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machte. Die ältesten Minnelieder, die vom Kürenberger, von Ditmar von Eist, bewegen sich noch im volksthümlichen Ton, und lieben in einfachem Strophenbau das Symbol eines Naturbildes zur Anknüpfung für das Seelenhafte; wie der Falke seinen Horst kennt, und zu dem erwählten Baume fliegt, so sehnt das liebende Herz sich nach der Einen; oder der gezähmte Falke hebt das goldumwundene Gefieder gen Himmel empor und fliegt in ferne Lande; Gott sende die zusammen die gern ein Liebespaar sein wollen. Man gedenkt dabei des Traums von Chriemhilde am Anfang der Nibelungen: ihren Falken würgen zwei Aare, das deutet auf den Tod des Geliebten von Mörderhand. Aber in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wandte man sich unter provenzalischem Einfluß zur kunstvollern dreigliederigen Strophe; die Sprache war musikalisch klangvoll, der Reim rein, die Lieder wurden gesungen und von Saitenspiel begleitet; auf der allgemein angenommenen Basis erfand der Einzelne nun Versmaß und Melodie, und während die Franzosen gewöhnlich zwei Reime durch die Strophe hindurchführten, liebte der Deutsche einen reichern Wechsel und die Mannichfaltigkeit kürzerer und längerer Verszeilen. Freiere Bewegung erhielt man im Leiche, ursprünglich einer geistlichen Weise, die sich aus den Modulationen des Halleluja hervorbildete und daher auch Sequenz hieß. Die adelige Jugend lernte Gesang und Musik, ältere Meister nahm sie zum Vorbild; die Kunst diente zur Ergößung der feinern Gesellschaft, sie war höfisch, und an Fürstenhöfen wie bei Leopold von Desterreich, bei Hermann von Thüringen auf der Wartburg bildeten sich Mittelpunkte für dichterischen Wetteifer und gewährte die Milde, die Freigebigkeit der Herrscher reichen Lohn. Die ritterlichen Dichter trugen ihre Lieder selber vor oder gaben sie einem Sänger; holde Frauen ließen sich Einzelnes und dann Sammlungen niederschreiben, und so sind uns gegen 160 Minnefänger erhalten. Die Persönlichkeiten traten jezt aus dem Volk hervor um ihr besonderes Erleben, Streben und Empfinden auf eigene Art auszusprechen, und so wird der Name genannt und aufbewahrt. Walther von der Vogelweide steht auf dem Gipfel, Heinrich von Veldeke, Friedrich von Hausen, Reinmar der Alte leiten zu ihm hin. Reinmar von Zweter folgte ihm vornehmlich als Spruchdichter, ihm gehört das für jene Zeit so bezeich nende Wort:

Zweifels Grund ist niemals feft;
Willst du nicht den Zweifel laffen,
Willst nicht fassen

Ein Vertrauen,

Wirst du nie so Großes bauen

Als das kleinste Vogelnest.

Dann kommen um die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts bairische und österreichische Dichter, zunächst Neidhart, der die Tänze und Lieder der Dörfer, die winterlichen in der Stube wie die Frühlingsreigen im Freien für den Hof nachbildete; ihm schlossen Steinmar, Hadlaub und der Tanhäuser sich an, und der Humor mit dem sie den Stoff behandelten, führte zu komischer Selbstauflösung des Minnedienstes und seiner Verstiegenheit. Wie ein Schwein in einem Sacke fährt mein Herze hin und her, sagt der Tanhäuser, der selber zur Mythe geworden; den Sänger sinnlicher Liebesfreude ließ man in den Venusberg eingehen, aber sich wieder zur Oberwelt wenden; der Papst jedoch erklärt daß er so wenig Gnade finden werde, als ein längst abgehauener Stab wieder Blätter treibe; da kehrt Tanhäuser in den Venusberg zurück, aber der Stab beginnt zu grünen.

Noch verdient bemerkt zu werden wie damals der Mariencultus gepflegt ward, der das Religiöse mit herzgewinnender Huld und Anmuth schmückte; die Frauenverehrung der Zeit hatte ihren Antheil daran und empfing von hier neue Nahrung und Weihe. Vor den Kreuzzügen erscheint Maria nicht in hervorragender Gestalt bei abendländischen Dichtern; die Berührung mit der morgenländischen Kirche aber ließ seit dem 12. Jahrhundert ihren Dienst rasch aufblühen; mit schwärmerischer Inbrunst, mit naiver Herzlichkeit ward nun „unsere liebe Frau“ gefeiert, und ihr Licht warf wieder einen Abglanz auf die irdische Geliebte. Noch schweigt Wolfram von Eschenbach ganz von der Jungfrau Maria; aber die Dichter aus dem Verfall des ritterlichen Lebens widmen ihr überschwengliche Huldigungen. Sinnliches und Geistiges wird ineinander verwoben, auch die Mönche hatten hier Anlaß zu lieblicher Schwärmerei. Der Gottfried von Strasburg zugeschriebene Hymnus nennt Maria die Rosenblüte, das Lilienblatt, den füßen Minnetrant daraus die Gottheit Süße trank, einen Spiegel der Wonne, einen Stern im Herzen und im Sinne; sie erfreut das liebende Gemüth wie der Thau die Blume; dann heißt es in der unnachahmlichen Melodie der klangvollen Sprache:

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Wir schließen mit Gottfried's Urtheil über seine Sangesgenossen, daß diese Nachtigallen ihres Amtes wohl walten mit ihrer holden Sommerweise. 3hr Ton ist lauter und ist gut, sie geben der Welt einen hohen Muth, und thun so recht dem Herzen wohl. Die Welt sie würde stumpf und hohl und käme außer allen Schwang ohne den lieben Vogelgesang; er mahnt an alles was lieb und gut und weckt zu Freuden frohen Muth.

Das malerische Element, das nun in der Kunst_das_tonangebende für Jahrhunderte werden sollte, zeigte sich zunächst in der eigenen äußern Erscheinung der Ritter und Edelfrauen, in der Farbensinnigkeit und in der Pracht der Kleidung. Im Kampf schirmte Helm, Schild und Panzerhemd den Ritter, im Frieden liebte man neben Leinwand und Wolle besonders Pelzwerk, Sammt oder gold- und silberdurchwobene Seide. Man liebte ein Spiel von Farben, die äußere Erscheinung sollte die Stimmung des Menschen ausdrücken, und so kleidete sich grün wer das erste Aufkeimen der Minne empfand, roth deutete auf das Glühen für Ruhm und Ehre und darauf daß das Herz gleich feuriger Kohle brenne; blau bezeichnete stete Treue, weiß das Hoffnungslicht der Erhörung, gelb den Minnesold, das Gold und Glück der Wonnegewährung, schwarz ist Leid, Zorn über verschmähte, Trauer über verlorene Liebe. Bleich und roth", sagt Uhland,,,verkündet in altdeutscher Dichtersprache den innern Wechsel, die schwankende Bewegung von Leid und Freude, Furcht und Hoffnung, und auch

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gesondert sind die beiderlei Färbungen naturgetreuer Ausdruck der Gemüthszustände. Selbst das Lied der Nibelungen spielt diese Farben durch alle Töne, vom Anhauch der schüchternen Liebe bis zum Erglühen des Zorns und dem Schrecken der auch den Helden entfärbt." Wie der Mai die Erde mit bunten Blumen schmückte, so lud er auch die Menschen ein daß sie in glänzender Tracht und hellem Schmuck auszogen ins Freie und heitere Feste feierten, wo der Ritter im Turnier Kraft und Geschick bewährte, und die Dame den Preis des Sieges spendete. Sonnenglanz, Waldesgrün, Liebeslied und Reigentanz bilden ein Ganzes der Sommerlust, Sang und Klang entbinden die Freude der Bewegung, und die zauberischen Weisen der Tarantellen heißen rothes oder grünes Tuch, je nachdem sie leidenschaftlich wild oder idyllisch mild erklingen; so waltet das innigste frischeste Naturgefühl im Leben wie in der Dichtung.

Weltliche und religiöse Lyrik der Geistlichen.

Der lyrische Zug, der die ritterlichen Troubadours und Minnefänger zu Herolden einer neuen Bildung machte, trieb auch die seitherigen Träger der Cultur, die Geistlichen zum Gesang; fie bedienten sich der lateinischen Sprache fort, aber je mehr das eigene Herzensgefühl zum Liede begeisterte, desto mehr drängte es zum unmittelbaren Ausdruck in der heimischen, der französischen, deutschen, italienischen Zunge, und die volksthümlichen Laute brachen oft mitten in der fremden Umgebung zuerst naiv, dann mit bewußtem Wechsel lateinischer und vaterländischer Verse hervor. In einer Briefsammlung des Mönchs Wernher von Tegernfee (zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts) schreibt die Geliebte noch lateinisch:,,Du allein bist mir aus Tausenden erlesen, du allein bist in das Heiligthum meines Geistes aufgenommen, du allein bist mir Genüge statt allem, wenn du dich nämlich von meiner Liebe, wie ich hoffe, nimmer abwendest. Wie du gethan hast habe auch ich gethan, aller Lust aus Liebe zu dir entsagt; an dir allein hänge ich, auf dich habe ich alle meine Hoffnung und mein Vertrauen gesezt." Dann aber schließen die herzigen deutschen Reime:

Du bist mein, ich bin dein,
Deffen sollst gewiß du sein.

Du bist verschloffen in meinem Herzen,
Verloren ist das Schlüffelein,

Du mußt immer drinnen sein.

Indeß auch hier scheint es gingen die Franzosen voran. Denn schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts hatte sich dort ein Ritter mit den Waffen der Dialektik gegürtet, und nachdem er im Turnier der Wissenschaft Ruhm und Siegesehre gewonnen, schlug die Flamme der Liebe mit herrlicher Gewalt in ihm empor, bis dem Glück das Leid folgte und er der Märtyrer seines Fühlens und Denkens ward. Aber ob ihm und seiner Geliebten von der Mitwelt die Dornenkrone gereicht ward, die Nachwelt schmückt das Denkmal derer in welchen eine Idee zum ersten mal in jener ganzen Macht aufleuchtet die alles um ihretwillen vergessen läßt, mit immergrünem Lorber, und so ist Abälard's und Heloise's Name um ihrer Herzensgeschichte willen in aller Munde geblieben. Denn in ihnen ist das romantische Liebesideal wirklich und seiner selbst bewußt geworden. Man lese ihre Briefe und die Leidensgeschichte, die ich deutsch herausgegeben, in dem Original, das alle spätere Umdichtung an Wahrheit und Poesie, wie an Glut der Empfindung weit übertrifft und in dieser Beziehung von keinem der Troubadours und Minnesänger erreicht wird. Hier bezeugen das Leben und die Worte daß die Liebe das sich Wiederfinden einer freien bestimmten Individualität in der entsprechenden andern ist, in der sie das Gegenbild ihrer Eigenthümlichkeit anschaut, daß es allerdings auf die wahlverwandte Persönlichkeit ankommt, für sie aber das Herz in so allgewaltiger Glut entbrennt, daß es sie allein und auf ewig be= gehrt, nur in ihrem Besitz Frieden und Seligkeit findet. Hier ist die Liebe die Totalität der menschlichen Natur in der Form der Empfindung, der innigste Vereinigungspunkt der Seele und der Sinne; was der Geist denkt das wogt und wallt im Blute, was das Herz höher schlagen macht das verklärt sich in der innern Anschauung zum Ideal. So mächtig ist die Herzensgewalt daß sie sich allein genügt und der Dauer für alle Zeit sicher ist; das Band der Ehe noch zu verlangen scheint ihr sogar wie eine Entwürdigung, wie ein Zweifel an der Liebe, statt daß gerade die Bestätigung ihrer Ausschließlichkeit und Ewigkeit darin zu erkennen ist. Heloise schreibt an Abälard:,,Du bist es allein der

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