Daselbst erhub sich große Noth,
Viel Steine gab's und wenig Brot, Und mancher deutsche Reitersmann Hat dort den Trunk sich abgethan.
Den Pferden war's so schwach im Magen, Fast mußt' der Reiter die Mähre tragen. Nun war ein Herr aus Schwabenland, Von hohem Wuchs und starker Hand, Deß Rößlein war so krank und schwach, Er zog es nur am Zaume nach, Er hätt' es nimmer aufgegeben Und kostet's ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück Hinter dem Heereszug zurück. Da sprengten plöglich in die Quer Fünfzig türkische Reiter daher, Die huben an, auf ihn zu schießen, Nach ihm zu werfen mit den Spießen. Der wackre Schwabe forcht sich nit, Ging feines Weges Schritt vor Schritt, Ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken, Und thät nur spöttlich um sich blicken, Bis Einer, dem die Zeit zu lang, Auf ihn den krummen Säbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut, Er trifft des Türken Pferd so gut, Er haut ihm ab mit Einem Streich Die beiden Vordersüß' zugleich. Als er das Thier zu Fall gebracht, Da faßt er erst sein Schwert mit Macht, Er schwingt es auf des Reiters Kopf, Haut durch bis auf den Sattelknopf, Haut auch den Sattel noch zu Stücken Und tief noch in des Pferdes Rücken; Zur Rechten sieht man, wie zur Linken, Einen halben Türken heruntersinken. Da packt die Andern kalter Graus, Sie fliehen in alle Welt hinaus, Und Jedem ist's, als würd' ihm mitten
Durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten. Drauf kam des Wegs 'ne Christenschaar, Die auch zurückgeblieben war, Die sahen nun mit gutem Bedacht, Was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hat's der Kaiser vernommen, Der ließ den Schwaben vor sich kommen, Er sprach: „Sag an, mein Ritter werth, Wer hat dich solche Streich' gelehrt? “ Der Held bedacht' sich nicht zu lang: „Die Streiche sind bei uns im Schwang, Sie find bekannt im ganzen Reiche, Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche."
377. Das Lied von Antequera.
Berühmte spanische Romanze, übersezt in Muzl's Blumenlese, 1830. S. 35.
Früh, drei Stunden vor dem Morgen,
Ritt der Mohr aus Antequera,
Einen Brief in seinen Händen,
Der um schnelle Hülfe bat.
War der Brief mit Blut geschrieben, (Doch nicht, weil's an Dinte fehlte,) Und der Alte, der ihn trug, Zählte hundert zwanzig Jahre.
Schneeweiß fiel fein Bart herab, Und der kahle Scheitel glänzte: Auf dem Haupte war das Häubchen, Schön und fein, von hohem Werth.
Und der Mohrin, die's verfertigt, Dienet er als seiner Dame : Auch die Binde ziert das Haupt Mit den Quasten feiner Seide.
Zum Begleiter auf dem Ritte
Nimmt er einen jungen Pagen,
Nicht als mangl' es ihm an Knappen,
Viele hat er ja zu Hause!
Siebenmal vom Hinterhalte Brechen vor zahllose Neiter: Doch das Roß des Alten fliegt Spottend mitten hin durch alle.
Hin auf Archidona's Eb'ne Rief er aus mit lauter Stimme : Großer König, wenn du wüßteft Meine schreckenvolle Botschaft, Du zerraustest deinen Bart
Und das Haar in lautem Jammer!
Wie ihn kommen sah der König, Kam er zum Empfang entgegen Mit dreihundert seiner Ritter, Blüthen seines Mohrenlands.
„Sei willkommen, edler Mohre, Künde Glück und Gutes uns." „Allah sei mit dir, mein König, Allah mit den Reitern allen!"
„Welche Nachricht bringst du mir, Sprich, von meinem Antequera ?" „Sagen will ich's, guter König, Sicherst du mein Leben mir.“
„Wohl, dein Leben sei gesichert,
Wenn nicht Hochverrath du hegest.“
„Don Fernando, der Infante, Hält es eng und fest belagert, Und er drängt und stürmt gewaltig, Läßt nicht ab bei Nacht noch Tag.
Deine treuen Mohren essen Hungernd schon gekochtes Leder: Naht von dir nicht Hülfe, König, Bald ist's, bald um sie geschehn.“
Die erste Romanze vom Cid, aus dem Spanischen überseßt von Herder.
Trauerndtief saß Don Diego,
Wohl war keiner je so traurig; Gramvoll dacht' er Tag' und Nächte Nur an seines Hauses Schmach.
An die Schmach des edlen alten Tapfern Hauses der von Lainez, Das die Inigos an Ruhme, Die Abarcos übertraf.
Tief gekränket, schwach vor Alter, Fühlt' er nahe fich dem Grabe,
Da indeß sein Feind Don Gormaz Ohne Gegner triumphirt.
Sonder Schlaf und sonder Speise Schläget er die Augen nieder, Tritt nicht über seine Schwelle, Spricht mit seinen Freunden nicht,
Höret nicht der Freunde Zuspruch, Wenn sie kommen ihn zu trösten ; Denn der Athem des Entehrten, Glaubt' er, schände seinen Freund.
Endlich schüttelt er die Bürde
Los, des grausam - stummen Grames,
Läffet kommen seine Söhne,
Aber spricht zu ihnen nicht;
Bindet ihrer aller Hände
Ernst und fest mit starken Banden; Alle, Thränen in den Augen, Flehen um Barmherzigkeit.
Fast schon ist er ohne Hoffnung, Als der jüngste seiner Söhne, Don Rodrigo, seinem Muthe Freud' und Hoffnung wiedergab.
Mit entflammten Tigeraugen Tritt er von dem Vater rückwärts; „Vater," spricht er, „Ihr vergeffet, Wer Ihr seid und wer ich bin.
„Hätt' ich nicht aus Euren Händen Meine Waffenwehr empfangen, Ahndet' ich mit einem Dolche
Die mir jezt gebotne Schmach.“
Strömend flossen Freudenthränen Auf die väterlichen Wangen,
„Du,“ sprach er, den Sohn umarmend, „Du, Rodrigo, bist mein Sohn.
„Ruhe giebt dein Zorn mir wieder; Meine Schmerzen heilt dein Unmuth! Gegen mich nicht, deinen Vater, Gegen unsers Hauses Feind,
„Hebe fich dein Arm! " „Wo ist er?"
Rief Rodrigo,,,wer entehret
Unser Haus?" Er ließ dem Vater
Kaum, es zu erzählen, Zeit.
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