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§. 300. Was von dem Styl im Allgemeinen gesagt wurde, daß es so viele Style gibt, als charactervolle Menschen (§. 196), das gilt nun hier vom lyrischen Styl insbesondere; so viel echte Lyriker, eben so vielfach der lyrische Styl; er trägt das Gepräge der bestimmten dichterischen Eigentümlichkeit und entzieht sich insofern jeder weiteren Zergliederung. Doch hängt die lyrische Ausdrucksweise nicht blos vom Dichter, sondern auch vom Stoffe ab, und in dieser Beziehung dürften die folgenden Bemerkungen am rechten Platze sein. Die Sprache des Lyrikers ist eben so gut eine tropische, als sie die einfache Sprache der ganzen Innerlichkeit des Gemüthes ist; sie ist aber nie die Sprache des entwickelnden Denkens. Satzgefüge oder gar kunstvolle Perioden können der Sprache nicht frommen, die den Moment festhalten, manches unausgesprochen lassen muß, um nur rasch ein festes Bild zu gewinnen. Die Lyrik liebt kurze Sätze, und attributivische sowie im höheren Grade der Subordination befindliche Sätze mit ihren Bindewörtern würden die poëtischen Schwingen erlahmen. Alle Mittheilungsformen, die der Darstellung Lebendigkeit verleihen, wie Ausruf, Frage, Anrede, pflegt sie mit Vorliebe. Unter den Tropen sind es vorzugsweise die Metapher und die Hyperbel, von denen die erste in der Gedankenlyrik, die andere für die schwunghaftere Gattung der Lyrik unentbehrlich sein dürften. Natürlich muß die Metapher eine schlagende, Bild und Stimmung in eins verwebende, sein und die Hyperbel nicht ins Schwulstige verfallen; namentlich darf die Metapher nicht zu breiten Allegorien ausgesponnen werden, wenn sie nicht die Magie ihrer Wirkung ein büssen will.

§. 301. Da die Lyrik musicalische Poësie ist, so ist ihr die Musik der Sprache, Rhythmus und Reim, unentbehrlich. Alle aufgezählten Metren stehen in ihrer Pflege, und die Manchfaltigkeit in ihrem Strophenbau ist außerordentlich groß. Die Meister der Kunst bereichern die Strophik fort und fort mit neuen Combinationen, und es ist nun Sache der dichterischen Begabung, unter der grossen Zahl der Metren die rechte Wahl zu treffen. Anmerkung. Nach all dem Vorhergehenden muß also der echte Lyriker

durch lebendige Phantasie, durch Innigkeit und Wärme des Gefühls, durch Sinn für die Musik der Sprache und endlich durch Begeisterung sich kennzeichnen. Durch die Kraft seiner Phantasie erfasst

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er jeden Stoff sogleich von der Seite, wo er ihm ein lebensvolles Bild abgewinnen kann; die Innigkeit seines Gefühls versetzt ihn in die gehörige Stimmung, die sodann in der Melodie der Sprache austönt. Die Begeisterung vereinigt aber alle drei Elemente in eins, durchdringt alle drei mit der Kraft ihres Feuers.

§. 302. Die Formen der lyrischen Dichtungsgattung, aus der poëtischen Urform, dem Monolog, unmittelbar hervorgehend, sind: das Lied, die Ode und die Elegie. Bleibt der Dichter auf dem Boden der Empfindung stehen, tritt der Gegenstand, der die Empfindung erregte, ganz in den Hintergrund, so daß wir z. B. die Freude oder den Schmerz des Dichters kennen lernen, ohne daß wir die Veranlassung der Freude oder des Schmerzes erfahren, so erhalten wir das Lied, die Lyrik der Empfindung. Regt ein äußerer Gegenstand durch die Wucht seiner Bedeutung die Begeisterung des Dichters derart an, daß er zu dem erhabenen Gegenstand sich aufschwingend mit genialer Kraft ihn zu bewältigen sucht, so ersteht die Ode, die Lyrik der Begeisterung. Geht er hingegen mit wehmüthiger Ruhe zwischen dem Gegenstand und der durch denselben angeregten Empfindung, zwischen Beschreibung und Betrachtung, hin und her, so bildet sich die Elegie, die Lyrik der Reflexion, aus. In allen diesen Formen ist der Dichter sein Sänger und sein Gegenstand, und es kann nie genug betont werden, daß der echte lyrische Dichter nie auf Leser oder Hörer bedacht ist. Er spricht aus, was ihn drängt; wenn seine Empfindung den Ruhepunct gefunden, wenn sie ihren Kreislauf vollbracht hat, so ist die Quelle der Lyrik versiegt und der Dichter hat sich selbst genug gethan. Wahr ist es, daß nur das Lied die reine Subjectivität des Dichters widerspiegelt, während die Ode das Objective im Abglanz subjectiver Auffassung gibt und zwischen beiden die Elegie die Mitte hält. Lied, Elegie und Ode sind gleichsam nur die verschiedenen Vergleichungsstufen einer und derselben Eigenschaft der lyrischen Poësie, des Subjectiven: das Lied der Superlativ, die Elegie der Comparativ und die Ode der Positiv. Was der leztern an subjectiver Kraft abgeht, das ersetzt sie durch den Schwung der Begeisterung. Diese drei Dichtungsformen sollen nun einläßlicher behandelt werden.

I. Das Lied.

§. 303. Das Lied ist unmittelbarer Erguß des Herzens in einfacher, leichter, aber doch gehaltvoller Form. Eine wesentliche Eigenschaft des Liedes ist seine sangliche Natur; es bringt dieselbe mit auf die Welt, weil es leicht und frisch aus der Seele fließt, die gleich der Memnonssäule in träumerischer Stimmung erklingt. Seele und Einheit muß im Liede herschen. Keine kühnen Ausweichungen, sondern warme und innige Empfindung, eine Stimmung, die bei sich selbst bleibt, und klarer Ausdruck derselben characterisiren das Lied. Das Traumhafte der Stimmung wird auch über dem Ausdruck schweben, der das Reich des Ahnungsvollen, halb Ausgesprochenen uns erschließt.

Der Inhalt des Liedes ist ein außerordentlich reicher und manchfaltiger; ist ja doch das Lied die einfachste und leichteste Form der Lyrik, so daß sich jedes Atom der Empfindung im Liede dichterisch verwerten läst. Es kann vollklingender Ausdruck des Naturgefühls, der Sehnsucht, der Wehmuth, der Andacht, patriotischer Begeisterung u. s. w. sein.

Kürze, überhaupt ein Vorzug der lyrischen Dichtung, ist es um so mehr der des Liedes. Es muß wie aus einem Gusse sein, ein harmonischer, voller Accord. Die Dreigliederung wird auch im Liede ersichtlich; aber die Glieder werden auf's innigste verschmolzen und mit aller Anschaulichkeit ausgeführt sein. Die sinnige Spitze (Pointe) kann dem Liede nicht fehlen. Da das Lied unmittelbarer Erguß der Empfindung ist, so wird auch die Ausdrucksweise in ihm vorzugsweise einfach und unmittelbar sein. Diese Einfachheit und Unmittelbarkeit läst sich am leichtesten erzielen durch das dichterische Wort, das sinnig gewählte Bei- oder Zeitwort. Metaphern, noch mehr aber ausgeführte Gleichnisse verwischen alle Unmittelbarkeit der Empfindung.

Was die metrische Form des Liedes anbelangt, so sind kurze Verse und Strophen, die Verse aber jedenfalls gereimt, ein bezeichnendes Merkmal des Liedes. Strophen von vier Zeilen und trochäische oder jambische Verse, die das Maß einer Doppeldipodie nicht überschreiten, finden sich am häufigsten angewendet.

§. 304. Das Lied zerfällt in das weltliche und geis tliche Lied. Geistlich heißt es dann, wenn es entweder der Ausdruck von einem gemeinsamen kirchlichen Glauben, Hoffen und Lieben ist (in diesem Falle wird es auch kirchlich genannt), oder wenn es die hingebende, andachtsvolle Stimmung des Gemüthes, das Gefühl des Getragenseins durch eine höhere Macht in musicalischer Sprache austönt. In keinem der beiden Fälle feiert es den erhabenen Gegenstand in seiner Erhabenheit, eine Aufgabe, welche die Lyrik der Begeisterung zu lösen hat.

Das weltliche Lied unterscheidet sich vom geistlichen Lied nur dadurch, daß es eben nicht positiv religiös, specifisch geistlich ist.

Anmerkung. Wohl theilt man das Lied im Allgemeinen auch in Volkslied und Kunstlied ein und versteht unter dem ersteren das aus dem dichtenden Volksgeist selbst erstandene, urwüchsige Lied, während lezteres den auf der Höhe der Bildung stehenden einzelnen Dichter zum Verfasser hat; doch hat eine solche Eintheilung wenig Wert für die Dichtkunst und vorzugsweise nur cultur- und literarhistorisches Interesse.

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