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könnte; von dieser tiefen innigen Befriedigung zeugen eben unsere

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Poësien der alten Zeit auf die allerentschiedenste Weise: die stille Ruhe, die ungetrübte Heiterkeit, die diesen Dichtungen inwohnt, der milde Schimmer des Friedens und der Beharrlichkeit, der über sie ausgebreitet ist, beweist, daß die Nation mit sich selbst einig, daß sie sich in ihren tiefsten Daseinsbedürfnissen völlig befriedigt waste. Nicht weniger zeugt dafür die Reformation, wenn sie in ihrem religiösen Quell, mit ruhigem, geschichtlichen Blicke, mit einem von Leidenschaft und Ueberdruß gleich wenig getrübten Auge betrachtet wird: es liegt in ihr das Streben, sich des für das Leben der Nation unentbehrlichen, persönlichen Glaubens wieder in seiner ganzen Fülle zu bemächtigen und zu der fast schon verlorenen Befriedigung zurück zu gelangen. Aber es trat fast zu gleicher Zeit mit der Reformation, zuerst in Italien, später in Deutschland, auch das Streben hervor, einen neuen befriedigenden Lebensinhalt, theils neben, theils über dem gegebenen nationalen, theils über, theils neben dem überlieferten christlichen Lebensinhalt in der geisti– gen Welt des heidnischen Altertums zu entdecken und zu gewinnen; es trat das klassische Altertum gleich vom Anfange an in Italien bekanntlich nicht blos als ein drittes, die nationalen und christlichen Elemente bereicherndes, ihnen jedoch untergeordnetes Element auf, sondern als ein Stoff, welcher sich an die Stelle der einen und der andern oder beider zugleich setzen, dieselben zu verdrängen suchte welcher statt des nationalen Bewustseins ein griechisch-römisches, statt des christlichen ein heidnisches Bewustsein zu erzeugen strebte. Daß von diesem Streben schon im 16. Jahrhundert auch in Deutschland zahlreiche Spuren zu entdecken seien, ist bekannt genug; doch verhinderten die weit vorwiegenden religiösen und kirchlichen Interessen dieses Jahrhunderts den Ausbruch des bereits drohenden Kampfes. Innerlich, und wenn man will, im Geheimen wurde er fortgesetzt, bis gegen das Ende des 17. Jahrhunderts in dem englischen Deismus der langsam aufgesogene heidnische Lebensinhalt zur Erscheinung kam, und der Zwiespalt zwischen dem überlieferten christlichen Leben und dem neu hinzugeführten antik-heidnischen offen zu Tage lag. Die alte Befriedigung, der man gleichsam müde geworden war, verschwand; man trat willkürlich von dem Standpuncte des Habenden und Genießenden auf den des Suchenden und Zweifelnden zurück. Auf den alten, daß ich mich so ausdrücke, naiven Standpunct des suchenden Griechen und Römers konnte man gleichwohl nicht wieder zurückkehren; daher hat das moderne Suchen und Zweifeln etwas Unruhiges, Unstätes, Pikirtes, Gewaltsames, ja in manchen Fällen etwas Krankhaftes und Verzweifelndes,

welches weit absteht von dem frischen Streben der Griechen, noch viel weiter von der, man könnte fast sagen, seligen Ruhe unserer älteren Zeit, zu welcher es vielmehr den geraden Gegensatz bildet. Von diesem Suchen und Nicht-Finden ist unsere ganze neuere Dichterzeit erfüllt, und nicht zu ihrem Vortheil *). Der erste und bedeutendste Repräsentant dieser Suchenden und Nicht-Findenden ist Lessing, in welchem übrigens mehr antikklassische Ruhe des Suchens vorhanden ist, als, Göthe ausgenommen, in sämtlichen Suchenden von 1781 an bis an den heutigen Tag. Er war es, der das Suchen der Wahrheit höher stellte als den Besitz der Wahrheit, das Laufen nach dem niemals erreichbaren Ziel höher als das Ziel selbst. Eben darum aber ist in seinen Werken, in denen die tieferen menschlichen Fragen zur Sprache kommen, eben darum ist in den übrigen nach ihm kommenden Werken gleichen Inhalts theils etwas Unruhiges, etwas Polemisches, theils etwas wirklich Unbefriedigtes und Unbefriedigendes, etwas Unabgeschlossenes und Dissonirendes, welches den höchsten poëtischen Genuß nicht zu erreichen verstattet. Es ist hier nicht von einer Vergleichung der Productionen der neuen Zeit mit der großartigen Ruhe des homerischen oder des deutschen Epos die Rede, dergleichen die neue Zeit überhaupt zu schaffen außer Stande ist, und worin sie der alten Zeit unbedingt nachstehet; aber wer kann sich, wenn er sich aufrichtige Rechenschaft geben will, verhehlen, daß im Nathan, in Emilie Galotti, daß im Werther, im Faust, ja im Götz, daß in den Schillerschen Dramen ohne Ausnahme irgend etwas Unaufgelöstes, ein geheimes, im tiefsten Kern ungemildertes Weh, ein stechender krankhafter Schmerz verborgen liege? Wer muß nicht gestehen, daß hier ein Widerstreit zwischen der Idee und der Wirklichkeit, zwischen dem Anspruche und der Erfüllung, zwischen dem Wollen und Können theils angedeutet, theils halb ausgesprochen sei, den unsere ältere Zeit so gut wie gar nicht, den so selbst die ihrem innersten Wesen nach nothwendig nicht befriedigte griechische Dramatik nicht kennt? Oder hätte wirklich nur eins dieser Werke so ganz „ausgestossen jeden Zeugen menschlicher Bedürftigkeit," wie die beiden Oedipos des Sophokles, durch die doch das tiefste Weh durchzittert, was eine griechische Seele jemals bewegt hat? Wäre in einem dieser Werke der Conflict mit der Welt so völlig von dem Dichter überwunden, daß man nicht eine Regung mehr gewahrte von der Unruhe seiner Opposition? Hört man

*) In neuester Zeit zeigt sich ein erfreulicher Umschwung zum Bessern, zum Christlichen.

nicht vielmehr vernehmlich genug ein widerstrebendes und unzufriedenes „Ich will das nicht durchklingen? Gewiß, unsere neue Dichterzeit hat sich nur gewaltsam und zu ihrem Schaden des versöhnenden, Ziel und Ruhe gebenden Elementes entschlagen, des christlichen Elementes, welches sie nicht aufnehmen mochte und doch nicht ignoriren kann, während es ihr gleich unmöglich ist, zu der plastischen Ruhe der griechischen Heidenwelt zurückzukehren. Ich weiß sehr wohl, daß neben der religiösen Unruhe und Unbefriedigtheit auch eine sociale und politische Unruhe die ganze Zeit, von welcher wir reden und noch zu reden haben werden, durchzieht; aber unmöglich kann es verkannt werden, daß die erstere, die sociale Unzufriedenheit, doch in der religiösen wurzelt; daß dagegen die in der Zeit vorhandene politische Bewegung und Aufregung der Poësie nicht nothwendig Eintrag thue, beweist die Dichtung der Griechen, beweist die Dichtung unserer eigenen älteren Blütezeit so zu sagen mit jeder Zeile. Es muß mithin in dem persönlichen Habitus der Dichter, in der Stellung ihrer innersten Gesinnung zu den höchsten Gegenständen, nicht in diesen, nicht in den Zeitverhältnissen, nicht in der Weltlage die Ursache gesucht werden, weshalb auch die besten ihrer Werke keinen vollkommenen in jeder Hinsicht befriedigenden Eindruck machen, und so scheint es bis jezt ¿enn in der Dichtung unser Los zu sein, daß wir alles zugleich und auf einmal haben besitzen sollen: die ältere Blütezeit ermangelte noch der Weltcultur, der gemessenen, überall durchsichtigen Form, dagegen besaß sie innere unerschütterliche Haltung und tiefe Befriedigung; die neuere hat jenes, die Aufnahme der Weltkultur und die innige Vermälung derselben mit der nationalen Poësie, erreicht, dagegen das andere, wenigstens zum

grösseren Theile, daran gegeben. Wie sich aus dieser im Anfange, bei Lessing, noch großartigen Verstimmung, später in Göthe und Schiller zum Theil überwundenen und aufgelösten Dissonanz mit einseitiger Festhaltung derselben, besonders unter dem Einflusse Wieland's eine Masse ganz harter und derber, sogar roher, den Misklang suchender und zur gellendsten, schreiendsten Höhe treibender literarischer Erscheinungen und Gruppen bildet, in welchen zulezt fast alle Poësie erlischt, von den Nicolai und Heine herab bis auf die von Weltschmerz Zerrissenen, würde an einer andern Stelle nachzuweisen sein: daß jedoch diese sich selbst Zerreißenden ihren Weltschmerz nicht aus sich willkürlich erzeugt, sondern denselben der Grundlage nach allerdings aus unserer besten Zeit überliefert erhalten haben, wird nicht abgeläugnet werden können. Kehren wir nach dieser allgemeinen Betrachtung wieder zu dem, von welchem dieselbe nothwendig angeregt wurde, zu Lessing, zurück.

Lessings Leben und ein Theil seiner litterarischen Thätigkeit pflegt auf viele beim ersten Anblicke nicht den günstigsten Eindruck zu machen; es scheint ihn eine nie gestillte Unruhe hin und her zu treiben, eine fast planlose Vielgeschäftigkeit zu zerspalten und seine Kräfte vor der Zeit zu verzehren. In diesem Tadel liegt allerdings etwas Wahres: bald in Leipzig, bald in Berlin und wieder in Leipzig und in Berlin, in Breslau, Hamburg und Wolfenbüttel und nirgends befriedigt, nirgends zufrieden, mit unzähligen Plänen beschäftigt und rastlos thätig, und doch, mit verhältnismässig wenig Ausnahmen, nur Vereinzeltes und Zufälliges hervorbringend so finden wir ihn; aber wer könnte bei all dieser Zerstreuung und Vielgeschäftigkeit, bei dieser Beweglichkeit und Unruhe die innere feste Einheit der kräftigsten Seele, die tiefste Ruhe des klarsten Bewustseins, die unerschütterte Selbständigkeit eines den Außendingen überlegenen starken Geistes verkennen? Und gerade die Schlagfertigkeit Lessings, daß er nach allen Seiten hin eingriff, daß er niemals stillstand, niemals zögerte, wo es galt, vorzuschreiten und einen Kampf aufzunehmen, daß er mit der strengen Aufrichtigkeit seines ungewöhnlichen Scharfsinnes überall eindrang, das gerade war es, was die strebende und ringende, aber sich selbst nicht klare und ihres Zieles nicht bewuste Zeit bedurfte. Mit einer Ueberlegenheit, gegen die kein Widerspruch aufkam, mit einer Scharfsichtigkeit, der nichts verborgen blieb, mit einer Aufrichtigkeit und Offenheit, die nichts verschweigt, nichts beschönigt, mußte der in Gottschedscher Ueberklugheit, in Bodmerscher Unklarheit, in Klopstockscher Gutmüthigkeit und Ueberschwenglichkeit theils noch feststehenden, theils in diese Irrtümer auf's neue sich verlaufenden und verlierenden Zeit ihre Aufgabe und ihr Ziel gezeigt werden. Und das hat Lessing gethan, durch ihn erst ist die Abhängigkeit von unsern modernen Nachbarn, den Franzosen, völlig gebrochen, durch ihn der drohenden Unterordnung unter die Engländer eine Schranke gesetzt, durch ihn das strenge Maß und die durchsichtige Form der Antike zu unserem Maß und unserer Form erhoben worden. In gleicher Weise und mit gleicher Schärfe richtete sich Lessing gegen „den grossen Duns" wie er ihn nannte, gegen Gottsched und dessen geistlosen Formelkram, wie gegen Klopstock und dessen gestaltlose Darstellungen im Messias, gegen die unfähigen Bearbeiter und Nachahmer des Horaz (den Dichter Lange), wie gegen den neuen Nachahmer der Franzosen, seinen alten Freund Weisse, gegen die breite Fabeldichtung der Hagedorn, Gellert und Lichtwer, und gegen die Lehrpoësie überhaupt, wie gegen die Sucht, in der Poësie zu schildern und zu malen; er stellt wie Bodmer die erfindende, schöpferische Kraft des Dichters als erstes Erfordernis der

wahrhaften Dichtung auf, aber neben die Kraft setzt er das strengste Maß
und die festeste Regel: im Drama gilt ihm neben Shakespeare, den zwar
Wieland 1762 übersetzte, auf den aber Lessing zuerst mit vollem Be-
wustsein und vollem Erfolge hinwies, der Kanon des Aristoteles
(A. F. C. Vilmar.)

III. Rhetorische Prosa.

§. 343. (Redner.)

Von 1500-1620.

M. Luther (1483-1546): An den Adel deutscher Nation, 1520.
Predigten, Briefe und Tischreden. (Gesammelte Schriften, 1734
bis 1753. 24 Quartbände.)

U. Zwingli (1484-1531): Predigten und Briefe. (Der gesamte
Nachlaß, 1828.)

Von 1620-1720.

Abr. a sancta Clara (Ulrich Megerle: 1642-1709): Reim dich, oder ich lies dich, 1754.

Judas, der Erzschelm, 1775.

Gack, gack, gack, gack a ga einer wunderseltsamen Henne in dem Herzogtum Baiern, 1732.

Etwas für Alle, 1785.

Mercurialis oder Wintergrün, 1766.

Abrahamisches Gehabdichwohl, 1739.

Sterben und erben, 1744.

Drei erbauliche und sinnreiche Andachten, 1702.

Neu eröffnete Weltgallerie, 1703.

Heilsames Gemisch Gemasch, 1737.

Abrahamisches Bescheidessen, 1737.

Wunderwürdiges, ganz neu ausgehecktes Narrennest, 1737.

Wohlangefüllter Weinkeller, 1739.

Hui und pfui der Welt, 1725.

Geistlicher Kramladen, 1743. 3 Theile.

Besonders möblirte und gezierte Totencapelle, 1711.

Abrahamische Lauberhütt, 1749.

(Auserlesene Werke, 1835.)

Von 1720-1780.

J. G. Reinbeck (1683-1741): Betrachtungen, 1731-34, 4 Theile.
J. L. von Mosheim (1694-1755): Heilige Reden über wichtige
Wahrheiten der Lehre Jesu Christi, 1765. 3 Bde.

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