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mit dem andern einen Sohn 1. Dieser Schlaf Adams ist nichts andres als der Schlaf des Mondes bei seiner Verfinsterung. Man könnte zwar an sich auch an den Untergang der Sonne denken, wie z. B. Grill tut und auch Siecke für möglich. hält unter Hinweisung auf den von ihm für einen Sonnenheros gehaltenen, allnächtlich von Selene besuchten Endymion. Allein schon der Umstand, daß es ein so besonders tiefer Schlaf ist, deutet doch wohl mehr auf den verschiedene Tage währenden Schlaf des Mondes, als den verhältnismäßig kurzen, gewissermaßen normalen, der Sonne. Die Ansicht, daß der Mond bei Neumond ruhe oder schlafe, teilten die Hebräer mit vielen anderen Völkern. Nach babylonischer Anschauung ging der Mond zur Zeit seines Unsichtbarwerdens „fort" oder „ruhte" er. Der 29. oder 30. Tag des Monats hatte bei den Babyloniern den Namen,,Ruhetag" resp.,,Ruhetag des Mondes". Bei den Ceramesen und Andamanesen glaubte man, daß der Mond zeitweilig (natürlich auch beim Wechsel) „einschlafe". Die von Odin mit dem Schlafdorn gestochene Brunhild und Dornröschen, ihr Gegenbild im Märchen, sind Mondjungfrauen, ebenso haben die Drachen, die im Schlaf getötet werden, wie Wṛtra durch Indra, oder eingeschläfert werden wie der das goldene Flies bewachende durch Medea, alle lunaren Charakter. Aus dem A.T. erwähne ich vor allem den Rauschschlaf Noahs und Lots', den Schlaf Abrahams (Gen. 15, 12), bei dem die Finsternis, die den Erzvater überfällt, doch wohl auf die Mondverfinsterung geht, wie auch den Schlaf Jaqobs (Gen. 28, 11), der als ursprünglicher Mondheros noch erkennbarer geblieben ist, denn Abraham3.

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1) Gylfag. 5. 2) a. a. O. 104. 3) Drachenkämpfe 93. 4) Jensen, Kosmologie der Babylonier. 1890. S. 160. 5) Behla, Die Mondscheibe in der Volksphantasie. Korrespondenzblatt der deutschen Ges. f. Anthropol. XXVII, 54. — ®) Vgl. Siecke, Drachenkämpfe 19.—7) Vgl. meine Sintflutsage ARW VI, 134 ff. 8) Jaqobs Hinken z. B. ist von Siecke gewiß mit Recht in Parallele gestellt worden mit dem hinkenden Bocke des Mondgottes Thor, Mythol. Briefe 177 A. 2. Auch die Stelle Ps. 76, 7, wo ein mythischer Kampf Jahwes geschildert wird „Roß und Wagen wurden in Schlaf versenkt" ist nicht bloß metonymisch zu verstehen (Baethgen), sondern buchstäblich, bildet also die schönste Parallele zu dem Schlaf, der in Dornröschens Schloß auf Menschen und Tiere fällt.

,,Und er nahm eine von seinen Rippen und füllte ihre Stelle mit Fleisch aus." Hier ist jede andere brauchbare Deutung als die auf die Mondsichel ausgeschlossen1. Dasselbe gilt von all den Riesenrippen, die nach norddeutschen Sagen einst in Kirchen aufbewahrt wurden, wie auch von der,,tropfenden Rippe" zu Oberburg in Steiermark 2, deren Tropfen seine Erklärung darin findet, daß der Mond himmlischer Wasserbehälter, Tau- und Regenspender ist. Nicht anders zu verstehen ist sicherlich die grönländische Sage, daß das erste Weib aus dem Daumen des ersten Menschen geschaffen wurde, die der Yuracaré von Karu, der sich aus einem abgerissenen Fußnagel einen Sohn schaffte 3, und die indische von der Zehe Brahmas, aus der Dakšuš gezogen worden sein soll. Als Parallelen im weiteren Sinn werden von Siecke mit Recht herbei gezogen: die dem Schenkel des Muni Narajana entsprossene Mondgöttin Urvasi, der in ähnlicher Weise aus Zeus hervorgegangene Dionysos, der seiner Mutter Rudabe aus der Seite geschnittene persische Held Rustam, das Herausspringen der Athene aus dem Haupt des Zeus, des Goldsäbels Chrysaor aus dem Medusenhaupt 5. Beim Mondgott Typhon ist der eigentliche Sinn der Erzählung noch besonders daran erkenntlich, daß er am dritten Tag aus der Seite seiner Mutter heraussprang ".

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1) Merkwürdigerweise erzählte man sich genau ebenso auf Tahiti schwerlich unter dem Einfluß der Bibel daß aus des Mannes Rippe (ivi) das erste Weib Ivi gemacht wurde (s. Waitz-Gerland VI, 234). - 2) Grimm, Deutsche Sagen, I, 108. Die Volkssage schreibt sie einer Heldenjungfrau zu mit der Anmerkung, daß alljährlich ein einziger Tropfen von ihr abfällt und der jüngste Tag in der Zeit komme, wo sie ganz vertröpfelt sein wird. 3) Nach Ehrenreich, Die Mythen und Legenden der südamerikanischen Urvölker. 1905. S. 46. Ein Bruder des Karu wurde als Mond in den Himmel entrückt. 4) Grimm, Deutsche Mythologie 1III, 162. — 5) Liebesgeschichte 78 ff.; Mythol. Briefe 35. 45. 138 f. Drachenkämpfe 93. Die Entstehung Chrysaors (und des Pegasos) aus der Medusa berichtet Hesiod, Theogonie 278 ff. In ihrer älteren Gestalt scheint die Sage erzählt zu haben, daß Chrysaor der Befreier der Andromeda war und von der Medusa samt seinem Pegasos verschlungen wurde. Sein Bruder Perseus tötete dann die Medusa und befreite den Chrysaor und dessen Pegasos aus ihrem Bauche. Vgl. Hüsing, Taršiš und die Jona-Legende in der Zeitschrift Memnon I, 74 f. Die Naturanschauung, auf der der Mythus beruht, bleibt in beiden Fällen dieselbe. - ©) Tã tọity

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Die „Erbauung" des Weibes durch Jahwe Elohim aus der Rippe erinnert sehr an den babylonischen Marduk, der in Gemeinschaft mit Aruru ebenfalls Menschen und Vieh des Feldes baute"1 und - wie Adam,,in guter Art" ihre Namen nannte. Da übrigens das ,,Bauen" vorzugsweise als eine Tätigkeit des Mondgottes gegolten hat, so erscheint hier Jahwe mehr in der Rolle des Mond- als des Sonnengottes.

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Da sprach Adam: ,,Diese endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin heißen, denn vom Manne ist sie genommen." Eine ganz ähnliche Äußerung tut Jaqob gegenüber von Laban (Gen. 29, 14), wo sie dann ebenso wie hier zu verstehen sein wird als Ausdruck des nahen verwandtschaftlichen Verhältnisses, in dem alle Mondwesen zueinander stehen ".

Bei der Bemerkung,,,darum verläßt ein Mann seinen Vater und seine Mutter, um seinem Weibe anzuhangen“, die wohl nicht Adam, sondern der Erzähler macht, soll nach Gunkel uraltes Mutterrecht durchklingen, wonach der Mann das Weib in dessen Haus aufsucht. Es ist dies wohl möglich, doch glaube ich eher, daß auch diese Stelle eigentlich mythisch gemeint war und erst vom jetzigen Erzähler in eine gelehrte Notiz über Ehegebräuche verwandelt wurde. Der Sinn wäre dann gewesen: der i der zunehmende Mond īš = verläßt das im Westen gedachte Vaterhaus, um seiner iššā = der anderen Hälfte des Mondes anzuhängen. Der Ausspruch wäre dann eine der zahllosen Erklärungen für die befremdliche Tatsache, daß der zunehmende Mond von dem Ort seiner Entstehung sich mehr und mehr entfernt und nach Osten rückt. Grund: es zieht ihn unwiderstehlich zu seiner,,bessern Hälfte", mit der er zu einem Ganzen,,,einem Fleisch" sich zu vereinigen wünscht. Man vergleiche dazu - dià tñs thεvoãç ¿§ahéodai Plut. Is. et Os. 12; vgl. Siecke, Drachenkämpfe 66. 1) KB VI, 1, 40. 2) Vgl. Rudra, den roten Baumeister, die Ribhus, Tvaštar, Daidalos, Odysseus, Noah u. s. f., Sintflutsage ARW VI, 17; Siecke, Drachenkämpfe 80, A 1 u. sonst. 3) Wie = die weifse poetische Bezeichnung des Mondes ist, so wird auch Laban = der Weiße ein Mondheros sein. Er wohnt in Haran: Carrhae in Mesopotamien, wo der Kult des Lunus und der Luna heimisch war. Siehe Roscher, Selene

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die merkwürdige Schilderung, die Plato1 von der Sehnsucht gibt, mit der die in zwei Hälften geschnittenen, ursprünglich doppelgeschlechtigen Menschen zueinander streben. Es ist wohl möglich, daß der Verfasser des Epheserbriefs, als er mit Bezug auf Gen. 2, 24 schrieb,,,dies Geheimnis ist schwer" und es für seine Person auf Christus und die Gemeinde deutete (5, 31 f.), noch eine dunkle Ahnung vom ursprünglichen Sachverhalt gehabt hat.

5. Adams Beschaffenheit und Wesen.

Über Adams körperliche und geistige Beschaffenheit gibt es in der jüdischen, besonders der rabbinischen, in der christlichen und mohammedanischen Literatur eine außerordentlich reiche Tradition. Freilich wußte man mit derselben bisher weiter nicht viel anzufangen, da man sie eben im großen und ganzen als das Produkt einer ins Maßlose gewucherten Phantasie ansah. Als ob der magere Stoff, den das Alte Testament über Adam bietet, für sich allein den Anlaß zu all den Sagen gegeben haben könnte, die sich an die Person des Urmenschen knüpften! Nein, neben der Buchtradition gab es auch noch einen Strom lebendiger Überlieferung, der sich von Mund zu Mund fortpflanzte und oft sehr lange Zeit nur mündlich weitergegeben wurde, bis er seine schriftliche Fixierung fand. Und wenn das in solcher Weise auf uns Gekommene vielfach den Eindruck des Sonderbaren und Abgeschmackten macht, so kommt das nur daher, daß man das Erzählte auf einen Menschen bezieht, während doch eigentlich ein übermenschliches Wesen gemeint ist, das Mondwesen nämlich, das wie kein andres zum Urbild des Menschen sich eignete, weil man es für menschenähnlich hielt und mit unermüdlich geschäftiger Phantasie den wunderbaren Wechsel seiner Gestalten und Schicksale nach den bekannten Zuständen

1) Conviv. 191 A u. B.

und Schicksalen des Menschen deutete. Wenn ich daher jetzt das Wichtigste aus der jüdisch-christlich-islamischen Tradition über Adams körperliche und geistige Beschaffenheit, weiterhin überhaupt über das, was er in den Augen früherer Geschlechter war, zusammenstelle, so wird sich zeigen, daß das alles der Gleichung Adam = Mond teils zum direkten Beweise dient, teils durch sie die beste Erklärung findet.

Mag man sonst bei Beschreibung der Körperbeschaffenheit einer Person den Anfang mit dem Kopfe machen, so empfiehlt es sich, beim Stammvater des Menschengeschlechts von der Ferse auszugehen. Dieses Körperteils ist ja schon in der bedeutsamen Stelle Gen. 3, 15 gedacht. Die Rabbinen aber haben noch ein ganz besonderes Interesse für ihn gehabt, denn sie sagen, Adam sei so schön gewesen,,,daß seine Ferse die Sonne verdunkelte, denn der Glanz Gottes lag auf ihm"1. Dieser Ausspruch ist nicht so „albern", wie man ihn schon gefunden hat. Die Ferse ist nämlich, ebenso wie z. B. die Rippe und anderes, ein Bild für die Mondsichel, ein Bild, das meines Erachtens einer der deutlichsten Beweise dafür ist, daß Adam nicht die Sonne, sondern der Mond und zwar vorzugsweise die zunehmende Mondsichel ist. Auch sonst war die Ferse ein beliebtes Bild für den Mond. Der Mondheros Jaqob hält seinen Zwillingsbruder Esau bei seiner Geburt an der Ferse gepackt. Zairipā šna mit goldener Ferse heißt der von dem iranischen Helden Kṛsäspa erschlagene Gandarwa (Jašt 19, 41) und Kasupā šna = mit kleiner Ferse der 15jährige, weißäugige Jüngling, in dessen Gestalt Wṛpraghna bei seiner sechsten Metamorphose erscheint (Jašt 14, 17).

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1) Die Stellen s. bei Weber, Jüdische Theologie 2214 f, Dreyfus, Adam und Eva 16 f. — 2) So Preuschen, Die apokryphen gnostischen Adamschriften aus dem Armenischen übersetzt und untersucht. Festgruß an Stade 1900 S. 215. — ) Über die Gandharwen als Mondriesen vgl. Hillebrandt, Vedische Mythologie I, 430 ff. -) Bei Wrpraghna sprechen schon seine Metamorphosen, bei deren zweiter er als Stier mit goldenen Hörnern erscheint, für seine Mondbedeutung. Man beachte auch, daß er in § 28 des ihm gewidmeten Jasts aršō-kara, maršō-kara und frašō-kara heißt, was doch wohl so viel bedeutet als: der Männer (= Menschen) macht, sterben macht und neu macht (nämlich bei der Auferstehung), alles Funktionen des Mondgottes, der die Geburten bewirkt, Todesgott ist und die Toten wieder zum Leben erweckt. Vgl. übrigens zu Wrpraghna auch Siecke, Drachenkämpfe 13 f.

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