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HARVARD COLLEGE LIBRARY
THE BEQUEST OF

H. C. G. von JAGEMANN

JANUARY 10, 1936

B

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Vorwort.

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Nachstehende Sammlung von Musterbeispielen für den Unterricht in der deutschen Sazlehre ist zunächst für Volksschulen und die mit ihnen eng verbundenen Seminarien und Präparandenanstalten bestimmt. Sie soll Lehrern und Schülern ein Mittel werden, das Ziel des Sprachunterrichts zu erreichen, das dahin geht, die Schüler zu befähigen, den Inhalt einer sprachlichen Erscheinung auffaffen und verstehen, und eigene Gedanken durch sprachliche Formen zum Ausdruck bringen zu lernen, kurz ihnen Sprachverständnis und Sprachfertigkeit anzueignen. Wir wollen hier den feit Jahren geführten Streit über die Berechtigung der Grammatik in der Volksschule als eines Mittels, jenes Ziel erreichen zu helfen, nicht weiter erörtern : jest sind wohl die Pädagogen der verschiedensten Richtung zu der übereinstimmenden Ansicht gelangt, daß allerdings die Grammatit ein wichtiges, ja nothwendiges Mittel zur Gewinnung des Verständnisses und zur Befähigung in der Anwendung der hochdeutschen Sprachformen sei, daß aber auch andererseits weder eine wissenschaftliche noch systematische Behandlung dieses Unterrichtsgegenstandes in der Volksschule am rechten Orte sei. Die Volksschule muß eine wesentlich andere Behandlungsweise der Grammatik sowohl rücksichtlich des Umfanges als auch der Methode einschlagen, als höhere Lehranstalten. Während in letteren der Unterricht in der Grammatit die gefammte Sprache zum Gegenstande der Betrachtung, macht und die verschiedenen Beziehungen, welche sie darbietet, bis ins Detail erörtert, kann die Volksschule nur das aus der Grammatik aufnehmen, was ihr ein Mittel werden foll, die oben angedeuteten Ziele des Sprachunterrichts zu erreichen. Sie verzichtet eben auf eine systematische Behandlung der Grammatik um ihrer selbst willen; sie scheidet darum auch aus dem grammatischen Unterrichte alles aus, was das Verständnis der Sprache und den richtigen Gebrauch derselben nicht direkt fördert; sie lenkt vorzugsweise den Blick der Schüler auf diejenigen Formen, gegen welche im mündlichen und schriftlichen Gebrauch der Sprache am meisten gesündigt wird; sie macht daher folgerichtig die Sazlehre zum Mittelpunkt des grammatischen Unterrichts, in seinen Kreislauf dasjenige aus der Laut, Wort- und Wortbildungslehre hineinziehend, was der näheren Erörterung bedarf. Denn die richtige An

wendung der Interpunktion, der richtige Gebrauch der Fügewörter, Bindewörter, Verhältniswörter, die Anwendung der Casus und Redeweisen alles Klippen, an denen so viele scheitern sie können nur durch einen

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geordneten Unterricht in der Sazlehre umschifft werden.

Ein gleicher Unterschied zeigt sich in den verschiedenartigen Lehranstalten hinsichtlich der Methode des grammatischen Unterrichts. Die Volksschule fann das System, die Sprachformen aus abstrakten Denkgesezen abzuleiten, nicht gebrauchen; sie kann sich auch ihren Lehrgang in der Grammatik nicht nach objektiven Rücksichten aufbauen; sondern sie muß sich lediglich nach dem Subjekt des Unterrichts, nach dem Kinde, richten, an dem Sprachvorrath, den es in die Schule mitbringt, anknüpfen; fie muß seinen Schatz an sprachlichen Kenntnissen zum Sprachbewußtsein erheben; sie muß überall die Grammatik aus der Sprache ableiten und niemals den umgekehrten Weg einschlagen; sie muß endlich die Sprachgefeße den Schülern nicht geben, sondern von ihnen suchen und finden lassen. Die Volksschule führt daher ihre Schüler zur Gewinnung des Verständnisses sprachlicher Formen und zur Befähigung in der Anwendung derselben durch Anschauung und Vergleichung gleichartiger Spracherscheinungen, aus denen sich das allgemeine Gesetz ableiten läßt und in der Folge durch eine geordnete Uebung in selb= ständiger Bildung solcher Spracherscheinungen.

Drei Wege hat der Lehrer, die er hierbei einschlagen kann. Entweder er nimmt den Stoff, an welchem die Entwickelung der Sprachgefeße vorgenommen werden soll, aus dem von den Kindern bereits erworbenen Sprachschatz, oder aus geeigneten Musterstücken des Lesebuchs, oder endlich aus einer zu diesem Zweck aufgestellten Beispiel-Grammatik. Mit welcher Vorsicht der erste Weg einzuschlagen ist, davon werden sich die Sprachlehrer oft genug überzeugt haben. Denn bei der noch durchaus unzulänglichen Entwickelung der Kinder kommen oft Spracherscheinungen zu Tage, die wegen ihres nichtssagenden Inhalts, ja oft noch wegen der mangelhaften Form dem Lehrer so viel Mühe machen, daß diese Arbeit geradezu unnütz erscheint und häufig der sprachlichen Entwickelung der Kinder eher hinderlich als förderlich wird.

Auch das zweite Verfahren, daß sich aus dem bekannten Sat: „aller Sprachunterricht solle ans Lesebuch angeschlossen werden" heraus entwickelt hat, zeigt seine bedenklichen Seiten. Macht man nämlich behufs Firirung eines Sprachgesetzes irgend ein Lesestück zum Ausgangspunkt der grammati schen Betrachtung, so begegnet man nur zu oft dem Uebelstande, daß die zum Bewußtsein zu bringenden Sprachformen, welche die allgemeine Regel ergeben, theils so selten, theils so bunt vermischt, theils so getrennt von einander auftreten, daß der Schüler die betreffenden Formen erst mühsam zusammenfuchen oder aus dem Zusammenhange des Ganzen herausreißen muß, daß also eine bestimmte Ordnung, ein fester Plan und Lehrgang sehr schwer inne gehalten werden kann und somit die Belehrung selbst erschwert werden muß. Zur Vermeidung aller dieser Uebelstände ist man denn auf den Gedanken gekommen, eine geordnete Sammlung sowohl nach Form als nach Inhalt mustergiltiger Beispiele aufzustellen und dieselben zum Ausgangspunkt der grammatischen Belehrungen zu machen. An ihnen lernt zunächst der Schüler die Sprachgefeße erkennen, an geeigneten Stoffen des Lesebuchs werden seine Erkenntnisse befestigt, bis er im Stande ist, durch

eigene Nachbildungen von der Anwendung der erkannten und ihm zum Verständnis gebrachten Sprachformen Zeugnis abzulegen.*)

In gerechter Würdigung dieses methodischen Verfahrens haben denn auch seit einer Reihe von Jahren fast alle guten Schullesebücher eine kleine Sammlung von Musterbeispielen gebracht, bestehend aus Sprüchwörtern, Denksprüchen, Sentenzen, Bibelworten u. f. w., die dem grammatischen Unterricht dienstbar gemacht werden sollen. Indes läßt sich bei dem beschränkten Raum eines solchen Buches erwarten, daß eine derartige Sammlung nur das Nothdurftigste aus der Sazlehre bringen könne, und um so mehr muß es auffallen, daß bisher nur eine einzige selbständige, vom Lesebuch unabhängige BeispielGrammatik an die Oeffentlichkeit getreten ist. Ich meine die Arbeit des Oberschulraths Pflüger in Baden. Bei aller Vorzüglichkeit dieser „Sammlung von Mustersätzen" (Leipzig. Brandstetter. 2. Äufl.) muß man doch bedauern, daß dieselbe nur einen Theil der Sazlehre, den zusammengesetzten Saz, berücksichtigt, über einfache Sagverhältnisse dagegen ganz schweigt.

Nachstehende Sammlung umfaßt nun die ganze Sazlehre. Sie lehnt fich theils an die Grammatik von Gößinger, theils und vorzugsweise an das bereits in 2. Aufl. erschienene vortreffliche Werk der Gebrüder Wezel (Die deutsche Sprache. Berlin. Stubenrauch) an und bietet für die meisten in demselben vorkommenden Erscheinungen deutscher Satformen eine Menge passender Beispiele. Die weite Verbreitung dieser Grammatik und ihre Verwerthung besonders an Seminarien und Präparandenanstalten hat mich denn auch bewogen, auf die betreffenden Paragraphen derselben hinzuweisen. Auch hinsichtlich der Orthographie bin ich den Gebrüdern Wezel, also den neueren Principien gefolgt.

Was nun die Auswahl der Beispiele betrifft, so waren hierbei Rücksichten, sowohl auf den Inhalt als auch auf die Form zu nehmen. Aus der Sammlung mußte jedes Beispiel ausgeschlossen werden, dessen Inhalt in religiöser und moralischer Beziehung das geringste Anstößige darbot, mochte seine Form die Aufnahme in dieselbe noch so dringend fordern; deshalb hat namentlich aus der reichen Sprüchwörter-Literatur unseres Volkes vieles formell Geeignete bei Seite gelassen werden müssen. Bezüglich der Form galt bei der Auswahl als erste Regel, daß die Beispiele genau das Gepräge derjenigen Satform zeigen, für welche sie als Muster gelten sollen. Nicht geringe Schwierigkeiten stellten sich bei Befolgung dieser Regel heraus. Manches Beispiel hätte aus seinem organischen Zusammenhange herausgeriffen werden müssen und wäre somit seinem Inhalte nach unverständlich geblieben. Da aber jedes Beispiel sowohl nach Inhalt als Form so viel als möglich vollständig auftreten sollte, so ist häufig zur Wahrung des Inhalts das formell Ueberflüssige dennoch hinzugefügt, dies aber durch den Druck bemerklich gemacht worden. Auf diese Weise glaube ich den Fehler vermieden zu haben, an dem so viele, sonst gute Grammatiken leiden (ich erinnere nur an die Becker'sche), die aus klassischen Schriftstellern Beispiele bringen, welche dem Leser bezüglich des Inhalts geradezu unverständlich sind.

Es sei mir erlaubt, an dieser Stelle die grammatische Form gewisser Sprachgebilde, über welche noch die allerverschiedensten Ansichten obwalten,

*) Ich verweise an dieser Stelle auf die Erörterungen und Ausführungen des Seminarlehrers Richter in seiner Anleitung zum Gebrauch des Lesebuchs in der Volksschule," Berlin. Stubenrauch. 4. Aufl. 1868.

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