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Völkern, auch bei manchen Gnostikern. Nach dem bekannten babylonischen Schöpfungsbericht des Berossos hat es im Anfang allerlei wunderbare Lebewesen von eigenartigen Gestalten gegeben: zweiflügelige Menschen, aber auch einflügelige und zweigesichtige, auch solche, die einen Leib aber zwei Köpfe hatten, einen männlichen und einen weiblichen und ebenso doppelte Schamteile, männlich und weiblich. Der doppelgeschlechtige Ymir der nordischen Mythologie erzeugte mit seinen beiden Füßen einen Riesen, ebenso bedeutet auch der Name des Vaters des aus der Erde hervorgegangenen Gottes Thvisco nach Grimm soviel als geminus, didvμos. Nach Plato gab es anfangs drei Geschlechter: äggɛv, 9ñλv und avdoóyvvov, die von Sonne, Erde und Mond abstammen. Die Inder haben ihren ersten Menschen Jama, dessen Name Zwilling bedeutet und der Jama der Iranier ist gleichbedeutend; daneben steht die Sage von den als Zwitter erschaffenen Mašja und Mašjōi, die aus einer Rīvāsstaude hervorgingen und so verbunden waren in einer Gestalt, daß nicht sichtbar war, welches der Mann und welches das Weib war. Diese Anschauung von der Doppelgeschlechtigkeit des ersten Menschen. verliert alles Befremdliche bei der Annahme, daß der erste Mensch der Mond ist. Denn dieses Gestirn wurde tatsächlich als mannweiblich betrachtet. In der religionsgeschichtlich so wichtigen Schrift Plutarchs, De Isi et Osiride, heißt es (c. 43) von den Ägyptern: μητέρα τὴν σελήνην τοῦ κόσμου και λοῦσι καὶ φύσιν ἔχειν ἀρσενόθηλυν οἴονται. So heißt denn auch der babylonische Mondgott Sin ellâmê die Zwillinge und kommt auf Siegelzylindern als doppelköpfig vor 8. Dem entspricht bei den Griechen der oft als άgoɛvóηλus bezeichnete Dionysos und die phallische Aphrodite, wie bei den Römern die Venus barbata. Auch ist es ja ganz bezeichnend, daß

Gylfaginning 5.

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1) Eusebi Chronic. lib. I ed. Schoene 14-18. p. 2) Wafprudnismal 33. 3) Tac. Germ. 2. *) Deutsche Mythologie III, 401. Auch nach Müllenhoff, vgl. Ehni, Der vedische Mythus des Yama. 1890 S. 210. 5) Conviv. 190 B. 6) Bundeheš (Ausgabe u. Übersetzung v. Justi) 8) Hommel, Die aitorientalischen Denkmäler und 9) Über des Dionysos und der Aphrodite Mond

c. 15.

das A.T.

7) KAT3 363.

1903. S. 59.

bedeutung s. Siecke, Myth. Br. 38. 69 u. sonst. Über andere zweigeschlechtige oder das Geschlecht wechselnde Wesen vgl. ebendort S. 139 f.

in der erwähnten Platostelle das aus männlich und weiblich gemischte Geschlecht ausdrücklich vom Monde hergeleitet wird und jene doppelgeschlechtigen Urmenschen selbst, ebenso wie ihr Gang, kreisförmig (7εqueons) waren, um so ihren Erzeugern zu gleichen". Ebenso ist es höchst beachtenswert, wenn Berosus bemerkt, über alle jene merkwürdigen Wesen habe ein Weib mit Namen 'Ouooxa geherrscht und dazu beifügt: „Das ist auf chaldäisch @aure, ins Griechische übersetzt θάλασσα, von gleichem Zahlenwert wie σελήνη.“ Während für 'Quooxa verschiedene Erklärungen aufgestellt werden, wird Oaure (bei Damaskios Tave) übereinstimmend auf die babylonische Göttermutter Tiamat gedeutet. Berossos weiß also noch etwas von einer Zusammengehörigkeit von Tiāmat mit dem Monde! Aber noch mehr: er führt uns durch seine Erzählung von den Zwittergestalten, die aus Tiamat hervorgegangen sind, auf eine Vermutung, deren Prüfung freilich Berufeneren überlassen werden muß, die sich aber zu sehr aufdrängt, um hier nicht ausgesprochen zu werden. Tiamat ist sprachlich und sachlich gleich dem hebräischen tehōm. Dieses Wort wieder ist lautlich nah verwandt mit V/Nn, wovon toam, teom, arab. taw am Zwilling. Sollte also nicht auch tiamat = Zwilling, Zwitter- und zwar der Mond als solcher gedacht sein? Man erinnere sich an die Erschaffung von Himmel und Erde durch Marduk aus den zwei Teilen, in die er den Leichnam der Tiamat zerschlägt. Hätte diese Deutung des Namens nicht am Ende doch mehr für sich, als die von V stinken ? Der Umstand, daß Tiamat in den Texten als ,,Verkörperung der Urflut" erscheint, spricht nicht gegen die vorgeschlagene Etymologie. Denn auch der oberste phönizische Gott Jam (= das personifizierte Meer) war dem Mondgott sehr nahe verwandt. Ist aber Tiamat tehōm Zwilling, so ist es vielleicht auch nicht zu kühn, selbst an eine sprachliche Zusammengehörigkeit mit Jama und dann

תהםV

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1) Siehe KAT3 492, A. 2.

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3) Vgl. Jensen

2) Nach dem Schöpfungsmythus Enuma eliš Taf. IV Z. 137 ff. Keilinschr. Biblioth. VI, 1, 30. K. B. VI, 1, 560.-) Hommel, Die altorient. Denkmäler S. 60.

wohl auch Ymir zu denken. Die Entscheidung muß ich auch in dieser Frage anderen anheimgeben 1.

Wenig Schwierigkeit macht bei unserer Deutung der in der christlichen Dogmatik so viel erörterte Begriff der Gottebenbildlichkeit. In meiner Abhandlung über die Sintflutsage habe ich mich dafür ausgesprochen, daß Jahwe Elohim von Haus aus Sonnengott ist. Es ist aber wohl möglich, daß er noch früher Mondgott war und erst später, wie dies auch bei andern großen Göttern geschehen, Züge eines Sonnengottes auf ihn übertragen worden sind. Die starke Betonung seiner Schöpfertätigkeit die eine ganz spezifische Seite des Mondgottes ist —, scheint mir für diese Annahme zu sprechen. Wenn nun in Gen. 1, 26 ff. Elohim Sonnen- oder Mondgott und Adam der Mond ist, so ist ja das „nach unserem Bilde, uns ähnlich“ klar, denn jeder neue Mond ist das Bild des alten und jeder Vollmond sieht der Sonne ähnlich3. Wenn sodann Gott den Adam nach seiner Erschaffung zum Herrn über Erde und Tierwelt einsetzt, so gewinnt dieser Umstand natürlich auch ein ganz anderes Gesicht, wenn man unter Adam nicht einen Menschen, sondern ein Mondwesen sich vorstellt. Die Idee einer Herrschaft des ,,Menschen" über die Erde hat, wie mir scheint, mehr ein

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Mond, so bedeutet die Finsternis auf der Oberfläche der tehom (Gen. 1, 2) den dunkeln Mond. Über den über den Wassern schwebenden ruach elohim möchte ich keine bestimmte Meinung äußern, vermute aber, daß der ruach nach seiner ursprünglichen, sinnlichen Bedeutung der Wind ist, der als die die Himmelskörper bewegende Kraft gedacht wurde und als dessen Ursitz vielleicht auch der Mond (oder die Sonne) gegolten hat. Das „es werde Licht“ bedeutet zunächst wohl nur die Erhellung des dunkeln Mondes, wie denn auch die Scheidung zwischen Licht und Finsternis, unter der man sich sonst nichts bestimmtes denken kann, wohl auf die Abgrenzung der lichten und der dunkeln Hälfte des Mondes geht. Die Beleuchtung, d. h. Erschaffung des Mondes, war der Naturvorgang, von dem man die genau entsprechende Entstehungsgeschichte der Welt ablesen zu können glaubte. 2) ARW VI, 10 A. 2. 3) Ein Formen der Menschen nach dem Bild der Götter kennt auch Ovid (Met. I, 83) und wie es scheint, die Überlieferung der Babylonier: Aruru schafft den Eabani nach dem Bild Anus und die Muttergöttin Mami vollendet 7 Männlein und Weiblein als ihr Gegenstück KAT3 506.

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modernes, als ein antikes Gepräge. Man könnte sich ja vielleicht auf den achten Psalm berufen, wo derselbe Gedanke in poetischer Form ausgesprochen erscheint - allein mich dünkt, daß eben auch dieser Psalm nicht sowohl von der Hoheit des Menschen, als des Mondwesens redet, auf das nicht bloß das ben adam, sondern auch der enōš ganz wohl gedeutet werden kann1. Die Stelle ist zu übersetzen: „Was ist der Enōš, weil du sein gedenkst usw." und bedeutet nicht: „wie wenig ist er", sondern wie groß ist er, der als Mond im Himmel thront und die Sterne regiert". Von ihm kann ohne Übertreibung gesagt werden: „Du ließest ihn nur wenig zurückstehen hinter Gott (namentlich wenn Gott der Sonnengott ist) und mit Pracht und Herrlichkeit kröntest du ihn". So deutet denn auch in Gen. 1, 26-30 genauer betrachtet doch manches darauf hin, daß ursprünglich von der Herrschaft des Mondes die Rede ist. So namentlich die geflissentlich vorangestellte Phrase „die Fische des Meeres und die Vögel des Himmels“ (V. 26 u. 28). Das lautet doch fast, wie wenn das Meer das Himmelsmeer wäre und die Vögel die am Himmel hinfliegenden Gestirne. Auch die hebräischen Ausdrücke, die man mit ,,machet sie euch untertan und herrschet über sie" zu übersetzen pflegt, wörtlich aber soviel als „tretet sie nieder",,,tretet mit Füßen" bedeuten, sind, wie man schon mit Recht bemerkt hat, für die Herrschaft des Menschen auffallend stark gewählt. Vom Mond gebraucht, sind sie am Platze. Er ist ja in der Sprache des Mythus der Herr der Tiere: Jama, der herdenreiche, ist der gute Hirte, Rudra führt den Kultusnamen pasupatis, und auch Noah erscheint durch die Rettung der Tiere in seiner Arche als Patron des Viehs. Nicht in den Zusammenhang des Stückes paßt übrigens die Bestimmung V. 29, wonach die,,Menschen", denen soeben die Herrschaft über die Erde und alle Tiere eingeräumt wurde, nun in ihrer Nahrung auf die samentragenden Pflanzen und Bäume beschränkt werden.

1) Vergleiche den doch auch so gut wie die andern Urmenschen mythisch zu verstehenden Enos in Gen. 4, 26 u. 5, 6 ff., in dem ich geradezu einen Doppelgänger Adams erblicke. 3) Siehe meine Sintflutsage ARW VI, 131.

2) 177 u. VER.

Diese Notiz ist aus einer Schilderung des Paradieses hereingekommen; denn für das Leben im Paradiese ist es charakteristisch, daß Baumfrüchte die Nahrung seiner Bewohner bilden'.

3. Die Erschaffung Adams nach Gen. 2, 6 u. 7.

Der zweite biblische Bericht über die Erschaffung Adams, der der jahvistischen Quelle angehört, sieht vom ersten verschiedener aus, als er es wirklich ist. Beide sind einander nämlich insofern ähnlich, als sie ein Urpaar Adam und Adamā voraussetzen. Nur wird in Gen. 1, 26-30 so wie diese Stelle nach dem obigen zu ergänzen ist, die gleichzeitige Erschaffung von Adam und Adama erzählt, wobei die Adama wie Adam mehr als Persönlichkeit erscheint. Der Jahvist dagegen läßt den Adam aus der Adama entstehen3, so daß die Adama der Stoff ist, aus dem Adam geformt wird. Doch mag immerhin der Umstand, daß Josephus die πυρδᾶ γῆ, aus der Adam erschafen wurde, παρθένος καὶ ἀλη vý nennt, ein Fingerzeig sein, daß auch in der Adamă in Gen. 2 eigentlich ein persönliches Wesen steckt und es einmal einen Mythus gab, der ebenso den Mann aus dem Weib entstehen ließ, wie jetzt umgekehrt Gen. 2, 20 ff. das Weib aus dem Manne hervorgeht. Wie im ersten, so ist auch im zweiten Kapitel der Genesis nach unserer Auffassung Adam (und Adama) eine Bezeichnung des Mondwesens. Es ist deshalb die Bemerkung nicht begründet, die Wellhausen◄ zu unserem Schöpfungsbericht macht: „auf eine natürliche Reihenfolge der Akte wird gar nicht Bedacht genommen; das bedürftigste Wesen, der Mann entsteht zuerst und sieht

1) Siehe Gen. 2, 16. 2) Wir sehen dabei von dem Bericht über die Erschaffung des Weibes (der iššā) in v. 18 ff. vollständig ab, weil derselbe vom Jahvisten vermutlich einer andern Quelle entnommen ist, als 2, 6 f. — 3) in v. 7 ist störendes Einschiebsel, das von derselben Hand herrührt wie 3, 19b „denn Staub bist du usw.", was eine offensichtliche Dublette zu 19a ist. ) Prolegomena zur Geschichte Israels (1883) 319.

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