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Sophokles.

(Reimbild: abbaabbacdcdcd.)

Dir ist's, o frommer Sophokles, gelungen,

den Punkt zu schau'n, wo Mensch und Gott sich scheidet,

und, was in ird'sche Worte du gekleidet,

das ward vom Himmel aus dir vorgesungen.

Du bist in's Inn're dieser Welt gedrungen

und kennst zugleich, was auf der Fläche weidet:
was nur ein Menschenbusen hofft und leidet,
du sprachst es aus mit deinen tausend Zungen!
Nie bist du kühl zur Nüchternheit versunken,
du sprühtest in erhabener Verschwendung
der goldnen Flamme lichte, dichte Funken!
An dich ergieng die heil'ge grosse Sendung,
du hast den Rausch der Poësie getrunken
und schimmerst nun in strahlender Vollendung.

Sieh auch S. 406: Aufwärts.

(Platen.)

3. Das Madrigal, ursprünglich eine strengere Form französischen Ursprungs mit einer nicht genau bestimmten Anzahl Zeilen sie schwankte zwischen sechs und eilf- und höchstens drei Reimen, ist jezt eine kleine, leichte, lyrische Gedichtstrophe mit dem beibehaltenen Character der Dreitheilung, durch Vers und Reimverschlingung zu einem einheitlichen Ganzen zusammengehalten.

Lob des Frühlings.
(Reimbild: abaccb.)

Saatengrün, Veilchenduft,

Lerchenwirbel, Amselschlag,

Sonnenregen, linde Luft!

Wenn ich solche Worte singe,

braucht es dann noch grosser Dinge,

dich zu preisen, Frühlingstag?

(Uhland.)

4. Das Triolet, ebenfalls französisch, in der Regel aus acht Zeilen bestehend, von denen die erste in der Mitte, die erste und zweite als vorlezte und lezte Zeile wiederkehren.

Der Fischer.

(Reimbild: abbaabab.)

Oben auf im Strom der Zeiten

Schwimmt nur Spreu und Schaum so bunt,

manches Knäblein sieht den Fund

oben auf im Strom der Zeiten;
wer das Netz läst niedergleiten,

fischet Gold aus tiefem Grund.

Oben auf im Strom der Zeiten

schwimmt nur Spreu und Schaum so bunt.

(Tiedge.)

5. Das Rondeau. Es ist eine Art freier behandeltes Triolet, aus drei Theilen bestehend, deren dritter der wiederholte erste ist. Die französischen Strophen überhaupt, insbesondere aber das Rondeau, sind wegen ihres zu trocken verständigen Characters, der nur durch eine sinnige Pointe etwas genußreich wird, wenig beliebt. Ein Rondeau in freierer Form ist folgendes von Hoffmann von Fallersleben :

(Reimbild: abcdabcdeadcba.)

Stört mich nicht in meinen Träumen;
lasst mich, wie ich will, genießen,
lasst mich ruhen, lasst mich lauschen
und im Schau'n die Zeit verbringen!
Lasst mich unter Blütenbäumen

sehen, wie die Quellen fließen,
hören, wie die Blätter rauschen

und die Vögel lieblich singen!

Sagt, was soll ich mehr gewinnen?

Lasst mich unter Blütenbäumen

so im Schau'n die Zeit verbringen!
Lasst mich ruhen, lasst mich lauschen,
lasst mich, wie ich will genießen,

stört mich nicht in meinen Träumen!

6. Die Glosse, spanischen Ursprungs, ist eine Verbindung von vier Decimen; die zehnte Zeile der ersten Decime gibt mit derselben Zeile der zweiten, dritten und vierten Decime eine vierzeilige gereimte Strophe, welche das Thema heißt. Dieses hat nun zweierlei Reime, und so muß denn derselbe Reimlaut des Themas in der Glosse sechsmal vorkommen.

1. Vielfach ist der Menschen Streben,
anders fühlet jede Brust;
doch die allgemeine Lust
ist, nach eignem Sinne leb en.

Thema: Eines schickt sich nicht für alle;
sehe jeder, wie er's treibe,
sehe jeder, wo er bleibe,
und, wer steht, daß er nicht falle!
(Göthe.)

2. Auf des Lebens breiter Bühne
spielet sich so manche Rolle,
gilt der Kluge, gilt der Tolle,
gilt der Blöde, gilt der Kühne;

Dich erfreut es, frei zu schweben,
du da zitterst vor dem Falle!
Suchet nur in keinem Falle
euch einander zu bekehren;
lasset jeden denn gewähren :
Eines schickt sich nicht für
alle.

3. Steckst du in der dichten Menge,
Schaffe selbst dir Luft und Licht,
hoffe sie von andern nicht,
keiner hilft dir im Gedränge!
Ziehst du dich noch mehr in's Enge,
fürchte, daß dir gar nichts bleibe!
In dem rasenden Getreibe
wahrt nur jeder seines Ortes
und gedenkt des alten Wortes :
Sehe jeder, wo er bleibe.

daß es nur zum Zwecke diene
und man in der Rolle bleibe!
Wer geboren ist vom Weibe,
Kugel ist er oder Kegel,
immer gilt dieselbe Regel:
sehe jeder, wie er's treibe!

4. Unbestand ist Erdenweise!
Untersinkt, was vormals oben,
und, was unten, wird gehoben;
alles dreht sich nur im Kreise.
Schlüpfrig ist der Stand auf Eise,
sichert keinen vor dem Falle.
Wie es komme, wie es falle,
sehe jeder, wie er's treibe,
sehe jeder, wo er bleibe,

und, wer steht, daß er nicht
falle.

(F. W. Riemer.)

7. Das Ghasel (auch die Ghasele), orientalisch, ist aus der Erweiterung der ebenfalls orientalischen (persischen) Vierzeile hervorgegangen. Das Metrum dieser Gedichtstrophen ist beliebig. Der Reim der Vierzeile ist so angeordnet, daß die dritte Zeile ungereimt bleibt, die übrigen Zeilen aber zusammenreimen. Es herscht also in der Vierzeile nur ein Reim. Das Ghasel folgt diesem Gesetze des einen Reims, und hat alle geraden und die erste Zeile zusammenklingend; die ungeraden Zeilen sind ungereimt. Der Reim ist in der Regel der reiche (§. 275).

Vierzeile.

(Reimbild: aaba.)

Frühling ist! Verklärung schwebt um Busch und Strauch;

kann so reine Schönheit blüh'n auf Erden auch?

Eine Himmelsunschuld jedes junge Blatt,

noch unangerührt von des Verderbens Hauch.

S. 408: Vierzeile von Platen.

Ghasel.

(Rückert.)

Klage nicht, daß du in Fesseln seist geschlagen,
klage nicht, daß du der Erde Joch must tragen;
klage nicht, die weite Welt sei ein Gefängnis,
zum Gefängnis machen sie nur deine Klagen.
Frage nicht, wie sich dies Räthsel wird entfalten;
schön entfalten wird sich's ohne deine Fragen.
Sage nicht, die Liebe habe dich verlassen;

wen hat die Liebe je verlassen, kannst du's sagen?

Zage nicht, wenn dich der grimme Tod will schrecken ;
er erliegt dem, der ihn antritt ohne Z agen.
Jage nicht das flücht'ge Reh des Weltgenusses;
denn es wird ein Leu und wird den Jäger jagen.
Schlage nicht dich selbst in Fesseln, Herz, so wirst du
klagen nicht, daß du in Fesseln seist geschlagen.

(Rückert.)

Anmerkung. Die Makamen, gleich dem Ghasel durch Rückert der deutschen Litteratur zugeführt, sind gereimte Prosa mit eingeflochtnen Ghaselen. (Beispiel einer Makame: S. 177.)

II. Nationale Strophen.

1. Alte Strophen.

§. 294. Aus der alten deutschen Zeit ist es vorzugsweise die Nibelungenstrophe, die in die neue Zeit herüberklingt. Dennoch entspricht ihre Anwendung in der alten Gestalt nicht mehr den Anforderungen, welche der nach antikem Vorbilde sich fortentwickelnde moderne deutsche Versbau an sie stellt. In ihrer alten Gestalt ist sie die viermalige Wiederholung des Nibelungenverses, der in zwei ungleiche Hälften zerfällt, indem die erste Hälfte einen weiblichen, die zweite einen männlichen Schluß hat. Die zweite Hälfte der vierten Zeile hat statt dreier Hebungen vier. Die Verse sind paarweise und stets männlich gereimt. Im Auftact können zwei Kürzen stehen; ebenso können aber auch die Senkungen ganz fehlen.

Beispiel:

1. Als Wieland erwachte, da schien der lichte Tag;

in Sorgen noch der Degen eine Weile lag,

des Doppeltraums gedenkend, der wohl bedeutend war:
„bin ich denn hier bei Feinden, droht meinem Leben Gefahr?

2. „Der mir die Träume sandte, der wuste mehr als ich,
und ließ ich's unbeachtet, so that ich freventlich."

Da erhob er sich vom Lager der weise Elfensohn

und gieng zu seiner Schmiede mit sorgendem Muth davon.

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Die Gudrun strophe unterscheidet sich von der Nibelungenstrophe nur dadurch, daß die zweite Hälfte des vierten Verses auch fünf Hebungen und der dritte und vierte Vers weibliche Reime haben.

So wie

Anmerkung. Durch Zerlegung der Nibelungenstrophe nach den vier Caesuren der vier Nibelungenverse entwickelt sich, eben durch die Zerlegung der altdeutschen Langzeile von acht Hebungen die mittelalterlichen Reimpaare entstanden sein dürften, schon in alter Zeit die Hildebrandsstrophe, eine Strophe von acht Zeilen, die genau den Character der Nibelungenvershälften an sich tragen.

2. Neue Strophen.

§. 295. Der Nibelungenvers, in seiner Zerlegung in zwei ungleiche Hälften, bildet theils durch manchfaltige Combination des Verses und seiner Hälften untereinander, theils durch seine Verbindung mit andern Versen die Grundlage einer Menge von deutschen Strophenbildungen, von denen sich jedoch eine erschöpfende Uebersicht nicht geben läst, weil durch eine Zeile mehr oder weniger, durch einen wegfallenden oder hinzukommenden Fuß, durch männlichen oder weiblichen Reim an der einen oder der andern Stelle jedesmal eine veränderte Strophe entsteht. Bei all diesen Neubildungen muß jedoch der Nibelungenvers, der sich vom Alexandriner hinlänglich durch seine weibliche Caesur unterscheidet, stets den jambischen Character bewahren. Daß Anapästen mit den einzelnen Jamben wechseln können, erhellt schon aus der Gleichheit des Rhythmus. Die moderne Nibelungenstrophe enthält vier modern gemessene Nibelungenverse und erhält dadurch jene Gleichmässigkeit des Rhythmus, die ein gebildetes Ohr an der alten Nibelungenstrophe ungern vermisst. (Ein Beispiel in modernen Nibelungenstrophen siehe §. 281.) Es sollen nun eine Anzahl von Strophen folgen, die alle sich aus der Nibelungenstrophe heraus entwickelt haben, und, weil sie keinen eigenen Namen tragen, auch nicht eigens behandelt werden können.

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