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Ja, wer sähe das jezt nur noch an! Ich gehe verdrießlich
kaum mehr hinaus: denn alles soll anders sein und geschmackvoll,
wie sie's heißen, und weiß die Latten und hölzernen Bänke.
Alles ist einfach und glatt; nicht Schnitzwerk oder Vergoldung
will man mehr, und es kostet das fremde Holz nun am meisten.
Nun, ich wär' es zufrieden, mir auch was neues zu schaffen,
auch zu gehn mit der Zeit und oft zu verändern den Hausrath:
aber es fürchtet sich jeder, auch nur zu rücken das Kleinste.
Denn wer vermöchte wohl jezt die Arbeitsleute zu zahlen?
Neulich kam mir's in Sinn, den Engel Michael wieder,

der mir die Offizin bezeichnet, vergolden zu lassen

und den gräulichen Drachen, der ihm zu Füssen sich windet: aber ich ließ ihn verbräunt, wie er ist: mich schreckte die Ford'rung. (Göthe: Hermann und Dorothea. 3. Gesang.)

2. Die episch-didactische Erzählung.

§. 322. Sie ist die dichterische Darstellung eines besonderen Falles zu dem Zwecke, eine Regel der Lebensweisheit oder eine sittliche Wahrheit zur Anschauung zu bringen. Das Lehrhafte liegt also der Erzählung derart zu Grunde, daß diese es überall anschaulich heraustreten lassen muß und somit nur Mittel zum Zwecke, nicht aber Selbstzweck ist. Es gibt zwei Formen episch-didactischer Erzählung: die Fabel und die Parabel. Beide sind Darstellungen einer allgemeinen Wahrheit durch einen besonderen Fall; aber der Fabeldichter kleidet Wahrheiten ein, deren Würdigung uns das Leben diesseits angenehm machen soll, er lehrt Lebensphilosophie; der Parabeldichter behält unsere Fortdauer nach dem Tode im Auge, er lehrt uns unser besseres Selbst bewahren, kleidet ethische Wahrheiten in das dichterische Gewand einer Erzählung. Die Fabel hat in der Regel Thiere zu handelnden Personen, weil die Thiere wegen der allgemein bekannten Bestimmtheit ihrer Charactere die Aufgabe des Fabeldichters wesentlich erleichtern. Es versteht sich also von selbst, daß der Dichter, der diesen Thieren Persönlichkeit verleiht, ihren scharf ausgeprägten und genau gekannten Character nicht verwischen wird. Die Personen der Parabel sind stets Vernunftwesen, So daß der besondere Fall der Parabel möglich ist, während der der Fabel als wirklich aufgefasst wird, als wirklich in einer nach den Voraussetzungen des Dichters einmal dagewesenen Zeit. Die Fabel lehrt, wie es in der Welt oft ist,

die Parabel, wie es sein sollte. Die Fabel betont mehr den reellen, die Parabel den idealen Gehalt des Daseins.

Ton und Styl der episch-didactischen Erzählung ist episch. Die allgemeine Wahrheit soll so aus der ganzen Darstellung herausleuchten, daß sie nicht ausgesprochen zu werden braucht.

Anmerkung. Die Fabel liebt epigrammatische Kürze, so daß sie nichts

zur Darstellung bringt, als was zur Anschauung der allgemeinen Wahrheit gehört; die poëtische Form eignet ihr daher besser, als die Prosaform; von der Parabel gelten diese Bemerkungen nicht.

Fabeln:

Die Sperlinge.

Eine alte Kirche, welche den Sperlingen unzählige Nester gab, ward aus. gebessert. Als sie nun in ihrem neuen Glanze dastand, kamen die Sperlinge wieder, ihre alten Wohnungen zu suchen. Allein sie fanden sie alle vermauert. „Zu was,“ schrien sie, „taugt denn nun das grosse Gebäude? Kommt, verlasst den unbrauchbaren Steinhaufen!" (Lessing.)

Der Löwe und der Hase.

Ein Löwe würdigte einen drolligen Hasen seiner nähern Bekanntschaft. „Aber ist es denn wahr," fragte ihn der Hase, „daß euch Löwen ein elender krähender Hahn so leicht verjagen kann?“ „Allerdings ist es wahr," antwortete der Löwe; „und es ist eine allgemeine Anerkennung, daß wir grossen Thiere durchgängig eine gewisse, kleine Schwachheit an uns haben. So wirst du zum Beispiel von dem Elephanten gehört haben, daß ihm das Grunzen eines Schweines Schauder und Entsetzen erwecket."

„Wahrhaftig?“ unterbrach ihn der Hase. „Ja, nun begreif ich auch, warum wir Hasen uns so entsetzlich vor den Hunden fürchten." (Lessing.)

Parabel:

Der Jüngling Salomo.

Zu seinem Lieblinge sprach einst ein gütiger König: „Bitte von mir, was du willst; es soll dir werden."

Und der Jüngling sprach bei sich selbst: „Warum soll ich bitten, daß es mich meines Wunsches nicht gereuen möge? Ehre und Ansehen habe ich schon; Gold und Silber sind das ungetreueste Geschenk der Erde. Um des Königs Tochter will ich bitten; denn sie liebet mich, wie ich sie liebe, und mit ihr empfange ich alles andere, vor allen auch das Herz meines gütigen Wohlthäters; denn er wird durch dieses Geschenk mein Vater!"

Der Liebling bat, und die Bitte ward ihm gewährt.

Als Gott dem Jünglinge Salomo zuerst im Traume erschien, sprach er zu ihm: „Bitte, was ich dir geben soll, und ich will dir's geben."

Högelsberger, d. Sprachwissenschaft.

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Und siehe, der Jüngling bat nicht um Silber und Gold, nicht um Ehre und Ruhm und langes Leben; er bat um die Tochter Gottes, die himmlische Weisheit, und empfieng mit ihr, was er je hätte bitten mögen.

Ihr also weihete er seine schönsten Gesänge und pries sie den Sterblichen an als die einzige Glückseligkeit der Erde. So lange er sie liebte, besaß er das Herz Gottes und die Liebe der Menschen; ja nur durch sie lebt er auch nach seinem Tode noch diesseits des Grabes. (Herder.)

Fabeln:

Lebensworte.

Zu dem vollen Rosenbaume
sprach der nahe Leichenstein:
„Ist es recht, in meinen Raume
groß zu thun und zu verhüllen
meiner Sprüche goldnen Schein,
die allein mit Trost erfüllen?"
,,Aus den Grüften," sagt die Blüte,
,,ruft mich Gottes Macht und Güte,
heller noch denn tote Schriften,
sein Gedächtnis hier zu stiften,
und ich blühe tröstend fort,

ein lebendig Gotteswort."

(A. E. Fröhlich.)

Die Klugheit.

Durch eines Fischers List berückt,
ward in sein Garn ein junger Hecht
verstrickt.

Das Sprüchwort sagt: „Die Noth bricht
Eisen."

Der Kriegsgefang'ne nagt so lang',
bis daß es ihm zulezt gelang.
sich aus den Banden loszurei Ben.
Jezt sprach er bei sich selbst: „Ei! Ei!
Ich dacht' es nicht, bei meiner Ehre,
daß hier ein Netz verborgen wäre.
Je nun, ich bin ja wieder frei,
kein Henker soll zum zweiten Mal mich
kriegen.
Doch still! was seh' ich dort vor jenem
Boot

im Wasser hin und wieder fliegen?
Beim Element! ein fetter Bissen Brot."
Er schnappt ihn auf und läst, dem Netze
kaum entgangen,
sich nun durch eine Angel fangen.
(G. K. Pfeffel.)

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3. Die lyrisch-epische Erzählung.

§. 323. Sie zerfällt in die Ballade, Romanze und Märe.

Die Ballade ist volkstümlich und sanglich; ihr Element ist der Volksgeist in seiner Unfreiheit, in der Bedingtheit seiner

Natur, folgend den äußern Naturgewalten oder den dunkeln Trieben und Leidenschaften seines eigenen Selbst. Daher der dämonische Character der Ballade, die düstere, heidnisch religiöse Färbung derselben, manifestirend den im alten Volksglauben befangenen, die baldige Götterdämmerung ahnenden, und eben deshalb im dumpfen Schmerz träumerisch dahinlebenden Geist des Volkes. Mit der Ballade fällt zusammen das Märchen, 'das, weil dem Volke bereits das Bewustsein des nationalen Mythus abhanden gekommen, eine phantastisch aufgeputzte Traumwelt, einen Zustand des Abfalls von der alten religiösen Volksanschauung, zur Darstellung bringt.

Die Romanze ist kunstmässig; der sangliche Character kommt ihr nicht wesentlich zu; ihr Element ist der freiwaltende Geist und dessen Verherrlichung. Die epische Handlung dient der Romanze nur als Folie, eine dichterische Idee zu umkleiden.

Die Märe oder epische Rhapsodie ist weltlich oder geistlich. Im ersten Falle heißt sie Sage, im zweiten Legende. Sie nimmt ihren Stoff als Sage aus der unbeglaubigten Profangeschichte, als Legende aus der unbeglaubigten christlichen Religionsgeschichte des Volkes. Ihr Element ist die Welt kühner Thaten und kräftiger Charactere, der sich aus seiner Naturbefangenheit losringende Geist.

Aus dem Gesagten erhellt, daß die Ballade dem Stoffe nach der Volksepopöe, die Romanze dem romantischen Epos, die Märe hingegen einerseits dem historischen, andrerseits dem religiösen Epos entspricht. Die Romanze besitzt die gröste Universalität; ihr kommt die Legende am nächsten. Die Ballade hat epischen Stoff und gibt ihn in lyrischer Form; die Romanze hat lyrischen Stoff und gibt ihn episch; episch in Stoff und Form, aber mit lyrischem Colorit, tritt die Märe auf. Die Subjectivität des Dichters zeigt sich am meisten in der Romanze. Die Sprache der Märe ist naiv; die der Ballade musicalisch, den höchsten Aufwand künstle risch vollendeter Sprache fordert aber die Romanze.

Balladen:

Erlkönig.

1. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

Es ist der Vater mit seinem Kind;

er hat den Knaben wohl in dem Arm;

er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

2. „Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?"
„Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht,

den Erlenkönig mit Kron und Schweif?"
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif."

3. „Du, liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
manch' bunte Blumen sind an dem Strand;
meine Mutter hat manch' gülden Gewand."
4.,,Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
was Erlenkönig mir leise verspricht?"
,,Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
in dürren Blättern säuselt der Wind!"

5., Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;

meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
6. „Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?"

„Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau ;
es scheinen die alten Weiden so grau.“

7. Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt."
„Mein Vater, mein Vater, jezt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids gethan."

8. Dem Vater grauset's, er reitet geschwind;
er hält in den Armen das ächzende Kind,
erreicht den Hof mit Müh und Noth,
in seinen Armen das Kind war tot.

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