferung und wollen eine möglichst treue Darstellung der Ereignisse geben; das vierte beginnt mit der Idee, stellt sie sogleich in den Vordergrund und wählt und ordnet das Thatsächliche so daß es dem Gedanken entspricht. Die Synoptiker geben uns das Christusbild, Johannes den Ehristusbegriff. Die reale Anschauung seiner Lehre und Lebensweise gewinnen wir bei jenen, die ideale Grundlage und Geisteshöhe gibt dieser, und schildert vom Verständniß des innersten Wesens und Zieles Jesu ausgehend den in der Siegeskraft des Geistes verklärten Erlöser. Das irdisch Natürliche, persönlich Geschichtliche erscheint klarer und treuer bei jenen, aber nur weil in Jesu diese unergründliche Tiefe und Höhe des Geistes war, die Johannes erfaßt, konnte er so reden und handeln wie er dort thut, und

den weltgeschichtlichen Erfolg haben den wir ihm verdanken. Denn es ist nicht wahr daß von kleinen Ursachen große Wirkungen ausgehen, das Gesetz der Causalität in der Natur wie in der Geschichte verlangt für jedes Ergebniß einen Grund der ihm gewachsen ist. Die Synoptiker berichten was Christus gesprochen und gethan, Johannes erklärt uns warum er so reden und handeln konnte, und zeigt was er für die Menschheit geworden ist, das Licht der Welt, der Weg, die Wahrheit und das Leben; er hat die Herrlichkeit Christi begriffen und läßt das Unendliche durch das Endliche überall durchleuchten.

Das Evangelium nach Matthäus hat eine Sammlung von Reden des Herrn zur Grundlage, sein Vorzug liegt in der Darstellung der Lehrvorträge, wie denn sogleich am Anfang in der Bergpredigt eine ganze Reihe von Sprüchen ewiger Geltung finnig zu einem Ganzen geordnet ist. Auf jubenchristlicher Grundlage hat sich der Verfasser durch den Geistesblick des Apostels Paulus zum universalen Standpuukte desselben erhoben. Von der Weltanschauung des Heidenapostels aus ist das Marcusevangelium geschrieben, einfach übersichtlich, sodaß es bald für das ursprüngliche, bald für einen Auszug der andern gilt. Beide haben die bestimmte Absicht durch das Leben und die Lehre Jesu, durch sein Leiden und seine Auferstehung den Beweis zu führen, daß in ihm die alttestamentliche Weissagung erfüllet und der Messias erschienen sei, und zwar nicht blos für die Juden, sondern als der Heiland aller Völker, als der Welterlöser; sie sind Lehrschriften in erzählender Form. Lucas trachtet in seinem Evangelium und seiner Apostelgeschichte vornehmlich nach reicher und anschaulicher Geschichtsdarstellung, und folgt der Ueberlieferung die bereits das Thatsächliche durch die Sage ausgeschmückt und die Schroffheit der Gegensätze zwischen Paulus und den Säulenaposteln, zwischen Heidenthum und Judenchristen abgeschliffen und gemildert hat; die nach heißem Streit errungene Vermittelung wird für das Anfängliche oder für das Werk leichter Verständigung genommen; verschiedene Ansichten kommen zu Wort, damit sie einander ergänzen. Christus ist Gottes, nicht eines Juden Sohn, dadurch ist er vom Anfang an allem Sondervolksthum entrückt und der Menschheit angeeignet.

Es liegt nahe die drei ersten Evangelien mit Xenophon, das vierte mit Platon zu vergleichen, insofern dort das äußere Leben und die Lehrweise des Sokrates, hier der Sinn seines Denkens

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