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Carpio, vornehmlich aber in Ruh Diaz, genannt der Cid, einen Repräsentanten geschaffen. Die Sage nennt Carpio das Kind der Liebe einer Königstochter und des Sancho Diaz; dieser liegt dafür im Gefängniß, der Sohn fordert später stets als den Preis seiner Thaten die Befreiung des Vaters. Er sagt mit stolzem Muthe:

Meinem Willen vorzuschreiben sind die Könige nicht befugt,

Denn um keinen Preis verhandelt wird der Freiheit edles Gut.

Auch Ruy Diaz ist der Sohn seiner Werke, ein Müllerbursche, das Kind eines Ritters und einer Bäuerin, und damit eben der Vertreter des freien Volks, troßend auf die Macht und die Reichthümer die er in Kämpfen auf eigene Faust gewonnen, sodaß er sich weigert dem König die Hand zu küssen; er will ihm als Bundesgenosse dienen. Das Nationalgefühl läßt Carpio gegen die Fremdherrschaft der Franken bei Ronceval streiten; Cid ist historisch sein Held durch die Eroberung von Valencia (1094). Es war der Vorkämpfer von König Sancho II., und ließ nach der Ermordung desselben seinem Bruder Alfons nicht eher huldigen bis dieser feierlich seine Unschuld an der Frevelthat beschworen. Das preisen die Lieder und geleiten den Cid in die Verbannung, in die der neue König ihn hinausstößt; er lebt nun unter den Mauren, und gründet sich mit dem Heere das sein sieggewohntes Schwert und seine Freigebigkeit in der Beutevertheilung erwirbt, eine eigene Herrschaft in Valencia. So treten uns hier die beiden Motive der Karlsage, Glaubenskrieg und Vasallenkämpfe gleichfalls entgegen; der Sinn für persönliche Würde und Ehre lebt hier wie in Fernan Gonzales, und den fieben Infanten von Lara. Die Kühnheit der Hidalgos, die auf ihr Recht und ihre Kraft pocht, wird neben dem Sieg oder Heldentod im Maurenkrieg in den alten Liedern gefeiert.

Solche Heldenlieder haben von den Zeiten der Gothen her die Ereignisse begleitet. In ihnen sang das Volk durch die Jahrhunderte hin wie König Roderich die reizende Cava gewaltsam an sich gerissen, und ihr Vater um den Schimpf zu rächen die Araber ins Land gerufen; wie dann diesen Leon und Burgos wieder entrissen ward und das Land von den vielen neugebauten Castellen den Namen Castilien erhielt; wie die kleinen Königreiche entstanden, wie Toledo erobert, wie zuletzt auch Granada belagert und bezwungen ward. Nichts scheint näher zu liegen

als bei den hochbegabten Spaniern in ihrer Sprache voll Erzklang und majestätisch melodischem Flusse ein großes Volksepos zu erwarten; aber es fehlte mehr als eine Grundbedingung zu solchem, wenn auch der lebendig flutende Sang der mehr lyrisch gefärbten Heldenlieder in so reicher Fülle vorhanden war. Als die Westgothen die romanisirten Hispanier bezwangen und mit ihnen verschmolzen, da waren sie bereits Christen geworden, hatten sich der römischen Civilisation angeschlossen, und auf den langen Wanderungen unter neuen Erlebnissen verblaßten die alten Erinnerungen der Heidenzeit; die Gegenwart aber brachte nun täglich neue Kämpfe und nahm im Glaubensstreit mit Schwert und Wort den Christen gegen den Muhammedaner in Anspruch; und so fehlt im Volksbewußtsein der Mhthus, es konnte keine Göttersage sich auf die Helden niederlassen, es konnten solche epische Elemente sich nicht,,wie Tempeltrümmer deren Gottheiten selbst unbekannt geworden" im Waldesdunkel der Volkspoesie erhalten. An die Stelle des Naturglaubens war die Dogmatik getreten, und der Nachhall der antiken Cultur wie die Berührung mit der arabischen stellte zu sehr die Tageshelle der Geschichte neben die Dämmerung der Sage. Der Sänger konnte nicht eine abgeschlossene Heldenzeit ruhig abspiegeln, der Kampf der Gegenwart nahm vielmehr immer wieder seinen Herzensantheil in Anspruch, und so begleitete die Poesie wol die fortschreitende Geschichte mit immer neuern Liedern, aber diese trugen doch bei aller Sachlichkeit und anschaulichen Treue von der erregten Stimmung des Augenblicks eine lyrische Färbung, und konnten nicht zu einem Ganzen verschmelzen, um so weniger als keine große gemeinsame Nationalthat die Befreiung des Vaterlandes vollbrachte oder kein einzelnes Ereigniß zum Symbole derselben ward, da die jahrhundertelangen Fehden an verschiedenen Orten und unter verschiedenen Umständen geführt wurden. Wir sahen etwas ganz Aehnliches bei den alten Arabern; auch dort fehlt aus ähnlichen Gründen das Epos, während jene realistisch klaren frischen Heldenlieder in Fülle vorhanden sind. Dafür hat aber die spanische Romanzenpoesie sich mit dem Volke selbst entwickelt, es hat sich in ihr selbst geschildert, seine Gefühle und seinen Thatenruhm in ihr verewigt, sie hat in ihrer Art ein Gepräge classischer Vollendung erhalten, und wenn sie uns mit darstellender Kraft mitten in das Geschehende verseßt, wo sich das Ereigniß durch Wechselrede und Wechselwirkung der handelnden Per

sönlichkeiten gestaltet, so ist das Nationaldrama aus ihr erwachsen, und ist sie stets ein glänzendes Bestandstück desselben geblieben.

Die Form der Romanzen ist der schon im Lateinischen volksthümliche trochäische Tetrameter, dessen letzte Silbe gewöhnlich wegfällt, sodaß er männlich schließt. So sangen schon die Soldaten Cäsar's ihre Spottverse bei seinem Triumph, und so feierte der spanische Dichter Prudentius die Märtyrer. Der Gleichklang des Reims, der sich anfangs ungesucht am Ende einstellte, ward in Spanien bald gefordert, aber noch nicht in seiner vollen Reinheit, es genügte auch derselbe Vocal, aber mit den Arabern ließ man den gleichen Ausklang durch das ganze Gedicht herrschen. Als der kunstgebildete Sinn die Volksdichtung erfaßte und vollendete, so führte ihn die an volltönenden Vcoalen so reiche Sprache dazu das Eintönige des oftmals wiederholten Reims dadurch zu meiden daß nur derselbe Vocal der letzten betonten Silbe jedes Verses derselbe war, die Consonanten aber um ihn wechselten, während er dem Lieb seinen Klangcharakter aufprägte; die Cäsur in der Mitte nach dem vierten Trochäus zerlegte den Vers in zwei Hälften, die man später gesondert druckte. F. Wolf, der gründliche Forscher in diesen Dingen, sagt vortrefflich: „Es ist keine Frage daß durch die absichtliche Vermeidung des vollen Einflange und durch dessen Verwandlung in bloßen vocalischen Anflang die in ganzen Romanzen festgehaltene ermüdende Eintönigkeit in einen durch die Verhüllung um so reizender durchklingenden Accord aufgelöst wurde; so nur, indem nicht mehr mit den Hammerschlägen der einförmigen Consonanz, sondern mit den Guitarrenflängen der vielgestaltigen Assonanz das Ganze zusammengehalten wurde, konnte was ursprünglich nur zur Befriedigung des natürlichen Bedürfnisses eines vernehmbar gemachten Rhythmus diente, zum künstlerisch verfeinerten Genuß an einer die absichtliche Dissonanz und Losheit übertönenden und bindenden und daher durch den Contrast erhöhten Harmonie gemacht werden.“

Von den Romanzen unterscheidet sich sehr bestimmt das Gedicht vom Cid, das in der Mitte des 12. Jahrhunderts nach dem Muster der französischen chansons de geste abgefaßt wurde, und zwar im Sinn des Helden wie des Geschlechtsgesangs, denn daß Cid durch Heldenkraft eine Familie gründet die in den Nachkommen seiner Töchter auf Spaniens Königsthronen herrscht, das ist der Stoff und Grundgedanke, und die beiden Gefänge zeigen

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jeder auf seine Art wie was den Cid kränken oder niederwerfen sollte nur zum Mittel seiner Verherrlichung wird. Daß Alfons ihn verbannt dies treibt ihn dazu mit seinen Getreuen auf eigene Hand unter die Mauren zu ziehen, sich zuerst eine Burg, dann die Stadt Valencia zu erobern. Sein Ruhm veranlaßt die Grafen von Carrion daß sie sich um seine Töchter bewerben; er hat keine Lust ihnen dieselben zu geben, aber der König freit für sie und er legt die Entscheidung in des Königs Hand. Denn hier ist Cid bereits im Sinn der französisch ritterlichen Feudalität der treue Vasall, der nach jeder glücklichen Waffenthat durch glänzende Geschenke dem König huldigt und ihn dadurch sich nach und nach versöhnt, ja zu der Erklärung bringt: 3ch that ihm großes Uebel, er that mir großes Wohl. Er heißt hier der zur guten Stunde Geborene, er wird das Muster spanischer Loyalität und Frömmigkeit, wenn er auch noch nicht gleich einem schmachtenden Minnesänger um Ximene wirbt oder in steifer Zierlichkeit des spätern Hofadels sich bewegt, wie in so manchen Romanzen die sich dadurch deutlich genug als Treibhauspflanzen späterer Kunst von den ursprünglichen Waldblumen der Volkspoesie unterscheiden; im Gedicht vielmehr führt Cid fast in jedem Kampf einen seiner gewaltigen Hiebe mit den Schwertern Tizon oder Colada, und tummelt sein Roß Babieza wie ein Recke der fränkischen Heldensage.

Der zweite Gesang hebt an wie Cid eines Nachmittags eingeschlummert ist und sein Löwe aus dem Käfig frei wird; da flüchtet der eine der Schwiegersöhne sich unter einen Stuhl, der andere hinter eine Weinkelter, während der erwachte Held das wilde Thier mit seinem Blick bändigt und hinter sein Eisengitter zurückführt. Die Grafen meinen das sei ihnen zum Hohn geschehen, und ihrem Stolz dünkt die Verwandtschaft mit dem Emporkömmling nicht mehr gut genug; sie sinnen auf Rache, sie lassen ihre Frauen im öden Gebirge für todt zurück, nachdem sie sie mit Riemen blutig wund gegeiselt haben. Cid, der von Anfang an kein Wohlgefallen an ihnen hatte, gab vorsichtig den Töchtern einen seiner jungen Vettern zum Gefolge mit, dieser rettete sie, brachte sie zum Vater zurück. Der kommt nun als Kläger vor den König, es wird Gericht gehalten, die Grafen werden im Zweikampf besiegt, und Cid's Töchter werden die Frauen der Infanten von Aragon und Navarra. Der Held aus dem Volk, der Sohn seiner Thaten, der Schöpfer seiner selbst,

sieht nun im Geist sein Geschlecht auf Königsthronen, sein Muth wie seine Vasallentreue haben reichen Lohn gefunden. Der Held ist der Mittelpunkt des Gedichts, die Verherrlichung seines Geschlechts das Ziel desselben. Auch die äußere Form erinnert an die chansons de geste, denn sie besteht in langen zweitheiligen Versen, jede Hälfte hat drei accentuirte und gewöhnlich ebenso viele oder mehr unbetonte Silben, und der Ausklang für eine kleinere oder größere Gruppe ist stets der gleiche Vocal. Die Darstellung ist schlicht und körnig, rührende Scenen wie Cid's Abschied von den Seinen im ersten oder die Trennung der Aeltern und Kinder im zweiten Gesang sie trennen sich wie vom Fleisch der Nagelwechseln mit Schlachten oder der Gerichtsverhandlung; Cid's Charakter steht durch innere Wahrheit und hohe Natürlichkeit anschaulich vor uns da und einzelne gelegentliche Züge geben demgemäß auch seinem äußern Aussehen die volle Bestimmtheit. Der Dialog verleiht der Erzählung dramatische Bewegtheit. Ich übersetze zur Probe eine Stelle aus den Kampfschilderungen:

In der Hand die Fahne sprang Pedro Bermues vor:
,,Es segne dich der Schöpfer, Cid, edler Campeador!
In jenen dichten Haufen trag' ich die Fahne dein;
Ihr treuen Genossen alle ihr eilet schon rasch herbei!"
Er spornte sein Noß in das dichte Gedränge hinein.
Die Mauren empfangen ihn die Fahne zu gewinnen,
Versetzen ihm starke Hiebe, doch können ihn nicht bezwingen.
Der Cid rief zu den Seinen: Helft ihm, um Gottes Liebe!
Sie faßten die Schilde feft, die vor der Brust sie hielten,
Sie senkten die Lanzen tief, an denen die Fähnlein hingen,
Sie neigten ihr Gesicht bis zu den Bügeln nieder.
Wie tapfre Herzen zu streiten waren sie all entschlossen.
Da rief mit lauter Stimme der zur guten Stunde Geborene:
Um Gottes Liebe, drauf! Schlagt sie, ihr Ritter, schlagt!
Ich bin Ruy Diaz, der Cid, Campeador von Bivar!
Da hättet ihr gesehn so viele Lanzen heben und stoßen,
So viele Schilde durchhaun, so viele Panzer durchbrochen,
So viele weiße Fähnlein blutroth geworden,

Ohne Reiter fortsprengend so viel gute Roffe.

Wie dies Gedicht so ruht auch eine Reimchronik von Cid auf der Volksüberlieferung. Dagegen zeigt ein Gedicht von den Thaten des Fernan Gonzales, das mit dem Einfall der Mauren in Spanien beginnt, neben der geschichtlichen Grundlage die will

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