ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

gefundene Wahrheit war nicht des Denkers Erfindung, sondern ein Bewußtwerden und Entdecken dessen was im weltdurchwaltenden Logos, in der allgemeinen Vernunft begründet ist, und göttlicher Eingebung schrieben die Seher und Künstler selbst ihr bestes Thun und Schaffen zu; aber dennoch war es überall die eigene Kraft der Individualität, welche die geheimnißvollen Regungen und Ahnungen in den Tiefen der Seele, die innerlich auftauchenden Anschauungen der Phantasie zu ergreifen, festzuhalten und in zusammenhängender Klarheit zu verstehen und zu gestalten hatte. Die Wirkung ist nicht größer denn die Ursache; alles Höhere wird nicht von dem Niedern gemacht, sondern stammt aus einem frischen Lebenskeim, der die vorhandenen Stoffe und Kräfte für sich verwendet. Wie in der Natur die Organismen kein Erzeugniß des Unorganischen sind, wohl aber dessen Potenzen nach deren Gesetzen sich aneignen und verbinden, wie der Eintritt des pflanzlichen Wachsthums, der thierischen Empfindung, des menschlichen Denkens und Wollens auf die innenwaltende fortgestaltende Schöpfermacht hinweist, so auch in der Geschichte der Genius, der befreiend und erlösend die Binde vom Auge und den Bann von den Gliedern der Menschheit hinwegnimmt, und sie von Stufe zu Stufe mit dem Schwert oder dem Wort und dem Bild zu ihrer Bestimmung hinführt. Alles, was sich aus dem Vorhergegangenen nicht mit Nothwendigkeit ergibt und sich nicht vollständig aus den frühern Zuständen erfolgern läßt, kündigt sich damit als ein Werk der Freiheit an, und je inniger es in orga= nischem Zusammenhang mit dem Gegebenen steht, je mehr das Gute, Wahre, Schöne in ihm zu Tage tritt, desto deutlicher weist es auf seinen Ursprung aus dem weltbildenden Geist, dessen Plane es vollstreckt, dessen ewige Gedanken es in der Zeit entfaltet und der Menschheit zum Bewußtsein bringt. Das ist das wahre Geisteswunder, das sich aber nicht blos einmal, sondern immerdar vollzieht, die erleuchtende Offenbarung, die richtende und beseligende, stärkende und leitende Wirksamkeit des lebendigen Gottes und seiner Vorsehung. Dies wird von der innern Erfahrung wie von der unbefangenen Philosophie anerkannt, indem dabei die Unzerbrüchlichkeit der Naturgesetze aufrecht erhalten bleibt, während die Einbildungskraft der kindlichen Menschheit die Nothwendigkeit der Ordnung noch nicht begreift, sich darüber hinaussetzt, und das göttliche Walten in einzelnen außerordentlichen Ereignissen zu sehen vermeint, die den Causalzusammenhang

unterbrechen und das Unmögliche möglich machen sollen, oder die Wahrheit sich durch mythische und symbolische Erzählungen versinnlicht. So besteht denn auch hier die große Thatsache daß die göttliche Liebe die Menschheit mit ihr versöhnen will und daß eine menschliche Persönlichkeit dies in ihrem Gemüthe erfährt, daß in dem Bewußtsein des Menschen, der sich rein bewahrt, die Selbstsucht überwindet und sich ganz dem Ewigen weiht, Gott selbst als der Gute, der Wahre Gestalt gewinnt und sich voll und klar offenbart. Der Strom der von Gott ausgegangen in die Welt, der von seinem Urquell abgefallen in der Sünde, aber in der Nacht der Ferne im Schmerz der Schuld und im Ungenügen des Irrthums das ihm dennoch einwohnende ewige Wesen gefühlt, dem er mit Opfern, Bildern und Liedern, im Ringen nach dem Lichte der Erkenntniß und im Kampf mit dem Bösen sich wieder zu nähern trachtete, — dieser Strom kehrt nun wieder zu seinem Quell zurück und ruht in ihm, der Mensch findet sich in Gott und Gott in sich, gottschauend genießt er im reinen Herzen die Seligkeit, und der es ausspricht daß der Ewige der Vater und der Mensch das Kind sei, er ist von der Vorsehung erkoren und begnadet daß er als der eingeborene Sohn auch die ideale Wesenheit des Vaters, die Wahrheit und Liebe, in seinem ganzen Leben sichtbar darstellt. Innerlich eins mit Gott befreit er die Welt vom Banne der Aeußerlichkeit. Es ist Jesu eigene That, daß er den in seinem Bewußtsein sich bezeugenden Liebewillen ergreift der die Menschheit zur Gottähnlichkeit beruft, ihn ergreift und vollbringt und damit das göttliche Ebenbild herstellt, das Reich Gottes eröffnet, in das nun jeder eingeht der ihm Geist und Herz aufthut, denn in ihm leben weben und sind wir; aber weil wir frei und selbstbewußt sind, müssen wir es mit eigener Bewußtseinsthat erfassen, mit eigener Willensthat vollziehen. Gott wie alles Gute und Schöne will nicht blos gedacht, sondern erfahren und erlebt sein, und kann für die Anschauung und das Gefühl nicht vollkommener offenbar werden als in der Gestalt und dem Leben eines Menschen das dem gottgedachten Urbilde der Menschheit entspricht und in sich das innere ethische Selbst des Vaters zur Erscheinung bringt. Wer mich siehet der siehet den Vater, sagt Christus bei Johannes; ganz ähnlich Fichte: wenn du wissen willst was Gott ist, schau an was der von ihm Begeisterte thut." Das sittliche Ideal ist nicht in Stein und Farben, nicht in Tönen und Worten, sondern

"

durch die Persönlichkeit, die Gesinnung und das Leben vollendet darzustellen.

Was das Gute sei weiß nur wer es übt, und die Liebe kann nur zum Princip des Daseins machen wer ihre Allmacht und Seligkeit in sich empfindet. Weil Jesus selber gut war fonnte er auch Gott als den Guten erkennen; liebend forderte er Liebe von den Menschen, damit sie Söhne werden des Vaters im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Dies heißt für uns so viel daß er sich Gott in moralischer Hinsicht so dachte wie er selbst in den höchsten Augenblicken des religiösen Lebens gestimmt war, und an diesem Ideale hinwiederum sein religiöses Leben kräftigte; die höchste religiöse Stimmung aber die in seinem Bewußtsein lebte, war eben jene alles umfassende, auch das Böse nur durch Gutes überwindende Liebe, die er daher auf Gott als die Grundbestimmung seines Wesens übertrug." Dies treffliche Wort von Strauß bedarf der Ergänzung durch die Einsicht daß die Ueberwindung der Selbstsucht dem Einzelwesen nicht möglich wäre, wenn nicht der allgemeine göttliche Geist in ihm waltete, und daß Vernunft und Liebe nicht aus dem Vernunft- und Lieblosen quellen mögen, sondern unser Erkennen nur Theil gewinnt an der seienden Wahrheit, unsere Liebe nur ein zum Urlichte zurückkehrender Strahl desselben ist. Liebe nennen wir die Einigung persönlicher Geister, die eines Wesens sind, zu eigener Vollendung. Daß wir Gott lieben können das sezt voraus daß wir seiner Natur theilhaftig, aber zugleich zur Selbständigkeit entlassen sind; aber erst indem wir liebend uns ihm hingeben, finden wir Ruhe und Frieden, weil wir unser wahres Wesen in ihm haben und gewinnen; und da er alles in sich hegt und bewahrt, so führt die Gottesliebe zur Menschenliebe, und in dem Glück das sie gewährt erkennen wir daß ihre Beseligung das Ziel des Lebens sei. Gott ist die Liebe, diese Einsicht konnte nur dem aufgehen der sie erlebte, aber in diesem Erlebnisse liegt zugleich die Bewähr ihrer Wahrheit.

[ocr errors]

Auch das ist gewiß richtig von Strauß erkannt: Jesus erscheint als eine schöne Natur von Hause aus, die sich nur aus sich selbst zu entfalten, sich ihrer selbst immer klarer bewußt, immer fester in sich zu werden, nicht aber umzukehren und ein auderes Leben zu beginnen brauchte. Doch mußte wer die Menschheit zur Wiedergeburt berufen sollte, diese selbst erfahren haben,

เล

und die Versuchungsgeschichte kann ich darum nicht für einen Mythos ansehen, sondern ich halte sie für eine parabolische Erzählung, in welcher Jesus schilderte wie er den Reiz der Sünde in seiner Brust überwunden. Die Lockung für den Genius besteht darin daß er seine gottverliehene Kraft für äußeres Wohlergehen, für irdische Zwecke verwende: daß er aus Steinen Brot mache; sie besteht darin daß ihm eine Sirenenstimme zuflüstert er könne erhaben über die Gesetze in der Sicherheit seiner höhern Natur alles wagen, zumal ja ihn, auf den die Vorsehung zähle, die Vorsehung auch erhalten müsse: beim Sprung von der Zinne des Tempels würden die Engel seinen Fuß bewahren daß er an keinen Stein stoße; die Lockung besteht endlich darin daß er seine Gabe im Dienste der Selbstfucht gebrauche und statt Gott die Ehre zu geben und um des Guten willen auch Leid und Tod auf sich zu nehmen, den Satan anbete und die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeiten für sich gewinne. Aber in dem Gedanken daß dem Geist das Geistige die rechte Speise sei und daß es sich nicht zieme Gott zu versuchen, hat Christus bereits gesiegt und kann nun rufen: Hebe dich weg von mir Satanas! als letztes klares Wort der Entscheidung dessen was seine ursprüngliche Natur war, was aber weil das Gute nur durch den freien Willen verwirklicht wird, als eigene selbstbewußte That von ihm vollbracht werden mußte. Niemand ist gut denn der einige Gott, so sagte Jesus demüthig abwehrend dem Jünglinge der ihn mit dem Gruße guter Meister" anredete; denn auch seine Sittlichkeit war der stündlich neu zu erringende Sieg, und nur so konnte er das Vorbild für uns sein, keineswegs wenn er ein für allemal über die Sünde erhaben war. Ohne sein Beispiel wäre seine Lehre machtlose Rede gewesen, durch sein Beispiel bewies er daß der Mensch die Einigung seines Willens mit dem göttlichen vollziehen könne, und so versöhnte er die Welt mit Gott. Weil die Religion Leben ist, das gottinnige Leben der Liebe, so war ihre Vollendung nicht blos durch eine Lehre zu erlangen, vielmehr mußte ihr Wesen durch ein ganzes volles Leben in höchster Begeisterung und tiefster Besinnung durch Thaten und Leiden, nicht blos in Symbolen und Bildern, sondern durch die Persönlichkeit selbst verwirklicht werden. Kant sagt:,,Die Idee der sittlichen Vollkommenheit hat ihre Realität in praktischer Beziehung vollständig in sich selbst; denn sie liegt in unserer moralisch geseßgebenden Vernunft; wir sollen ihr gemäß sein und wir müssen es darum auch können. Der Gott

wohlgefällige Mensch ist das Urbild der sittlichen Gesinnung in ihrer ganzen Lauterkeit; zu diesem Ideal uns zu erheben ist allgemeine Menschenpflicht, und dazu kann uns auch diese Idee selbst Kraft geben. Eben darum aber weil wir von ihr nicht die Urheber sind, sondern sie in der Menschheit Platz genommen hat ohne daß wir begreifen wie die menschliche Natur für sie auch nur habe empfänglich sein können, kann man besser sagen: daß jenes Urbild vom Himmel zu uns herabgekommen sei, daß es die Menschheit angenommen habe; um des vernünftigen Wesens, seiner Vollkommenheit und Glückseligkeit willen sind alle Dinge geschaffen, in ihm hat Gott die Welt geliebt.“

Um sein inneres Leben der Menschheit mitzutheilen verkündigte Jesus am lieblichen Ufer des Sees Genezareth mit heiterer Milde die frohe Botschaft daß das Himmelreich aufgethan fei. Aus der Natur entlehnt er die Bilder für seine Gedanken, oder knüpft diese an die Erscheinungen der Außenwelt. Er ist der gute Hirte, der die verlorenen Schafe sucht und aus den Dornen löst, er spricht die Worte der Wahrheit wie der Säemann den Samen ausstreut, der aufgeht je nachdem die Herzen der Hörer beschaffen sind; aus ihren Gärten, von ihren Negen beruft er seine Jünger, daß sie arbeiten im Weinberge des Herrn, daß sie Menschenfischer werden. Die Vögel unter dem Himmel, die der Vater alle ernährt und behütet, die Lilien auf dem Felde, herrlicher als Salomo's Königspracht, werden ihm zum Beweise der Vorsehung, der alldurchwaltenden Liebe. Gibt der Mensch seinem Kinde keinen Stein wenn es Brot verlangt, keine Schlange wenn es einen Fisch begehrt, wie vielmehr wird der himmlische Vater unser Gebet erhören! Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgethan. Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch das andere von selbst zufallen. Nicht die Besitzenden, im Wohlsein gesättigten Selbstgenugsamen sind die Glücklichen, weil sie das Herz an das Vergängliche, Irdische hängen und das Ewige, Himmlische darüber vergessen, sondern die Armen, die Leidtragenden werden selig gepriesen, denn sie sollen getröstet, ihr Hunger und Durst nach Heil und Frieden soll gestillt werden. Die Seligkeit liegt nicht in den Außendingen, sie liegt in dem reinen Herzen, das Gott schaut, in der Ruhe des Gemüths, in der Gesinnung der Liebe. Denn auf die Innerlichkeit kommt es an: wer seinen Bruder hasset ist ein Todtschläger; wer ein Weib

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »