ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Es wird daher wohl bei unsrer Stelle an die Mondgöttin als die Vorsteherin des weiblichen Geschlechtslebens zu denken sein, so daß also die mannigfaltigen Veränderungen, denen sie unterliegt, in schöner Steigerung als monatliche Periode, Schwangerschaften und Geburten gedeutet werden. Diese Beziehung der Mondgottheit ist ja in allen möglichen Gestalten der Mythologie ausgeprägt, so bei Juno Lucina, Artemis λoxia oder λoxeía, Selene, Frigga usw.1. Auch der babylonische Mondgott Sin heißt im Hymnus von Ur,,der Mutterleib, der alles gebiert". Dafür, daß dieselbe Anschauung vom Monde auch in der neuen Welt sich findet, führe ich als interessanten Beleg den religiösen Glauben der Wichita's an. Danach ist der Mond,,der spezielle Wächter der Frauen, denn er ist eine Frau und besitzt alle die Kräfte, welche die Frauen begehren. Er war es, der die erste Frau auf Erden lehrte und ihr Macht gab. Er unterweist die Frauen auf die Zeit ihrer monatlichen Krankheit, belehrt sie, wenn sie schwanger sind und wenn das Kind im Begriff ist geboren zu werden und hat ihnen gesagt, daß das Kind nach der Geburt ihm dargebracht werde, indem man die Hände über den Leib des Kindes hin und her bewegt und es in die Höhe hebt usw.“ 2.

Bei welchem Anlaß der Gen. 3,16 enthaltene Fluch über die Iššā wohl ausgesprochen worden sein mag? Vielleicht nach ihrer Trennung von Iš, mit dem sie ursprünglich zu einem Wesen vereint war 8. Dann wäre der Vers kein Strafwort, sondern ein einfacher Ausspruch über die Geschlechtsbestimmung der Iššā, was auch besser im Einklang mit der sonst im Altertum geltenden Anschauung stünde, wonach häufige Geburten für ein Weib kein Fluch, sondern ein großer Segen sind. Das Verlangen, das das Weib nach dem Manne haben soll (v. 16 b), wäre dann ebenso zu verstehen, wie das des Mannes nach dem Weib (2, 24)*. Auffallend ist freilich das starke Anklingen eben dieser zweiten Hälfte von v. 16 an 4, 8, durch das die Vermutung

1) Vgl. Siecke, Urrelig. der Indogerm. 29; Myth. Briefe 115 A. 4. 2) Nach Dorsey, The mythology of the Wichita 1904 p. 19.) Vgl. das oben S. 9 ff. über die Doppelgeschlechtigkeit des „Urmenschen" Ausgeführte. 4) Siehe oben S. 27 f.

[ocr errors]

geweckt wird, sie könnte dort ihren eigentlichen Platz haben und mit einer Umbiegung ihres ursprünglichen Sinnes an 3, 16 a angehängt worden sein.

[ocr errors]

Ebenso wie der Ausspruch Gottes über die Iššā v. 16 a ist auch die vom Jahwisten (v. 20) zum Namen Chawwa gegebene Erklärung zu deuten denn sie wurde die Mutter alles Lebendigen". Dieser Ausdruck hat einen guten Sinn, wenn er als das genaue Seitenstück zu der vorhin erwähnten Bezeichnung Sins als des,,Mutterleibs alles Lebendigen" gefaßt wird, während er, auf das erste Weib angewendet, eine Hyperbel bildet, von der man sich nur wundern muß, wie leicht die Exegeten bisher über sie hinweggekommen sind.

15. Adam und Christus.

Es ist eine in der apokryphen und pseudepigraphischen Literatur zum A. T. vielverbreitete Anschauung, daß Adam von Christus,,erlöst", auferweckt und ins Paradies zurückgeführt wurde. Wir finden sie im ,,Leben Adams und Evas" (§ 42), in der Apokalypse Mosis (§ 13 und 28), besonders auch in der „Schatzhöhle". Nach letzterer Schrift ist Adams Leichnam auf Golgatha, als dem Mittelpunkt der Erde bestattet worden; wie dann Christus dort gekreuzigt wurde, floß sein Blut gerade in Adams Mund1, so daß er dadurch getauft und erlöst wurde, worauf er wieder die Stola der Gloria anzog, die er beim ,,Fall" verloren hatte. Durch seine Höllenfahrt aber bereitete der Messias dem Adam die Rückkehr ins Paradies, nachdem er am Kreuze den Brief der Zurückführung Adams mit seinem eigenen Blute geschrieben. und in die Hände des Schächers gelegt hatte (vgl. Luc. 23, 43). Auch der Syrer Ephraem nimmt an, daß Christus den Adam aus der Scheol ins Paradies, bezw. an dessen Umzäunung führte. Derselbe Kirchenlehrer hat die merkwürdige Notiz,

1) Das Kreuz stand also über Adams Schädel, wie auf vielen Bildern des Mittelalters gemalt worden ist. 2) Uhlemann a. a. O. 268.

daß durch das Kind Jesus Adam und Ewa wieder verjüngt wurden 1. All dies Traditionen, die nach der von uns gegebenen Deutung des Adams- und Paradiesesmythus einer Erklärung nicht bedürfen. Wenn Adam der Mond ist, so ist es ebenso natürlich, daß er wieder einmal in den himmlischen Garten zurückkehren darf, wie daß er aus ihm ausgestoßen wurde. Nur ein anderes Bild für seine Rückkehr ist seine Auferweckung. Dabei ist es freilich klar, daß die älteste Erzählung nur von einer Auferweckung wußte, nämlich derjenigen, die auf das Einschlafen nach der Übertretung des Verbotes folgte und der Austreibung voranging, nicht aber von einem zweiten Tod und darum auch nicht von einer zweiten Auferweckung.

Nun erscheint aber Christus in der Literatur nicht bloß als derjenige, der den Adam erlöste, sondern als das vollkommene Gegenstück zu ihm, als der zweite Adam. So schon im N. T., wo Christus in den bekannten paulinischen Stellen ebenso als der Urheber von Gerechtigkeit, Leben und Gnade für die Menschheit dargestellt wird, wie Adam der Urheber von Sünde, Tod und Verdammnis für sie war. Einen bis in alle erdenkbaren Einzelheiten durchgeführten Vergleich bietet dann namentlich die ,,Schatzhöhle". Da er neben allem Künstlichen und Gemachten doch auch einiges Interessante enthält, so sei das Wesentliche hier angeführt. Nachdem zunächst (S. 5 f.) der Lebensbaum als das Vorbild für das Erlösungskreuz, den eigentlichen Baum des Lebens bezeichnet worden war, heißt es (S. 62 f.): ,,in der ersten Stunde des Freitags bildete Gott den Adam aus Staub; und in der ersten Stunde des Freitags empfing der Messias Speichel von den Kindern Adams. In der zweiten Stunde Freitags versammelten sich die wilden Tiere und Vieh und Vögel bei Adam, und er gab ihnen Namen, während sie ihr Haupt vor ihm beugten; und in der zweiten Stunde Freitags scharten sich die Juden wider den Messias, indem ihre Zähne gegen ihn knirschten, nach dem Wort des frommen David: ,,große Farren haben mich umgeben; fette Ochsen haben

[merged small][ocr errors][merged small]

mich umringt"; in der dritten Stunde Freitags wurde die Krone der Glorie auf das Haupt Adams gesetzt; und in der dritten Stunde Freitags wurde die Dornenkrone auf das Haupt des Messias gesetzt. Drei Stunden war Adam im Paradiese, indem er in Gloria glänzte und drei Stunden war der Messias im Richthause, indem er mit Geißeln gepeitscht wurde. In der sechsten Stunde stieg Eva auf den Baum der Gesetzesübertretung; und in der sechsten Stunde stieg der Messias ans Kreuz, den Baum des Lebens1 . . . Drei Stunden war Adam unter dem Baume seiner Scham entblößt; und drei Stunden war der Messias am Stamm des Kreuzes nackend . . . An einem Freitag starben Adam und Eva und an einem Freitag lebten sie wieder. An einem Freitag bekam der Tod Gewalt über sie und an einem Freitag wurden sie von seiner Herrschaft erlöst . . . In der neunten Stunde des Freitags stieg Adam hernieder zum flachen Lande von der Höhe des Paradieses; und Freitags in der neunten Stunde stieg der Messias von der Höhe des Kreuzes herab zu den unteren Örtern der Erde, zu denen, die im Staube lagen. Und wisse: in allem ist der Messias Adam gleich geworden, wie es geschrieben stehet".

Von solcher Vergleichung zwischen Adam und Christus zu ihrer vollständigen Identifizierung ist es nur noch ein Schritt. Er ist auch getan worden. Zuerst von judenchristlichen Gnostikern. Nach dem, den Ebioniten verwandten Elxai ist Christus, ein 96 römische Meilen hoher Engel, zuerst in Adam, dann in Jesus erschienen. Umgekehrt sagten manche Ebioniten, in Christus sei Adam gekreuzigt und wieder auferstanden 2. Ja etliche von ihnen erklärten Christus geradezu für den unmittelbar von Gott erschaffenen Adam, wie sich denn auch im Koran der Ausspruch findet: „vor Gott ist Jesus dem Adam gleich“.

1) Nach mittelalterlichen Legenden war das Kreuzesholz wirklich aus dem Lebensbaum gefertigt. Vgl. Kampers, Mittelalterliche Sagen vom Paradiese und Holze des Kreuzes Christi. Schriften der Görresgesellsch. 1897. — 1) Vgl. Hilgenfeld, Ketzergeschichte des Urchristentums S. 434 ff. 5) Τινὲς γὰρ ἐξ αὐτῶν τῶν Εβιωναίων) καὶ Ἀδὰμ τὸν χριστὸν λέγουσιν εἶναι τὸν πρῶτον πλασθέντα καὶ ἐμφυσηθέντα ἀπὸ τῆς τοῦ θεοῦ ἐπιπνοίας Epiphanius Haer. 30, 3. — 4) Sure 3, 52.

=

=

Naturgemäß erhebt sich hier die Frage: ist die zur Gleichsetzung führende Gegenüberstellung von Adam und Christus die logische Folgerung aus der Tatsache, daß beide Größen einer Dritten gleich sind und wie Adam, so auch Christus der Mond ist? Daß in der jüdisch-christlichen Messiasdogmatik ein gutes Stück Mondmythologie steckt, ist nicht zu bezweifeln. Schon der Name Messias Christus der Gesalbte deutet darauf hin. Auch das dreitägige Verweilen Christi im Grab und seine Auferweckung scheint am einfachsten durch Annahme eines Mondmythus gedeutet zu werden. Dennoch soll hier, wo wir nur gelegentlich auf das Christusproblem stoßen, eine Entscheidung nicht getroffen werden in einer Frage, die eine selbständige Untersuchung erheischt und deren Bejahung die weittragendsten Konsequenzen haben müßte. Denn wenn schon die Christusidee von ihrem Träger, der Persönlichkeit Jesu von Nazareth, unterschieden werden muß, so ist doch die Verschmelzung zwischen beiden, wie sie namentlich im Tod und der Auferstehung Jesu vorliegt, eine zu innige, als daß nicht die mythische Auffassung des Messiasgedankens auch von sehr einschneidender Bedeutung für die Frage nach der Geschichtlichkeit Jesu sein müßte.

1) Vgl. Zimmern KAT 388 f. und meine Bemerkungen über die Tradition von einer dreitägigen Dauer der Sintflut ARW VI, 60 f.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »