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Das christliche Alterthum.

Jesus und die Bibel.

In Christus ist das sittliche Ideal der Menschheit verwirklicht, das göttliche Ebenbild hergestellt. So steht er im Centrum der Weltgeschichte und begründet ein Weltalter des Gemüths; die Selbstinnigkeit und Gottinnigkeit der Seele wird die Mitte und das lebendige Band der Natur und des Geistes. Die Zeit ist auf ihn vorbereitet wie auf jeden Genius, den sie verstehen und der in ihr wirken soll, der aber so wenig aus den vorhandenen Elementen zu erklären ist wie die Pflanze aus den Stoffen deren sie zu ihrer Entwickelung bedarf: ein neues Lebensprincip tritt in die Welt und offenbart oder verwirklicht eine neue höhere Idee, die hier, wo sie das Gute, die Einigung des göttlichen und menschlichen Willens darstellt, nothwendig in der Persönlichkeit selbst, in ihren Worten, Thaten und Leiden Gestalt gewinnt.

Die Einheit und Geistigkeit Gottes, dessen Gesetz Moses verkündet, war durch die Propheten dem jüdischen Volk immer energischer eingeprägt, immer deutlicher in der Bestrafung des Bösen, im Siege der sittlichen Weltordnung dargethan; sie war durch die Psalmen immer herrlicher in der Schönheit der Natur, immer tiefer in der Sehnsucht der Seele nach Frieden und Versöhnung erkannt und gefeiert worden; die Einsicht war ausgesprochen daß Gehorsam besser denn Opfer, die Reinigung des Herzens ein vorzüglicherer Gottesdienst sei denn die äußerlichen Gebräuche. Die Hoffnung auf einen Retter und Heiland ließ selbst schon bei der Noth der Zeit nach dem Zusammenbruch von David's Reich im Bilde des Messias das Irdische hinter das Geistige zurücktreten und ahnte den Friedensfürsten in ihm, der die Schmerzen des Volks auf sich nehmen und durch Leiden die Liebe entzünden

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werde, auf daß das Geseß nicht mehr in steinerne Tafeln eingegraben, sondern in das Herz geschrieben sei. Aber das rechte Verständniß der Weissagung kam erst durch die Erfüllung, und diese war höher und reiner als die Sehnsucht nach dem Licht im Dunkeln sich vorstellen konnte. Als Jesus Gott in sich und sich in Gott erkannte und ihn seinen und unsern Vater hieß, da ward die volle Lebensgemeinschaft mit ihm, die Kindschaft gewonnen nicht blos für ein Volk, sondern für die Menschheit. Erst jezt wich die Aengstlichkeit mit welcher man die Ceremonien heilig hielt die Judäa von den Heiden abgrenzten, erst jetzt ward alles Politische von der Messiashoffnung abgestreift und statt der Knechtung die Berufung der Heiden verkündigt. Gerade zu Jesu Zeit legten die Pharisäer wieder den Nachdruck auf den Buchstaben des Gesetes, auf die Aeußerlichkeit der Gebräuche gegenüber den Fremden; den Unterschied von Volk und Priesterthum wollten sie dadurch aufheben daß sie allen alle priesterliche Gewohnheiten und Ceremonien erschwerend aufbürdeten; in selbstgerechtem Tugendstolz meinten sie dadurch vom Himmel das irdische Glück verdienen. zu können; so mochten sie den Sinn des Volks gegen die Nömerherrschaft verbittern und zum Aufstand schüren, aber seine sitt= liche Wiedergeburt zu einem höhern menschheitlichen Leben förderten sie nicht. Ihrer gleisnerischen lohnsüchtigen Frömmigkeit, ihrer nationalen Beschränktheit traten die Sadducäer entgegen, aber nur mit jener weltmännischen Bildung, welche die Eigenthümlichkeiten der Völker in Glauben und Sitte durch Verflachung ausgleicht, sich am Irdischen genügen läßt und die Unsterblichkeit leugnet. Wol hatten sich die Essener von der Sinnenluft und dem Naturdienst in das Heiligthum des innern Menschen zurückgezogen, aber nach ägyptischer und neupythagoreischer Art sahen sie im Körper den Kerker der Seele, flüchteten aus der Welt in einen Geheimbund und meinten durch Entsagung, Ehelosigkeit, Enthaltsamkeit von Fleisch und Wein den Geist aus den Banden der Materie befreien zu sollen, statt in der Natur und Welt selbst ihm die Herrschaft zu erobern und auf Erden ein Gottesreich zu gründen.

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Renan und Abraham Geiger haben neuerlich betont daß viele Aussprüche Jesu an solche Hillel's anklingen, eines Schriftgelehrten kurz vor seiner Zeit; allein ein anderes ist es etwas gelegent= lich aussprechen, ein anderes es zum Principe machen und durch die eigene Lebensthat verwirklichen. Hillel wollte daß man unter dem Geräusch und Verkehr des Lebens auch im Stillen

der eigenen Seele gedenke; sein Grundsatz war: Was dir misfällt das thue auch den andern nicht; das sei des Judenthums Grund und Wurzel, das andere sei Erklärung. Wenn Schammai ein Gutes in der Mitte der Woche fand, sprach er: das ist für den Sabbath; aber Hillel sagte: Gepriesen sei Gott Tag für Tag, auch heute ist ein Tag an dem ich mich seiner Güte erfreuen mag. Im Moses las man bereits: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, aber erst Jesus erklärt daß jeder Mensch unser Nächster sei, erst er sagt daß an der Liebe zu Gott und den Menschen das ganze Gesetz sammt den Propheten hange. Auch die Epikureer wußten daß es angenehmer sei Gutes zu thun als sich thun zu lassen, wie Christus Geben für seliger hielt als Nehmen; auch im indischen Epos zweifelt Rama ob jemand die Huld des unsichtbaren Gottes erwerben könne, wenn er den sichtbar gegenwärtigen Vater nicht achte, auch im indischen Epos bekennt Sawitri daß Wohlwollen und Hülfe mit Wort und Werk unsere stete Pflicht sei, welche die Welt wol aus Menschengunst und Menschenfurcht übe, der Gute aber auch gegen den Feind erfülle, ja sie sagt daß durch Eines Tugend wir alle zum Weg des Heiles kommen; aber dieser Führer zur Gerechtigkeit ist Gott Jama, der König der Seligen, und es bleibt bei der poetischen Stimmung daß der Mond auch die Hütte des Tschandala bescheine, die Kastenunterschiede werden darum nicht aufgehoben.

Ich habe auf solche Vorblicke in den frühern Bänden dieses Werks stets hingewiesen, und erinnere daran wie die griechische Philosophie von dem Naturideal, das der Volksglaube und die Kunst in den Mythen und Bildern der Götter dargestellt, sich zum Sittlichen, zur Idee des Guten als dem Grund und Zweck der Welt erhob, das Göttliche in der einen alldurchwaltenden Bernunft erkannte und die Vollendung des Menschen in dem Weisen sah, der das Wahre und Rechte zugleich erkennt und will. Dieses sittliche Ideal wie es die größten Denker seit Sokrates zeichneten und anstrebten, hat ähnlich wie die jüdische Messias- ~13. hoffnung in Jesus seine Erfüllung gefunden. Ich habe von den indischen Avataren und hellenischen Heroen bis zu Platon und Alexander hin auf die Sehnsucht der Menschen nach einer Menschwerdung des Göttlichen hingedeutet, und selbst noch bei der Vergötterung der römischen Kaiser bemerkt daß in ihr in sinnlicher und äußerlicher Verzerrung der Gedanke erscheint der seine wahre Verwirklichung in Christus finden sollte. Das Bewußtsein der

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Einheit und Lebensgemeinschaft mit Gott, der in allem sich offenbart, mußte sich in der Menschheit verdunkeln und verlieren sobald sie mit ihrem Willen aus dem göttlichen Willen in der Sünde heraustrat; erst wenn in der Ueberwindung der Sünde das Gemüth sich wieder in Gott und Gott in sich fühlte, konnte es auch wieder in der Liebe das Princip und Ziel des Seins erkennen, wieder den Ausspruch thun: Ich und der Vater sind eins. Indem der Mensch nichts anderes will als Gott, ist Gott in ihm Mensch geworden.

Wir haben gesehen wie die Thaten Alexander's und Cäsar's die Nationalitätsschranken zertrümmert, die Idee der Menschheit ermöglicht haben; Orientalen und Occidentalen haben sich zu einer Weltcultur im Weltreich durchdrungen. Damit ist der Boden bereitet um das Samenkorn einer neuen menschheitlichen und rein menschlichen Bildung aufzunehmen. Die Römer selbst haben im Schrecken der Bürgerkriege und die unterjochten Völker im Zusammenbruch ihrer Freiheit die Noth der Zeit, den Schmerz und das Ungenügen des Irdischen und Endlichen erfahren; die alexandrinische Philosophie sucht den Menschen von der Welt und ihrem Leid und Mangel zu erlösen und ihn zum übersinnlich Göttlichen zu erheben; die Sehnsucht nach einem Retter, Erneuerer und Friedebringer erklingt ganz ähnlich aus dem Munde der italischen Dichter wie der hebräischen Seher. Da ward dort im Mittelpunkte der den Alten bekannten Erde, wo ihre drei Theile aneinandergrenzen, still und unbemerkt vom Geräusche der Welt der Heiland geboren, der das Wort auf geistige Weise wahr machen sollte daß einem aus Judäa kommenden das Reich beschieden sei.

Jesus erwuchs in Galiläa, wo Heiden und Juden zusammenlebten, ein Sohn des Volks, ein schlichter Handwerker, und das ist das große Geisteswunder daß in seinem reinen Gemüthe die Erkenntniß aufleuchtete die Zeit sei erfüllet und er berufen der Menschheit das Heil zu verkündigen und zu bringen, sie mit Gott zu versöhnen und das Gottesreich der Wahrheit, Liebe, Freiheit zu gründen. Wir haben ein Zusammenwirken des unendlichen und endlichen Geistes schon am Beginne dieser Schrift bei der Sprach- und Mythenbildung annehmen müssen und diese Idee bei allen erhabenen und herrlichen Ereignissen der Weltgeschichte bestätigt gesehen. Alles Epochemachende in Weisheit und Kunst ergab sich nirgends als ein Werk der Willkür und Berechnung, sondern der Begeisterung und Erleuchtung.

Die

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