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oder vertraut' er ihm mehr, so vom Himmel Feuer ihm sandte?
Stehen auch keine Wetter uns bei, so will ich allein mich
unter das Volk hinstellen! Und weh dem unter dem Volke,
der sich wider mich auflehnt, sagt, der Leichnam des Träumers
blute nicht Gott zu Ehren! Ihn soll die ganze Gemeine
steinigen, sendet mein schauender Blick ihr Winke zum Tode!
Vor den Augen Israels, vor dem Antlitz der Römer

soll der Empörer sterben! Dann wollen wir stolz im Gerichte
sitzen und lautfeiernd zu Gottes Heiligtum einzieh'n.“

Philo sprach dies und gieng mit hocherhobenem Arme

vorwärts in die Versammlung und stand und rufte von Neuem : ,,Seliger Geist, wo du jetzo auch bist, wenn du, himmlisch bekleidet, neben Abraham ruhst und um dich Propheten versammelst,

oder, wenn du vielleicht in deiner Kinder Versammlung würdigest einzukehren und unter Sterblichen wandelst, Moses Geist! dir schwör' ich, bei jenem ewigen Bunde,

den du, gelehrt von Gott, aus donnernden Wettern uns brachtest: ich will eher nicht ruhn, als bis dein Hasser erwürgt ist,

als bis ich von des Nazaräers vergossenem Blute

volle Hände zum hohen Altar der Dankenden bringe

und sie über mein Haupt, das lange schon grau war, erhebe!" Also sagt er und feu'rte sich an, zu wähnen, die Gottheit decke getünchte Gräber nicht auf; doch nannte sein Herz ihn Heuchler! Er fühlt' es und stand mit unverrathendem Auge

vor der Versammlung. Von Grimm und von übermannender Wuth voll, lehnt an seinen goldenen Stuhl sich Kaiphas nieder

und erbebte. Ihm glühte das Antlitz. Er schaut' auf die Erde
sprachlos, starr. Ihn sahen die Sadducäer und standen
gegen Philo mit Ungestüm auf. Wie tief in der Feldschlacht
krieg'rische Rosse vor eisernen Wagen sich zügellos heben,
wenn die klingende Lanze daherbebt, fliegend dem Feldherrn,
den sie zogen, den Tod trägt, dann blutathmend zur Erd' ihn
stürzt sie wiehern empor und drohn mit funkelndem Auge,
stampfen die Erde, die bebt, und hauchen dem Sturm entgegen
jetzo hätt in der Wuth sich schnell die Versammlung getrennet,
wäre nicht unter ihnen Gamaliel aufgestanden.

Heitre Vernunft erfüllte sein Antlitz. Der Weisere sprach so:
„Wenn in diesem Sturme des grimmigen Zorns die Vernunft noch
etwas vermag, ist Weisheit euch lieb, so höret mich, Väter !
Wenn der ewige Zwist stets wieder unter euch aufwacht,

wenn Pharisäer und Sadducäer, wenn diese Namen

ewig euch trennen, wie werdet ihr da den Propheten vertilgen? Doch Gott sendet vielleicht die eifersüchtige Zanksucht

unter euch, Väter, weil er es seinem hohen Gerichte vorbehalten, zu sprechen dem Nazaräer sein Urtheil.

Lasset, Väter, Gott sein Gericht! Ihr möchtet zu schwach sein,

seinen Donner zu tragen, und unter den mächtigen Waffen, denen die Himmel erzittern, in niedrigen Staub hinsinken.

Schweigt ihr vor Gott und hört der Stimme des kommenden Richters still entgegen! Er wird bald reden, und seine Stimme

wird von dem Aufgang hören die Erd' und dem Untergange.

Spricht Gott zu dem Gewitter: Zerschmettr' ihn, und zu dem Sturme:
hauche sein sinkend Gebein wie Staub in alle vier Winde,
oder zum blinkenden Schwert: auf, waffne rächende Hände,
trinke des Sünders Blut! gebeut er der Erd' Abgründen:

thut euch auf und verschlingt ihn! so ist er der schuldige Träumer!
Aber wenn er durch himmlische Wunder die Erde zu segnen
fortfährt; wenn der Blinde durch ihn zu der Sonne sein Antlitz
freudig erhebt und mit sehendem Aug' auf den leitenden Vater
staunend blickt (verzeiht mir, wenn ich, entflammt von der Grösse
seiner Thaten, vielleicht nach eurem Sinn zu erhaben

von ihm rede); wenn Tauben das Ohr sich der Stimme des Menschen
wieder öffnet, wenn es die Rede des segnenden Priesters

wieder vernimmt und die Stimme der Braut und die weinende Mutter und das feiernde Chor und die Hallelujagesänge;

wenn durch ihn die Toten dahergehn, gegen uns zeugen,

ach, gen Himmel weinen mit wieder lebendem Auge,
göttlich zürnend auf uns herblicken, ihr Grab uns zeigen
und mit jenem Gericht uns drohn, vor dem sie schon waren;
wenn er, welches noch göttlicher ist, untadelhaft fortfährt,

vor uns zu leben; wenn er mit seiner mächtigen Tugend
Wunder thut und Gott gleicht: ach, so beschwör' ich euch, Väter,
beim lebendigen Gott, sprecht, sollen wir ihn verdammen?"

Also sagt er.

Izt strahlt die erhabene Mittagssonne

über Jerusalem nieder. Um die Zeit nahte sich Judas,

in die Versammlung der Priester zu gehn. Vor ihm wandelten Satan eilenden Tritts und Ithuriel her, und sie standen im Sale

neben den Priestern und sahn ungesehn in die tiefe Versammlung.

Aber Nicodemus saß und betrachtete schweigend

aller Antlitz. So wie ein Mann, der ein Sünder ist, zitternd

stehet und bleich wird, wenn über ihm uah der Donner des Herrn ruft: also war die Versammlung.

4. Das komische Epos.

§. 319. Komisch heißt das Lächerliche, wenn es dargestellt wird. Lächerlich ist aber jedes Object, welches auf eine überraschende Art eine Ungereimtheit, d. h. einen Widerspruch zwischen Begriff und Zweck erkennen läst, ohne jedoch in irgend einer Beziehung irgendwie verderblich zu wirken. In der Regel tritt das Komische als Parodie (§. 195) des Erhabenen auf, das

komische Epos als Parodie des ernsten. Ist die Sprache, Behandlungsweise, der Vers, kurz, die ganze Form eines gegebenen ernsten Epos beibehalten, aber, um ein ganz unbedeutendes, also kleinliches, unwichtiges, an sich schon lächerliches Object zu umrahmen, so tritt in diesem Falle das ernste Epos als Grundlage für das komische auf, und dieses kann insofern wenig künstlerischen Wert beanspruchen. Wenn aber das komische Epos nur im Allgemeinen die Form des ernsten Epos, also nicht die eines bestimmten, wie etwa der Iliade von Homer, der Aeneis von Virgil, einhält, dabei die ganze epische Erhabenheit, Anrufung der Musen, Göttermaschinerie und dergleichen mehr in Anwendung bringt, um einen Stoff aus unserm Leben lächerlich erscheinen zu lassen, so gewinnt es eine selbständige Bedeutung und grösseren künstlerischen Wert. Als Gipfelpunct des komischen Epos dürfte jedoch das humoristische zu betrachten sein, das uns einen Welt- und Lebensspiegel vorhält, bei dessen Anblick bald herzliches Lachen, bald bittere Wehmuth uns überkommt.

Anmerkung. Eine Abart des komischen Epos ist das Thierepos, das aber, indem in ihm die Thiere als personificirte Eigenschaften auftreten, im Wesentlichen allegorisch ist und sich zum Didactischen hinüberneigt. Scharfer, treffender Spott verschaffte ihm auch den Beinamen satyrisch.

Nächtliches Abenteuer der Tiefenbacher mit Gespenstern.
1. Tief und tiefer war die Nacht gesunken,
und der Feldherr stellte, stillbemüht,

die Verschwornen, die sich Muth getrunken,
seinem Plan gemäß in Reih und Glied.
Und nun sei, o Muse, mir gewogen!
Nenne sonder Umschweif und Verzug
die Beherzten, die zum Kampfe zogen,
und die Waffen, welche jeder trug!

2. Majestätisch an des Heeres Spitze
prangt im grün kalmanknen Sonntagsrock,
auf dem linken Ohr die Bibermütze,
Gebhard Bremsel mit dem Knotenstock.
Aber wer erkennt den Windesraschen,
wer den viel gewandten Schneider mehr?
Spitze Steine füllen ihm die Taschen,
und ein Sarras folgt ihm, lang und schwer.

3. Ihm zunächst schließt sich mit dickem Zopfe Bärenschreck, der Huf- und Grobschmid, an, einen Karpfenkessel auf dem Kopfe

und mit steifem Schurzfell angethan.

In den Fäusten schwingt er Keul' und Messer
und, auf edlen Siegesruhm erpicht,
blickt dem ungestümen Eisenfresser
Mordlust aus dem russigen Gesicht.

4. Auch den Aldermann der Feuerspritzen,
Hänsel Pfiff, sieht man im Zuge geh'n;
stets gerecht steh'n seines Hutes Spitzen,
mag er sie nach Süd und Westen dreh'n.
Muth und Liqueur röthen ihm den Zinken;
und so trabt er hurtig und gewandt,
eine Feuerzange in der linken,

einen Zaunpfahl in der rechten Hand.

5. Raps, des Städtchens Gastwirt, trägt, der vierte, eine Peitsche, die er kurz vorher

mit betheertem Glasstaub überschmierte;

wo sie anschnellt, wächst kein Härchen mehr.

Ihm gesellt mit rostiger Muskete

sich Hans Hunger, der zur Mittagszeit, phantasirend auf der Pfennigsflöte,

Haus für Haus der Reihe nach erfreut.

6. An des Künstlers Seite nimmt ein zweiter,
gleichgeschätzt im Städtchen, seinen Platz:
Peter Trimel, Traum- und Zeichendeuter,
hochgelehrt in Kart' und Cafésatz!
Jammervoll beschwert mit Magenkrämpfen
ist er oft, zumal zur Zeit der Nacht;
wo er dann, die inn're Pein zu dämpfen,
sich vom Bett erhebt und Verse macht!

7. Eingeweiht in dunkle Künst' und Zeichen
thut er
kann er des Gespenstes Ohr

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Hinter ihm mit büch'nem Rockenträger,
den er heimlich seinem Weib entwandt,
schreitet Kiebitz, Schloss- und Kirchenfeger,
und der Weichselzöpfige genannt.

9. Blitz und Donner auf der Felbelweste
und das Wamms mit Rauchwerk ausgelegt,
trippelt Buhzel, der am Kirmeßfeste
ohne Notenblatt den Grundbaß sägt.
Ach, ihm wär' es nimmer zu verdenken,

hätt er sich vom Zuge losgesagt;

doch den Spieß sieht man ihn muthig schwenken,
trotz der Gicht, die seine Glieder plagt.

10. Auch der Fleischer nimmt, ein halber Heide
und Gespensterläugner, schuldigst Theil.
Schwer am Gurt hängt ihm die Messerscheide
und am Arm das blankgeschliffne Beil.
"Was," so pflegte Stroppel oft zu sagen,

"

‚von Gespenstern in dem Städtchen spuckt,
sind vielleicht die Kälber von drei Tagen,
die ihr Sonntags gierig niederschluckt."

11. Eine Trommel mit beschabtem Felle
und von melancholisch dumpfem Ton
trägt Elias Muff, der Altgeselle,

schier ergraut in Stroppels Brot und Lohn.
Denn ihn brachte Stroppel mit aus Polen,
als er einst dahingezogen war,

für die Kirmeß Rindvieh einzuholen,
und sie blieben Freund' auf immerdar.

12. Nicht auf schlechtem Seitenweg erschlichen
ward dies Amt von der bescheidnen Haut;
nein, durch Stimmenmehrheit ausgeglichen,
hat man ihm die Trommel anvertraut.
Aber nicht soll ihn der Muth verführen,
eh' man siegreich von dem Schlachtfeld zieht,
ungestümen Eifers sie zu rühren ;

darum wandelt er im Hinterglied.

13. Leuchtend stand der Mond am Himmelsbogen; Frühlingslüfte spielten lind und kühl,

und die Tapfern, die bewaffnet zogen,
nahten mehr und mehr sich ihrem Ziel.
Friedlich aber, vor des Kirchhofs Räumen,
liegt ein Hügel, der, zur Seidenzucht,
hier und dort bepflanzt mit Maulbeerbäumen,
Schatten beut und vogelfreie Frucht.

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